Was bietet der Software-Sampler Neues?
Vor einiger Zeit hatten wir euch das Komplete 15 Paket vorgestellt, das von Native Instruments mit allerhand neuen Librarys bestückt wurde. Herzstück des Pakets ist und bleibt der Software-Sampler Native Instruments Kontakt 8, den wir uns im folgenden Test einmal näher angeschaut haben.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Native Instruments Kontakt 8 und was kostet er?
Beim Software-Sampler Kontakt handelt es sich wohl um die am weitesten verbreitete Host-Software für Sound-Librarys. Zum einen dient Kontakt natürlich als Host für die NI-eigenen Librarys, aber auch etliche Drittanbieter setzen seit vielen Jahren auf Kontakt als Host-Software.
Kontakt ist in zwei Versionen erhältlich: der kostenlose Kontakt Player, der lediglich zum Hosten und Spielen von Sound-Librarys dient und die Kontakt Vollversion, die u. a. zusätzliche Features wie Skripts, die Unterstützung von Non-Player-Librarys, mehr Leap-Instanzen (dazu gleich mehr) bietet und eine große Sound-Library mit sich bringt. Hier findet ihr die genauen Unterschiede zwischen den zwei Versionen.
Den Kontakt Player könnt ihr euch kostenlos von der Native Instruments Website herunterladen. Die Vollversion des Software-Samplers kostet 299,- Euro. Das Update kostet 99,- Euro. In den drei Komplete 15 Paketen Standard, Ultimate und Collector’s Edition ist Kontakt bereits enthalten.
Download und Installation
Nach dem Kauf von Kontakt erhält man eine Seriennummer, die in Native Access (eine Verwaltungs-Software für alle Librarys, Plug-ins und Apps von Native Instruments) eingegeben wird. Daraufhin erscheint die Software in Native Access und sie lässt sich auf dem Computer installieren. Einsetzbar ist Kontakt 8 Standalone sowie als VST3-, AU- und AAX-Plug-in (alle 64 Bit), so dass die Software in jeder gängigen DAW läuft. Als Systemvoraussetzung gibt Native Instruments macOS 12 (oder neuer) bzw. Windows 10 (oder neuer) an.
Die Hardware-Anforderungen an den Computer stellen für aktuelle Systeme kein Problem dar:
- Intel Core i5 oder gleichwertige CPU oder Apple Silicon, 4 GB RAM (6 GB empfohlen)
- Grafikkarte mit Unterstützung für Direct 3D 11.1 (Feature Level 11_0) oder höher
- 2 GB freier Festplattenspeicher, 52 GB für vollständige Installation
- Unterstützt ASIO, Core Audio und WASAPI
Zum Lieferumfang des Kontakt Players gehört lediglich die Library Piano Uno und – sofern man sich das kostenlose Komplete Start herunterlädt – eine 20 GB große Factory Library. Die Vollversion von Kontakt 8 kommt da mit deutlich mehr Beigaben auf die Computerfestplatte. Zum einen ist die 40 GB große Kontakt Factory 2 Library dabei, anderseits auch einige der neuen Leap Expansions (4 GB), der Hybrid-Synthesizer Conflux (2 GB) und das Software Instrument Hybrid Keys (4 GB).
Aufbau von Native Instruments Kontakt 8
Der grundsätzliche Aufbau von Kontakt ist identisch geblieben, allerdings haben die NI-Entwickler einige neue Features hinzugefügt. Und auch an der Optik hat man geschraubt.
Auf der Hauptseite des Software-Samplers gibt es ab sofort die sechs Reiter Instruments, Combined, Tools, Leap, Loops und One-Shots, die eine Vorauswahl der darunter aufgeführten Suchergebnisse treffen. Interessant sind da vor allem die Kategorien Tools und Leap, dazu gleich mehr.
Durch weitere Kategorien lassen sich die Suchergebnisse, die alle kompatiblen Sounds, Instrumente und Plug-ins zusammenfassen, gezielt filtern, so dass man sich – sofern man nicht gezielt ein bestimmtes Software-Instrument, eine Expansion etc. ansteuert – nach und nach passenden Sounds und Tools annähert. Sobald man ein Instrument lädt, erscheint dieses als großes GUI samt eines neuen Preset-Browsers in der linken Spalte. Hierüber lassen sich schnell und einfach alle enthaltenen Presets durchstöbern. Favoriten oder selbst erstellte Presets lassen sich über zwei kleine Buttons erreichen, um oft genutzte Sounds schnell zur Hand zu haben.
Chords- und Phrases-Tool in Kontakt 8
Mit den beiden neuen Tools Chords und Phrases ziehen in Kontakt 8 eine Art von MIDI-Arpeggiatoren ein, die auf alle Preset-Sounds angewendet werden können, egal ob von Native Instruments oder von Drittanbietern. Die beiden sind unabhängig voneinander nutzbar und kommen jeweils mit über 100 vorgefertigten Phrasen/Akkord-Sets aus unterschiedlichsten musikalischen Stilistiken.
Chords-Tool
Lädt man ein Software-Instrument und aktiviert das Chord-Tool, erscheinen im GUI des Tools sieben farbige Kreise, die die sieben Akkorde des geladenen Sets symbolisieren und über die weißen Tasten eines angeschlossenen Keyboards gespielt werden können. Rutscht man auf dem Keyboard eine Oktave nach oben/unten, werden weiterhin die gleichen Akkorde gespielt, nur eben in der entsprechenden Oktavlage.
Nach dem Laden des Presets werden die Akkorde zunächst auf Basis einer C-Cur-Skala wiedergegeben. Dies lässt sich aber mit wenigen Klicks ändern, so dass sowohl die Tonart als auch die Skala abgeändert werden kann. Durch Klicken auf die einzelnen Kreise lassen sich die einzelnen Akkorde eines Sets gezielt ändern oder durch Klicken auf ein Würfel-Symbol auch durch Kontakt neu zusammenstellen. Weitergehende Einstellungen wie Änderungen des Timings, der Min/Max-Velocity oder das Auslassen bestimmter Töne erlauben eine gute Anpassung. Zu guter Letzt kann jeder Einzelakkord per Drag’n’Drop ins Arrangement gezogen und dort bearbeitet werden.
Phrases-Tool
Ähnlich wie das Chords-Tool arbeitet auch das Phrases-Tool, nur dass hier eben keine Akkorde sondern kurze Phrasen/Melodien erzeugt und gespielt werden. Auch hier triggert jede weiße Taste eines angeschlossenen Keyboards eine bestimmte Phrase und die Phrasen lassen sich hinsichtlich Tonart und Skala anpassen. Phrasen können invertiert werden, an anderen Stellen starten, in der Länge verändert, geswingt gespielt oder hinsichtlich der Dynamik angepasst werden. Und natürlich lassen sich auch die Phrasen per Drag’n’Drop in das DAW-Arrangement ziehen, um so detailliert angepasst bzw. bearbeitet zu werden.
Chords- und Phrases-Tool können wie gesagt auf alle Software-Instrumente angewendet werden. Pianos, Synthesizer, Gitarren usw. können damit auf Knopfdruck zum Klingen gebracht werden. Das ist natürlich erstmal nichts Bahnbrechendes, was Native Instruments hier implementiert hat, aber auf diese Art und Weise lassen sich (Vorab-) Arrangements ruck zuck erstellen und man kann Phrasen und Akkorde in Windeseile mit unterschiedlichen Klängen und Sounds ausprobieren. Von anderen Herstellern gibt es solche MIDI-Phrasen-Erzeuger schon länger (hier eine Übersicht zu Software-Pianos mit Phrasen/Akkorden), ich denke da beispielsweise an EZ Keys von Toontrack oder die unzähligen Software-Drummer, die es bereits viele Jahre gibt.
Leap Expansions in Kontakt 8
Mit den Leap Expansions bringt Native Instruments einen separaten Sampler ins Spiel, der frühere, eher verstecktere Features von Kontakt aufgreift und in einer einfacheren Weise zum Vorschein bringt. Wie auch die bisherigen/herkömmlichen Expansions können Leap Expansions über den Native Instruments Shop erworben werden und bieten jeweils für bestimmte Stile oder Moods passende Sounds und Loops.
Jedes Preset-Kit eines Leap Instruments ist mit 16 Sounds/Loops ausgestattet, die allesamt tempo- und tonart-synchron laufen. Die Loops werden über 16 weiße Tasten des Keyboards getriggert und durch Drücken der schwarzen Tasten werden Effekte eingefahren, beispielsweise Note-Repeat, Slicer, Grain oder Stutter-Effekte. Diese Effekte können innerhalb des Leap-GUIs (über Perform FX) bearbeitet und angepasst werden. Letztlich lassen sich auch eigene Leap-Instrumente erstellen.
Das Ganze erinnert so ein bisschen an das Software-Instrument Output Arcade, bei dem man einfach durch Tastendrücken einen oder mehrere zueinander passende Loops triggert und durchlaufen lässt. So entsteht auf einfache Art und Weise zwar ein Arrangement, aber dieses Arrangement (zumindest in den Grundzügen) werden vermutlich auch etliche andere Leap-Nutzer einsetzen. Da steht unweigerlich also die Frage nach der Eigenständigkeit im Raum. Für mich gilt daher: Als Inspirationsquelle und um in den Mood für einen bestimmten Stil zu kommen, lasse ich mich da gerne inspirieren, aber mehr dann auch nicht.
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Conflux
Eine tolle Erweiterung in Kontakt 8 ist das Instrument Conflux, das auf der Wavetable-Engine von Kontakt aufbaut. Diese ist bereits seit Kontakt 6 an Bord, wurde in Version 8 und mit Conflux nun aber zu mehr Präsenz verholfen.
Super ist, dass nun die originalen PPG-Wavetables als Klangquelle genutzt werden können. Diese stammen aus der Übernahme von PPG Apps durch Native Instruments. Die Wavetable-Engine wurde in Kontakt 8 deutlich erweitert, so dass es nun beispielsweise einen zweiten Shaper und einen Modulationsoszillator gibt. Da bleibt abzuwarten, was Drittanbieter mit den Features anstellen werden.
Einen ersten Eindruck von den Wavetable-Features zeigt Native Instruments nun mit Conflux. Als Quelle können hier wahlweise ein Wavetable-Oszillator und eine Sample-basierte Quelle dienen, die in Echtzeit geformt und überblendet werden können. Zur Ausstattungsliste von Conflux gehören ein Multimode-Filter, ein Audio-Mod-Modul, zwei Hüllkurven und LFOs, Step-Animator und ein großer Effektprozessor mit EQ, Shimmer, Chorus und Space. Insgesamt zeigt Conflux sehr schön, was damit alles möglich ist und bringt von klassischen Wavetable-Sounds bis hin zu cineastischen Klangatmosphären und experimentellen Klängen viel Sound-Material mit. Hier einige Soundbeispiele:
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Das man die Chords ins Arrangement ziehen kann wusste ich noch nicht! Genau das hatte ich nämlich vermisst. Somit ist das eine tolle Erweiterung von der ich erst skeptisch war. Mit Phrases bin ich bislang nicht ganz so glücklich. Optisch zwar ein Hingucker schlechthin mit dem „U-Boot Navi“, aber sinnvolleres wie typische Wind-Chimes-Geräusche konnte ich dem noch nicht entlocken. Vielleicht war das aber so gedacht! Also benutzte ich das Ergebnis als FX, was auch passte. Der Plan war allerdings ein schönes Trance-Arpeggio. Kontakt 8 selber ist aber (relativ) übersichtlich und man kann die Presets kategorisch sortieren und mit einem Klick vorhören. Das generelle Klangbild ist aber IMO eher für smoothere Electrogenres und LoFi-HipHop, was ein wenig schade ist. Mein Tipp daher: In Kontakt 8 kann man mehrere Instrumente öffnen (per Drag/Drop) in einem einzigen Feld, die dann im Prinzip „automatisch“ gelayert werden. Nutzt diese Funktion! Das klingt dann schon braubar fett. 4 gelayerte Play-Series Instrumente ist immer noch besser als ein Samplen des Miauen der läufigen Hauskatze. 🐈
Danke für den Test! Im Screenshot zum Kontakt Player sieht man einen Tab „One Shots“. Kann man da jetzt wieder vernünftig nach Einzelsamples suchen? Seit die Datenbank und der Datenbank-Tab in Kontakt 7 durch den unsäglichen Browser ersetzt wurde, der lediglich für fertige Libraries nutzbar ist, hab ich Kontakt leider nicht mehr angefasst. Früher hab ich den für alles genutzt (Drums, Effekte, Synths)… Seit 2 Jahren liegt der aber nur noch rum. Eigentlich sehr schade.
@dflt Das funktioniert gut. Geht halt bei einem Midikeyboard nur die Taste C3 zum abfeuern des jeweiligen Samples und nur das was als One Shot gedacht bzw. gelagert ist. Aber man kann aus den Paketen das jeweilige aussuchen, abspielen und in der Tonhöhe verändern. Wie es sich bei NI Machine verhält, da kann ich leider nicht mitreden.
Die Kategorien Loops, One Shots ist das einzige in Kontakt 8, was mich auch noch dezent verwirrt. Ich kann daher nicht sagen wie, was und woher die Klänge kommen. Ich denke es sind die Pakete und deren Sortierung (z.B. True School, Velvet Lounge oder Rare Vibrations) in eben diesen Kategorien. 🤷♂️ Ich hoffe ich konnte etwas helfen. Technisch funktioniert es einwandfrei.
@Filterpad ich weiß nicht, ob ich dir folgen kann… mir ist schon klar, dass ich auch one-shots abspielen kann. aber der neue browser ist im gegensatz zum alten datenbank-tab nicht dazu geeignet, bequem in meinem drum-ordner mit 50k einzelsamples zu suchen. früher konnte man z.B. favoriten-order anlegen (bassdrums, snares etc.) und die dann direkt anspringen. auch die suche war deutlich komfortabler. das hat nichts mit den paketen zu tun. ich schrieb ja, der neue browser ist vor allem auf fertige libraries ausgelegt und nicht mehr auf die arbeit mit eigenen samples. hatte die hoffnung, mit kontakt 8 haben sie da vielleicht etwas nachkorrigiert.
@dflt Also kann sein dass ich falsch liege, aber wenn man oben in der Menüleiste auf „Library“ klickt (damit der Schriftzug nicht mehr hervorgehoben ist), und dann auf „Files“, dann erscheint bei mir der Browser der so aussieht wie schon in Version 5…..
kann man ganz normal Samples anwählen wie gehabt….
@manomym mir geht es nicht um den browser an sich, sondern um den database-tab innerhalb dieses browsers. der wurde mit kontakt 7 abgeschafft.
hier mal ein kleines video (auch, wenn ich so adhoc nichts gefunden habe, dass den sample-teil zeigt):
https://www.youtube.com/watch?v=vuhhCgpvU6E
@dflt Ich weiß, was Du meinst. Das mit dem fehlenden Database-Tab hat mich auch geärgert.
Ich arbeite daher ab und noch sehr gerne mit Kontakt 5, der ja zum Glück auch nach einer Installation von Kontakt 7 erhalten bleibt. Den Kontakt 5 benötige ich auch noch ab und zu um alte Hardware-Sample-Libraries (AKAI, Emu, Roland etc.) aus vergangenen Tagen lesen zu können.
@Sudad G Und damit wir bei Kommentar 8, passend zurV8 von Kontakt kommen: Stimmt mich auch negativ! Das Vereinfachen und Weglassen ist für mich auch keine gute Option, die NI gewählt hat.