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Test: Numark PT01 Scratch, Portabler DJ-Plattenspieler

Scratch-Spaß für unterwegs?

1. März 2018

Ein Produkt. Zwei Tests. Ein kleines Vorwort zu einer ungewöhnlichen Entscheidung. Ungewöhnlich vor allem deswegen, weil der Numark PT01 Scratch beileibe kein Produkt ist, das durch tiefgehende Software-Ebenen auffällt, auch nicht durch besonders viele Anwendungsbereiche und Einsatzmöglichkeiten. Wieso also zwei Tests?
Nun, eigentlich ist es ganz einfach. Es kommt nicht häufig vor, dass ein Produkt mit „ungenügend“ benotet wird. Kommt es jedoch vor, fragen wir uns natürlich auch, warum dies so ist. Manchmal hilft dabei eine zweite Meinung als Referenz, mit neuen Eindrücken vom Gerät, anderen Kritikpunkten, positiv oder negativ und auch einer anderen Betrachtungsweise.

Aus diesem Grund gibt es zum einen den Test und die Gedanken zu dem Numark PT01 Scratch von Walter Marinelli (HIER zu lesen ab 12 Uhr) und zum anderen den Test von Bolle, also diesen hier. Wir empfehlen, beide Tests zu lesen. Viel Spaß dabei!

Numark PT-01 Scratch

Numark PT01 Scratch, ein …

portabler Plattenspieler mit Scratch-Funktion. Endlich mal eine neue Idee, auch wenn sie in der Tat ein wenig bekloppt ist. Aber, wieso eigentlich nicht. Derweil gibt es ja schon portable Fader für DJ-Apps, die Scratch-Enthusiasten unterwegs Spaß bringen oder zu Trainingszwecken dienen sollen. Der DJiT Mixfader wäre so ein Aspirant.

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Warum also nicht die DJ-Apps aus dem Rennen kicken und durch einen echten Plattenspieler ersetzen? Irgendwer im Hause Numark schien die Idee gehabt oder irgendwo aufgeschnappt zu haben und so wurde auf Basis des Numark PT01 USB der PT01 Scratch entwickelt.
Die Grundlage dazu ist die von vielen Firmen genutzte Basis des OEM-Modells für kleine Plattenspieler. Zumeist als transportable Plattenspieler gebaut, gibt es jedoch auch Modelle für den Hausgebrauch, die durch den gleichen Motor, gleiche Funktionen, vor allem durch einen ähnlichen Tonarm und gleichen Tonabnehmer auffallen.

So gleichen sich auch die Modelle PT01 USB, der PT01 Touring und der PT01 Scratch hinsichtlich dieser Bauweise. Zu dem Numark PT01 Touring gibt es bereits einen Testbericht, um nicht zu sagen, den hatte ich schon vorher in meinen Fingern, zum Nachlesen HIER.

Numark PT-01 Scratch

Erster Blick: Numark PT01 Scratch

„Aufgeschnappt“ ist ein gutes Stichwort. Auch wenn ich anfangs schreibe „endlich mal eine neue Idee“, so neu ist die Idee leider nicht. Stichwort Vestax Handytrax. Der ist zwar nun schon ein paar Jahre alt, zeigt aber, dass er aus derselben Schmiede kommt. Ein Blick auf den Tonarm reicht aus, um das zu erkennen. Ansonsten verfügt er über dieselben Funktionen, auch wenn der Crossfader ein Level-Fader in horizontaler Bauweise ist.
Der PT01 Scratch ist also nicht der erste portable Plattenspieler mit Scratch-Funktionalität, kommt aber, Jahre nach dem Vestax Handytrax, offenbar der Szene doch mal wieder ganz gelegen.

Numark PT01 Scratch – ein erster Blick

Wer bereits den ein oder anderen mobilen Plattenspieler kennt, der wird beim Numark PT01 Scratch über die Ausstattung nicht groß verwundert sein.

Knapp über 30 cm in der Breite und Tiefe, rund 10 cm hoch mit Deckel und knapp über 2 kg schwer.

Numark PT-01 Scratch

Deckel rauf und fertig ist der Koffer

Der Deckel lässt sich komplett abnehmen, so dass der kleine Plattenspieler Platz für mehr als nur kleine Schallplatten bietet. Trotz des kleinen Plattentellers von gerade einmal knapp unter 7“ passen Platten bis 12 Inch auf den kleinen Plattenspieler. Vier aufgeklebte Polsterstücke um den Plattenteller herum sollen eine Berührung mit der Gehäuseoberseite verhindern. Eher eine komplette Notlösung als eine wirkliche Problemlösung, aber im normalen Betrieb funktioniert dies – solange man nicht beginnt zu scratchen.

Der schwarze Tonarm aus Kunststoff sitzt rechtsseitig, wobei es eigentlich egal ist, wie rum man den Plattenspieler vor sich stellt. Klassisch oder Battle-Mode, es kommt sicher drauf an, wo man den Scratch-Switch wünscht. Der Tonarm verfügt über ein vorinstalliertes Tonabnehmersystem, das klassische System der OEM-Modelle mit der Nadel, gegossen aus einem Stück Kunststoff. Heißt, auch die Nadel selbst ist Kunststoff. Hersteller ist die Tong Yue Xin Co. Ltd. in China, Kostenpunkt für die Nadel bei höherer Stückzahl 0,9 US$ pro Stück.

Numark PT-01 Scratch

Jo, das nennt sich dann „Tonabnehmer“

Zur Qualität des Abnehmens von der Platte und zum abgenommenen Signal muss man sicherlich kaum etwas sagen, oder? Bei einem günstigen Kofferplattenspieler „for fun“, zum Vinyl-Diggen auf dem Flohmarkt oder als billiger Plattenspieler, damit die Großmutter daheim noch James Last hören kann, kann man sicher nicht viel erwarten, muss man auch nicht. Auf der Ebene befinden sich diese Modelle halt. Ändert nichts daran, dass die Tonabnehmer eher erst den Dreck aus der Rille pflügen und danach die Rille breiter fräsen, ein wenig überspitzt ausgedrückt.

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An der Oberseite des PT01 Scratch finden sich für Einstellungen drei Regler, Volume (als Audio bezeichnet), Tone und Pitch (10% plus/minus). Dazu natürlich die Besonderheit des PT01 Scratch, der der Scratch-Switch, der vorderseitig am Gerät verbaut ist, dazu später mehr. Ebenfalls findet sich ein kleiner Schiebeschalter für die Geschwindigkeit, denn der Numark PT01 Scratch schafft neben 33 1/3 und 45 RPM auch 78 Umdrehungen. Na da bin ich mal gespannt, wer seine alten Schellacks rausholt und mit dem Plattenspieler genießt.

Numark PT-01 Scratch

Pitch, Tone und Volume, hier lustigerweise „Audio“ bezeichnet.

Seitlich am Gerät befinden Eingangs- und Ausgangsbuchsen, Stromanschluss und Schalter. Auf der einen Seite befindet sich die USB-Buchse sowie ein Stereoeingang (3,5 mm Klinke) samt Gain-Regler. Auf der anderen Seite befindet sich der Line-Out (Cinch-Buchsen), der Anschluss des externen Netzteils, An/Aus-Schalter sowie zwei Kopfhörerausgänge in 3,5 und 6,3 mm Klinkenformat.

Damit sind einige Funktionen schon verraten. Ein Input ist möglich, eine Ausgabe des Sounds zu Verstärkern oder Lautsprechern wie auch zu Kopfhörern und irgendwas mit USB.
Fangen wir vorne an. Tatsächlich kann an den PT01 Scratch eine externe Klangquelle per 3,5 mm Klinke angeschlossen werden. Der später weiter beschriebene Scratch-Switch dient dann zum Mixen zwischen dem reinen externen Signal und dem Signal der externen Quelle gemeinsam mit der möglicherweise laufenden Platte. Es kann also zwischen den beiden Signalen gecuttet werden. Zum Abgleich der Lautstärke dient einerseits der Input-Gain neben dem Input und der Level-Regler des PT01 Scratch – wobei dieser immer voll aufgedreht sein soll. Warum, das wird später erklärt.
Wer in der Nähe einer anständigen PA sitzt, der kann den Numark PT01 Scratch auch an diese anschließen, Cinch-Ausgang sei Dank. Alternativ kann natürlich auch eine kleine transportable Box genutzt werden – das aber sollte ja eigentlich der interne Lautsprecher erledigen.
Bleibt die USB-Buchse über. Diese dient der Verbindung mit einem PC, auch dazu später mehr.

„Portable Turntable with DJ Scratch Switch“

Auch wenn der Numark PT01 Scratch gezielt auf scratchende DJs ausgelegt ist, bleibt das Modell nach wie vor ein portabler Plattenspieler. Damit muss er in meinen Augen vor allem zwei Dinge erfüllen: mobilen Einsatz durch Akkubetrieb und Wiedergabe von Musik ohne externe Lautsprecher. Beides bietet der PT01 Scratch. Aber wie?

Der Numark PT01 Touring bietet einen internen Akku, der per USB geladen werden kann und die Möglichkeit des Netzbetriebs per USB-Anschluss am Strom. Der PT01 Scratch hingegen bietet eine andere Variante. Kein interner Akku, sondern eine Aufnahmemöglichkeit für sechs Class-D Batterien. Das bringt Vor, – aber auch Nachteile mit sich. Der Vorteil ist, dass man nicht gezwungen ist, das Gerät lange zu laden, sondern mit einem Wechsel der Batterien sofort einsatzbereit ist. Die Nachteile liegen zum einen im Preis der Batterien, denn hier kann man gut 3,50 Euro bis 4 Euro für zwei Stück ansetzen, sofern man Markenbatterien kauft. Macht bei 6 Stück, naja, ihr könnt selber rechnen. Günstig ist eine Batterie-Ladung demnach nicht.
Eine Alternative wären Akkus, die allerdings im Kaufpreis noch teurer sind und selbstverständlich auch regelmäßig geladen werden müssen. Will man auf der sicheren Seite sein, braucht man zwei Sätze Akkus und dann ist der Vorteil gegenüber dem Numark PT01 Touring eigentlich auch schon wieder verspielt.

Die zweite Möglichkeit ist der Betrieb des Plattenspielers per Netzteil, das im Lieferumfang enthalten ist. Dies ist natürlich nur stationär möglich. Beide Varianten wiegen demnach Vor- wie auch Nachteile mit sich, in jedem Fall ist der Betrieb des Gerätes am Netzteil oder USB-Anschluss notwendig und sinnvoll. Der Betrieb des PT01 Touring mit Hilfe von externen Akkus gefällt mir aus ökologischer und kostentechnischer Sicht weniger als die Nutzung eines Gerätes mit einem internen Akku und Ladefunktion.

Der Crossfader/Scratch-Switch des Numark PT01 Scratch

Der Switch, den Numark selbst einen „innovative adjustable Scratch SwitchTM“ nennt, ist das Bauteil, das den PT01 besonders macht. Links vorn platziert mit einer Bewegungsrichtung von links oben nach rechts unten soll der Kippschalter einen Crossfader ersetzen oder zumindest emulieren. Verbaut ist der Schalter auf einer kleinen roten Metallplatte mit dem Ziel, vom Nutzer selbst auf Wunsch um 45 oder 90 Grad gedreht zu werden. So kann man die Bewegungsrichtung wechseln. Auch kleinere Schritte sind möglich, entsprechend der Bohrungen natürlich.

Numark PT-01 Scratch

Clou des Ganzen: der Scratch-Switch

Bewegung ist eigentlich ein wenig übertrieben, denn es handelt sich lediglich um einen Kippschalter mit Faderkappe. So komisch das klingen mag, fühlt es sich eigentlich recht gut an. Klar sollte sein, hier fadet nichts, es wird straight gecuttet. Keine smoothen Übergänge, sondern nur an oder aus. Scratchen und cutten für unterwegs – das klappt, nicht nur unterwegs. Auch zuhause auf dem Tisch lädt der PT01 zum Cutten ein, allerdings sollte man sich dabei auf 7-Inches beschränken. Es funktioniert zwar auch mit 10- und 12-Inches, aber das bedarf aufgrund des kleinen Plattentellers dann schon Übung und zarter Finger auf der Platte – sonst wird wippenmäßig auf der anderen Seite die Nadel in die Luft geschossen.

Bei Einbeziehung eines zweiten Signals von einer externen Quelle kann der Scratch Switch genutzt werden, um zwischen dem reinen externen Signal und der Addition der beiden Signale zu cutten. Das kann natürlich von der DJ-Software auf dem Handy bis zu einem Signal vom Mixer kommend viel sein.

Erstaunlich ist, dass die Nadel auf einer 7-Inch sehr stabil läuft, selbst wenn man den Plattenspieler bis zu 45 Grad kippt. Dabei ist der Tonarm nicht per se starr, es liegt wohl an den rund 6 Gramm Auflagegewicht, mit denen die Nadel in die Rille gepresst wird. Verdammt viel. Zum Glück aber, denn beim PT01 Touring mit circa 5,5 Gramm zeigte sich, dass die Nadel bei starkem Bass auf der Platte begann zu springen, nur aufgrund der Vibrationen vom Tonabnehmer. Hier war allerdings auch ein anderen Tonarm verbaut.

Einen Tipp kann man noch mitgeben: Wer mit 7“ mit großem Lochkreis scratchen möchte, verwendet besser nicht den mitgelieferten Puck. Der taugt nur zum Hören. Bei Scratch-Bewegungen schraubt sich dieser nach ein oder zwei Bewegungen hoch und entlässt die Platte in jede gewünschte Bewegungsrichtung innerhalb des großen Lochkreises.

Ist der Sound auch in der Praxis „tragbar“?

Entschuldigt das schlechte Wortspiel. Nun, was erwartet man von einem portablen Plattenspieler hinsichtlich des Sounds? Nicht gemeint damit sind die alten Modelle mit externem Lautsprecher, sondern genau so einer hier. Klein, kompakt, interne Lautsprecher. Nun, nachdem ich den PT01 Touring bereits im Test hatte, weiß ich natürlich, was mich erwartet. Das Problem mit der springenden Nadel besteht nicht mehr, dafür sorgt das erhöhte Auflagegewicht. Ob das bewusst erhöht oder Zufall war oder die kleine Feder unter dem Tonarm ihren Anteil dazu beiträgt und diese nur aufgrund des Ziels von mehr Gewicht und Spurtreue verbaut wurde, das alles wäre spekulativ.

Numark PT-01 Scratch

Der Tonarm des Numark PT01 Scratch

Viel Sound-Erlebnis bietet der PT01 Touring nicht, aber er funktioniert ausreichend für das was er soll und was das Gerät kostet. Viel Sound-Erlebnis bietet auch der PT01 Scratch nicht. Anders ausgedrückt: Das Scratch-Modell bietet eigentlich gar kein Sounderlebnis. Der Grund dafür ist der einzelne Lautsprecher an der Oberseite, der leider nicht nur Solo, um nicht zu sagen Mono spielen muss, sondern dazu auch noch kein Großmembraner ist.

Noch dazu schafft der 2-Zoll Lautsprecher keinen Pegel. Der PT01 Scratch ist leise, selbst bei voll aufgedrehtem „Audio“ – oder, wie man es in Fachsprache nennen würde, Level oder Volume. 75 – 80 dBA im Peak (je nach Pressung natürlich) schaffte der Numark PT01 Scratch in 30 cm Entfernung. Das beinhaltet allerdings auch schon rund 65 dBA, die direkt vom Tonabnehmer bei 30 cm Entfernung abschallen. Konzentriert man sich auf die Ursprungsquelle, kann man sitzend vor dem Gerät sogar im Obertonbereich hörbar trennen und den Sound der Nadel differenzieren.

Im Vergleich, der PT01 Touring schafft im Peak rund 105 dBA in 30 cm Entfernung. Jeder kennt die grobe Faustformel: +10 dB = gefühlte Lautstärken-Verdopplung. Man kann sich also die Differenz vorstellen. Sie ist groß und der PT01 Scratch ist leise. Als portabler Plattenspieler zur Nutzung im Park beim Grillen oder auf dem Balkon taugt das Modell leider nicht, zumindest nicht, wenn man Platten hören möchte. Hierfür ist der klassische Kofferplattenspieler mit zwei Lautsprechern die bessere Wahl.

Numark PT-01 Scratch

Nicht größer als von außen zu sehen, der 2-Zoll-Treiber des Numark PT01 Scratch erbringt keine Wunder

Erstaunlich ist, dass der Lautsprecher jedoch, gespeist von einer externen Quelle wie einem Interface, deutlich mehr Pegel schafft. Bis zu 104 dBA im Peak schafft dann der kleine Lautsprecher bei 30 cm Entfernung. Wer jetzt schon jubelt, den muss ich enttäuschen. Schließt man ein Handy an, in diesem Fall eines der Geräte mit dem Apfel, auf höchstem Ausgangspegel und maximalen Gain am Input ist dieser Pegelzuwachs direkt wieder verschwunden und der PT01 Scratch ist kaum lauter als ein Gespräch.

Leise, aber wenigstens gut im Klang? Nun, wenn es denn so wäre. Der PT01 Touring mit 2 x 2 Zoll Lautsprechern ausgestattet war schon im Sound kein Erlebnis, aber immerhin laut und ok für das, was er als Ziel hat.
Der Numark PT01 Scratch schafft mit halber Bestückung nicht nur weniger Pegel, sondern auch noch weniger Sound. Dieser ist ehrlich gesagt recht dünn. Keine Tiefen, wie auch, die Mitten wirken blechernd gedämpft. Beispiel Pop, REM – Shiny Happy People. Die Stimme von Michael Stipe setzt sich durch, die Snare ist knackig (liegt an der Aufnahme). Unten rum ist nichts, oben rum wirkt alles wie eine Masse – als sei alles in einen großen Shaker geworfen worden. Das zieht sich durch alle weiteren Platten so durch.
Bass ist nicht vorhanden, die Kicks wahrnehmbar, aber selbst bei einer Ben Klock Nummer passiert da nicht viel. Nicht dass ich hier viel im Mittenbereich erwarten würde, aber auch unten rum ist nur „vorstellbar“, statt real abgebildet und oben rum ist auch eher das direkte Nadelkratzen zu hören, statt der Hats.

Ob der Tone-Regler daran etwas ändert? Wer hier nun einen EQ erwartet, quasi einen bipolaren Boost, der wird enttäuscht. Der Tone-Regler ist eher ein Lowpass- und ein Highpass-Filter. Highpass ist dabei ein wenig zynisch, denn ob man den mittengerasterten Tone-Regler in der Mitte lässt oder auf das Maximum in Richtung High dreht, akustisch ändert sich nichts. Nun gut, die nicht vom Lautsprecher abgebildeten tiefen Frequenzen verschwinden, aber was man eh nicht hört, das fällt auch nicht auf, wenn es weg ist.
Anders herum gedreht bleibt ein noch dünnerer Teppich aus tiefen Mitten, oberem Kick-Bereich und abgeschnittenen hohen Frequenzen über.

Zusammen mit Beastie Boys auf dem Plattenteller erinnert mich der Klang an die dumpfe Akustik in einer alten Telefonzelle der Post.. Die Jüngeren werden sich an die alten gelben Dinger mit den selbstschließenden Türen nicht mehr erinnern – innen immer beklebt mit Kaugummis, die hängenden Telefonbücher zerrissen und nach Silvester eigentlich zuverlässig gesprengt wie die daneben stehenden Briefkästen auch.

Numark PT-01 Scratch

… Tonabnahme …

Nun, nutzt man externe Lautsprecher, hört man den Unterschied des Tone-Reglers natürlich deutlich, man hört aber auch die klanglich flache Abnahme vom Tonabnehmersystem deutlich.

Recording per USB

Ein Plus des Numark PT01 Scratch ist die Möglichkeit der Digitalisierung von Schallplatten, einfach und unkompliziert auf den PC. Der EZ Vinyl Konverter, der Freeware-Klassiker unter den Recording-Software-Lösungen, wird auch hierbei in die Pflicht genommen herzuhalten, und per USB-Kabel ist die Verbindung schnell hergestellt, der Rest ist Plug ’n‘ Play.

Die Idee ist schön, ohne Frage. Bei dem Tonarm, dem Mangel an ordentlichem einstellbaren Auflagegewicht und dem Tonabnehmersystem, das ohne zu zögern als Plattenfräse oder Grabengräber bezeichnet werden kann, kann ich leider nur den Wind aus den Segeln der Hoffnung nehmen, dass mit dem PT01 Scratch eine qualitativ gute Aufnahme erreicht werden kann. Dafür dann doch bitte andere Plattenspieler mit besserer Ausstattung bemühen. Das soll nicht böse klingen, niemand kann bei einem UVP von rund 150,- Euro verlangen, dass das Gerät gute Plattenspieler-Settings plus gutes internes Interface bietet.

Ein wenig verärgert war ich jedoch, als sich im Test herausstellte, dass bei einer Aufnahme über die USB-Funktion externe Quellen nicht mit aufgenommen werden. Man kann also nicht einen externen Zuspieler einbinden, mit einer echten Platten Scratchen und das Ergebnis aufnehmen. Das kann man sowieso nicht, denn auch der Scratch Switch ist post Rec-Out, wenn man das so sagen kann. Genau das, was den Numark PT01 Scratch also besonders macht, kann nicht aufgenommen werden. Was soll das? Das widerspricht doch komplett der Ausrichtung des Plattenspielers als „Scratch-Plattenspieler“ anstatt einem klassischen transportablen Plattenspieler. Tut mir leid, wenn ich das so ehrlich sage, aber das finde ich schwach.

Qualität und Haptik

Die Oberfläche aus gebürstetem Metall kann nicht darüber hinwegtäuschen: Hier ist alles aus Kunststoff, sogar der Tonarm. Dabei ist genau dieser häufig das letzte Metallstück an einem Plattenspieler inmitten von viel Plastik. Leider gehört der Tonarm am PT01 Scratch definitiv auch zu der Sorte „wackelt viel“. Eigentlich wackelt der Tonarm in seiner Halterung in alle Richtungen, nach vorn, nach hinten, zu den Seiten und nach oben. Komplett klapprig könnte man es nennen, wenn man es so ausdrücken möchte, wie es sich anfühlt.

Interessanterweise ist das kein Hindernis, dass die Nadel beim Scratchen in der Rille bleibt oder man den Plattenspieler sogar stark kippen kann. Dafür sorgt dann wohl die kleine Feder vorn und das hohe Auflagegewicht.

Ansonsten wirkt der PT01 Scratch recht rustikal, vor allem dann, wenn er mit Deckel bestückt ist. Dann ist der Plattenspieler ein kleiner Koffer mit kleinem roten Griff. Praktisch für den Transport, wobei ich auch glaube, dass der PT01 Scratch unbeschadet im Reisegepäck im Flugzeug mitfliegen könnte, dank des Deckels.
Etwas unpraktisch ist vielleicht, dass die Anschlüsse auf beiden Seiten nicht abgedeckt werden und damit komplett offen beim Transport liegen. So richtig sinnvoll ist das bei einem transportablen Plattenspieler irgendwie nicht – vor allem, weil es sich ja nicht nur um ein Paar Cinch-Buchsen handelt.

MODS

Ein kleiner und kurzer Unterpunkt, denn in der Tat gibt es derweil viele Mods zu dem Numark PT01 Scratch. In der DJ-Szene scheint der kleine Spaß-Plattenspieler gut angekommen zu sein, aber auch die Nachteile und Schwachpunkte sind nicht nur mir aufgefallen. So gibt es schon diverse Mods, die einen kompletten Tonarm-Wechsel samt neuem System ermöglichen, ebenso die Entfernung des Scratch-Switches und den Einbau von richtigen Crossfadern.

JDD, Jesse Dean Design, ist dabei ganz vorn mit dabei und verbaut Tonarme oder Fader, beziehungsweise bietet diese Kits an. Aber auch andere haben den PT01 Scratch modifiziert mit externen oder internen Fadern, Stromversorgung per speziellem Kabel von einer Power-Bank oder direkt der Umwandlung der USB-Buchse weg vom Rechner-Anschluss hinzu der Schnittstelle, mit der der Numark PT01 Scratch per USB-Kabel mit Strom versorgt werden kann.

Numark PT-01 Scratch

Numark PT01 Scratch vs. Kinderzimmer Productions

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Fazit

Der Numark PT01 Scratch möchte gern Beides sein, portabler Plattenspieler und Spaßobjekt für Scratch-Enthusiasten. Deswegen nimmt Numark den Numark PT01 USB und verpasst dem klassischen OEM-Plattenspieler noch einen Switch statt eines Crossfaders. Das Ganze nennt sich dann „adustable Scratch SwitchTM“ und bringt das Modell auf einen UVP von rund 150,- Euro, einen Ladenpreis von rund 130,- Euro. Im Vergleich dazu, der im Test mehrfach erwähnte Numark PT01 Touring liegt gerade bei einem Ladenpreis von knapp unter 70,- Euro.

Lohnt sich der Mehraufpreis nun? Die Idee ist ja generell nicht neu, entschuldige Numark, dafür gibt es kein Lob, die Durchführung mit dem Scratch-Switch sei diskutabel. Witzig ist die Idee, dass es allerdings schon einige Mods gibt, die das besondere Bauteil des Gerätes entfernen und gegen einen echten Fader tauschen zeigt, dass die Szene vielleicht doch lieber einen Fader gehabt hätte. Haptisch wäre das sinnvoller gewesen, auch wenn der Switch zum Cutten als Kippschalter einen guten Job erledigt.

Klanglich kann der PT01 Scratch leider gar nicht überzeugen, weder klanglich noch hinsichtlich des Pegels. Die USB-Funktion zum Aufnehmen beinhaltet lediglich das Abspielen von Platten. Der Scratch Switch und die externe Quelle bleiben außen vor. Schwach.

Das Tonabnehmersystem ist der billige OEM-Klassiker für transportable Plattenspieler. Günstig, aber auch nur ein Stück spitzes Plastik mit einem Magneten auf der Rückseite.

Die Stromversorgung läuft über Netzteil (und es kribbelt an der Metallloberfläche) oder per Batterien. Wie schon erwähnt, weder ökologisch noch wirklich praktisch.

Summa summarum bringt der Numark PT01 Scratch als portabler Plattenspieler keine zufriedenstellende Leistung, für den Preis nicht einmal eine ausreichende Leistung. Daher gibt es dafür ein Ungenügend. Andere Modelle vom selben Original-Hersteller mit gleicher oder ähnlicher Ausstattung hinsichtlich Tonarm und Motor sind deutlich günstiger, bieten interne Akkus und mit doppeltem Lautsprecher besseren Klang und mehr Pegel.

Für den PT01 Scratch hinsichtlich des Scratch-Spaßes gibt es ein Befriedigend. Das funktioniert soweit gut, der Scratch-Switch ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber ohne Frage funktioniert er.
Leider lässt die geringe Lautstärke kaum ein Einpegeln gegenüber einer externen Quelle zu, diese muss unweigerlich leiser gedreht werden, was den gesamten Pegel noch schwächer werden lässt. Dazu kommt, dass der Aufpreis dahingehend, dass nur ein Switch verbaut ist, ziemlich hoch ist. Das steht einem Testergebnis von Gut für diesen Punkt im Wege.

Plus

  • Scratch-Switch zum Cutten (kann um 90 Grad gedreht werden)
  • portables Gerät, wird mit Deckel zum kleinen Koffer
  • externe Zuspieler können angeschlossen werden
  • Ausgang der Master-Summe, wie auch Kopfhörerausgang

Minus

  • externe Batterien notwendig (sofern nicht am Netzteil genutzt)
  • zu leiser Pegel bei Vinyl und externen Zuspielern wie Smartphone etc.
  • Tonabnehmersystem
  • Ein- und Ausgänge bleiben unverdeckt, wenn der Deckel aufgesetzt wird
  • Scratch-Switch und externer Input sind post Recording, Scratches können nicht aufgenommen werden

Preis

  • Ladenpreis: 129,- Euro
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