Klang
Was erwartet man von einem portablen Plattenspieler samt Akku und Lautsprechen für rund 80,- Euro? Nun, selbstverständlich sollte man hier die Ansprüche nicht besonders hoch ansetzen, einen dennoch akzeptablen Sound sollte das Gerät jedoch vorweisen können – schließlich möchte man ja irgendwas haben für das Geld.
Bei der Nadel beginnt man leider auch bereits beim ersten Kostensparer, die Nadel ist Kunststoff durch und durch und so klingt sie leider auch. Über die eigene Anlage zuhause abgespielt und den Ausgang des Plattenspielers genutzt bekommt man eine halbwegs anständige Qualität geboten, nutzt man jedoch die intern verbauten Lautsprecher, wird es direkt schwierig. Was die Nadel nicht abbilden kann, können auch die Lautsprecher nicht mehr wirklich richten. „Eingebaute Stereolautsprecher“ sind vorhanden, ein Hörgenuss jedoch können diese nicht erzeugen. Daheim in der Stille schaltet man das „Gequäke“ lieber schnell wieder aus. Unterwegs im Park mag das sicherlich anders wirken und als Hintergrundmusik reichen – hier mag man den Mangel an Klangqualität verzeihen, zuletzt natürlich aufgrund des Preises von nur rund 80,- Euro. Klanglich geht natürlich im Bassbereich nicht viel, dafür sind die Lautsprecher zu klein dimensioniert. Auch der Mittenbereich schwächelt ein wenig. Klanglich etwas flach, quäckig – bei höherem Pegel ein wenig brüllend. Nun, wo soll es auch herkommen?
Lautstärkemäßig kann der kleine Koffer in jedem Fall erstaunlich viel. Gute 95 dB in 10 cm Abstand sind machbar, damit setzt der der Kleine in einer Runde von einigen Leuten im Hintergrund zumindest genügend durch, so dass er im Hintergrund nicht verschwindet.
Leider stellte sich im Test ein Problem heraus, das beim Hören bestimmter Platten zum K.o.-Kriterium werden kann.
Während generell Alben oder viele Maxi-Singles problemlos durchlaufen, versagte das Tonabnehmer-System bei vielen Techno-Scheiben völlig. Unbeeindruckt von der Lautstärke generell schien die Aufnahme der tiefen Frequenzen über den Tonabnehmer so starke Vibrationen zu erzeugen, dass die Nadel, führend den gesamten Tonarm quer über die Platte schiebt. Springen kann man schon fast nicht mehr sagen, denn das, was hier passiert, kennt man sonst nur von dem „Weglaufen“ des Tonarms, wenn sich unter der Nadel ein beachtlicher Haufen Staub gesammelt hat und die Nadel keinen Halt mehr in den Rillen findet. Wie gesagt, auch das passiert bei minimum Pegel oder bei der Nutzung externer Lautsprecher und lässt sich ausschließlich auf den Tonabnehmer und das Auflagegewicht zurückführen. Interessant, denn dieses ist bereits hoch. Übt man minimal mehr Druck mit dem Finger auf den Tonarm aus, löst sich das Problem, dann aber dürften wir bei Gramm-Zahlen angelangt sein, die auf Dauer der Platte schaden. Außerdem, wer will schon immer den Finger…naja, die gute alte 1-Cent Münze hilft auch, wenn auch nur zu ca. 80%.
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Wer also elektronische Musik mit sehr starkem Bass hören möchte, der sollte sich mit kleinem Gewicht und Klebeband bewaffnen – auch wenn das am Ende nicht Sinn der Geschichte sein kann.
Verarbeitung
Die Verarbeitung des PT01-Plattenspieler-Koffers hat Stärken wie auch Schwächen. Der Koffer selbst ist stabil gebaut und wirkt so, als würde er einige Sommer überstehen. Der Tonarm hingegen ist in meinen Augen ein Schwachpunkt. Hier regiert Kunststoff und so sollte man wohl besser vorsichtig sein. Ersatzteile dürfte es kaum geben, weniger noch die Chance, hier groß etwas zu reparieren, denn das Meiste ist hier aus einem Guss.
Schwachpunkt ist in der Tat leider der Tonabnehmer, der neben dem günstigen Plattenspieler an sich leider von der (ich entschuldige mich für das Wort) billigsten Sorte ist. Hier wurde in meinen Augen am falschen Ende gespart.
Kleiner Tipp am Rande: Denkt dran, dass Platten bei hohen Temperaturen weich werden – egal ob auf dem Plattenspieler oder schräg abgelegt im abgestellten Wagen.
Hi, danke für deinen Beitrag. Für mich ist das ein Teil, aus der Rubrik “ braucht die Welt nicht mehr „. Ich frage mich, warum der überhaupt noch hergestellt wird. Nostalgie vieleicht. Eins hat dein Artikel für mich erreicht. Mir ist eingefallen, wie mein vielleicht erster Auftritt, als DJ war.
Ganz schön viel Test für so ein bißchen Plastikmüll. Numark tut sich mit solchen Produkten keinen Gefallen. Aber das scheint egal zu sein, denn sie bekommen es ja mit ihrem Akai-Zeugs auch nicht auf die Reihe an alte Zeiten anzuknüpfen.
Muse, Auna, Crosley… Das Ding ist wirklich unter vielen Namen erhältlich. Wer kauft denn sowas?
Wäre man nicht besser dran sich solch etwas ‚vintage‘ vom Flohmarkt zu holen ? Das ist dann wenigstens ‚echte‘ Nostalgie :-)
@Llisa Ja genau, jeder alte tragbare Dual ist viel hochwertiger und klingt viel besser als dieser, sorry, Müll.
Ne Katastrophe so ne „Plattenfräse“. Würd ich mir niemals meine Vinylsammlung mit versauen.
Wie kann man so einen Müll bauen? Die Vinylneueinsteiger kann man damit vortrefflich verprellen!
Das Teil klingt einfach nur grauenvoll, keine Bässe, keine richtigen Höhen, extrem schlechte Elektronik und ein Tonarm und Tonabnehmer vom Billigsten. Wer seine Platten sowieso wegwerfen möchte kauft sich so ein Teil, die Anderen für das Geld lieber 4 LPs.
Extrem peinlich ist auch, daß das gleiche Modell von einigen anderen Herstellern angeboten wird. Da hat also irgendeine koreanische Firma viel von produziert…
@joegedicke Ich habe eine Demo gehört (Line Out) mit einem Vergleich zu einem guten Plattenspieler. Sogar meine relativ kleinen PC-Lautsprecher können den Unterschied verdeutlichen. Während es auf dem guten Plattenspieler mehr wie eine Maxisingle aus den 80er Jahren klingt, macht der Porti daraus den Sound eines Ktel/Aracde Samplers, wo man 30 bis 40 Minuten auf eine Plattenseite quetschte und entsprechend die Bässe weglassen musste.
Ich kann an dieser Stelle nur davor warnen, mit so einem Keramiktonabnehmer Platten abzuspielen – das ist eine „Plattenfräse“, wie es ein Vorschreiber reffend auf den Punkt gebracht hat. Mit nur 20 Euro Mehrpreis hätte es für ein einfaches, aber plattenschonendes Magnettonabnehmersystem gereicht. Schade um die eigentlich nette Idee…
Nur so – schon mal was von CD’s gehört ;-)
Viele aktuelle Produktionen gibts heute in, für „iTunes“ gemasterter, Superqualität. Hab mir gerades das neue Album von Udo Lindenberg herunter geladen. Kein knistern kein Rauschen – einfach nur geniessen. Ich frage mich wie lange der aktuelle Vinyl Hype anhält.
Wie kann man sich so etwas nur antun?!
@AQ Das frage ich mich auch. Ich bin sehr froh nur CDs zu hören.
An dem anderen Ende der Skala heisst der Unsinn dann HiRes und bringt erwiesenermaßen auch keinen hörbaren Mehrwert.
@AQ Vinylplatten haben prinzipbedingt klangliche Einschränkungen. Höhen fallen ab, oberhalb von 15 kHz findet nichts mehr statt, sie erfordern ein spezielles Mastering, ebenso ist im Bass das Signal mono. Aber genau dieser Sound kann durchaus gefallen.
Ansonsten haben Vinylplatten niemals so richtig ihre klanglichen Stärken ausspielen können. Man wollte pro Seite mindestens 20 Minuten, sie sollten auch zu solchen Teilen, wie den hier getesteten kompatibel sein, man wollte möglichst viele Platten von einem Schnitt erstellen, alles Dinge, welche die machbare Qualität mindern.
Die Maxi-Singles gaben uns ja schon eine Vorstellung davon, wie eine Platte klingen kann, wenn man die Laufzeit pro Seite auf 7 Minuten beschränkt.
Im Grunde genommen ist die einzige Art Vinylplatte, die mit der CD mithalten kann, eine Maxisingle, in DMM-Technik geschnitten, bei der man von jedem Schnitt nur wenige Platten presste und wo man relativ viele Stichproben macht, sprich, eine Platte, die einfach nur unerschwinglich ist.
Natürlich gibt es klangliche Unterschiede, die man sogar recht leicht wahrnehmen kann. Nur braucht es dafür eine wertigere Wiedergabekette. Besorgt Euch beispielsweise mal die über 30 Jahren unterschiedlichsten Veröffentlichungen bon „Brothers In Arms“ von den Dire Straits auf CD, SACD und Vinyl, pegelangeglichen gehört auf einem gut justierten Plattenspieler mit ordentlichem Tonabnehmer und über einen guten Wandler. Dabei reicht übrigens schon der Vergleich der Erstpressung mit dem Remaster um zu begreifen, dass das Sounddesign auch unabhängig vom Format was ausmacht. CD-Versionen im Vergleich zu High Res klingen zumeist deshalb nämlich anders, weil man diese zu Gunsten des Mainstreams laut und stark komprimiert, das gilt auch für iTunes. Bei High Res gehen die Sounddesigner andere Wege und erhalten die Dynamik, was für mich ein primärer Kaufgrund ist. Von der CD sind Unterschiede zu 24Bit bei 96KHz für mich hörbar, DSD ist dann der nächste Sprung. Vinyl hat einen organischen Klangcharakter, der vergleichbar mit High Res ist. Analog müsste heute noch die Aussage gelten, den Unterschied zwischen 720p und 1080p sieht man bei einem Mindestabstand nicht, doch alle wollen plötzlich 4K mit HDR. Hier schreit keiner, dass das nichts bringt, zumal unser Auge sich doch viel besser täuschen lässt, als unser Gehör.
Mich wundert das hohe Auflagegewicht von fast 10 pond. Eigentlich gab es so etwas nur in den 1950er Jahren und schon in den 1970er Jahren waren bei Piezo-Tonabnehmern 5 pond das Normale.
Die einzige sinnvolle Anwendung wäre das Digitalisieren von Schellackplatten, aber dafür scheint es nicht die richtige Nadel zu geben. Denn bereits 65 µm ist für Schellackplatten vor 1950 etwas zu dünn, erst recht dann die bei Stereo übliche 18 µm Nadel.
Wenn ich google, meint Google besser zu wissen, was ich suche, als ich selbst.
Irgendwie scheint dieser Plattenspieler etwas zu sein, was man so nicht braucht.