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Test: Ollo Audio S4X, offener Studiokopfhörer

Die Referenz aus Slowenien

9. Juni 2023
ollo audio s4x test

Ollo Audio S4X, offener Studiokopfhörer

Wenn man auf AMAZONA.de nach Artikeln zu Ollo Audio sucht, so spuckt die Suchfunktion 13 Ergebnisse aus. Allerdings (fast) allesamt fälschlicherweise zu „Universal Audio: Apollo“. Somit ist dies tatsächlich erst unser zweiter Test zu diesem Hersteller aus dem slowenischen Örtchen Šempas, der sich auf die Produktion von Studiokopfhörern spezialisiert hat. Neben dem hier vorgestellten Ollo Audio S4X hat man aktuell mit dem Modell S4R noch die geschlossene Version des S4X im Portfolio sowie mit dem S5X einen Spezial-Kopfhörer für Mixing und Mastering von binauraler Musik und Dolby Atmos. Damit präsentiert sich Ollo Audio als echter Kopfhörer-Spezialist. Aber hört man das auch?

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Technische Daten des Ollo Audio S4X

Im klanglichen Mittelpunkt des 350 g schweren dynamischen Studiokopfhörers stehen die dynamischen 50 mm Neodym-Treiber mit zweilagiger Spule und einer 25u PET-Membran. Die Schallwandler sind laut Hersteller handverlesen und auf links/rechts abgestimmt, Vorder- und Rückseite der Lautsprecher sind für eine minimale Phasenauslöschung und eine direktere Klangsignatur vollständig getrennt – „SoundSeal“ nennt Ollo Audio dieses Verfahren.

Ollo Audio S4X

Den Maximalpegel gibt der Hersteller mit 108 dB an, den Frequenzbereich mit 20 bis 20.000 Hz. Vielleicht etwas schmal, wenn ich das mit den von mir zuletzt getesteten Studiokopfhörern vergleiche (KRK KNS 8402: 5 bis 23.000 Hz, Røde NTH-100: 5 bis 35.000 Hz, Austrian Audio Hi-X60: 5 bis 28.000 Hz, Beyerdynamic DT 700 Pro X: 5 bis 40.000 Hz). Ob sich das nun irgendwie auf den Klang auswirkt, werden wir später sehen. Mit einer Impedanz von 32 Ohm ist der S4X auch für „schwächere“ Geräte wie Smartphone, Tablet oder Notebook geeignet, in denen keine Mörder-Amps verbaut sind. Getestet wurde übrigens das Modell Ollo Audio S4X 1.2. Der Unterschied zum Vorgänger mit der Versionsnummer 1.1 besteht aber lediglich darin, dass der Kabelstecker auf der Leiterplatte nicht mehr sichtbar, sondern eingebettet ist.

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Familiengeschichten

Benannt wurde das Unternehmen nach den Zwillingssöhnen des Gründers, Rok Gulič, OLiver und LOvro, die beiden jeweiligen Anfangsbuchstaben ergeben OLLO. Warum? Weil sie der eigentliche Auslöser für die Gründung von Ollo waren, wie Gulič auf der Ollo-Website verrät. Er habe eines Nachts noch zu Hause die Musik seiner Band Sabalmoza für eine neue CD abmischen wollen und dabei seine Familie aus dem Schlaf gerissen. In der nächsten Nacht habe er es dann mit einem Kopfhörer versucht, aber das sei nutzlos gewesen, da er das „tiefe Rumpeln und den Subbass nicht in seiner Brust spüren konnte“. Es sei unmöglich gewesen, Kick und Bass über Kopfhörer zu mischen. So machte sich der gelernte Ingenieur dann daran, das Problem auf eigene Faust zu lösen und baute 2016 zusammen mit seinem Freund Mitja Sajovic von Hand den ersten Prototypen eines eigenen Kopfhörers. Ollo Audio wurde gegründet, 2019 wurden sie als Finalisten des slowenischen Startups ausgezeichnet.

Ollo Audio S4X

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Save the Planet

“Save the planet, you can’t listen to music in space”, steht groß auf dem braunen Pappkarton. Und Ollo legt tatsächlich großen Wert auf eine möglichst umweltverträgliche Produktion seiner Kopfhörer und Verpackungen. Die schlichte Pappverpackung (ohne Hochglanzaufdrucke) ist recyclebar, Plastiktüten oder Styropor werden nicht verwendet – einzig der Tragegriff besteht aus Kunststoff (und das vermutlich auch noch aus recyceltem Kunststoff), der Rest ist Pappe, Papier, Metall, Kunstleder und Holz. Genauer: amerikanisches Walnuss-Holz von zertifiziert nachgepflanzten Bäumen. Vorbildlich. Schade, dass so ein Bewusstsein in der Audio-Industrie noch immer nicht selbstverständlich ist, nur allzu oft wird jedes Blatt Papier und jedes Kabel in Plastiktüten gesteckt und dergleichen mehr. Dazu passt dann, dass Ollo mir das Testmuster im Originalkarton aus Slowenien zuschickte und das Paket dazu sorgfältig in braunes Packpapier hüllte – so, wie meine Oma früher ihre Care-Pakete mit Lebensmitteln und dem versteckten 20,- DM-Schein (wegen der „Zonen-Grenzer“) an den studierenden Enkel nach Berlin.

Ollo Audio S4X

Im Inneren der Öko-Verpackung liegt der Ollo Audio S4X sicher in einem Pappbett, gut gepolstert auf den Ohrmuscheln. „Handbuilt on the edge of the Alps“ verkündet darunter ein Schriftzug. Die Teile stammen größtenteils aus Europa, lediglich Treiber und Ohrpolster lässt das Unternehmen nach eigenen Vorgaben in China fertigen. Wobei die Kopfhörer nicht nur handgefertigt, sondern auch handvermessen sind: Jedem ausgelieferten Exemplar liegt nicht nur ein unterschriebenes Echtheitszertifikat bei, sondern auch ein individueller ausgedruckter Frequenzgang dieses einen Kopfhörers, inklusive Messdatum, Seriennummer und Unterschrift desjenigen, der die Messung vorgenommen hat. Sogar der bei der Messung vorherrschende Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur sind dort ebenso vermerkt wie die zur Messung eingesetzte Technik. So ist auch sichergestellt, dass jeder Kopfhörer vor dem Verpacken einzeln geprüft wurde.

Ollo Audio S4X

Nett gemacht: Die dezente Aufforderung, sich doch bitte auf der Ollo Audio-Website zu registrieren, kommt in Form eines Backstage-Passes mit QR-Code und dem dazugehörigen Schlüsselband (das mit der philosophisch-kryptischen Aufschrift „Listen! If it’s there, you are right! If it’s not, you are also right!” bedruckt ist). Ein Handbuch gibt es nicht, aber einen weiteren QR-Code und einen Link, wo ich mir das herunterladen kann. Das sechssprachige Handbuch enthält technische Spezifikationen, Einsatzszenarien sowie ein paar Abhör-/Mixingtipps.

Ebenfalls noch mit im Karton befindet sich eine gepolsterte schwarze Tasche mit dem signifikanten OA-Logo zur Aufbewahrung sowie ein 2 m langes Kabel: An der Kopfhörerseite mit 2,5 mm Stereo-Steckern, auf der Verstärkerseite mit 6,35 mm bzw. 3,5 mm (Adapter).

Über die Website können alle Einzelteile nachbestellt werden

Do-it-yourself

„Wir sind der festen Überzeugung, dass moderne Produkte wartungsfreundlich gestaltet werden sollten. Alle Ersatzteile müssen verfügbar sein und mit haushaltsüblichen Werkzeugen ausgetauscht werden können.“ Schreibt der Hersteller. (In your face, Apple. Denke ich). Und tatsächlich bietet Ollo Audio auf seiner Website alle Einzelteile der Kopfhörer zum Kauf an. Nicht nur die üblichen Verschleißteile wie Polster, Kopfband oder Kabel, sondern auch die Speaker (69,90 Euro, Paar), die Bauteile der Innenakustik (22,90 Euro, Paar), einen Edelstahl-Kopfhörer-Bügelsatz (39,90 Euro) oder die Holzgehäuse (44,90 Euro, Paar). Wer mag, kann sich so fast komplette eigene Kopfhörer bauen. Was aber nicht bedeutet, dass man seinen Ollo Audio S4X im Bedarfsfall dann selber reparieren muss: Für das erste Jahr nach Kauf gewährt Ollo Audio eine „vollständige Garantie“ (= mit Übernahme der Versandkosten), vier weitere Jahre dann eine „eingeschränkte Garantie“ (= ohne Übernahme der Versandkosten). Alles in allem sehr kundenfreundlich.

Ollo Audio S4X

Wie gut ist der Ollo Audio S4X verarbeitet?

Das Design des Kopfhörers wird geprägt durch die beiden Schalen aus amerikanischen Walnuss-Holz, kreisrund, etwa 2 cm dick und 15 cm im Durchmesser. Was bei anderen Modellen – wie etwa beim Denon AH D9200 – sehr edel wirkt, kommt hier eher sympathisch rustikal rüber. Durchaus wertig und sehenswert, aber auch nicht so, dass man gleich die weißen Handschuhe rausholt, bevor man den Kopfhörer anfasst. Die 2,5 cm starken Ohrpolster sind aus weichem Kunstleder gefertigt und mit Velours überzogen, was die Wärmeentwicklung auf den Ohren dämmt und besonders im Sommer dann eine Wohltat sein dürfte. Der Innendurchmesser liegt bei rund 5,5 cm Durchmesser, was zumindest für meine Ohren ausreichend dimensioniert ist. Check bei meinen beiden anderen Kopfhörern, die ich hier im Einsatz habe: Røde NTH-100 kommt da mit 5,5 x 4 cm, mein AKG K501 auf ca. 6 cm. Alles im grünen Bereich also. Und Menschen mit Elefantenohren müssen beim S4X angesichts der weichen Polster auch nicht groß leiden.

Die Schalen können um 360 Grad und somit auch um 180 Grad nach außen gedreht werden, falls man mal nur auf einem Ohr hören möchte. Was auch nicht unangenehm ist, wenn man es nicht gerade stundenlang macht: Dann hat man halt die kühle Metall-Lochplatte der Außenseite auf dem Ohr, was verletzungs- und druckfrei funktioniert. Was auch bedeutet: Die S4X sind zu den Seiten hin recht offen. Trotzdem hält sich die Beschallung der Umwelt in Grenzen. Da hat man fast den Eindruck, es hier mit einem halboffenen Modell zu tun zu haben.

Die Schalen lassen sich um 360 Grad drehen

Die Anschlüsse für das Kabel sind nicht (mehr, wie in der Version 1.0) senkrecht nach unten angebracht, sondern seit der Version 1.1 leicht schräg versetzt. So hat man das Kabel dann – je nachdem, wie man die Schalen gedreht hat – etwas vom Körper weg über dem Rücken oder vor der Brust. Das ist zwar einerseits nicht ganz so elegant und praktisch wie die Kopfhörer mit einseitig angebrachtem und dann oben durchlaufendem Kabel, hat aber andererseits eben die Vorteile, dass sich die Schalen komplett drehen lassen und dass keine Kabel über oder durch den pulverbeschichteten Metallbügel aus Edelstahl laufen, der die Schalen verbindet.

Der ist hier recht breit mit einer Öffnung in der Mitte, liegt aber nicht direkt auf dem Kopf auf. Stattdessen kommt – wie auch beim AKG K501 – ein selbstjustierendes Kopfband (ebenfalls aus Nautikleder) mit Gummizug-Rückholautomatik zum Einsatz, was a) deutlich bequemer ist und b) eine umständliche Anpassung der Schalen an die Kopfgröße überflüssig macht: Aufsetzen, runterziehen, passt.

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Das 2 m lange Kabel ist – wie schon erwähnt – abnehmbar. Der etwa 1,60 m lange Teil vor der Weiche ist ein in schwarzen Stoff gehülltes, geflochtenes, schwarzes Silikonkabel mit OFC-Kern, hinter der Weiche dann in eine rote Kunststoffummantelung gehüllt. Sowohl die 2,5 mm- als auch der 3,5/6,35 mm-Stecker sind vergoldet. Diese sitzen – auch ohne zusätzliche Dreh-Arretierung, wie sie z. B. beim Rode NTH100 vorhanden ist – ausreichend fest in den Buchsen.

Ollo Audio S4X

Der Tragekomfort des Ollo Audio S4X

Vorab: Ich habe den für gebürtige Ostwestfalen typisch großen Schädel („Mützen in Ihrer Größe? Müsste ich erst bestellen“), weshalb ich bei vielen Kopfhörern so meine Probleme habe, besonders bei längerer Tragezeit. Den Ollo Audio S4X dagegen empfinde ich – trotz seines etwas klobig-rustikalen Looks – als sehr angenehm beim Tragen. Das Kopfband nimmt einen Großteil des Gewichts von 350 g vom Kopf weg, die weichen Ohrpolster lassen – auch bei Brillenträgern – kein Druckgefühl aufkommen. Man habe die „Klemmkraft für einen möglichst neutralen Frequenzgang auf den branchenüblichen Bitragialdurchmesser von 14,3 cm (KEMAR) eingestellt“, schreibt der Hersteller. Was immer das heißen mag, da muss ich passen. Selbst eine Google-Suche half mir da nicht weiter. Sachdienliche Hinweise zu KEMAR bitte in die Kommentare. Fakt ist jedenfalls: Der Kopfhörer trägt sich sehr bequem und balanciert gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen „drückt nicht“ und „sitzt fest, ohne zu verrutschen“. Im direkten Vergleich mit meinen beiden anderen Kopfhörern sehe ich den S4X beim Thema Tragekomfort noch vor dem gleichschweren – und ebenfalls sehr bequemen – Røde NTH-100 , aber hinter dem AKG K501, der mit seinem Gewicht von gerade einmal 230 g und der Kopfbandkonstruktion seit über 25 Jahren einfach unschlagbar ist.

Der Anpressdruck ist übrigens seitens des Herstellers nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern auch ein Faktor, der den Klang beeinflusst. „The sound is impacted by the air pressure, and the air pressure is impacted by the clamping force of the headband”, erklärt Ollo-Ingenieur David Rijavec. War mir auch neu, man lernt eben nie aus.

Ollo Audio S4X

Einige Vorbemerkungen zum Soundcheck

Ollo Audio hat viel Zeit investiert, um die einzelnen Bauteile in ihrer Form und ihrem Material aufeinander abzustimmen und eine möglichst neutrale Klangsignatur zu erhalten. Man habe „das, was Fachleute als flach bezeichnen, rückgängig gemacht und alle Datensätze mit modernsten Frequenz-, Impuls-, THD- und anderen Messverfahren validiert“. Klingt spannend und ein wenig nach der Neu-Erfindung des Rades. Aber entscheidend ist ja nun mal auf dem Platz.

Vorweg: Ein Kopfhörer-Audiotest ist immer größtenteils subjektiv und geprägt von den Hörgewohnheiten – und ja – auch vom noch existierenden Hörvermögen des Testers. Junge Menschen hören eben mehr und daher anders als ältere (wie ich), und wer die letzten 20 Jahre mit eher günstigeren Kopfhörern verbracht hat (ich nicht), wird vermutlich schnell alles feiern, was irgendwie besser klingt. Weshalb man auch diesen Test nur als Anhaltspunkt verstehen sollte. Vor einem eventuellen Kauf empfiehlt sich da stets ein Ausprobieren, da sollte man auf jeden Fall das 30-tägige Testangebot von Ollo Audio nutzen.

Zu meinen (Ab)hörgewohnheiten: Als Kopfhörer beim Abmischen nutze ich den (geschlossenen) Røde NTH-100, dessen Sound ausgewogen, aber nie klinisch kalt ist und seit Ewigkeiten den AKG K501, einen dynamischen, halboffenen Klassiker mit einem sehr analytischen, neutralen Klang, verbunden mit einer recht schönen Räumlichkeit und einer hohen Auflösung. Da bin ich gespannt, wie sich der S4X in diesem Feld schlägt. Angeschlossen wird der Ollo Audio S4X im Test an den Kopfhörerausgang meines Mackie-Pultes, der Sound kommt über das MOTU M4 aus dem PC.

Ollo Audio S4X

Die Messung meines Testmusters

Wie klingt der Ollo Audio S4X Studiokopfhörer?

Der erste Klangeindruck ruft vermutlich erst einmal ein großes „What?“ hervor, denn dieser Kopfhörer täuscht Neutralität nicht – wie viele andere – nur vor, er ist tatsächlich neutral. Und zwar mehr, als ich es jemals in einem meiner bisherigen Kopfhörertests hier gehört habe. Er behandelt alle Frequenzen absolut gleichberechtigt, ohne eine zu bevorzugen oder hervorzuheben, da wird nichts beschönigt. Kommt man direkt von einem anderen Kopfhörer, empfindet man das im ersten Augenblick vielleicht sogar als sehr flach und trocken. Was aber kein Ausdruck von Langeweile ist, sondern mehr von der fast schon brutalen Ehrlichkeit, mit der der Ollo Audio S4X einem jede Unsauberkeit im doch so sorgfältig produzierten Mix der letzten Woche um die Ohren schlägt. Hier übertrifft er sogar den Austrian Audio HI-X60, den ich vor rund anderthalb Jahren an dieser Stelle mal testen durfte und mir bis dato als Ausgeburt der Neutralität galt.

Die Bässe sind deutlich zu hören, schieben sich aber nicht in den Vordergrund und klingen eher kühl. „Ich bin da“, signalisieren sie uns, „auch drei Etagen tiefer“. Kick und Snare sind deutlich herauszuhören, ohne jedoch mit viel Punch die anderen Frequenzen aus dem Ring zu hämmern. Ein wenig wie mein (recht großer) Hund, der die kleinen ihn anbellenden Fußhupen nonchalant ignoriert, weil er es nicht nötig hat, denen seine Überlegenheit zu beweisen. So zeigt die Frequenzanalyse in dem Bereich bis 5 kHz auch einen von Anfang an fast durchgehend linearen Verlauf. Erhöht man den Anpressdruck des S4X, indem man die Schalen mit der Hand gegen die Ohren drückt, verlieren die Bässe ein wenig ihre strikte Zurückhaltung und klingen etwas wärmer und voller. Kann man zwischendurch ja mal machen, wenn man ausprobieren will, wie das auf anderen Kopfhörern klingen mag und man kurz auf die Neutralität im Keller pfeift.

Besonders viel Wert legt der Ollo Audio S4X auf einen sauber aufgelösten Mittenbereich, der unglaublich viele Details abbildet. Auf dem Papier sehe ich da bei meinem Testmuster einen kleinen Peak bei 7 kHz (gefolgt von einer kurzzeitigen Absenkung bei 8 kHz). Interessanterweise habe ich im Netz auch die Abbildungen anderer Frequenzanalysen des S4X gesehen, auf der besagter Peak nicht vorhanden ist, lediglich die nachfolgende Absenkung. Insofern scheint es da auch kleinere Unterschiede bei den einzelnen Exemplaren zu geben.

Ollo Audio S4X

Und hier die Frequenzanalyse des 4SX von Marc Urselli (Foo Fighters, U2)

Bei den Höhen nimmt der S4X Rücksicht auf Menschen, die den ganzen Tag Musik hören müssen. Nichts ermüdet das Gehör mehr als schrille, überzeichnete Höhen. Und da Höhen die (mal üble, mal wohltuende) Angewohnheit haben, sich stets in den Vordergrund zu schieben (ich wohne neben einer Grundschule, und in der großen Pause freue ich mich, wenn das fröhliche Geschrei der Kleinen jedes dumpfe Rumpeln der ab und zu vorbeifahrenden Straßenbahn übertönt), nimmt Ollo Audio den Hochtonbereich dezent an die Kandare, wie auch die Frequenzanalyse meines Testmusters zeigt. Allerdings in einem Bereich, den ich in meinem Alter vermutlich eh nicht mehr höre. So zeigen sich die Höhen hier unaufdringlich, ohne nervende Schärfe, ja vielleicht sogar etwas weicher als der Rest, aber ebenfalls stets enorm detailgetreu.

Insgesamt liefert der Ollo Audio S4X ein extrem neutrales, transparent-luftiges Klangbild, das es leicht macht, jeden Ton und jedes Instrument genau zu verorten.

Das Stereobild ist zwar nicht über die Maßen breit, aber dafür kann ich jeden Klang auf den Zentimeter genau im Panorama verorten. Wo mein AKG K501 noch achselzuckend „irgendwo links“ nuschelt, zeigt der S4X mit dem Finger genau auf den Punkt im Raum. Eine derartige Exaktheit, eine derartige Transparenz ist mir bisher nicht untergekommen.

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OLLO Audio S4X
OLLO Audio S4X
Kundenbewertung:
(3)

Für wen ist der Ollo Audio S4X geeignet?

„Die Klangsignatur des S4X wurde von den Profis empfohlen, nicht von Laborfreaks“ – versichert Ollo Audio. So ist er dann auch in erster Linie nicht für audiophile Klangliebhaber, sondern für Produzenten gebaut, die ihren Mix analytisch hören wollen, um Fehler zu finden. Was aber nicht bedeutet, dass es keinen Spaß macht, damit einfach mal Musik zu hören, im Gegenteil: Ich habe da so manche Feinheit wahrgenommen, die mir andere Kopfhörer verschwiegen haben. Allerdings dann auch so manche Unsauberkeit, gerade bei älteren Aufnahmen. Trotzdem: Wer mal seine „Scheiben“ mit anderen Ohren hören möchte, unverfälscht so, wie sie aufgenommen und gedacht waren, wer strikte Neutralität dem Geschönten vorzieht, der ist ebenfalls herzlich eingeladen. Auch am Smartphone hat der S4X genug Druck und Dynamik, doch ist die Vorstellung, mit dem Trumm auf den Ohren und 2 m Kabel in der U-Bahn Musik zu hören, doch sehr gewöhnungsbedürftig. Kann man machen, ist aber eher unpraktisch.

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Fazit

Der Ollo Audio S4X ist ein extrem neutraler, ausgewogener, aber nie langweiliger Kopfhörer, der mit ungeheurer Transparenz und Klarheit jedes noch so kleine Detail abbildet und damit dem Abhören über Nahfeldmonitore recht nahe kommt. Das sympathisch-rustikale Design mit den Holzschalen wirkt ansprechend, der fast völlige Verzicht auf preiswerten Kunststoff ist lobenswert und schlägt sich dennoch nicht im Preis nieder. Dass sich sämtliche Teile einzeln nachkaufen lassen und der S4X auch mit haushaltsüblichen Werkzeugen repariert werden kann, soll hier ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Wobei ein Schadensfall bei seiner äußerst robusten Bauweise wohl eher selten sein dürfte. Einen „Kopfhörer der Referenzklasse“ nennt der Hersteller seinen S4X, und das würde ich sogar so unterschreiben wollen.

Plus

  • ultra-neutrales, sehr transparent-luftiges Klangbild
  • Gleichbehandlung von Bässen, Mitten und Höhen
  • sehr hoher Tragekomfort durch Kopfband und gute Polster
  • stabile Bauweise
  • ansprechendes Design
  • Velourspolster verhindern größere Wärmeentwicklung
  • so gut wie kein Kunststoff verbaut
  • alle Teile einzeln nachkaufbar
  • abnehmbare Kabel
  • Schalen um 360 Grad drehbar

Preis

  • 399,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    TEEEMEY

    Habe diese schönen Kopfhörer zum Geburtstag geschenkt bekommen. Der Klang ist fantastisch allerdings ist die ganze Konstruktion und die Verarbeitung, leider wie so oft typisch einer Boutique Firma, nicht zu Ende gedacht. Die Schall-Muscheln fielen nach einer Weile einfach ab bzw. wurden sehr lose. Der Stoff aus dem die Kopfhörerpolster bestanden war Samt-artig. Ein super schönes Gefühl aber man begann darunter schnell schwitzig zu werden und das Material dadurch extrem zu durchnessen, was irgendwann zu einem festsitzenden Gestank im Material führte. Hinzu kommt die Konstruktion des Bogens bzw Rahmens der die beiden Muscheln verbindet. Wenn man darauf mit der Fingerspitze leicht tippt dann hallt es sehr deutlich. Sprich die gesamt Konstruktion leitet außen Schwingungen ab die man bei musizieren sehr deutlich registriert und als eindeutig störend empfindet. Wie gesagt klang ist fantastisch aber für mich im wahrsten Sinne ein Schönwetter Apparat dass ich persönlich auf keinen Fall für den täglichen Heavy gebrauch empfehlen würde.

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      @TEEEMEY Danke für deine Beobachtungen! Ich habe den Kopfhörer nur etwa zwei Wochen im Test gehabt. Dadurch kann ich natürlich nicht beurteilen, wie der sich nach ein paar Monaten macht. Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass der recht gut verarbeitet ist. Sollten da tatsächlich etwas abfallen nach einiger Zeit, wäre das natürlich unschön. Ich habe das Muster nicht mehr hier – kann man die nicht selber wieder festschrauben? Ist doch so eine Art Baukasten-Kopfhörer :-)

      Geschwitzt habe ich darunter eher nicht, zumindest nicht mehr, als unter anderen Kopfhörern auch. Aber ok, zum Testzeitpunkt war es auch recht kühl (und ich heize auch wenig), kann also gut sein, dass das im Sommer anders ist. Und auch, dass die Metallbügel den Klang beim Antippen übermäßig weiterleiten, hatte ich so nicht feststellen können – verglichen mit anderen Modellen empfand ich das sogar als eher weniger. Aber wie schon im Test gesagt – vieles ist auch von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich und wird anders wahrgenommen. Insofern ist da eine zweite Erfahrung (wie deine jetzt) sicherlich nützlich.

  2. Profilbild
    Anthony Rother AHU

    Ich habe den Kopfhörer seit knapp einem Jahr.
    Der Klang ist über jeden Zweifel erhaben.
    Ich habe ihn im Laden einige Stunden gegen verschiedene Kopfhörer bis zum Preis von 1800 € angehört und er Klang für mich am besten.
    Das mit dem Schwitzen kann ich nicht bestätigen.
    Der Kopfhörer ist bei mir auch bis jetzt Top in Ordnung.
    Das mit dem Bügel stimmt ist aber beim hören kein Problem außer man schlägt auf den Bügel !?

  3. Profilbild
    eikendrup

    Was mich brennend interessiert ist, ob jemand Erfahrungen gemacht hat mit der Wiedergabe von immersivem (3D) Material auf diesem Kopfhörer?

  4. Profilbild
    network southwest

    Ich bin ja inzwischen relativ GAS-resistent, weil mir die Zeit fehlt, die gekauften Sachen denn auch zu benutzen. Kopfhörer sind bei mir aber ständig in Gebrauch, und ich frage mich, ob sich die Anschaffung dieses hübschen Kopfhörers lohnt. Zur Zeit ist mein Standard-Kopfhörer ein AKG K-702, mit dem ich an sich sehr zufrieden bin. Was meint Ihr?

    • Profilbild
      j.keys

      @network southwest Ich kenne den Ollo nicht, dafür aber den K-702. Und da gibt’s schon noch deutlich besser klingende Kopfhörer. Also wär ein Upgrade vielleicht schon überlegenswert wenn du deine Kopfhörer viel verwendest.

  5. Profilbild
    BouncyHunter

    Ich habe mal den Sherlock gemacht bezüglich des Knowles Electronics Manikin for Acoustical Research= KEMAR.Ist wohl so eine Art Simulator für den Kopf/Torso.

  6. Profilbild
    growler

    Ich konnte ihn kürzlich mit meinem Beyerdynamic DT900 Pro X vergleichen.

    Kopfhörer sind natürlich trotz aller Messwerte etwas ganz persönliches und so sind auch meine Eindrücke zu verstehen:

    Trockene Bässe, leicht nervende Mitten, etwas fehlende Transparenz in den Höhen.
    Unangenehm zu tragen.
    Kurzum: Mich hat er nicht überzeugt.

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