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Test: Nyström Crum Drum, digitaler Drum-Synthesizer mit Bassspur

Auf des Zufalls Schneide

7. März 2025
nytroem crum drum synthesizer test

Nyström Crum Drum, digitaler Drum-Synthesizer mit Bassspur

Mit dem Nyström Crum Drum bringt der Solo-Entwickler Albert Nyström einen generativen Drum-Synthesizer auf Basis der Teensy-Plattform heraus. Ob das einfach ein Hobby-Projekt oder ein ernstzunehmendes Instrument ist, wollen wir in diesem Test erkunden.

Natürlich schließt sich das in keiner Weise aus. Natürlich kann auch ein Hobbyprojekt ein tolles Instrument oder Gerät sein! Stellt man sich aber dem Markt, muss das Produkt eben auch mit Mitbewerbern verglichen und auf Tauglichkeit im Produktionsalltag hin untersucht werden. Beginnen wir daher mit der Präsentation und der Hardware.

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Hardware des Nyström Crum Drum

Der Nyström Crum Drum kommt in einem Format, das an die Werbung vergangener Tage für eine Schokoladen-Tafel erinnert. Die beinahe quadratische Oberfläche von 125 x 145 mm ist mit 13 Drehreglern, zwei Kippschaltern und zwei Micro-Buttons versehen. Alle Bedienelemente des Nyström Crum Drum haben ausreichend Platz und zur Bedienung sind keine spitzen Finger vonnöten. Die Drehregler sind angenehm schwergängig und vermitteln eine präzise Kontrolle.

Nyström Crum Drum - Frontalansicht

Nyström Crum Drum

Leider sind sie nicht mit der Frontplatte verschraubt, dennoch wackelt hier nichts. Auch Kippschalter und Micro-Taster sind von hoher Qualität. Die vier weißen LEDs zeigen das gerade bearbeitete Drum-Instrument an.

Nyström Crum Drum - keine Verschraubung

Die Potentiometer sind nicht verschraubt, sitzen aber sehr fest

Kommen wir damit zum „Gehäuse“, das selbst die Gänsefüßchen kaum verdient. Es handelt sich um drei PCB-Platten, die von Abstandhaltern in Position gehalten werden. Diese Zweckentfremdung eines PCBs, das im Falle der Frontplatte keine Leiterbahnen, sondern ausschließlich Beschriftungen aufweist, ist im DIY-Bereich sehr beliebt. Da die PCB-Platinen mit einem glänzend blauen Lack überzogen sind, stimmt auch die Ästhetik.

Nyström Crum Drum - Sandwich 2

Die Sandwich-Bauweise kann problematisch sein

Mein Problem ist hier eher die offene Bauweise des Nyström Crum Drum. Der Spalt unter der eigentlichen Leiterplatine ist zwar nicht groß, dennoch besteht immer die Gefahr, dass hier etwas hineingelangt, was leitend ist und dort nicht landen sollte, da es Kurzschlüsse verursachen kann.

Anschlüsse des Nyström Crum Drum

Die Anschlüsse befinden sich auf der Stirnseite. Es gibt einen Stereoausgang im 3,5 mm Format und im gleichen Format noch einen Clock In- und Clock Out-Anschluss. Clock In kann dabei auch genutzt werden, um per CV einen der vier Instrumenten-Parameter Freq, Decay, Tone und Filt zu steuern. Als Stromquelle dient der Micro-B-USB-Anschluss über den auch die MIDI-Kommunikation erfolgt. Trotz der Leichtbauweise liegt das Gerät gut in der Hand.

Stereo-Out und USB-MIDI/-Stromversorgung

Ich empfehle zudem zu einem USB-Splitter, der Stromversorgung und Datenbus voneinander trennt. Denn je nach Setup kann es Einstreuungen in den Audiokanal geben, die sich als leises „Whining“ äußern. Ein USB-Splitter verhindert diesen Effekt.

Clock In und Out, Clock in kann optional per CV einen Klang-Parameter steuern

Was ist der Nyström Crum Drum?

Der Nyström Crum Drum ist ein Drum-Synthesizer, dessen interner Sequencer von alleine komplette Beats produziert, die mit den Kontrollen klanglich verändert werden können. Durch Druck auf den Beat-Taster wird eine neue Zufallsfolge erzeugt. Diese kann nun per Instrument bearbeitet werden, auch können alle Instrumente gleichzeitig manipuliert werden.

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Gleich vorweg – die Beats die vom Crum Drum erzeugt werden, gefallen mir persönlich sehr gut. Durch die Bank kommen interessante Rhythmen zum Vorschein, die eindeutig klarmachen: Hier ist nicht ein bloßer Zufallsalgorithmus am Werk. Für mich sind diese Beats das Highlight des kleinen Gerätes – und so begrüße ich es auch, dass die erzeugten Rhythmen per MIDI-Noten ausgespielt werden können.

Eine einmal erzeugte Sequenz kann im Prinzip auf zwei Arten manipuliert werden. Zum einen gibt es einen Swing-Parameter, der immer für alle Instrumente gilt, zum anderen hat jedes Instrument einen Probability-Regler, mit dem bestimmt wird, wie häufig das ausgewählte Instrument in der Sequenz vorkommen soll.

Sobald der Nyström Crum Drum eine MIDI-Clock erkennt, wird er sich dazu synchronisieren und der BPM-Regler, der sonst einfach die Geschwindigkeit einstellt, wird zum Teiler, sodass entweder 1/4, 1/8, 1/16 oder 1/32 Noten das Noten-Raster bilden. Der Kippschalter „Steps“ stellt dann ein, wie viele Steps das Pattern hat. Zur Auswahl stehen 16, 28 oder 32 Steps.

Bedienung des Nyström Crum Drum

Damit sind wir auch schon mitten in der Bedienung und auch ganz ohne Anleitung, die aus einem knappen englischsprachigen PDF von fünf Seiten besteht, ist das Gerät schnell zu erfassen.

Der Nyström Crum Drum bietet insgesamt vier Spuren, von denen drei für die Drums BD, SNR und HH zuständig sind. Jedes dieser Drum-Instrumente wird aus einer Synthese erzeugt und bietet drei Typen, die unterschiedlich klingen und etwas unterschiedlich mit den drei Instrumenten-Parametern Freq, Decay, Tone und Filt(er) interagieren.

Nyström Crum Drum - Instrumenten LEDs

Hier wird das HH-Instrument bearbeitet

Über den Instrument-Regler wird das zu bearbeitende Instrument ausgewählt, dessen Signal-LED dann invertiert wird. Das ist am Anfang etwas schwer zu sehen, ist aber einfach Gewöhnungssache. Auf Linksanschlag werden dann alle Instrumente gleichzeitig verstellt. Damit lassen sich schon krasse Veränderungen des Gesamtklangs mit nur einem Dreh erreichen.

Der Rand(om)-Parameter verdient dabei eine eigene Betrachtung. Diese verstellt im Falle der Drums nicht das Auftreten, sondern den Klang des Drum-Instruments, in dem er eigenständig Variationen der Klangparameter auslöst. Die vom Nyström Crum Drum erzeugten Beats bekommen damit einen weitaus lebendigeren Klang, in etwa wie Parameter-Locks ohne manuelle Kontrolle.

Nyström Crum Drum - alle Instrumente ausgewählt

Hier werden alle Instrumente gleichzeitig bearbeitet

Der Filter-Regler ist neutral in der Mitte und hat links davon eine Low-Pass- und rechts davon eine High-Pass-Charakteristik. Diese sind allerdings nicht für alle Instrumente gleich. So verschwinden z.B. HH und SNR vollständig bei voll aktiven Highpass-Filter, die BD und der Bass bleiben jedoch, wobei die BD lediglich weniger Bassfundament hat aber immer noch eindeutig zu hören ist. Das LP-Filter hingegen zielt auf alle Instrumente und kann im Editiermodus für alle Instrumente eingesetzt werden, um nette Riser zu erzeugen.

Generell fällt mir auf, dass manche Parameter nicht optimal kalibriert sind. So hat das LP-Filter zum Beispiel eine recht steile Kurve von geschlossen auf halb offen innerhalb der ersten 3 mm Regelweg. Oder der BPM-Regler, der ähnlich reagiert. Alles kein Beinbruch, es muss jedoch erst einmal verinnerlicht werden.

Master-Effekte

In der Summe sitzen dann die Effekte, die nur für alle Instrumente gleichzeitig einstellbar sind. Hier finden wir Drive, Reverb und Delay. Leider gibt es keine Möglichkeiten, nur einzelnen Instrumenten einen Effekt zu verpassen, ich denke da vor allem an einen ansonsten trockenen Beat mit einer Snare, die sich im Reverb-Pool aalt.

Ich erwähnte den Stereo-Ausgang, aber tatsächlich Stereo ist hier nur das Ping-Pong-Delay. Alle Drums und der Reverb sind Mono. Es gibt kein Panning oder Räumlichkeit im Reverb.

Der Drive ist dabei definitiv keine Emulation eines analogen Schaltkreises, sondern klingt eher wie ein Wavefolder, der jedoch eine interessante klangliche Textur einbringt. Das Reverb klingt wirklich gut und so können auch schöne Hallgebilde bei einem 100 % Mix erzeugt werden – mit entsprechenden Beat-Teilern und langsamen BPM kann der Nyström Crum Drum durchaus ambientartige Sachen generieren. Vor allem, da er auch als viertes Instrument einen Basssynth enthält.

Ganz selten kam es vor, dass ich beim Umschalten Parametersprünge erlebt habe, da das aktuell gewählte Instrument eine Einstellung eines Potentiometers übernommen hat, das noch auf die Einstellung eines anderen Instruments ausgerichtet war.

Bass-Synth des Nyström Crum Drum

Die vierte Stimme ist also ein Basssynth, der etwas anders auf die Parameter reagiert als die Drums des Nyström Crum Drum. Auch dieser wird über eine FM-Synthese realisiert, bei dem der Tone-Parameter den Klang ändert. Hier sind jedoch drei verschiedene Bass-Sounds auf dem Tone-Regler verteilt. Das ist notwendig, da der Type-Schalter hier eine andere Funktion hat.

Mit diesem lässt sich zwischen drei Noten-Quantisierungen umschalten. Zur Auswahl stehen Octaves, Minor Pentatonic und Major Scale. Mit dem Freq-Parameter wird der tiefste Basston festgelegt; Random sorgt für die Einführung höherer Noten. Ganz zugedreht bleibt der Bass stur auf einer Note, begnügt sich also mit einem Ostinato.

Nyström Crum Drum - Type Schalter

Jedes Drum-Instrument besitzt drei verschiedene Synthese-Typen

Das Problem mit dem Sequenz-Start

Bis hierhin ist noch alles gut. Was ich jedoch dann herausfand, trübte meinen Gesamteindruck doch ein wenig. Es geht hierbei um das Zusammenspiel mit der DAW, das nun einmal wichtig für die Produktion ist. Hier gibt es das große Problem, dass die Sequenz des Nyström Crum Drum nach einem Stop und einem Reset auf Takt 0 einfach dort weiterläuft, wo sie aufgehört hat – kurz gesagt der Nyström Crum Drum beherrscht keine Stop/Start/Continue-Befehle. Das macht den Einsatz zu einem Glücksspiel und ist einfach nicht praktikabel. Ich bin sicher, das lässt sich mit einem Firmware-Update beheben, das aber nicht gerade einfach zu bewerkstelligen ist.

Die fehlende Steuerbarkeit

Was mir auch aufstößt, ist die fehlende Möglichkeit, die Parameter des Crum Drum per MIDI-CC steuern zu können. Das betrifft vor allem die Klang-Parameter. Zusammen mit den vorhandenen Note-Triggern und einer Spurautomation in der DAW hätte so eine ganze Menge Flexibilität gewonnen werden können.

Firmware Update des Nyström Crum Drum

Denn dafür müssen zunächst zwei kleine Programme der Teensy-Entwicklungs-Umgebung heruntergeladen werden. Eines nimmt den Upload vor und ein anderes simuliert einen Knopfdruck auf der verbauten Teensy, der manchmal nötig ist. Dazu ist dieses zweite Programm nicht macOS signiert. Zudem brachte die Update-Vorgehensweise aus der Anleitung keinen Erfolg. Stattdessen musste ich eine etwas andere Reihenfolge wählen, bis ich vermutlich das Update vollziehen konnte. „Vermutlich“ deshalb, da der Nyström Crum Drum keine Möglichkeit hat, die Versionsnummer der aktiven Firmware darzustellen. Hier scheint ganz klar der DIY-Hintergrund durch in einer für den Kunden kaum zu akzeptierenden Weise.

Der Klang des Nyström Crum Drum

Am Ende muss es aber einfach gut klingen. Und obwohl ich klar sagen muss, dass die vom Nyström Crum Drum synthetisierten Drums nicht wirklich echt klingen, muss ich auch gleichzeitig sagen, dass mir diese Drums-Sounds persönlich gut gefallen. Zusammen mit den Einteilungen für Instrumente kommen hier herrlich unverbrauchte LoFi-Drums raus, die auch eine gute Bandbreite haben, auch wenn alle Drum-Typen der jeweiligen Kategorie etwas ähnlich klingen. Auch gelingen ambientartige Sachen, die sich hören lassen. Im Endeffekt ist das wirklich Geschmackssache.

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Fazit

Das Konzept des Nyström Crum Drum geht für mich im Großen und Ganzen auf und ich habe eine gute Zeit damit verbracht. Die Beats sind interessant, der Klang eigenständig und das Gerät nicht ausschließlich auf Beats festgelegt.

Die größten Kritikpunkte für den professionellen Einsatz sind für mich die fehlende Start-/Stop-/Continue-Implementation im Host-Sync und die nicht vorhandene Steuerbarkeit über MIDI-CC. Diese, kombiniert mit dem suboptimalen Update-Prozess, hinerlassen einen faden Beigeschmack.

Wäre das alles nicht so, könnte ich auch bei dem Preis ein sehr gutes Produkt sehen. So bleibt dennoch ein guter Eindruck mit Hoffnung auf Nachbesserung.

Plus

  • sehr gute Beat-Erzeugung
  • Ausgabe der MIDI-Noten
  • charmante LoFi-Drums
  • eigenständiger Klang
  • einfache Bedienbarkeit

Minus

  • verarbeitet keine Start-/Stop-/Continue-Befehle
  • keine Steuerung der Klang-Parameter über MIDI-CC
  • Sandwich-Bauweise
  • keine Panoramaverteilung

Preis

  • 326,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
    • Profilbild
      Numitron AHU

      @massenvernichtungswaffe.de furchtbar..
      und Geräte ohne Gehäuse..
      kaufe deswegen nicht das aktuelle kaoss Pad..
      und dann muss man noch selber basteln..
      hab ein nettes kp2 (Aluminiumgehäuse! „bulletproof“ laut Korg ;-) mini kaoosspad 2 und ein boss se 70!
      mit analoger distortion! auch von then Prodigy benutzt! 😁😎🔥🤘

      • Profilbild
        massenvernichtungswaffe.de AHU

        @Numitron Das nts-3 ist überraschend stabil. Grundsätzlich ist Platinenmaterial auch super.
        Es gibt nur keine Nut&Federverbindungen zum Boden/Deckel. Damit wäre es perfekt.
        Zusätzliches Gehäuse lässt sich schnell selber drucken:
        https://www.thingiverse.com/thing:6901952
        Leider gibt es (im Gegensatz zum NTS-1) von Korg keine Daten als Grundlage für ein eigenes Design.
        Wahrscheinlich ist der Markt für ein großes KP momentan einfach nicht da. Pioneer liefert ja auch schon länger keinen Nachfolger für das Pioneer RMX-1000. Und das ist von ~2012 und klingt entsprechend.
        Das nts-3 hat übrigens einen guten Sound im Vergleich zu seinen Vorgängern. Ich vermisse etwas die möglichen Drittanbietereffekte. Und die Bedienung ist für manche eine kleine Herausforderung.

  1. Profilbild
    Lumm

    Hatte den Crum Drum mal. Für das Gebotene und ohne Midi-in mittlerweile zu teuer und auf Dauer langweilig. Ich kann mir kaum vorstellen, dass noch weitere Updates kommen.

  2. Profilbild
    Ashatur AHU

    Da hätte man gleich eher an ein Eurorack Modul nachdenken sollen. Es fängt ja schon bei dem Platinen Gehäuse an und geht weiter. Im Rack kann ich auf all das verzichten solang Trigger und Clock eingänge vorhanden sind und eventuell noch ein Reseteingang.
    Aber als Desktop Instrument rutscht es so als teures Gadget in die Spielzeugabteilung.
    Schade dabei finde ich es recht Intressant.
    Eventuell kommt dort noch auf die Idee es als Modul zu realisieren.

  3. Profilbild
    chardt AHU

    Hallo Rhythm Wolf, Du kannst wieder aus Deiner Höhle rauskommen – das Teil hier klingt noch grottiger! 😂

    • Profilbild
      Ashatur AHU

      @chardt Grottig aus der Grotte. Aber Genau das macht das Ding aus. Es klingt so einzigartig grottig das es schön gefiltert und mit Effekten versehen im Hintergrund eines Beates etwas spezielle Würze bringen könnte. Aber das ganze drumherum gefällt mir nicht.

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