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Test: Olympus LS-10

Olympus LS-10

18. August 2008

Ausgepackt

 

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Glaubt man der Anzahl mobiler Audio-Aufnahmegeräte, die derzeit auf den Markt drängen, so muss Mobile Recording so etwas wie ein neuer Trendsport sein. Und das in einem Zeitalter, in dem auch Mobiltelefone, Notebooks, mp3-Player, ja sogar Digitalkameras (oder ist das in Ihrem Haushalt ohnehin schon ein- und dasselbe Gerät?) als Audio-Aufnahmegeräte herhalten können. Das Handy hat dabei einen entscheidenden Vorteil: Es ist heute überall mit dabei, und eröffnet somit auch kreativen Menschen die Möglichkeit, zu jeder Zeit Texte aufzusprechen oder eine unvermittelt „empfangene“ Killer-Hook einzusingen.

 

Mit den neuen Mobilrecordern geht das natürlich ebenfalls, im Regelfall aber in weit besserer Qualität und stereophon. Aber eben nur dann, wenn man ihn denn in der Tasche hat, am besten in Begleitung frischer Batterien. Aber diese Recorder können natürlich noch viel mehr: Mal eben eine „Tokio Hotel“- oder „Reeperbahn nachts um halb eins“-Atmo als stimmungsvollen Opener für den nächsten Release ziehen? Das lang herbeigesehnte Konzert am heutigen Abend für die digitale Ewigkeit konservieren?

 

Vor gut zehn Jahren, während des ersten Höhepunktes der Kopierschutzdebatten, wäre gerade die letzt angedachte Einsatzmöglichkeit noch als Bedrohung der abendländischen Kultur gebrandmarkt worden. Möglicherweise hätte man vor dem Erwerb eines hochqualitativen Hosentaschenrecorders ein polizeiliches Führungszeugnis einreichen müssen. Mittlerweile, in der zweiten Hälfte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts, haben Hardwarehersteller, Musiker und Plattenfirmen aber bekanntermassen ganz andere Sorgen. Und einen tragbaren Recorder in der Tasche.

Olympus

Auch wenn man diesen Namen mittlerweile überwiegend mit digitalen Photokameras in Verbindung bringt: Audio kann Olympus auch. Der „i-Pod von Olympus“ war der sehr gut klingende m:robe, dessen blitzblanke Hochglanzoberflächen jedoch bei vielen Nutzern Beklommenheitsgefühle auslösten: Man wollte ihn bloß nicht schmutzig machen oder gar verkratzen. In weiser Voraussicht wurde das Gerät in seinem eigenen Schnuffeltuch ausgeliefert, was nicht über die grottenlangsame Bedienung hinwegtrösten konnte. Das Gerät war ein Flop, und seitdem baut Olympus keine mp3-Player mehr.

Olympus ist aber auch der weltmarktführende Hersteller von Diktiergeräten. Was die Frage beantworten dürfte, in welcher Ecke des Konzerns der LS-10 entstanden sein ist, der die nur komprimiert aufnehmenden „Stereo-Diktiergeräte“ der DS-Range nach oben hin abrundet. Der LS-10 darf sich stolz „Linear-PCM-Recorder“ nennen, und somit wird ihm auch die Ehre zuteil, abseits der angestammten Consumer -Pfade über von Olympus erstmalig beschrittene Vertriebswege des Pro Audio -Handels zu marschieren.

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Wir haben den Olympus LS-10 ausprobiert.

 

Der Olympus LS-10 in der Wiener Abendsonne.

Der Olympus LS-10 in der Wiener Abendsonne.

Die Konkurrenz

Der LS-10 kostet typischerweise rund 400 Euro und bildet zusammen mit dem mit professioneller Anmutung versehenen und knapp 600 Euro teueren Sony PCM-D50 die Klasse der „Neureichen“ der Gerätegattung. Beide Hersteller haben sich offensichtlich dafür entschieden, den Markt image-bildend vom Top End zu entern. Sony unterstreicht diese Philosophie noch mit dem Superluxusgerät PCM-D1 für gut 2000 Euro. Auch der rund 300 Euro teure, ultra-kompakte Yamaha Pocketrak 2G verströmt ein gewisses „Yuppie-Gadget“-Appeal. Dennoch: All diese Gerät bieten keine echte Phantomspeisung.

 

 

Die Funktionen und deren Bedienung

Der LS-10 ermöglicht die Aufnahme verlustbehaftet komprimierter mp3- und wma-files in einigen ausgewählten Datenraten, ebenso ist aber die Speicherung 24bittiger wav-files bei 44,1, 48 und 96kHz Samplerate möglich: „Linear PCM“ eben. Die bei Musikproduktionen recht verbreiteten und einfach auf CD-Abtastrate herunterzurechnenden 88,2kHz gibt’s leider nicht.

 

Auch wenn man es hier und da schon anders gelesen hat: Das Gehäuse des LS-10 besteht vollständig aus Kunststoff – man muss halt genauer hinschauen. Allein die Mikrofone sind in Bechern aus Aluminium –Spritzguss eingefasst. Das große, einfarbige LCD-Punktmatrix -Display ist nach entsprechender Konfiguration im Menü hintergrundbeleuchtbar, ebenfalls zuschaltbar ist eine Beleuchtung der Aufnahmetaste während der Aufzeichnung. Die Kunststoffoberfläche des Displays ist nicht gehärtet und verkratzt daher ähnlich schnell wie die mancher Mobiltelefone. Der Olympus hat im Verhältnis zu meinen Händen und deren Feinmotorik genau die richtige Größe und ist kein bisschen „fummelig“. Mit eingelegten Batterien ist der Recorder perfekt ausbalanciert. Sämtliche Tasten auf der Front haben einen definierten Druckpunkt und machen einen hochwertigen Eindruck. Eine „Fn“-Taste ist in ihrer Funktion programmierbar. Das erspart all zu häufige Einstiege in das Menü. Die beiden Potentiometer für Aufnahme- und Wiedergabepegel steuern offensichtlich den Gain eines Operationsverstärkers und verursachen daher auch in vielen Jahren keine Kratzgeräusche. Schiebeschalter und Anschlussbuchsen auf den Seiten sind gut ausgeführt, aber eben auch filigran. Für den täglichen, rauen Broadcast-Einsatz sind sämtliche Geräte der Gattung nicht geeignet. Wer sich mehr Robustheit für nur wenig mehr Geld wünscht und bereits ein paar gute Kleinmembranmikrofone besitzt, sollte prüfen, ob der Fostex FR-2 LE das geeignetere Werkzeug ist.

Das Zubehör beinhaltet eine Tasche, in der auch etwas Zubehör Platz findet, eine Trageschlaufe, ein USB- sowie ein 3,5mm-Miniklinke-Kabel, zwei lustige Windschutz-Ohren, sowie Cubase 4LE aus dem Hause Yamaha-Steinberg. Nicht enthalten sind Stereo-Ohrhörer und ein irgendwie „professionell angehauchtes“ Audioadapterkabel, sei es 6,3mm Klinke, XLR oder zumindest Cinch.

 

Die Stereo-Mikrofoneingänge in Form einer Miniklinke mit schaltbarer „PlugIn-Power“-Versorgung und einer Eingangsimpedanz von 2 Kiloohm können beispielsweise für die beliebten Soundman OKMs benutzt werden.

Ein seitlich angebrachter Umschalter kann die Verstärkung des Mikrofonverstärkers um 20dB erhöhen, die Eingangsempfindlichkeiten sind mit -39dBV (LOW) und -59dBV (HIGH) angegeben.

Generell gilt: Alles, was sich ohne weitere „Adaptierung“ dort anschließen läßt, wird eher „anders“, aber kaum „besser“ sein als die eingebauten Elektretmikrofone. Signale hochwertigerer Mikrofone wird man, wie gewohnt, in einem externen Vorverstärker mit Phantomspeisung verstärken und dann über den Stereo-Line -Eingang zuführen, für den eine Eingangsempfindlichkeit von -6dBV angegeben ist. Ein solcher Aufbau ist dann natürlich nicht mehr wirklich mobil und vermutlich auch nicht das, was man mit einem solchen Gerät unbedingt tun möchte. Aber eben doch kann.

All jene, die unterwegs mit externen Mikrofonen und „echter“ 48V-Versorgung arbeiten möchten, sollten ein Auge auf den Microtrack II von M-Audio werfen, dessen Straßenpreis mittlerweile unter 300 Euro liegt. Der Zoom H4 bietet für einen ähnlichen Kurs ein ebenfalls ordentliches Paar eingebauter Mikrofone und zusätzlich zwei Mikrofoneingänge mit Phantomspeisung.

 

 

Ausgänge und USB-Anschluß.

Ausgänge und USB-Anschluß.

 

Digitale Ein- und Ausgänge fehlen beim Olympus leider ebenso wie ein Line Output. Offensichtlich vertraut man darauf, dass die anwendenden „Prosumer“ zunächst ihre Aufnahmen per USB auf eine Audioworkstation transferieren. Der digitale oder wenigstens analoge Anschluss an eine Stereoanlage zum simplen „Musikhören“ stellt im Jahre 2008 offensichtlich kein gemeinhin übliches Szenario mehr dar. Als einziger Ausgang für derartige Zwecke bleibt die regelbare Kopfhörerbuchse, die eigentlich für eine Lastimpedanz von etwa 32 Ohm vorgesehen ist.

 

 

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Klasse Testbericht :-) Nur kleiner Kommentar am Rande :

    Zitat : "Die Messergebnisse sind für ein portables Gerät dieser Größenklasse sehr gut, bewegen sich aber dennoch unter dem, was bei der Speicherung mit einer Auflösung von 16Bit möglich ist. Sie können also getrost mit 16 Bit aufnehmen."

    Das stimmt nicht so ganz. Der Sinn von 24 Bit ist ja vielmehr, ein relativ gering ausgesteuertes Signal mit noch genügend Bits zu reproduzieren. Selbst wenn man ein Signal mit -12dB abtastet, hat man immer noch effektiv 22 Bit Auflösung.
    Darüber hinaus kenne ich kein Gerät, was einen Noisefloor von -144dB (24bit) schafft..

  2. Profilbild
    falconi RED

    Die Anmerkung ist korrekt: Das Nutzsignal "versinkt" zwar im Rauschen, bleibt dort aber, je nach seiner Beschaffenheit und der "echten Auflösung" der den Vorverstärkern nachgeschalteten A-D-Wandlern, durchaus hörbar. Diesen Effekt nutzt man u.a. beim Dithering im Zuge der Bitbreitenreduktion von Digitalsignalen.

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Vielen Dank für den kompetenten Testbericht. Hat mich auf einige Punkte aufmerksam gemacht, den andere Berichte nicht berücksichtigen.

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