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Test: Native Instruments Kinetic Metal, Sound Library

Metallverarbeitung mal anders

16. Oktober 2013

Die Native Instruments Kinetic Metal Sound Library ist ein Produkt der Liebe. Steht zumindest im Handbuch: „The instruments of KINETIC METAL are a labor of love and have been meticulously crafted in countless sampling, recording and sound design sessions.” Liebe und Metall? Klingt nach einer ungewöhnlichen Mischung. Aber das ist nicht das Einzige, was an dieser Library ungewöhnlich ist.

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„Metal“ ist die Quelle dieser Soundsammlung. Stahlblöcke, mechanische Uhren, Schüsseln, Platten, Münzen, Federwerke, Grammophone, Öltanks, Schwerter, Morse-Taster, alte Schreibmaschinen und Telefone, Eisenkugeln oder Eisenbahner-Ölkännchen – alles, was irgendwie aus Metall besteht, wurde vom Sound Designer Jeremiah Savage in einjähriger Arbeit gesampelt, sortiert, in Form gebracht und zu über 200 Multilayer-Instrumenten geformt.

Was alleine ja noch nicht außergewöhnlich wäre – Sound-Librarys auf Metall-Basis hat es immer wieder mal gegeben. Hier aber kommt der zweite Namensteil, die „Kinetic“ ins Spiel. „Kinetik“ ist – laut Wikipedia – in der Technischen Mechanik „die Bewegung unter Einwirkung von Kräften beschleunigten Körpern“. Oder noch passender: Kinetische Kunst ist eine „Ausdrucksform, bei der die mechanische Bewegung der wesentliche Bestandteil des Kunstobjekts ist“. Denn: Auch in „Kinetic Metal“ ist die Bewegung ein ganz wesentlicher Bestandteil – sowohl akustisch als auch ihre optische Übersetzung.

Das wohl ungewöhnlichste Interface aller Zeiten

Zumindest dieser Titel ist der Library schon einmal sicher. Eingebettet in die vertraute Umgebung von Kontakt 5 (respektive des kostenlosen Kontakt 5 Players) erwartet uns ein Interface, das aus der Feder von Jules Vernes zu stammen scheint: Eine Art „Kontakt 5 goes Steampunk“, mit Zahnrädern, Schläuchen und mechanischen Reglern, auf alten Holzbohlen montiert. Allein die Rackgriffe an den Seiten erinnern uns daran, dass wir es hier nicht mit einem besonders ausgefeilten Zeitschloss einer Piratenschatztruhe, sondern mit einem Interface für eine Sound-Library zu tun haben.

Bei aller ungewöhnlichen Verspieltheit ist das Interface recht klar in drei große Abschnitte unterteilt. Oben thront (recht klein) das vertraute Haupt-Controlpanel von Kontakt mit den gewohnten Einstellmöglichkeiten zu Output, MIDI-Channel, Voices, Tuning, Volume und mehr. Das große Mittelstück im Holz-Metall-Design wird von zwei großen mechanischen Laufwerken ähnlich einer geöffneten Taschenuhr bestimmt, die mit „Forge“ und „FX“ beschriftet sind und mittels „Link“-Schalter miteinander gekoppelt werden können. Was genau das alles dann bewirkt, wird gleich erklärt. Auch, was es mit der ominösen „Motion“-Kontrolle auf sich hat. Im unteren Teil des Interfaces schließlich findet sich eine Mixersektion. Die ist kontextabhängig und liefert Mixer zu Samples, Motion und FX (mehr dazu ebenfalls gleich).

Das Interface lädt zum hemmungslosen Herumspielen ein und ist störungsfrei und exakt nutzbar. Kein millimetergenaues Herumsuchen mit dem Mauspfeil, um winzige Drehregler zu erwischen – hier wird geklickt und es passiert etwas. Das kann man völlig unbedarft machen und schauen, was passiert. Oder zuvor mal einen Blick in das (englische) Manual-PDF werfen, um zu erfahren, was genau sich hinter den Zahnrädern verbirgt. Interessenten können sich das Handbuch auch vorab schon einmal von der Produktseite bei Native Instruments herunterladen.

Der Sound – möge „The Forge“ mit Dir sein

„KINETIC METAL führt Sie wie ein Kompass durch unentdeckte Klanggefilde. Verwandeln Sie metallische Sounds in atmosphärische Klangflächen, lebendige Texturen und filigrane tonale Percussion“ – verspricht Native Instruments. Und liefert dafür 211 Multilayer-Instrumente mit, die von 1751 Samples gefüttert werden und im Download 1,55 Gigabyte belegen. Die Soundfülle reicht da von perkussiven, kurzen Klängen über weitläufige, schwebende Texturen bis hin zu metallenen Bässen oder glockenspielartigen Solo-Sounds.

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Jedes Instrument (aka Layer) besteht aus vier Samples mit vier Wellenformen. Diese sind fest zugeordnet, sind also unveränderbar. Die vier Samples sind auf dem linken Zahnrad („The Forge“) auf den vier  Preset-Positionen „A bis D“ verankert. Und zwar jetzt nicht als ein Sample pro Position, sondern immer alle vier Samples auf den vier Preset-Eckpunkten – wobei aber über den Mixer jeweils ihr Anteil an der jeweiligen Position neu festgesetzt wird. Über einen Solo-Button lassen sich die vier Samples eines Layers aber auch einzeln abhören und testen.

Auf Tastendruck hin setzt sich das Zahnrad (und auch der Sound) in Bewegung und wandert durch die vier Eckpunkte – und der Sound morpht mit. Allein damit lassen sich dann immer wieder neue durchaus interessante und aufregende Klangteppiche entwickeln. So kann man beispielsweise jeweils einen Eckpunkt mit je einem Sample besetzen und dann durch diese „hindurchmorphen“ – oder eben jeden Punkt mit verschiedenen Sample-Anteilen füllen, was noch viel spannender und vielseitiger ist.

Das alleine würde schon genügen, um sehr lebendige, ja fast schon lebende Sounds zu entwickeln. Nun ist aber jeder der vier Punkte überdies auch noch wiederum mit vier artifiziellen Wellenformen gekoppelt. Und auch deren Anteil kann über vier Fader einzeln zugeordnet werden. Was die Zahl der möglichen Sounds weiter potenziert.

Die „Motion“ lässt sich aber auch abstellen; dann gibt es eben nur ein (ausgewähltes) Preset – etwa, wenn keine großen, bewegten Flächen benötigt werden, sondern nur ein einzelner Klang. Das alles klingt in der Theorie ziemlich kompliziert, ist in der Praxis dann aber schnell verstanden.

Die Effekte und Bewegung

Samples und Waves hatten wir eben – jetzt setzen wir dem Ganzen noch einen drauf. Jedes Instrument von Kinect Metal hat eine maßgeschneiderte Effect-Chain. Deren Parameter sind in vier Sektionen eingeteilt: Color (Equalizer und Filter), Distortion (LoFi, Distortion, Tape Saturation), Movement (Chorus, Delay, Phaser und Flanger) und Space (Convolution, Reverb, Delay, Rotary Speaker). Die jeweilige Auswahl der Effekte pro Layer ist fix, nicht aber deren Anteile. Die werden über das Mixerfeld mit je zwei Reglern eingestellt und dann – wie beim Sound (der „Forge“) den vier Presetpunkten eines Zahnrades (dieses Mal dem rechten, beziffert mit „1 bis 4“) zugeordnet. Und Sie ahnen es sicher schon: Auch hier darf dann wieder fröhlich gemorpht und verändert werden.

Mit einem Link-Schalter können beide Zahnräder – das für den Klang und das für die Effekte – nun verkettet werden, um sie in Gleichtakt zu bringen. Oder Sie setzen einfach immer andere, unterschiedliche Startpunkte für die beiden fest. Womit dann die mögliche Klangvielfalt endgültig unermesslich groß geworden ist. Zumindest für Nicht-Mathematiker.

Diese Klangvielfalt explodiert dann förmlich, wenn wir auch noch das Motion Panel zum Spielen öffnen. Denn hier dürfen wir nicht nur die Waveform der internen LFO  (Sinus, Sägezahn, Rechteck und Random) oder Intensität und Tempo bestimmen (per Sync geht’s auch im aktuellen Tempo des Songs), sondern auch die Faderbewegungen per REC-Funktion aufzeichnen und später nutzen oder das Ganze als One-Shot, als Loop oder vor und zurück laufen lassen.

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Fazit

Sample-Librarys mit der Überschrift „Metall“ – das waren bisher meist Produktionen aus der Sparte „heftiges Schlagwerk“ oder „laut und schräg“. Derartig Lebendiges und Facettenreiches wie „Kinetic Metal“ ist dagegen neu in der klingenden Metallbanche. Das liegt zum einen an den extrem ausgesuchten und teilweise höchst unkonventionellen  Grundsamples, zum Großteil aber an dem einzigartigen Konzept, das so flexibel ist wie eine Sprungfeder und kreative Zugriffe fördert wie kaum ein anderes. Das Ergebnis macht Spaß ohne Ende – und kann sich wahrhaft hören lassen.

 

Plus

  • großartige, lebendige, dynamische Sounds und Texturen
  • klasse Interface mit enormem Kreativpotential
  • funktioniert auch im kostenlosen Kontakt 5 - Player
  • angenehm wenig Speicherbedarf der Samples
  • gelungene optische Aufbereitung des Morphings

Preis

  • 99,- Euro im Download
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Luis Miehlich

    Da überleg ich mir wirklich mal ob ich mir das anschaffe! Die Klangbeispeile klingen echt toll und der Preis klingt auch ziehmlich gut.

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