Filmmusik-Sounds im Software-Sequencer
Auf der diesjährigen Superbooth 25 hat Native Instruments ein neues Software-Tool präsentiert. Native Instruments Circular ist ein polyrhythmischer Software-Sequencer, der mit vier Layern arbeitet und zahlreiche Effekte bietet.
Kurz & knapp
- Intuitive Bedienung: Mit wenigen Klicks entstehen schnell komplexe, sich entwickelnde Patterns.
- Flexibler Sequencer: Pro Step lassen sich eigene Sounds und bis zu drei Parameter festlegen.
- Umfangreiche Effekte: Insert- und globale Effekte sorgen für kreativen Klang.
- Vielfältige Klangpalette: Über 100 cineastische Sounds, ideal für Filmmusik und Multimedia-Projekte.
- Eigenes Sampling möglich: Nutzer können eigene Samples per Drag & Drop integrieren.
Inhaltsverzeichnis
Übersicht Native Instruments Circular
Wie bei Native Instruments üblich, erfolgt die Installation der Software über den Download-Manager Native Access. Dort gibt man nach dem Kauf der Software seine per E-Mail erhaltene Seriennummer ein und nach einem kurzen Check ist die Software zum Download und zur Installation bereit.
Für den Einsatz von Native Instruments Circular ist der Software-Sampler Kontakt erforderlich, allerdings reicht auch die kostenlose Version Kontakt Player (ab Version 8.2.1) dafür aus.
Native Instruments bewirbt Circular als einfache Möglichkeit, schnell und intuitiv rhythmische Klangwelten zu erzeugen, für die oft schon ein einzelner Tastendruck ausreicht, um komplexe Patterns abzuspielen und zu ersten Ergebnissen zu kommen. Dabei steht Circular nie still, sondern entwickelt die Patterns stets weiter, so dass immer eine gewisse Abwechslung gegeben ist.
Entwickelt hat Native Instruments das Software-Instrument zusammen mit Frank Elting, der u. a. bereits für die Instrumente Ashlight, Straylight und Pharlight verantwortlich zeichnet. Einige Sounds und Patterns steuerte sogar der deutsche Filmmusikkomponist Jörg Hüttner bei.
Als Klangquelle dienen über 100 teils recht experimentell wirkende Sounds und Klänge. Felt-Pianos, Metallobjekte, über die mit einem Geigenbogen gestrichen wird, Hybrid-Synthesizer-Klänge oder spezielle präparierte Gitarren stehen bei Native Instruments Circular zur Auswahl.
Native Instruments Circular: Bedienung
Im Mittelpunkt des GUI von Circular stehen vier nutzbare Layer sowie ein der mittig sichtbare, mehr oder weniger geschlossene Kreis, der animiert wird, sobald eine Taste auf einem angeschlossenen MIDI-Keyboard gedrückt wird.
Direkt auf der Hauptseite des Software-Instruments lassen sich zum einen die Klänge der einzelnen Layer A bis D aussuchen, diese auf Solo oder stummschalten sowie durch Klick auf den Layer-Buchstaben sowie die drei kleinen horizontalen Streifen anpassen.
Zunächst einmal kann man darüber entscheiden, ob der jeweilige Layer auf alle gespielten Noten reagieren (All Notes) oder bestimmte Noten ausgelassen werden sollen (Lowest Note, Not Highest Note etc.). Darüber hinaus kann die Dichte und die Länge des Patterns bestimmt werden. Bei Wahl der drei Auswahl-Buttons Few, Some und Many werden entsprechend mehr oder weniger Noten eines Patterns abgespielt. Ebenso lässt sich die Anzahl der Steps (stufenweise bis maximal 64), Pulses und Offset einstellen.
Wie gesagt, geht dies alles jeweils pro Layer, so dass hier nicht nur einfache 8tel-Rhythmen produzieren, sondern auch richtig vertrackte polyrhythmische Patterns erzeugen kann. Natürlich liefert Native Instruments Circular mit etlichen fertigen Presets aus, die einen guten Überblick über die Möglichkeiten des Software-Instruments bieten.
Ebenfalls auf der Hauptseite des GUI lässt sich auf Wunsch eine bestimmte Harmoniegrundlage festlegen. Neben der freien Wahl des Grundtons lässt sich auch zwischen acht Skalen wählen.
Sequencer
Während Native Instruments in der Vergangenheit viele recht einfach gestrickte Software-Instrumente auf den Markt gebracht hat (siehe Play Series), bietet die Firma mit Circular glücklicherweise ein Instrument an, das es erlaubt, die komplette Sache dahinter, sprich den Sequencer, individuell und detailliert einstellen zu können.
Über den integrierten Sequencer lassen sich alle vier Layer noch weitergehender anpassen und programmieren. So lässt sich hier beispielsweise die Schritt- und Notenlänge, pro Step bis zu drei Parameter und für jeden Step ein Sound zuweisen. Dabei kann jeder Sound wiederum mit Filter- und Amp-Sektion, ADSR-Kurve bearbeitet und verschiedene Funktionen auch zwei Makro-Controllern zugewiesen werden.
Effekte
Um die einzelnen Layer, wie auch den Gesamtklang des Software-Instruments, klanglich weiter zu verfeinern, hat Native Instruments seinem Software-Instrument Circular eine große Effektsektion spendiert.
Pro Layer lassen sich vier Insert-Effekte nutzen und weitere vier Effekt-Slots sowie zwei Send-Effekte gibt es für das Gesamtsignal. Die Auswahl ist groß und breit gefächert und je nach Wahl des Effekts lassen sich unterschiedliche Parameter einstellen. Geübte Native-Instruments-Nutzer werden über den einen oder anderen vertrauten Plug-in-Namen stolpern. So tauchen hier u. a. die auch als einzelne Effekt-Plug-ins erhältlichen Tools Replika (Delay), Super(charger) GT (Kompressor), Raum (Reverb) etc. auf. Neben der Tatsache, dass sich jeder Effekt individuell anpassen lässt, liefert Native Instruments für jeden Effekt auch vorgefertigte Presets mit.
Interessant ist auch der Grain FX, einem granularen Effekt-Prozessor, der pro Step auf die vier Layer gelegt werden kann. Auch dieser bietet vier Slots und lässt sich individuell auf jeden Layer-Part schicken.
Insgesamt ist das schon eine sehr große Ausstattung und Effekt-technisch muss sich Native Instruments Circular wahrlich nicht verstecken.
Wie klingt Native Instruments Circular?
Natürlich ist solch ein Software-Instrument wie Circular stark von den mitgelieferten Sounds abhängig. Wie beschrieben, kann man hier richtig gut und tief einsteigen und schnell einfache wie komplexe Patterns entwickeln.
Die Sounds von Native Instruments Circular stammen (vermutlich) aus einer Vielzahl anderer Kontakt-Instrumente des Herstellers. Für die Felt Pianos gibt es da beispielsweise verschiedene Instrumente, die als Vorlage gedient haben könnten: Noire, Claire oder auch Piano Colors (was vermutlich aber auch wiederum aus älteren NI Pianos besteht).
Insgesamt ist das Klangspektrum gut aufgebaut, wobei die vorgefertigten Presets stark in die Richtungen Filmmusik und Multimedia gehen. Breite Flächen, sanfte Mallets und Pianos, gezupfte Gitarren oder auch mal ein Synthesizer-Sound als Lead-Stimme, dazu ein paar Akzentsounds und tickende Klänge, so in etwa kann man sich Circular vorstellen. Schön ist, dass Circular auf Poly-Aftertouch-fähig ist, so dass man die Patterns und Rhythmen sehr schön per Fingerdruck beeinflussen kann.
Viele der Preset-Sounds sind eher neutral oder Krimi-/Thriller-mäßig gestimmt, es gibt aber auch einige fröhliche Klänge.
Hier einige Beispiele der Preset-Sounds:
Weitere findet ihr im folgenden Video:
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Letztlich sind die Sounds von Native Instruments Circular fix und fertig produziert, da besteht in der Regel kaum weiterer Bearbeitungsbedarf. Zum einen ist das für professionelle Nutzer, die tagtäglich ihr Geld damit verdienen, eine Möglichkeit, schnell und vor allem einfach an neue Klangquellen zu gelangen.
Auf der anderen Seite befürchte ich, dass eine Vielzahl der Nutzer, die mannigfaltigen Möglichkeiten des Software-Instruments dadurch kaum nutzen werden. Dafür kann Native Instruments natürlich nichts und das soll auch kein Kritikpunkt an der Software selbst sein, aber die fertig produzierten Sounds werden vermutlich kaum oder nur wenig bearbeitet werden. Würde man den Nutzer ein paar rohere Sounds bieten, würde dies vermutlich anders aussehen.
Glücklicherweise erlaubt Native Instruments Circular den Import eigener Samples. Wechselt man auf die Sequencer-Seite, lassen sich in der sogenannten „Sound Lane“ eigene WAV-Dateien ganz einfach per Drag’n’Drop auf einen der Steps ziehen. Daraufhin wird das Sample automatisch hinzugefügt und kann mit allen o. g. Parametern moduliert und Effekten bearbeitet werden. Für eigene Samples stehen 128 Speicherplätze zur Verfügung.
Weitere Informationen findet ihr im folgenden Walkthrough-Video von Native Instruments:
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Genau diesen Ansatz kenne ich von ROLI. Dort mit drei Layern. Macht Spaß. Hier weitergeführt mit zusätzlichen Optionen. Allerdings erlaubt der ROLI (den Namen habe ich gerade nicht parat) beliebige Sounds der Roli Bibliothek zu nutzen. Ok hier halt nur die mitgelieferten, wenn ich das richtig sehe.
@Tai Hallo Tai,
ja, das macht schon Spaß, vor allem in Kombination mit den Funktionen des Sequencers. Neben den Circular-eigenen Sounds kannst Du hier auch eigene Samples importieren.
Ich stelle mir gerade die frage, wie man es produktionstechnisch einsetzen könnte? Wenn jemand einen Song macht, bitte präsentieren.
@Filterpad Das ist eigentlich unkompliziert. Zwei Ansätze: verwendest du sehr komplexe Muster, sagen wir mal eine Sequenz mit 3, eine mit 7, eine 9 und eine mit 13 Steps, erzeugt das eine so komplexe Struktur, dass es zum Hauptthema wird. Oder du benutze es als Intro. Weniger polyrhythmisches setzt du ein wie jeden anderen Arpeggiator. Ein Akkord oder Ton als Input, das Tempo kommt vom Sequenzer, fertig.
Danke für den Bericht. Klingt interessant, besonders für Verwendung eigener Sounds.
Und wie unterscheidet sich das jetzt von XLN Audios Life? Sieht für mich fast identisch aus. Keine KI?
https://www.amazona.de/test-xln-audio-life-beat-generator-plug-in/
Solche Produkte finde ich oft schwierig, man läuft Gefahr ein „malen nach Zahlen“ Musiker zu werden, letzten Endes erschafft man nichts selber – und das ist am Ende doch sehr unbefriedigend.
@Tilliboy Guter Einwand. Ich verstehe vollkommen! Ähnliches ging mir auch durch den Kopf. Man möchte sich auch nicht ewig damit befassen, sondern irgendwann Musik machen. Hoffe engstirnig, daß beim nächsten Komplete Bundle Update viel musikalisches dabei ist. Nützlich, brauchbar, fettgehalt.