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Test: Native Instruments Flesh, Soundlibrary

(ID: 129020)
Flesh-Sound-LFO

Flesh – LFO

Flesh-Macros

Flesh – Modulations-Makros

Flesh-Sound-Remote

Flesh – Remote-Konfiguration

Wünsche für zukünftige Updates wären die freiere Definition von Tonskalen, denn Pitchbend allein reißt es für die abgewuselte chromatische Tonleiter nicht raus. Eine MIDI-Notenausgabe der Synthesizer und des Harmony-Sequencers wäre auch sehr praktisch. Dazu ein Regler, der die Tonskalen so verbiegt, wie es Swing beim Groove tut. Das wäre genial! Wirklich, der Swing-Parameter bei Flesh gehört zu den absolut besten seines Genres. Abschließend wäre es noch wünschenswert, die Slices shuffeln zu können und ein Live-Audioeingang wäre die Krönung. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die Analysestruktur des Ensembles das zulassen würde. Ansonsten habe ich an Flesh nichts auszusetzen.

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Fazit

Ist Flesh eine Symptombekämpfung? Was ich bei sehr, sehr vielen Demos, die man so über Facebook- und Soundclould-Empfehlungen zugespielt bekommt auffällt, ist dass die meisten den melodiösen Part ihrer Song technisch zwar gut hinbekommen. Also Auswahl der Sounds, Progressionen und das Mixing. Bei den Beat-Parts empfinde ich aber meistens gähnende Langeweile. Wenn ein Intro mit einer 4/4 Bassdrum anfängt und deren rhythmische Progression über den gesamten Song hinweg in der Ausblendung und dem Drop derselben ihren dramaturgischen Höhepunkt findet, bekomme ich die Krise.

Dementsprechend sollte ich Flesh wohl eher kritisch gegenüberstehen – aber nur vordergründig. Denn hier geht es ja um die BEATS und es ist schon so, dass mit Flesh selbst aus einem einfachen 4/4 Beat schon ziemlich geniale Stücke herauszukitzeln sind. Denn es spielt hier weniger das Taktmaß eine Rolle, als die akustische Qualität der Samples. Denn aus Nichts kann selbst Flesh nichts Tolles zaubern.

Doch das sollte nicht der, hoffentlich für einige ernüchternden, Tatsache ablenken: Je besser der Beat, um so besser das, was Flesh daraus machen kann. Garbage in, Garbage out. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Was Flesh hier machen kann, ist einem mehr Luft für die Beat-Programmierung zu verschaffen, denn was das Ensemble an Harmonien generiert, ist wirklich erstaunlich und musikalisch sofort verwertbar.

Dabei ist Flesh aber kein limitiertes Spielzeug, trotz der einfachen Bedienung und der reduzierten Parameter. Das Einbinden eigener Samples ist ein wichtiger Teil, so wie die Modulationsmöglichkeiten, die Live-Performance-Aspekte, die Akkordgestaltung und die einfache externe Kontrolle über MIDI-Noten auch.

Sicher, die Bandbreite der Synthesizerklänge sind für einen Synthesizer verhältnismäßig eng begrenzt. Allerdings macht genau der rudimentäre Brot-und-Butter Charakter der Synthesizer diese so universell einsetzbar. Die Sounds passen eigentlich zu allem und können damit nicht nur hervorragend als Ergänzung einer Produktion, sondern auch als inspirierende Arrangements dienen, die zu ganzen Tracks taugen.

Nachdem ich Flesh zum ersten Mal gestartet hatte, vergingen vier Stunden, bis ich wieder auf die Uhr schaute. Und die vergingen nicht, weil ich mich mit dem – sehr gut geschriebenen – Handbuch herumschlagen musste. Ein paar Mal musste ich spicken, weil einige Zusammenhänge in der Bedienung so nicht ersichtlich waren, aber das bewegte sich im Minutenbereich. Die meiste Zeit bastelte ich herum und hatte einfach Spaß.

Mit Flesh ist Tim Exile ein ziemlich geniales Kreativ- und Live-Instrument gelungen, das natürlich auf die DJ- und Clubkultur und alles Elektronische abzielt und somit für sämtliche Genres zwischen Electro und Drum’n’Bass und auch für vieles jenseits von 4/4 geeignet ist. Volle Punktzahl.

Plus

  • Klang
  • einfache Handhabung
  • Einsetzbarkeit
  • Spaßfaktor

Minus

  • -

Preis

  • Ladenpreis: 99,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Mit „garbage in – garbage out“ hast du vollkommen recht. Leider mögen sehr viele diesen Garbage, wenn er nur fett klingt.
    Und das gilt sowohl für die Konsumentenseite (im Bereich EDM geschätzt >99%), wie auch im Hobby- bis SemiPro-Musikerbereich. Und der Pro-Bereich kann sich dem letztendlich nur schwerlich verschließen, und schon kommt überall der gleiche Senf raus. Und um das zu verschleiern, werden ständig neue Dance-Stilarten erfunden, gerne auch mit dem Präfix „Progressiv“, auch wenn die Mucke dahinter maximal davon entfernt ist.
    Mir persönlich ist das relativ egal, da ich nicht in diesen Sparten unterwegs bin, weder als Hörer noch als Musiker. Ich find es aber für alle Seiten mehr als schade, weil in einer solchen Umgebung jeder Hauch von echter Kreativität schnell erstickt, bzw. durch Scheinkreativitätsaktionen überlagert wird. Die Leutz, die die ersten Wobbelbässe noch handgestrickt haben, haben was erschaffen. Die nächste Generation hat vielleicht noch mit dem Element gespielt und etwas ausprobiert. Die große Masse danach lässt den Kram einfach mit ihren Tools und Synthie-Features erzeugen und hinterfragt es noch nicht einmal ansatzweise, sondern pflegt es als Dogma wie die stumpfe Kick auf im VierViertel.

    • Profilbild
      patchpoint

      Sehr gut beschrieben! Danke für deine Worte. Darum Finger weg von diesen Tools. Selber machen und dabei lernen! Dann wird die Musik wieder interessanter.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Daher sollte man durchaus solche Malen-nach-Zahlen-Tools kritisch betrachten, denn sie schaffen zwar vermeintliche Quick-Wins für den enthusiatischen 12jährigen oder den handwerklich nicht besonders begabten 22jährigen, aber Musik kommt leider nur bei denen raus, die es auch ohne diese Tools schaffen würden….

    • Profilbild
      GEM-D

      Wie heißt es doch so schön? Viele Wege führen nach Rom… Warum soll man sich nicht mit einem Tool mit einem One-Klick den Arbeitsprozess vereinfachen? Am Ende zählt halt doch nur das Ergebnis und es fragt keiner „wie hast Du das gemacht?“.
      Wofür wurde sonst z. B. die Automation erfunden?
      Ich gebe Dir aber absolut Recht: Man sollte das, was dahinter steckt auch verstehen!
      Und evtl. sogar dann auch mal einen anderen Um-Weg versuchen ;-)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @GEM-D Genau das ist das Grundproblem aus meiner Sicht. Dass schlicht alle Wege nach Rom führen, bzw. führen müssen. Also nicht solche Tools meiden, weil sie Dinge vereinfachen; das finde ich völlig OK. Man sollte sie meiden, weil sie letztendlich doch meist in den gleichen schlichten Sound münden. Nichts gegen Hilfen, aber halt gegen Malen-nach-Zahlen….

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    dilux AHU

    schade, das es keine klangbeispiele gibt um das abstrakte etwas zu veranschaulichen, so hat man nur eine ahnung, was flesh denn eigentlich kann.
    ich sehe natürlich auch die gefahr, dass ein solches programm futter für die – mich schon seit jahrzehnten nervende – „echte musik ist handgemacht“-fraktion ist, die sich ja dann gerne auch mal auf die dance-schiene einschiesst. man liest es ja auch hier in den kommentaren.
    wer es allerdings wagt, den wert von musik pauschal zu beurteilen und glaubt, irgendein genre sei frei von dogmen, scheint schon ganz schön bodenhaftung verloren zu haben!

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @dilux Nur zur Ergänzung: Ich will hier keineswegs dieses von dir ins Spiel gebrachte Fass aufmachen, denn dieses Ding interessiert mich nicht. „Handgemacht“ ist ein Argument von Leuten, die grundsätzlich Probleme mit bestimmten Techniken haben. Aber an dieser Stelle verstehst oder interpretierst du mich falsch. Ich hab auch nichts gegen EDM, die gerne auch IDM sein darf, wo immer auch die Grenze gezogen werden kann. Und ich persönlich mag auch Musiker, von Orbital bis zu PlanningToRock, von Mouse on Mars bis The Knife. Alles großartige Musiker, die aus solchen Tools tolle Dinge rausholen könnten, wenn sie denn damit arbeiten würden, und zwar weit jenseits der Stereotypen, zu denen solche Tools halt verleiten. Aber bei klassischer Funktionsmusik, wie sie in Clubs benötigt wird, spielt das wohl eher eine untergeordnete Rolle. Und ja: Man kann sehr wohl von Funktionsmusik sprechen, ohne dies abwertend zu meinen. David Guetta z.B. wird wohl kaum auf die Idee kommen, seine Musik mit beispielsweise Autechre zu vergleichen. Beide machen Musik zum Tanzen, aber bei dem einen geht es halt darum, dieses möglichst multifunktional, sprich bei einem maximal großen Publikum zu erreichen. Und das klappt auch, also alles bestens. Dass das selbstverständlich nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner funktioniert liegt auf der Hand.

      • Profilbild
        dilux AHU

        ok, so weit so gut, ich will auch gar nicht zu weit ins theoretisieren kommen, aber bei 2 punkten würde ich dich gerne ins nachdenken bringen:
        funktionsmusik ist für mich eigentlich jede form von (moderner) musik insofern, dass sie dahingehend funtioniert, dass sie beim zuhörer emotionen hervorruft…so funktioniert techno z.b. bei mir auch daheim auf dem sofa.
        zu deiner theorie bzgl. guetta und autechre – hier wollte ich kurz anfügen, dass ich wesentlich näher an autechre bin, als an guetta ;) – glaubst du nicht, dass beide die musik machen, die ihnen persönlich entspricht und gefällt? ich bezweifle, das guetta mit dem hintergedanken „was gefällt den massen“ ins studio geht, ich glaube sogar, so funktioniert das einfach nicht. guettas künstlerischer output spricht einfach den breiteren querschnitt an als autechres…

  4. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Teil 1
    Aufgrund er Kommentare und als Anhänger von generativer und algorithmischer Musik möchte ich doch noch einige Ansichten anhängen:

    In der elektronischen Musik, besonders in der akademischen, ist manchmal der Algorithmus oder Prozess das Kunstwerk und nicht das Ergebnis.
    Als langjähriger Reaktor-Nutzer räume ich natürlich ein, dass ich der Technikbegeisterung, sowie dem Interesse und Verständnisses am Prozess an sich, mindestens so viel Bedeutung beimesse wie dem Ergebnis.
    Und hier schafft es das Ensemble denjenigen zu überraschen, bei dem es mir das immer am schwersten fällt : mich.

    Deswegen ich lasse auch viel lieber Melodien und Harmonien kontrolliert kontinuierlich generieren. Aich musiktheoretisch abzurackern, gibt mir nichts. Ich bastel lieber an frickeligen Beats und Klängen und genau dafür finde ich Flesh super.

    • Profilbild
      Markus Schroeder RED

      @Markus Schroeder Teil 2
      Außerdem, um die Automation (und Klangaufspaltung) ging es doch in der elektronischen Musik seit ihrer Erfindung.
      Das sie später u.a. mit Hilfe von Herrn Moog von klassischen Musikern „gekidnapped“ wurde und heutzutage vieles für „elektronisch“ (kann nicht mit mechnischen Instrumente nachgespielt werden) gilt was nur „elektroaffin“ (kann mit mechanischen Instrumenten nachgespielt werden) ist, steht auf einem ganz anderen Blatt und das Argument „Musik muss handgemacht sein“ greift hier sowieso ins Leere.

      Jeder gesyncte LFO, jeder Arpeggiator und Step-Sequencer, jeder Ableton-Clip nimmt Dir die Kontrolle aus der Hand. Von den ganzen MIDI-Tools und automatischen Quantisierungen ganz zu schweigen. Beschwert sich jemand darüber?
      Flesh macht hier auch nichts anderes als ein muskalisches Ereigniss in ein
      anders umzuwandeln. Wenn die Anwender damit nur lahmes Zeug machen
      liegt das nicht am Werkzeug. Das Flesh ein solche Verhalten begünstigt will ich gar nicht bestreiten. Aber man sollte Ursache und Symptom nicht verwechseln.

      Der einzige wirkliche Kritikpunkt an Flesh ist für mich nur, dass es nur eine Skala mit 12 Tönen gibt.

      Grüße,
      M. :)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Markus Schroeder Ich denke, wir sind hier nicht wirklich weit auseinander. Daher hab ich meinen ursprünglichen Kommentar auch auf die Gefahr von absolut standardisierten und ideenlosen Output gemünzt. Jeder wie er mag gilt immer, und wenn das Musizieren an sich das Leitmotiv ist: Umso besser.
        Nur der Musik und der musikalischen Weiterentwicklung tut es halt nicht gut, wenn mir ein Tool das abnimmt, was ohnehin die Dancecharts schon überschwemmt. Die Software, die für mich wobbelt, trapped, Flächen zerhackt oder sonstigen Standardkram abnudelt hält mich letztendlich davon ab, etwas Neues zu erschaffen. Weil das Denken sehr stark schematisiert wird. Aber das ist selbstverständlich nicht das Problem des Tools, sondern des Anwenders. Und genau deshalb sollten solche Tools mindestens gleichberechtigt ins Experiment wie in den Chartbaukasten leiten.

    • Profilbild
      OscSync AHU

      @Markus Schroeder Ich finde generative und algorithmische Konzepte auch sehr spannend. Habe mich in der visuellen Gestaltung ein wenig mit Dingen wie emergence, cellular automata etc beschäftigt, aber noch nicht die richtige Herangehensweise & Werkzeuge gefunden, um so etwas für die Ohren zu „generieren“. Wäre das nicht mal eine Idee für einen Workshop? :-)

  5. Profilbild
    MidiDino AHU

    Ist es nicht egal, aus was ein amusikalischer Müll herauskommt, ob aus einer jenem ‚Flash‘, aus einer Gitarre oder einem Synth, ob analog oder digital. Über Musik wird innerhalb der Pop-Szene ohnehin kaum gesprochen, allenfalls über Klang. Es würde sich auch kaum lohnen ;-)

    Generative und algorithmische Konzepte – die aus einer völlig anderen Richtigung stammen -, hatten ihren Höhepunkt in der sogenannten seriellen Musik: Musikalisch Neues hätte nach meinem Ermessen diese Tradition zu überwinden …

  6. Profilbild
    bytechop

    Flesh ist ein geniales Tool. Der Beat muss ja nicht immer an sein und es dürfen auch andere Loops als nur Drums geladen werden. Wichtig ist die einzelnen Module zu verstehen und wie die untereinander agieren. Ich hoffe es kommt noch ein Update mit Verbesserungen im Handling und Workflow. Wenn ich etwas Zeit finde kann ich mal schauen ob die Midisignale irgendwie nach aussen zu bekommen sind.

  7. Profilbild
    Michael Schill RED

    Ich hab die Demo probiert und das Teil ist schon interessant. Nicht zustimmen kann ich aber der Aussage „Effekte oder Instrumente, die aus einem Drum-Sample aber harmonische und melodische Anteile herauszuziehen und aufbereiten, sind schon wesentlich dünner gesät. Genau genommen fällt mir auf Anhieb keines ein.“ Denn ein Beispiel wurde bereits am Anfang des Artikels erwähnt: The Mouth von Tim Exile klingt ganz ähnlich und macht auch vom Prinzip das gleiche, nur dass ich das zu bearbeitende Sample nicht laden muss, sondern einfach eine Audiospur im Sequencer als Quelle nehmen kann. Verbogen wird ebenfalls auf Basis von Frequenzanalyse und neben dem Vocoder sind zwei ähnlich einstellbare Synthesizer- und ein Effektmodul vorhanden.

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