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Test: Native Instruments Reaktor 5.5.1

NI Reaktor 5.5.1

15. Dezember 2010

Der Software-Modularsynthesizer Reaktor, das Mutterschiff der NI-Produkte, wird zusammen mit dem das gesamte NI-Angebot umfassende Komplete-Paket upgedatet und ist mittlerweile bei Version 5.5.1 angekommen. Seit den letzten Tests bei Amazona hat sich einiges getan, und um auch Nicht-Reaktor-Betreibern einen Einblick zu geben, ist dieser Artikel ein ausführlicher Testbericht. Die Neuerungen der Version 5.5.1 sind auf der nächsten Seite zusammengefasst.

Reaktor wird meistens Modularer Synthesizer bezeichnet. Eigentlich handelt es sich aber eher um ein Baukasten-System, das auch Nichtprogrammierern ermöglicht, selbst Software-Synthesizer zu entwickeln, die auf Reaktor als Hostprogramm angewiesen sind. Eine VST-Plug-in Exportfunktion wie z.B. bei SynthMaker gibt es nicht.
Reaktor ist mehr als ein Synthesizer. Ob Sampler, Effektgeräte, Vocoder, Drummachines, MIDI-Controller, Stepsequencer, Oszilloskop oder Analyzer, für viele Aufgaben im Bereich der digitalen Töne kann er spezialisierte Werkzeuge liefern. Wie leistungsfähig diese Entwicklerplattform ist, zeigen NI-Synthesizer wie FM8, Massive, Kontakt, Battery und diverse Effekte, die Reaktor-Spinoffs sind.

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Native Instruments Reaktor 5.5.1, hier mit dem Green Matrix aus der Werksbibliothek

Native Instruments Reaktor 5.5.1, hier mit dem Green Matrix aus der Werksbibliothek

Im Prinzip ist es so einfach wie Kuchen backen: Man lädt ein paar Module wie Oszillatoren, Filter usw. in eine Instrument-Structure und verkabelt ihre Ein- und Ausgänge mit der Maus. Dazu kommen Regler und Schalter, deren Bediengrafiken auf dem Instrument-Panel erscheinen. Die Bedienoberflächen können frei gestaltet werden, inzwischen sogar mit selbst erstellter Grafik.

Panel und Structure mit den Zutaten für einen Minimal-Synthesizer

Panel und Structure mit den Zutaten für einen Minimal-Synthesizer

Alles funktioniert im laufenden Betrieb, man kann also entwickeln, ausprobieren und designen ohne Moduswechsel. Dieses Konzept macht wohl den Erfolg von Reaktor aus. Der Unterschied zu normalen modularen Synthesizern besteht darin, dass man die Reaktor-Module nur in der Structure verkabeln kann und alle Bedienelemente extra hinzugefügt, skaliert und auf dem Panel angeordnet werden müssen, auch die Modulationsmischer fehlen noch. Das erfordert Aktionen in zwei Fenstern, dauert seine Zeit und ist nicht zu vergleichen mit der Arbeit an einem normalen Modularsystem, bei dem die Module mit allem drum und dran fertig vorgegeben sind. Dafür hat man viel mehr Gestaltungsspielraum und kann sich seine eigenen Synthesizer und sonstigen Geräte maßschneidern. Seit Version 5 gibt es auch noch den Core Level, der es einfachen Klangtüftlern ermöglicht, völlig neue Module zu entwerfen.

Aber man muss nicht bei Null anfangen. Im Laufe der Jahre ist eine riesige Library entstanden, die zum Teil mitgeliefert wird und fertige Instrumente, Effekte und Bestandteile derselben enthält, sogenannte Macro-Module, die einem viel Arbeit abnehmen. Einsteigern sei empfohlen, erst einmal ein paar Library-Instrumente zu laden und die unter die Lupe zu nehmen.

Das Reaktorgebäude: Programm und Schnittstellen

Reaktor kann als Standalone betrieben werden oder als Plug-in, sowohl als Instrument wie auch als Effekt. Die Zahl der Audioein- und -ausgänge ist im Standalone-Betrieb abhängig von der Soundkarte, Im VST-Betrieb richtet sie sich nach der Zahl der geladenen Instrumente. Eine Surround-Matrix wird als Macro mitgeliefert.
Reaktor ist außerdem OSC-fähig, kann also mit anderen OSC-fähigen Programmen kommunizieren. Open Sound Control ist ein Protokoll für die Übertragung von Multimedia-Datenströmen via Netzwerk und Internet.

Systemvoraussetzungen:
Windows XP SP3 oder höher, Prozessor mit SSE-Befehlssatz, 2GB RAM
Mac Os X 10.5, Prozessor mit AltiVec, 2GB RAM

Formate:

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  • Stand-alone
  • VST®
  • Audio Units™
  • RTAS® (Pro Tools)
  • ASIO®
  • Core Audio™
  • DirectSound®
  • WASAPI™

Die Lizensierung wird wie bei allen NI-Produkten mit Hilfe eines Zusatzprogramms durchgeführt, dem Service Center. Eine Internetverbindung ist nicht unbedingt erforderlich, aber für die volle Funktionalität anzuraten. Das SC sucht auch nach Updates und bietet eine Download-Funktion. Nutzt man Reaktor auf einem Computer ohne Internetzugang, so kann man ein Activation File anfordern, das dann übertragen werden muss.
Man kann Reaktor auf zwei Rechnern lizensieren, solange nur eine Installation zur Zeit benutzt wird (was immer das heißen mag), im Rahmen des Komplete-Pakets auch auf drei. Eine Deinstallation für eine Deregistrierung ist nicht nötig, NI behält sich aber vor, eine Seriennummer zu sperren, wenn Missbrauch vermutet wird.

Das Service Center verwaltet alle NI-Lizenzen und -Updates

Das Service Center verwaltet alle NI-Lizenzen und -Updates

Die Programmkonfiguration in den Preferences von Reaktor ist schnell erledigt, Soundkartentreiber und MIDI-In/Out auswählen und eventuell noch ein paar Speicherordner für Instrumente und Samples anlegen.

In den Settings sind zwei wichtige Menüpunkte, Sample- und Control-Rate. Reaktor unterscheidet zwischen Audio- und Modulationssignalen (Audio und Event). Modulationssignale benötigen meist keine hohe Auflösung und werden nur mit 25-3200 Hz berechnet, dadurch wird die Prozessorlast stark verringert.
Für beide Signalarten lässt sich die Abtastfrequenz in Stufen verändern. Je nach Rechnerauslastung kann man eine oder beide auf Kosten der Soundqualität herunterschrauben, wenn es eng wird, oder erhöhen, wenn der Rechner noch nicht ausgelastet ist und so den Klang verbessern.
Diese Unterscheidung zwischen Audio und Event ist nicht fest vorgegeben, viele Module schalten automatisch auf den benötigten Modus um. Außerdem kann man eines in das andere umwandeln, falls es nötig ist.

MIDI wird natürlich empfangen, aber auch ausgegeben. Das lässt sich vielfältig konfigurieren zwecks Fernsteuerung durch Hardware, andersherum kann man mit Reaktor reine MIDI-Daten erzeugen, z.B. um einen Synthesizer-Editor zu erstellen. Letzteres  ist zwar mit Kanonen auf Spatzen geschossen, aber ein netter Zusatznutzen, da man solche Utensilien zusammen mit Reaktor-Instrumenten in einem Programm hat und nicht mehrere starten muss. Step-Sequencer und MIDI-Tools sind weitere Anwendungsgebiete. Bis auf SysEx kann Reaktor alle Arten von MIDI-Befehlen auf mehreren Leitungen senden und empfangen.

Audio- und MIDI-Datenströme können auch von einem Reaktor-Instrument zu einem anderen geleitet werden, und man kann Instrumente koppeln zwecks gemeinsamer Soundanwahl.
Kanalzuordnung, Stimmenzahl, Unisono-Einstellungen, Note-Priority und anderes werden in den jeweiligen Instrument-Properties eingestellt.

Instrument Properties: Jedes geladene Instrument ist einzeln konfigurierbar

Instrument Properties: Jedes geladene Instrument ist einzeln konfigurierbar

Die Farbe des Hintergrunds und der Bedienelemente für ein Instrument kann weitgehend frei gewählt werden. Man hat also auch ohne Einbindung eigener Grafiken einigen Gestaltungsspielraum.

Es geht auch schrill: Eine Pop-Art-Hüllkurve

Es geht auch schrill: Eine Pop-Art-Hüllkurve

Mit dem Player/Recorder kann man schnell und einfach den Output von Reaktor als wav-File aufnehmen, ohne extra ein Hostprogramm bemühen zu müssen.

Der Player/Recorder

Der Player/Recorder

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Toller Bericht!

    Ohne Reaktor geht bei mir schon lange Nichts mehr!
    Bin andauernt dabei meine Ensembles zu verfeinern. Man sollte sich aber wirklich feste Zeiten fürs Basteln einteilen, ansonsten kommt man wirklich nicht mehr dazu die Ensembles auch zu nutzen!

    Außerdem kann ich Jedem empfehlen sich einen flexiblen Controller zuzulegen (Ich habe hier den Behringer BCF2000).
    Dann machen die eigenen Ensembles erst richtig Spaß. Ich entwerfe meine Ensembles direkt mit dem Ziel am Ende die größt mögliche, haptische Kontrolle zu haben.

    Cheers
    Dennis

    • Profilbild
      h.gerdes AHU

      Danke. In der Tat kann man ein Leben lang Instrumente basteln und optimieren, und man wird doch nie fertig… Herr gib mir 3 Leben…
      Ich nehme meistens meinen Korg Legacy-MS20 als Controller, die stark geneigte Oberfläche ist irgendwie ergonomischer. Und man muss die MIDI-Stufen glätten, aber auch dafür hat Reaktor ja ein Modul :)

  2. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Kann mich nur anschließen: Wirklich toller Bericht!

    Wir haben das Programm an der Uni damals dazu benutzt den Studenten die Übertragung von analog Synth auf digital Synth nahezubringen und diverse andere Thematiken (Effekte etc.) damit erklärt.

    Zur Steuerung nutze ich den Novation Remote Zero und TouchOSC auf dem iPod. Besonders TouchOSC ist super dafür, da alle Parameter in Fließkomma übertragen werden (was Reaktor versteht) und nicht in „grobem MIDI“.

    Ich möchte aber noch auch die kommerziellen Ensembles von http://www.TwistedTools.com verweisen, die IMHO das ganze nochmal eine Stufe höher heben. Besonders was GUI- & Controller-Programmierung angeht.

    LG
    M.

    • Profilbild
      h.gerdes AHU

      @Markus Schroeder Über die Twisted Tools bin ich auch schon mal gestolpert, muss ich mir mal näher ansehen. Auf jeden Fall schön bunt :)

      Ja, für Lehrzwecke ist Reaktor super. Hier ist auch ein Reaktor-Workshop geplant, Grundlagen des (virtuellen) Synthesizerbaus. Eventuell Richtung Tyrell plus weitere Synthesearten, und mal sehen, ob ich die neuen Module mit einbeziehe.

      • Profilbild
        Markus Schroeder RED

        @h.gerdes Die neuen Module einbinden wären toll. Ist aber natürlich auch eine Schweinearbeit sich da schnell genug rein zu arbeiten.

        :)

        • Profilbild
          h.gerdes AHU

          @Markus Schroeder Ich werde eh noch ein Weilchen brauchen, es soll ein Dreiteiler werden und ich habe gerade erst angefangen. Da kann ich den neuen Modulen ein wenig Zeit widmen, und es sind ja nur zwei, im Gegensatz zur Core-Ebene… die kriege ich wohl erst nach der Rente gemeistert ;-)

          • Avatar
            AMAZONA Archiv

            @h.gerdes So ein Workshop wäre wirklich klasse. Vor allem wenn er über das übliche „Wie baue ich einen simplen 3 Osc Synth“ hinausginge.

            Freue mich schon drauf!

            Gerade Sequencer wären ein tolles Thema. Die sind nämlich nicht ganz einfach hinzubekommen ohne das sie irgendwelche merkwürdigen Sachen machen.

            Cheers
            Dennis

            • Profilbild
              h.gerdes AHU

              Es werden nur 2 Oszis, es soll ja kein neuer Monstersynth werden. Aber es gibt ja copy-paste.
              Dafür mit allen Schikanen & Details, und für die Filter habe ich mir auch schon ein paar nette Sachen ausgedacht.
              Sequenzer: Das ist auch wirklich nicht einfach, und es gibt schon so gute, zB Sugarbytes ERA. Der ist schwer zu toppen.

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