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Test: Native Instruments Kontakt 1 Software Sampler

Native Instruments erster Software-Sampler

10. November 2002

Wenn mich jemand fragt was er denn meiner Meinung nach aus seinem Hardwarestudio ruhigen Gewissens verkaufen könnte, dann antworte ich seit einem Jahr wie aus der Pistole geschossen: „Deinen Sampler!“…

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Dann folgen aber meist auch schon die Fragen meinerseits: „Was für einen Computer hast Du denn, und wie viel Ram?“

Ein Hardware-Sampler ist eben auch ein spezialisierter Computer, mit eigenem Betriebssystem, allerdings mit viel weniger Möglichkeiten die eine Softwarelösung bieten kann. Abgesehen von den langen Ladezeiten und den kleinen Displays ist ein Hardwaresampler für mich eigentlich nur noch Live (wenn überhaupt) zu gebrauchen. Klar, es gibt ein paar Hardwaresampler die einen geilen Sound haben, z. B. ein EMU EIII oder ein Prophet 3000, aber in erster Linie sollte ein Sampler flexibel und effizient auf eine große Klangbibliothek zugreifen können. Er muss verschiedene Fremdformate lesen können und dabei noch kreatives Sounddesign gestatten. Das Sample- und Programm-Management sollte ebenso schnell und einfach von der Hand gehen wie das Keyboardmapping und die Lokalisierung verschiedener Dateien.

Hallo Kontakt Software-Sampler

Die CD wird wie gewohnt als Hybrid Version geliefert (Mac u. PC). Nach der Registrierung auf der www.nativeinstruments.de Site konnte ich das neueste Update (1.1.1.001) laden. Dieses Update beinhaltet nun auch den SSE Support. Die Installation auf Windows XP-Professional verlief ohne Probleme. Kontakt kann als Standalone Programm betrieben werden, oder man integriert ihn in ein Hostprogramm mit einer kompatiblen Schnittstelle (siehe Systemvoraussetzungen).

Ein besonderes Augenmerk muss auf die mitgelieferte Klangbibliothek von Kontakt gelegt werden. Satte 3,2 GB an Samplematerial werden hier geboten. Und dabei handelt es sich nicht einfach nur um ein paar nette Samples, sondern es befindet sich ein sehr guter Querschnitt der Yellow Tools Sample CD Serie auf den 5 CDs. Außerdem hat sich Native Instruments seine eigenen Klangerzeuger (FM7, Absynth, B4, Pro-52, Battery und Reaktor) zu Nutze gemacht und die besten Sounds für Kontakt noch einmal neu designed. Was mir aber ehrlich gesagt fehlt sind ein paar gute Streichersounds in der Library. Aber ansonsten kenne ich neben Halion keinen Sampler bei dem eine so gut gesampelte und programmierte Library mitgeliefert wird.

Die CD-Roms teilen sich wie folgt auf:

  • CD1:
    Installations CD
  • CD2:
    Best of Synth (Absynth, B4, Battery, FM7, Pro52, Reaktor)
  • CD3:
    Piano (Acoustic Grand, FM E-Piano, FM Rhodes)
  • CD4:
    Drums & Perc. (3 Realdrumkits, 3 Electro Kits, World, Bongos, Congas, Djembe)
  • CD5:
    AC. & E-Bass (AC-Bass, Fingered E-Bass, Fretless, Slap, 4 Synthbasses, 2 Pads)
  • CD6:
    AC. & E-Guitars (12-Strings Gtr., Clean E-Gtr., Nylon Guitar, Steel Pick Gtr.)

Aber nun zum GUI (Graphic User Interface) von Kontakt.

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Der Browser von NI Kontakt

Im oberen Bereich des Browsers von Kontakt werden alle Laufwerke des Computers angezeigt. Aus dem unteren Bereich des Browsers kann man Samples oder Instrumente (fertig gemappte Samples) direkt in das weiter unten beschriebene Kontakt-Rack einfach per Drag and Drop hineinziehen. Welche Dateien angezeigt werden hängt von der Einstellung im Tools Menü ab. Folgende Dateien können von Kontakt gelesen werden:

Das Vorhören einzelner Samples ist natürlich auch möglich, wobei es eine Autofunktion gibt, die das angewählte Sample dann automatisch abspielen kann. Die Vorhörlautstärke kann auch mittels eines Faders eingestellt werden. Sehr schön ist auch die Funktion seine Lieblingssamples oder Instruments in eine Favourites Liste einzufügen. So hat man jederzeit einen blitzschnellen Zugriff auf die am häufigsten verwendeten Dateien.

Man kann drei verschiedene Größen für die Darstellung des Userinterfaces von Kontakt einstellen. Welche Maße diese drei Größen haben sollen, kann man im Options Menü einstellen. Hier werden auch alle anderen globalen Voreinstellungen, wie z. B. die Anzahl der Stereo und Mono Outputs (bis zu 32), getroffen: Nachdem man sich für einige Samples und/oder Instrumente entschieden hat, könnte ein Kontaktra ck wie folgt aussehen.

Jetzt könnte man dieses Rack auch als so genanntes Multiinstrument abspeichern. Damit hat man dann z. B. in einem anderen Projekt schnell wieder einen Zugriff auf dieses Setup.
Bis zu 16 Instrumente können in ein Kontaktrack geladen werden. Die maximale Stimmenanzahl einer Kontaktinstanz beträgt 256. Jedes Instrument kann natürlich seinen eigenen Midikanal, sowie einen separaten Ausgang haben. Die Anzahl der Ausgänge kann bis auf 32 erhöht werden.

Editiert wird ein Instrument oder ein Sample in dem man auf den Edit Button drückt. So gelangt man in die modulare Architektur eines Kontakt Instruments.

Jedes Instrument ist als Sampler Modul vordefiniert. Es gibt drei Abspielarten die Kontakt zu bieten hat, die da wären:

Sampler Modul

Hier wird das Sample wie bei einem herkömmlichen Sampler abgespielt.

Tone Machine

Die Tone Machine basiert auf Granularsynthese. Das Samplematerial wird in Grains analysiert und bekommt dann eine Tonhöhe aufgeprägt. So lassen sich z. B. Drumloops tonal spielen. Klingt dann sehr nach Vocoder.

Time Machine

Bei der Time Machine handelt es sich um einen Echtzeittimestretcher. Auch hierbei wird die Granularsynthese eingesetzt.

Die Tone- und Time Machine sind beim Kontakt eher als Effekt zu sehen. Für ein Timestretching oder Pitchshifting was unbemerkt bleiben soll muss man trotzdem noch ein spezielles Programm (Cubase SX, Prosoniq Timefactory) bemühen, welches dann aber natürlich nur offline arbeitet, d. h. nicht in Echtzeit.

Die Editoren

Kontakt teilt sich in drei Editoren auf:

Der Mapping Editor

Im Mapping Editor werden die Samples den entspr. Tastatur- und Velocity Zonen zugeordnet. Außerdem werden hier Gruppen gebildet.

Einfach ein Sample aus dem Browser wählen und auf die Tastatur ziehen. Rootkey bestimmen, fertig. Man kann auch per Midikeyboard die Tastatur- und Velocityspanne wählen, d. h. auf welchem Noten- und Velocitybereich ein Sample erklingen soll. Auch sehr schön ist die Möglichkeit einen Tastaturfade zu ziehen. Verteilt man ein Sample auf mehrere Tasten, so kann man einen Volumefade (ähnlich wie Volume Keytracking) von der höchsten Note oder von der niedrigsten Note ziehen. Ebenso einfach lassen sich Velocity Crossfades erstellen.

Gruppen kann man in Kontakt kinderleicht erstellen. Einfach im Mapping Editor die gewünschten Samples auswählen und mittels Kontextmenü (rechte Maustaste) die Funktion „Move to new blank group“ auswählen. Dann hat man automatisch eine neue Gruppe erstellt und kann sie so später noch separat filtern oder mit Effekten versehen.

Der Loop Editor

Hier wird alles erledigt was mit Schleifenbildung zu tun hat. Außerdem wird hier der Start- und Endpunkt des Samples gewählt. Es lassen sich bis zu 8 Loops erstellen. Schön ist auch die Crossfade Funktion, mit ihr kann man bestimmen wie weich die Loop-Punkte überblendet werden sollen. Das macht das Einstellen von Loops, gerade bei Flächensounds, um ein vielfaches leichter.

Der Group Editor

Im Group Editor kann man eine bestimmte Gruppe auswählen, um nur diese mit den entspr. Modulen zu versehen oder um Parameter zu verändern die nur die ausgewählte Gruppe betreffen sollen.

Filter und Effektmodule

Kontakt bietet jede Menge Module um ein Instrument zu formen. Hier hat man eine sehr große Auswahl. Als Send- und Instrument Inserteffekte stehen ebenso einige zur Auswahl.

Die Filter und Effekte auf Sampler- Tone- oder Time Machine Basis verbrauchen eine deutlich höhere CPU Leistung als die Sendeffekte und Instr. Inserts im Amplifier Modul, da hier jede Stimme einzeln mit einem Filter oder Effekt berechnet wird. Aber in der Praxis gestaltet es sich mit einem modernen und schnellen Computer doch insgesamt recht CPU schonend.Jeder Regler in Kontakt kann einem Midi Controller zugeordnet werden. Man klickt mit der rechten Maustaste auf den Regler und weist ihm einfach eine Controllernummer zu. Mit „Softtatkeover“ kann man Parametersprünge vermeiden. Der Wert muss hier erst abgeholt werden.Alle Parameter kann man bei gedrückter Shifttaste fein einstellen. Bei gedrückter Steuerung-Taste und einem Klick auf einen Regler springt der Wert wieder auf seine Defaulteinstellung.Ich habe mal aus der Library einen einfachen Synthesizersound mit verschiedenen Modulen versehen und entsprechend moduliert. Die Architektur dieses Instrument sieht so aus.

Die Modulationsquellen und Ziele

Kontakt bietet alle erdenklichen Modulationsquellen und Ziele. Neben den Standard Modulationsquellen wie Keyfollow, Velocity oder verschiedene Midicontroller bietet Kontakt auch LFOs, flexible Hüllkurven, sowie einen Step Modulator. Fast alles kann in Kontakt moduliert werden. Ob Samplestart per Velocity oder die Cutoff-Frequenz eines Filters über den Step Modulator, hier bleiben keine Wünsche offen. Sämtliche Geschwindigkeiten lassen sich auch zum Songtempo syncronisieren. Klickt man z. B. beim LFO auf die Hz Anzeige, so öffnet sich ein Menü in dem man verschiedene Auflösungen zum Songtempo anwählen kann.

Vorgefertigtes

Eigentlich ist es ja gar nicht zu verantworten wenn man sich Kontakt nur als Sample Player holt. Aber gerade für diese Käuferschicht haben die Programmierer von Native Instruments für jeden Effekt oder Filter nützliche Presets erstellt. Einfach einen Klick auf den PRE Schalter im entsprechenden Modul, und schon hat man eine Auswahl an nützlichen Einstellungen.

Performance

Wie schon weiter oben erwähnt verbraucht Kontakt bei der Verwendung von Filtern und Effekten die moduliert werden können eine sehr hohe CPU Leistung. Ich habe Kontakt mal mit meinem Lieblingssampler NNXT aus Reason 2.0 verglichen. Als DAW kam ein PIII S 1,4 GHz mit Tualatin Kern, 512 MB PC133 RAM und einem Asus TUSL2-C zum Einsatz.
Die Recordingkarte war eine RME Hammerfall HDSP PCI Karte mit einem Multiface. Als Buffersize wurden 256 Samples gewählt, was einer Latenz von 6ms entspricht:

Reason´s NNXT verbraucht bei 61 Stimmen mit einem 24 dB Lowpass Filter, der über einen LFO moduliert wird, nur 24 % CPU Leistung des Computers. Kontakt verbraucht mit dem entsprechenden Filter Modul und einem LFO 70 %! Setzt man keine Filter oder Effekte ein, so verbrauche beide Sampler ca. gleich viel (oder wenig) CPU Leistung. Reason ist für mich ein programmiertechnisches Wunder! Es geht noch weiter: 61 Stimmen mit Phaserfilter u. LFO in Kontakt verbrauchen sogar 80 %. Das ist einfach zuviel im Gegensatz zum NNXT, der nur 20 % mit seinem Phaser (LFO schon eingebaut) verbraucht. Und überzeugen Sie sich selbst, klingt hier einer schlechter?

Beim Hall ist es nicht so schlimm, aber auch immerhin 10 % mehr als NNXT. Aber einen Hall würde ich sowieso als extra Plug In von einem speziellen Anbieter nehmen.

Zum Schluss habe ich noch ein paar kleine Arrangements mit Kontakt und Cubase SX produziert. Außer Kontakt kamen nur zwei DSP/Studio Reverbs zum Einsatz sowie die Dynamics und EQs aus Cubase SX. Die Klänge entstammen alle aus der Kontaktlibrary.
Den Wert des CPU Verbrauchs habe ich jeweils neben das Klangbeispiel geschrieben (6ms Latenz).

Systemvoraussetzungen

  • Windows 98/2000/ME/XP, PIII 300 MHz, 128 MB RAM
  • Mac OS 8.6 oder höher, G3 300 MHz, 128 MB RAM
  • Schnittstellen:
  • VST 2.0, DXi, DirectConnect, MAS, ASIO, Direct Sound, FreeMIDI, OMS
  • Liest folgende Sampler Fremdformate:
  • MPC2000 Samples, Battery Kits, Halion Instr., EXS24 Instr., LM4 Scripts

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Fazit

Noch nie hat mich ein Softwaresampler so begeistert. Da macht mir das momentane Wetter (Regen, Regen, Regen, Regen) überhaupt nichts aus! Den Computerfreaks von Native Instruments ist es wirklich mehr als gut gelungen eine Symbiose aus Sampler und Synthesizer zu entwickeln. Über den hohen Leistungsverbrauch bei Benutzung der Filter und Effekte auf Sample Modulebene kann man, dank der hohen CPU Leistung heutiger Computer, hinwegsehen. In der Praxis gestaltet sich das Arbeiten mit Kontakt extrem einfach. Für Sounddesigner ist Kontakt eine wahre Spielwiese. Die professionelle Klangbibliothek ist für viele sicher ein wichtiges Kaufargument. Was mich persönlich aber noch viel mehr dazu gebracht hat Kontakt jetzt als meinen Hauptsampler einzusetzen, ist seine Komplexität gepaart mit Flexibilität und einer Bedienung die einfacher nicht sein kann. Seine Kompatibilität zu vielen anderen Formaten verleiht ihm noch zusätzlichen Glanz. Es gibt im Moment zwar noch kein Programm welches komplette Volumes oder Partitions von Akai CDs in das Kontakt Format konvertiert, aber über ein Programm wie z. B. www.CDXtract.com lässt sich eine komplette Akai CD in das EXS Format umwandeln. Dieses Format liest der Kontakt unter allen Fremdformaten am besten aus. Wer noch nicht weiß was er mit seinem Weihnachtsgeld anfangen soll und zufällig gerade auf der Suche nach einem Softwaresampler ist, der sollte mal „Kontakte spielen lassen“.

Plus

  • sehr einfache Bedienung und Übersichtlichkeit
  • sehr gut klingende Filter und Effekte
  • eine große und professionelle Library im Lieferumfang
  • modulare Architektur
  • Lesen vieler Fremdformate
  • sehr gutes und verständliches Handbuch
  • sehr gutes Preis- Leistungsverhältnis

Minus

  • kein Import kompletter Akai CDs (nur über eine extra Software von anderen Anbietern)

Preis

  • 399,-€
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