Soundcheck
So nun genug der Theorie, auf zum praktischen Teil.
Dafür wird das Neumann an einen TLAudio A 1 Preampkanal angeschlossen, HP-Filter und Tubestage am Vorverstärker bleiben deaktiviert.
Zuerst teste ich das U 87 mit meiner Stimme. Zunächst einmal klingt das Neumann-Mikrofon so, wie es vom Frequenzgang her zu erwarten ist, recht linear. Eine leichte Höhenbetonung ist vorhanden, die der Stimme eine angenehme Präsenz gibt. Dabei klingt dieser Bereich sehr smart und seidig, eine Überzeichnung ist nicht fest zu stellen.
Niere, 30 cm Abstand
Das kann es aber noch nicht gewesen sein, schließlich ist das U 87 ja die Referenz. Und tatsächlich, da ist noch mehr, was sich aus dem Frequenzschrieb nicht herauslesen lässt. Da sind diese kernigen Mitten, die dem Sound ihren Stempel aufprägen und die Stimme druckvoll erscheinen lassen und sie nach vorne holen. Genau das ist der Sound, für den das Neumann seit Jahrzehnten berühmt ist.
Mit einer Sprachsequenz will ich nun den Nahbesprecheffekt checken. Mit nur wenigen Zentimetern Sprechabstand klingt das Mikro voll und wuchtig, genau so, wie man sich einen guten Sprecher vorstellt. Natürlich ist diese Erwartungshaltung auch durch den massiven Einsatz des U 87 beim Hörfunk vorgegeben, so kennt man das, so wird es auch erwartet.
Niere, Nahbesprechung
Soll der Nahbesprecheffekt vermieden werden, geht man einfach etwas weiter vom Mikro weg. Ab ca. 30 cm ist er dann verschwunden. Sehr schön lässt sich auch zwischen diesen Positionen der optimale Sound finden, das U 87 klingt immer gut.
Möglichkeit 2 ist die Zuschaltung des HiPass-Filters. Der greift aber, wie vorhergesehen, recht weit oben zu und nimmt auch einen Teil der charakteristischen Mitten weg.
Niere, nah mit Filter
Für die Stimme finde ich das keine befriedigende Option, vielleicht klappt das ja mit Instrumentarium besser.
Gute Ergebnisse erziele ich hingegen mit der Acht-Charakteristik, hier kann ich recht nah an die Kapsel heran, die Höhenbetonung tritt hier etwas tiefer ein als bei der Niere und erreicht den Maximalausschlag zwischen 5-6 kHz.
Sprache, Acht
Die Kugel klingt der Niere recht ähnlich, allerdings ist das Signal hier deutlich indirekter, da viel Raum mit aufgenommen wird.
…ich werd nie vergessen, wie ich vor 20 jahren zum ersten mal ein U87 im studio hatte.
es ging mir so ähnlich wie dem tester: ich sprach rein und dachte „…wie, das ist alles…?“
eigentlich hatte ich einen spektakuläreren sound erwartet.
aber diese mitten….. ich verstehe bis heute nicht, wie es möglich ist, die mitten so echt & natürlich klingen zu lassen und trotzdem derart druckvoll. gerade der gesang setzt sich im mix IMMER durch… meine absolut erste wahl….
Ach du heiligs blechle,
Erst mit dem TLM193 Test antäuschen und dann
mit dem U87 auf der Innenbahn überholen…
Vielen Dank für den informativen Test!
Auch wenn das U87 für Hobbymusiker jetzt nicht
die erste Wahl sein wird ist es doch gut zu wissen
womit sich Profis rumschlagen (müssen;)
Frohe Weihnachten allen
‚cuda
@whitebaracuda Hi whitebaracuda,
der TLM 193 Test kommt die Tage, mit Vergleichssamples zum U87!
@Armin Bauer Hallo Armin
Keine Eile, mein Kommentar war ironisch gemeint.
Aber gespannt bin ich natürlich schon darauf, gerade auf die Unterschiede zum Platzhirsch U87 abgesehen von der fehlenden Umschaltbarkeit.
Viele Grüsse
Hallo Armin
Vor wenigen Wochen hast Du den tollen Vergleich mit diversen Mikros gemacht. Kannst Du die Leistung des U87 im Vergleich zum Brauner Phantera in Worte fassen (wenigstens in der Nierencharakteristik)?
Das wäre sicher für viele interessant.
@AQ Hi AQ,
das ist tatsächlich ein interessanter Ansatzpunkt.
Im direkten Vergleich hatte ich die Mikros ja nicht, aber ich versuche es mal so zusammen zu fassen:
Beide Mikros sind in der Lage natürlich zu klingen und ein Signal extrem nach vorne zu holen. Die Mittel dazu sind die Gleichen: Durchsetzungsfähige Mitten und eine angenehme Anhebung in den Höhen.
Dabei klingt das Neumann klassischer, schließlich hatten wir schon ein halbes Jahrhundert Zeit, uns den Klang zu verinnerlichen. Wahrscheinlich urteile ich über das Phanthera im Jahr 2055 genauso.
Preislich ist ja ein Unterschied da, das Brauner ist deutlich günstiger, das Neumann bietet mehr Funktionen, das gleicht sich dann aus.
Wenn ich vor der Wahl zwischen den Beiden stehen würde, wäre für mich der Einsatzzweck entscheidungstragend.
Bei reinen Musikproduktionen würde ich dem Phanthera den Vorzug geben, wenn es auch Broadcast und sonstige Sprachaufnahmen abzudecken gilt, wäre das U87 mein Favorit.
Hallo,
bei mir im Tonstudio brauche ich für Gesang normalerweise nur Mikros mit Nierencharkteristik. Der hohe Preis des U87 kommt aber auch durch die Doppelmembran, welche ich aber nicht benötige. Welches günstigere Einmembran-Neumann Mikro kommt eurer Meinung nach am ehesten an den Sound des U87 ran? Vielleicht TLM103 / 102 ?
Danke für eure Tipps!
Gruß in die Runde
Carsten