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Test: Native Instruments Flesh, Soundlibrary

(ID: 129020)

Flesh-Remote-Octave
Das eigentliche „Fleisch“ sind aber nicht etwa die großen bunten Kreisflächen, sondern die drei Klaviaturen, sogenannte Remote-Octave-Controller namens Harmony, Samples und Sound am unteren Ende des Panels. Wobei der Samples-Controller das wirkliche Herzstück darstellt.

Flesh-Samples

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Im Samples Panel können bis zu zwölf Samples geladen werden, die über die Noten C2 bis B2 (48 bis 59) umgeschaltet werden können. Das können Drum- und Percussion-Samples sein, müssen es aber nicht. Eigene Samples werden einfach eingebunden, indem man sie auf die Sample-Anzeige zieht, wo sie automatisch geslicet-hackstückelt werden, um sie auf die aktuelle BPM-Zahl anzupassen.

Wie schnell das Sample gespielt wird, hängt aber nicht nur von den BPMs ab. Die Parameter Bars und Steps geben an, über wieviele Takte das Sample gestreckt oder gestaucht wird und wieviele der Steps des Samples pro Takt gespielt werden sollen. Hat ein Sample eine Länge von einem Takt mit 16 Steps, dann ergibt eine Einstellung von 2 Takten und 8 Steps die vierfache Länge des Samples.

Es lassen sich damit ganz leicht vertrackte Taktmaße generieren, die mit dem Swing-Regler so richtig zu grooven anfangen. Das ist schon mal sehr gut, vorausgesetzt die Analyse erkennt so viele Slices im Sample. Die Anzahl der erkannten Slices kann über den Threshold Parameter beeinflusst werden. Kommt man mit dem Samples-Panel klar, ist der Rest von Flesh kein Problem. Ganz wichtig, um auch die Samples und die Harmony-Sequenzen einzeln fixieren zu können, um das Eine wie das Andere nach Belieben auszutauschen.

Flesh-Harmony

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Es ist zwar schon so, dass Flesh aus dem Sample spektrale Frequenzinformationen herauszieht, aber welchen Akkorden diese Basisnoten aber letztendlich zugeordnet werden, wird auf der Harmony Seite festgelegt. Das Umschalten der Harmony-Fernsteuerung erfolgt über die Noten C1 bis B1 (36 bis 47). Subbass, Mono- und Polysynth erzeugen zwar wie gesagt die Basisnoten, die dazugehörigen Harmonien, Akkorde und Sequenzen werden aber hier zugeordnet.

Hier dient eine einfache chromatische Tonleiter dazu, beliebig viele zusätzliche Noten in Abhängigkeit von der Basisnote zu triggern. Bei Bedarf alle 12. Diese Akkord-Presets sind nun jeder Note des Remote-Octave-Controllers zugeordnet, also wiederum 12.

Sequenzen, d.h. Akkordabfolgen (bis zu 8 Takte lang) können leider nur live eingespielt werden. Dazu aktiviert man den Aufnahmemodus des Sequencers und hält eine der Noten C1 bis B1 einen Takt lang fest, damit der Sequencer diese aufnimmt. Lässt man die Note los, stoppt der Sequencer die Aufnahme und loopt die Sequenz. Die Note muss also über den Takt hinaus gehalten werden und darf erst losgelassen werden, wenn eine andere gedrückt ist, um die Aufnahme fortzuführen. Die am längsten gehaltene Note im Takt wird dann auf das Taktmaß quantisiert. Das hört sich umständlicher an als es eigentlich ist und stellt tatsächlich eine sehr gute Lösung für die Live-Performance dar, da man hier nicht taktgenau arbeiten muss und nebenbei auch andere Sachen im Auge behalten kann.

Flesh-Sound

Schließlich gibt es noch den Remote-Octave-Controller für den Sound, über MIDI-Noten C3 bis B3 (60 bis 72) ansprechbar. Das Panel ist ein Performance-Mixer, über die Module an- und ausgeschaltet werden und sofern aktiviert, in welcher Lautstärke gespielt wird.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Mit „garbage in – garbage out“ hast du vollkommen recht. Leider mögen sehr viele diesen Garbage, wenn er nur fett klingt.
    Und das gilt sowohl für die Konsumentenseite (im Bereich EDM geschätzt >99%), wie auch im Hobby- bis SemiPro-Musikerbereich. Und der Pro-Bereich kann sich dem letztendlich nur schwerlich verschließen, und schon kommt überall der gleiche Senf raus. Und um das zu verschleiern, werden ständig neue Dance-Stilarten erfunden, gerne auch mit dem Präfix „Progressiv“, auch wenn die Mucke dahinter maximal davon entfernt ist.
    Mir persönlich ist das relativ egal, da ich nicht in diesen Sparten unterwegs bin, weder als Hörer noch als Musiker. Ich find es aber für alle Seiten mehr als schade, weil in einer solchen Umgebung jeder Hauch von echter Kreativität schnell erstickt, bzw. durch Scheinkreativitätsaktionen überlagert wird. Die Leutz, die die ersten Wobbelbässe noch handgestrickt haben, haben was erschaffen. Die nächste Generation hat vielleicht noch mit dem Element gespielt und etwas ausprobiert. Die große Masse danach lässt den Kram einfach mit ihren Tools und Synthie-Features erzeugen und hinterfragt es noch nicht einmal ansatzweise, sondern pflegt es als Dogma wie die stumpfe Kick auf im VierViertel.

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      patchpoint

      Sehr gut beschrieben! Danke für deine Worte. Darum Finger weg von diesen Tools. Selber machen und dabei lernen! Dann wird die Musik wieder interessanter.

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    AMAZONA Archiv

    Daher sollte man durchaus solche Malen-nach-Zahlen-Tools kritisch betrachten, denn sie schaffen zwar vermeintliche Quick-Wins für den enthusiatischen 12jährigen oder den handwerklich nicht besonders begabten 22jährigen, aber Musik kommt leider nur bei denen raus, die es auch ohne diese Tools schaffen würden….

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      GEM-D

      Wie heißt es doch so schön? Viele Wege führen nach Rom… Warum soll man sich nicht mit einem Tool mit einem One-Klick den Arbeitsprozess vereinfachen? Am Ende zählt halt doch nur das Ergebnis und es fragt keiner „wie hast Du das gemacht?“.
      Wofür wurde sonst z. B. die Automation erfunden?
      Ich gebe Dir aber absolut Recht: Man sollte das, was dahinter steckt auch verstehen!
      Und evtl. sogar dann auch mal einen anderen Um-Weg versuchen ;-)

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        AMAZONA Archiv

        @GEM-D Genau das ist das Grundproblem aus meiner Sicht. Dass schlicht alle Wege nach Rom führen, bzw. führen müssen. Also nicht solche Tools meiden, weil sie Dinge vereinfachen; das finde ich völlig OK. Man sollte sie meiden, weil sie letztendlich doch meist in den gleichen schlichten Sound münden. Nichts gegen Hilfen, aber halt gegen Malen-nach-Zahlen….

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    dilux AHU

    schade, das es keine klangbeispiele gibt um das abstrakte etwas zu veranschaulichen, so hat man nur eine ahnung, was flesh denn eigentlich kann.
    ich sehe natürlich auch die gefahr, dass ein solches programm futter für die – mich schon seit jahrzehnten nervende – „echte musik ist handgemacht“-fraktion ist, die sich ja dann gerne auch mal auf die dance-schiene einschiesst. man liest es ja auch hier in den kommentaren.
    wer es allerdings wagt, den wert von musik pauschal zu beurteilen und glaubt, irgendein genre sei frei von dogmen, scheint schon ganz schön bodenhaftung verloren zu haben!

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      AMAZONA Archiv

      @dilux Nur zur Ergänzung: Ich will hier keineswegs dieses von dir ins Spiel gebrachte Fass aufmachen, denn dieses Ding interessiert mich nicht. „Handgemacht“ ist ein Argument von Leuten, die grundsätzlich Probleme mit bestimmten Techniken haben. Aber an dieser Stelle verstehst oder interpretierst du mich falsch. Ich hab auch nichts gegen EDM, die gerne auch IDM sein darf, wo immer auch die Grenze gezogen werden kann. Und ich persönlich mag auch Musiker, von Orbital bis zu PlanningToRock, von Mouse on Mars bis The Knife. Alles großartige Musiker, die aus solchen Tools tolle Dinge rausholen könnten, wenn sie denn damit arbeiten würden, und zwar weit jenseits der Stereotypen, zu denen solche Tools halt verleiten. Aber bei klassischer Funktionsmusik, wie sie in Clubs benötigt wird, spielt das wohl eher eine untergeordnete Rolle. Und ja: Man kann sehr wohl von Funktionsmusik sprechen, ohne dies abwertend zu meinen. David Guetta z.B. wird wohl kaum auf die Idee kommen, seine Musik mit beispielsweise Autechre zu vergleichen. Beide machen Musik zum Tanzen, aber bei dem einen geht es halt darum, dieses möglichst multifunktional, sprich bei einem maximal großen Publikum zu erreichen. Und das klappt auch, also alles bestens. Dass das selbstverständlich nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner funktioniert liegt auf der Hand.

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        dilux AHU

        ok, so weit so gut, ich will auch gar nicht zu weit ins theoretisieren kommen, aber bei 2 punkten würde ich dich gerne ins nachdenken bringen:
        funktionsmusik ist für mich eigentlich jede form von (moderner) musik insofern, dass sie dahingehend funtioniert, dass sie beim zuhörer emotionen hervorruft…so funktioniert techno z.b. bei mir auch daheim auf dem sofa.
        zu deiner theorie bzgl. guetta und autechre – hier wollte ich kurz anfügen, dass ich wesentlich näher an autechre bin, als an guetta ;) – glaubst du nicht, dass beide die musik machen, die ihnen persönlich entspricht und gefällt? ich bezweifle, das guetta mit dem hintergedanken „was gefällt den massen“ ins studio geht, ich glaube sogar, so funktioniert das einfach nicht. guettas künstlerischer output spricht einfach den breiteren querschnitt an als autechres…

  4. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Teil 1
    Aufgrund er Kommentare und als Anhänger von generativer und algorithmischer Musik möchte ich doch noch einige Ansichten anhängen:

    In der elektronischen Musik, besonders in der akademischen, ist manchmal der Algorithmus oder Prozess das Kunstwerk und nicht das Ergebnis.
    Als langjähriger Reaktor-Nutzer räume ich natürlich ein, dass ich der Technikbegeisterung, sowie dem Interesse und Verständnisses am Prozess an sich, mindestens so viel Bedeutung beimesse wie dem Ergebnis.
    Und hier schafft es das Ensemble denjenigen zu überraschen, bei dem es mir das immer am schwersten fällt : mich.

    Deswegen ich lasse auch viel lieber Melodien und Harmonien kontrolliert kontinuierlich generieren. Aich musiktheoretisch abzurackern, gibt mir nichts. Ich bastel lieber an frickeligen Beats und Klängen und genau dafür finde ich Flesh super.

    • Profilbild
      Markus Schroeder RED

      @Markus Schroeder Teil 2
      Außerdem, um die Automation (und Klangaufspaltung) ging es doch in der elektronischen Musik seit ihrer Erfindung.
      Das sie später u.a. mit Hilfe von Herrn Moog von klassischen Musikern „gekidnapped“ wurde und heutzutage vieles für „elektronisch“ (kann nicht mit mechnischen Instrumente nachgespielt werden) gilt was nur „elektroaffin“ (kann mit mechanischen Instrumenten nachgespielt werden) ist, steht auf einem ganz anderen Blatt und das Argument „Musik muss handgemacht sein“ greift hier sowieso ins Leere.

      Jeder gesyncte LFO, jeder Arpeggiator und Step-Sequencer, jeder Ableton-Clip nimmt Dir die Kontrolle aus der Hand. Von den ganzen MIDI-Tools und automatischen Quantisierungen ganz zu schweigen. Beschwert sich jemand darüber?
      Flesh macht hier auch nichts anderes als ein muskalisches Ereigniss in ein
      anders umzuwandeln. Wenn die Anwender damit nur lahmes Zeug machen
      liegt das nicht am Werkzeug. Das Flesh ein solche Verhalten begünstigt will ich gar nicht bestreiten. Aber man sollte Ursache und Symptom nicht verwechseln.

      Der einzige wirkliche Kritikpunkt an Flesh ist für mich nur, dass es nur eine Skala mit 12 Tönen gibt.

      Grüße,
      M. :)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Markus Schroeder Ich denke, wir sind hier nicht wirklich weit auseinander. Daher hab ich meinen ursprünglichen Kommentar auch auf die Gefahr von absolut standardisierten und ideenlosen Output gemünzt. Jeder wie er mag gilt immer, und wenn das Musizieren an sich das Leitmotiv ist: Umso besser.
        Nur der Musik und der musikalischen Weiterentwicklung tut es halt nicht gut, wenn mir ein Tool das abnimmt, was ohnehin die Dancecharts schon überschwemmt. Die Software, die für mich wobbelt, trapped, Flächen zerhackt oder sonstigen Standardkram abnudelt hält mich letztendlich davon ab, etwas Neues zu erschaffen. Weil das Denken sehr stark schematisiert wird. Aber das ist selbstverständlich nicht das Problem des Tools, sondern des Anwenders. Und genau deshalb sollten solche Tools mindestens gleichberechtigt ins Experiment wie in den Chartbaukasten leiten.

    • Profilbild
      OscSync AHU

      @Markus Schroeder Ich finde generative und algorithmische Konzepte auch sehr spannend. Habe mich in der visuellen Gestaltung ein wenig mit Dingen wie emergence, cellular automata etc beschäftigt, aber noch nicht die richtige Herangehensweise & Werkzeuge gefunden, um so etwas für die Ohren zu „generieren“. Wäre das nicht mal eine Idee für einen Workshop? :-)

  5. Profilbild
    MidiDino AHU

    Ist es nicht egal, aus was ein amusikalischer Müll herauskommt, ob aus einer jenem ‚Flash‘, aus einer Gitarre oder einem Synth, ob analog oder digital. Über Musik wird innerhalb der Pop-Szene ohnehin kaum gesprochen, allenfalls über Klang. Es würde sich auch kaum lohnen ;-)

    Generative und algorithmische Konzepte – die aus einer völlig anderen Richtigung stammen -, hatten ihren Höhepunkt in der sogenannten seriellen Musik: Musikalisch Neues hätte nach meinem Ermessen diese Tradition zu überwinden …

  6. Profilbild
    bytechop

    Flesh ist ein geniales Tool. Der Beat muss ja nicht immer an sein und es dürfen auch andere Loops als nur Drums geladen werden. Wichtig ist die einzelnen Module zu verstehen und wie die untereinander agieren. Ich hoffe es kommt noch ein Update mit Verbesserungen im Handling und Workflow. Wenn ich etwas Zeit finde kann ich mal schauen ob die Midisignale irgendwie nach aussen zu bekommen sind.

  7. Profilbild
    Michael Schill RED

    Ich hab die Demo probiert und das Teil ist schon interessant. Nicht zustimmen kann ich aber der Aussage „Effekte oder Instrumente, die aus einem Drum-Sample aber harmonische und melodische Anteile herauszuziehen und aufbereiten, sind schon wesentlich dünner gesät. Genau genommen fällt mir auf Anhieb keines ein.“ Denn ein Beispiel wurde bereits am Anfang des Artikels erwähnt: The Mouth von Tim Exile klingt ganz ähnlich und macht auch vom Prinzip das gleiche, nur dass ich das zu bearbeitende Sample nicht laden muss, sondern einfach eine Audiospur im Sequencer als Quelle nehmen kann. Verbogen wird ebenfalls auf Basis von Frequenzanalyse und neben dem Vocoder sind zwei ähnlich einstellbare Synthesizer- und ein Effektmodul vorhanden.

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