ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Omnitronic TRM-222, Rotary Mixer

Wie viele Funktionen passen in einen Rotary-Mixer?

26. September 2024
Omnitronic TRM-222

Omnitronic TRM-222

Omnitronic TRM-222 – ein Satz meines Fazits könnte lauten: Den habe ich mir kleiner vorgestellt. Aber fangen wir von vorne an. Dass nach der MK1- und MK2-Version des 2-kanaligen Rotary-Mixers eine MK3-Version auf den Markt gebracht (den TRM-202 MK3) wurde, das war abzusehen. Auch der folgende 4-Kanal-Mixer war irgendwie abzusehen, der TRM-402. Ungewöhnlich wurde es mit dem TRM-422, einer noch größeren Version eines 4-kanaligen Rotary-Mixers, der mit einigen weiteren Funktionen aufwarten konnte. Nun sind wir noch einmal größer geworden, allerdings nicht in der Breite, sondern in der Tiefe. Der Formfaktor des Omnitronic TRM-222 ist eher ungewöhnlich, denn der Mixer ist tiefer als breit und hätte eher die Beschreibung „Portrait-Mode“ statt horizontal verdient. Fangen wir jedoch vorne an.

ANZEIGE

Es gibt TRM-Mixer der Reihe, die mit der Zahl 2 oder 5 beginnen. Sicherlich hat schon jeder gemerkt, dass die Zahl für die Anzahl der Kanäle steht. Ergo: Der TRM-222 ist ein 2-Kanal-Rotary-Mixer. Doch wieso ist der Mixer so tief? Was gibt es dort an Funktionen, die dafür sorgen, dass der Mixer 45 cm tief ist, jedoch nur 26 cm breit? Die klassischen Maße eines 12 Zoll Mixers besitzt der TRM-222 nicht, weder in der Breite, noch in der Tiefe. Trotz der geringen Breite wirkt er ganz schön massig und auf jeden Fall schon alleine vom optischen kraftvoll, fast schon brutal. Dafür sorgt auch, dass der Mixer angewinkelt auf der Bedienoberfläche und hinten am VU-Metering noch einmal kräftiger angewinkelt ist Ein gewisser Look von technischen Betriebselementen im Industriebereich ist nicht von der Hand zu weisen. Wie stark ist der Winkel? Nun, während wir vorne eine Mixer-Höhe von circa 8,5 cm haben (bis Beginn Oberseite, nicht inklusive Bedienelemente), ist der Mixer mit 15,5 cm nahezu doppelt so hoch.

Entsprechend massiv sieht auch die Rückseite aus, auf der sich die Anschlüsse befinden. Aufgrund der Menge an Anschlüssen ist diese jedoch gut gefüllt.

Ein Blick auf die Anschlüsse gibt uns schon einen guten Überblick über das, was uns an Funktionen erwartetet und daher starten wir direkt einmal rein, denn es gibt einiges Spannendes zu entdecken.

Linksseitig sitzt der Anschluss für das Stromkabel und der Schalter. Wir haben hier also einen Mixer mit internem Netzteil vor uns. Daneben – und das ist der erste Hinweis auf eine schöne Funktion – befinden sich vier 6,3 mm Klinkenbuchsen für den FX-Send und -Return. Mein Herz hüpft und sagt „yeah“, denn ich kann mein Effektgerät also einschleifen. Klar, wir haben einen Master-Out, XLR-Format sowie auch einen Cinch-Out. Nächster Spoiler auf ein geiles Feature: zwei Cinch-Buchsen-Paare, überbrückt mit Steckern und im Feld des Master-Outs. Das kann nur was bedeuten? Gut erkannt, es gibt einen Master-Insert. Dass dieses in Form von Cinch-Buchsen vorhanden ist, finde ich nicht so umwerfend, aber wenn man auf die Reihe der Cinch-Buchsen hier schaut, ist es klar, dass man hier ebenfalls Cinch-Buchsen verbaut hat.

Omnitronic TRM-222

Die Anschlüsse des Omnitronic TRM-222

Ebenso wie der Master-Out, geht auch der Booth-Out als XLR- oder als Cinch-Out raus aus dem Mixer. Einen Record-Ausgang gibt es ebenso in Form von zwei Cinch-Buchsen.

Für die beiden Kanäle gibt es drei Cinch-Buchsen-Paare. Jetzt möchte ich in euren Köpfen gern die Frage „wieso drei“ hören. Gibt es etwa zwei Line-Ins und einen Phono-In? Ja gibt es, das ist aber nicht die Antwort auf die Frage, denn es sind bis zu zwei Line-Ins und/oder ein Phono-In. Wieso dann ein dritter Eingang? Und ist es überhaupt ein Eingang? Ist es nicht und wer auf die Rückseite schaut, erkennt den Grund sofort. Wir haben hier neben dem kombinierten Phono/Line-Eingang einen direkten Ausgang, über den man bei angeschlossenen Plattenspielern das Signal von diesen direkt wieder in Richtung eines Interfaces ausgeben kann, falls jemand mit echten Platten, aber zugleich auch mit einem Timecode-Vinyl-System spielen möchte. Für die Anschlüsse von Plattenspielern gibt es zwei Erdungsschrauben.

Zwei Anschlüsse blieben bisher unerwähnt und befinden sich auf der rechten Seite, hier ein Mic-In als XLR-/Klinken-Kombibuchse und ein Kopfhörerausgang samt Zusatz: overriding front. Damit ist gemeint, dass die Kopfhörerausgänge an der Vorderseite des Gerätes, vorhanden als 6,3 und 3,5 mm Klinkenbuchse, dann deaktiviert werden, wenn hinten ein Kopfhörer angeschlossen wird.

Omnitronic TRM-222

Kopfhörerausgang und die Einstellung für die Crossfader-Kurve

Ein erster Blick auf den Omnitronic TRM-222

Nun haben wir die Vorder- und Rückseite schon betrachtet, es wird Zeit für die Oberseite und ein Blick auf die Bedienelemente und Funktionen.

ANZEIGE

Hier sehen wir eine ganze Menge Drehregler, 28 Stück, um genau zu sein, plus diverse Taster. Das ist viel für einen 2-Kanal DJ-Mixer, speziell einen Rotary, die doch eigentlich meist recht puristisch sind. Das ist der TRM-222 definitiv nicht, hier gibt es ein wenig mehr.

Wieso gibt es so viele Regler bei eigentlich nur zwei Kanalzügen? Fangen wir mal vorne an. Die Kanalzüge selbst sitzen außen links und rechts. Es gibt einen Auswahl-Druckschalter für den richtigen Input (Phono/Line oder jeweils einen zweiten Line). Es gibt einen Gain-Regler, einen 3-Band-EQ und einen Send-Regler pro Kanalzug. Es gibt einen kleinen Cue-Schalter mit LED und den großen Drehregler als Rotary-Fader.

Es gibt einen Master-Isolater. Heißt: minus drei Regler. Bleiben noch viele über. Natürlich gibt es einen Master-Level und auch einen Booth-Level-Regler. Besonderheit beim Booth-Out: Hier gibt es einen 2-Band-EQ für den unteren und oberen Frequenzbereich.

Omnitronic TRM-222

Der Booth-Out mit 2-Band-EQ

Unter diesen Reglern befindet sich noch ein Level-Regler für einen Ausgang und zwar für den Rec-Out. In der Tat kann man diesen von der Oberfläche aus steuern. Ich bin mir unsicher, ob man das wirklich braucht oder ob der Regler nur dort ist, damit der Mixer symmetrisch aussieht. Coole Influencer würden jetzt sagen „kommentiert doch mal unter dem Beitrag“, aber ehrlich gesagt, ist mir das total egal. Mixer ist symmetrisch: top. Funktion kann man nutzen: top. Nur sollte man mitten im Set beim Recording nicht an diesem drehen, während man denkt „Oh Mann, das Monitoring ist aber leise, reiß mal ordentlich hier auf.“ Aber ich mache das schon.

Für den Kopfhörer gibt es ganz klassischen einen Level-Regler wie auch einen Cue/Mix-Regler sowie ein Split-Cue-Funktion.

Omnitronic TRM-222

Kopfhörer-Level, Split-Funktion und Cue/Mix-Regler: Alles, was man braucht?

Nun haben wir schon erwähnt, dass es einen Mikrofoneingang gibt. Entsprechend gibt es auch ein paar Regler hierfür und zwar drei: Einen Level-Regler sowie einen 2-Band-EQ. Und das sollte nicht unerwähnt bleiben, einen An-/Ausschalter, „on air“ genannt.

Omnitronic TRM-222

Mic-In samt EQ

Wo ein Send, da auch ein Return. Einfache Logik. Ab und an geht dieser direkt auf die Master-Summe, schöner ist, wenn man diesen eingangsseitig in der Lautstärke regeln kann. Das geht hier zum Glück und per „Engage“-Schalter kann man den Return sogar abschalten.

Absolut in der Mitte platziert, für viele vielleicht auch so etwas wie ein Herzstück, finden wir noch eine Filter-Sektion. Per Druckschalter kann hier zwischen einem Highpass- und einem Lowpass-Filter gewechselt werden und neben dem notwendigen Frequenzregler kann man hier ebenso die Resonanz des Filters einstellen. Das Filter kann per Druckschalter ein- oder abgeschaltet und per Druckschalter kann es zu jedem der beiden Kanäle zugewiesen werden.

Jetzt kurz alle durchatmen, denn die einen werden es schrecklich finden, für andere ist ein Mixer ohne dieses Schiebegelöt kein DJ-Mixer: Ja, wir haben einen Crossfader.

Omnitronic TRM-222

Crossfader? Yes. Aber man kann diesen ausbauen.

Für alle, für die ein DJ-Mixer ohne Crossfader kein DJ-Mixer ist – so ein Schmarn. Für alle, die wie ich selbst, absolut keinen Crossfader mögen und es noch mehr hassen, wenn man diesen nicht abschalten kann, gute Nachrichten: Man kann den Crossfader abschalten. Man kann ihn sogar ausbauen (das kann man immer), aber es gibt auch eine Blende im Lieferumfang, dass nach dem Ausbau dort kein offener Schlitz bleibt. Good work Omnitronic, genau so und nicht anders sollte es sein. Hersteller der teuren großen Mixer-Marken, schaut kurz hier hin – genau so solltet ihr es bei euren hochpreisigen Mixern machen.

Bisher nicht erwähnt, aber unübersehbar thront an der Oberseite noch das Metering. Es ist eine Kombination von VU-Metering und drei Reihen von LED-Meterings für das Cue-Signal (eine Reihe) und das Master-Signal mit zwei LED-Reihen von -21 dB bis +9 dB von grün über orange/gelb zu rot.

Zeit für die Praxis.

Der Rotary-Mixer im Praxiseinsatz

Anschluss und los. Ich bestücke den Omnitronic TRM-222 mit CDJs, Plattenspielern und meinem Eventide Effektgerät. Habe ich die Bedienungsanleitung gelesen? Natürlich nicht. Entsprechend bin ich erst einmal verwirrt. Was soll ich denn jetzt oben drücken? Hinten ist klar, für die kombinierten Phono-/Line-Eingänge gibt es einen Druckschalter, der zwischen Line und Phono umschaltet. Soweit so klar. Aber oben? Da ist ein Druckschalter und daneben steht z. B. PH1/LN1 und Line 2. Und was jetzt? Wenn gedrückt oder nicht? Gut, 50 % Chance, einfach ausprobieren. Ehrlich gesagt, aber wiederum auch so unwichtig, dass ich die Antwort auf die Frage jetzt beim Schreiben schon wieder vergessen habe.

Omnitronic TRM-222

Ein Druckschalter für die Auswahl der Eingangsquelle am Omnitronic TRM-222

In den Grundfunktionen und im Mix macht der Omnitronic TRM-222 direkt Spaß, ohne große Experimente zu machen. Das EQing geht im Klang angenehm von der Hand und mit Gain kann man wundervoll einpegeln und den Unity-Gain dann auf die 2 Uhr Position am Level-Regler setzen, so dass man auch hier ohne weiteres Einpegeln Headroom nach oben hat. Thema Gain: Eine kleine rote LED leuchtet auf, wenn man den Input überreizt.

Die Level-Fader sind smooth, kein Wunder, befinden sich hier doch ALPS RK27 Potis drunter. Mit dem EQ und dem Master-Isolator bleiben für den Mix aber auch das Betonen oder Absenken von Frequenzbereichen für die Klangbearbeitung keine Wünsche offen.

Mit der Möglichkeit, zwei Line-Inputs pro Kanal unterzubringen, ist jedem DJ die Möglichkeit gegeben, neben z. B. zwei CDJs oder XDJs auch noch einen Sampler oder den Bluetooth-Empfänger oder oder oder anzuschließen, ohne umverkabeln zu müssen. Per se gern genommen diese Möglichkeit, gerade im Home-Setup. Wie viele DJs die Parallel-Outputs für das Phono-Signal zu einem Audiointerface für ein digitales Vinyl-System nutzen werden, sei einmal dahingestellt, aber auch hier gilt: Besser haben als brauchen.

Generell lassen Anschlussmöglichkeiten quasi keine Wünsche offen.

EQ: 3 Bänder, aber verschiedene Settings

Direkt Spannung mit der Überschrift aufgebaut. Jetzt müssen wir liefern bzw. der Mixer muss liefern. Zunächst jedoch einmal: Der TRM-222 bietet einen 3-Band-EQ pro Kanalzug. Die Bänder sitzen von 20 bis 300 Hz, von 300 Hz bis 4000 Hz und von 4000 Hz bis 20 kHz. Soweit – so klassisch. Die Range des EQs reicht dabei von einer Absenkung bis 9 dB und gleichzeitig bis zu einer Anhebung bis 9 dB.

Denkt man. Die Realität jedoch sieht so aus.

Omnitronic TRM-222

Hier verbergen sich die Einstellmöglichkeiten für das EQing am Omnitronic TRM-222

Solider Teaser – oder? Viele kleine Schalter, niemand weiß, was diese Schalter-Sammlung dort bedeuten soll. Klären wir das auf.

Wie die Überschrift schon sagt: EQs und Settings. Tatsächlich sind die +/-9 dB gar nicht so in Stein gemeißelt. Ganz im Gegenteil, auf Wunsch kann man hier die Range zwischen Anhebung und Absenkung verändert. Plus/Minus 9 dB reichen nicht? Wie klingen 12 dB Absenkungen bei 9 dB Anhebung? Oder sogar 18 dB Absenkung? Mehr noch? Wie klingt Full-Kill bei maximal 9 dB Anhebung?

Die Optionen hierfür sind gegeben und genau dafür ist die kleine Klaviatur der DIP-Schalter hier vorgesehen, die sich im Inneren des Mixers befindet und zu der man von der linken Seite Zugriff hat. Dazu schraubt man das Omnitronic Logo ab und sieht im Inneren nun die kleinen Schalter.

Wohlgemerkt: Pro Frequenzband ist dies unterschiedlich einzustellen. Hier muss keine generelle Einstellung für alle drei Bänder gewählt werden, sondern man kann problemlos im Bassbereich Full-Kill auswählen, im Mittenbereich mit -12 dB arbeiten und in den Höhen mit -9dB. Daher die drei unterschiedlichen DIP-Schalter-Sektionen.

Eine, wie ich finde, tolle Lösung, um verschiedenen Ansprüchen an Ranges beim EQ gerecht zu werden und dies, ohne dass es Umschalter auf der Oberseite gibt.

Filter-Sektion und Master-Isolator am Omnitronic TRM-222

Mit einem Highpass- und einem Lowpass-Filter kann man schon einiges Schönes anfangen – vor allem dann, wenn man noch eine einstellbare Resonanz hat. Mit dieser kann man von weichem Durchlauf bis hin zu richtigem Filter-Sweep arbeiten und das hört man auch. Sowohl das Highpass- wals auch das Lowpass-Filter klingen schön smooth, aber ohne besondere Wärme. Butterweich, eine Beschreibung, die ab und an bei sehr guten analogen Filtern (und sehr selten auch bei digitalen) passt, trifft hier leider nicht zu, der Sound ist sauber, aber unaufgeregt. Mit Hinblick auf den Preis: fair game.

Omnitronic TRM-222

Die Filtersektion mit Engange-Schalter = an oder aus

Nun gibt es für die Resonanz einen großen Regler, ebenso für die Frequenz, also die Cutoff-Frequenz – wie funktioniert die Umschaltung zwischen den beiden Filtern? Hier gibt es einen Druckschalter und eine LED, die eine visuelle Rückmeldung gibt. Absolut korrekt führt nun die Drehbewegung des Frequenzreglers beim Low-Cut im Uhrzeigersinn durch das Frequenzspektrum nach oben zu den hohen Frequenzen. Beim High-Cut ist es genau anders herum – wir starten hier „oben“ und drehen den Frequenz-Regler entgegen des Uhrzeigersinns von den hohen Frequenzen hinunter zu den tiefen. Vollkommen korrekt, aber ich finde es grausam. Ich fand es schon immer grauenhaft und ich bin offenbar auch zu alt, mich daran noch zu gewöhnen (und das nach 20 Jahren hinter irgendwelchen XONE:92 und XONE:96). Mein Problem ist, ich vergesse beim (sehr seltenen) Umschalten vom Low-Cut zum High-Cut vor dem Einschalten immer den Frequenz-Regler hochzudrehen und seit ehrlich: Euch geht es oft genau so?

Zurück zum Thema: Zuweisung zu den Kanälen. Ganz einfach über zwei Druckschalter in der Filter-Sektion. Das An- bzw. Abschalten ebenso wie die Zuweisung zum Kanal empfehle ich eher wie bei einem Pad zu drücken – ich möchte jetzt nicht „punchen“ sagen, aber wer einen der Drucktaster langsam drückt, wird hören, dass es einen Aussetzer für einen Bruchteil von einer Sekunde gibt. Das ist nicht ungewöhnlich bei Mixern der Preisklasse.

Das Filter angeschaltet und zugewiesen zu lassen, kann ich jedoch auch nicht empfehlen, denn sowohl bei geringer als auch bei hoher Resonanz hört man trotz Cutoff-Frequenz im minimalen oder maximalen Bereich bereits einen Eingriff des Filters in das Audiosignal.

Vom Filter zum Master-Isolator. Das Herzstück mit drei Bändern sitzt an der Oberseite des Mixers und ist räumlich gut abgetrennt. Die großen Regler bieten daher genügend Möglichkeiten, mit ihnen richtig zu arbeiten. Ohne Mittenrasterung und ohne Bypass gilt hier, auf das Ohr und das Auge zu vertrauen und die Regler nach Gebrauch wieder in Richtung Mittenposition zu bewegen.

Omnitronic TRM-222

Zum Zugreifen: Der Master-Isolator

Der Master-Isolator teilt das Frequenzband von 20 Hz bis 20 kHz auf in der Bereiche: Low von 20 bis 300 Hz, Mid von 300 bis 4000 Hz und High von 4000 bis 20000 Hz. Bei einer Flankensteilheit von 18 dB/Oktave kriegt man damit hörbare Cuts oder Anhebungen hin ohne Anhebung an der Cutoff-Frequenz und da der Isolator Full-Kill ist, bekommt man hier über alle drei Bänder sogar absolute Ruhe in den Sound. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nach oben hin ist ein Anhebung um 9 dB möglich, was eine ganze Menge ist und wohlbewusst eingesetzt werden sollte.

Metering: LED oder VU?

Ob es schon einmal einen kompletten Unterpunkt für das Metering eines Mixers gegeben hat – ich glaube nicht. So gibt es immer wieder Überraschungen. So kommt es mit dem TRM-222, der mit zwei unterschiedlichen Meterings aufwarten kann. So gibt es ein klassischen LED-Metering, aber auch zwei VU-Meter.

Das VU-Meter zeigt den Pegel des Master-Signal post Master-Level-Regler an. Hier muss man sagen das man extrem viel Luft nach oben hat, denn der Output-Pegel des Mixers bietet sehr viel Headroom.

Omnitronic TRM-222

Hier sitzen die beiden Versionen des Meterings

Omnitronic empfiehlt als optimalen Pegel einen Bereich um die 0 dB herum – „ if level values in the 0 dB range are shown at average volume.“ Ob das tatsächlich bedeutet, dass man um den Nullpunkt herum spielen soll mit regelmäßigen Besuchen im Bereich jenseits der 0 dB könnte man mal fragen – es klingt stark danach.

Ich empfehle das nicht. Sauber eingepegelt empfehle ich, mit maximalen Peaks an die 0 dB heranzuspielen und das Amping nach dem Mixer drauf einzupegeln.

Zugleich warnt der Hersteller nämlich auch, dass das Aufleuchten roter LEDs Clipping im Mixer bedeutet.

Da VU-Meter und LED-Meter hier nahezu sauber parallel laufen, gilt das für rote LEDs oder aber auch den Zeiger im roten Bereich. Da das VU-Meter aber ein wenig agiler ist als die LEDs, sieht man die Zeiger eher mal in den roten Bereich gehen, als dass die roten LEDs aufleuchten. Mein Tipp also: Nutzt das VU-Metering, dann ist man auch der sicheren Seite bei der Verwendung des Omnitronic TRM-222.

Mit der mittigen LED-Reihe kann man den Pegel des Cue-Kanals ablesen. So hat man eine, zur roten Peak-LED, weitere Kontrollmöglichkeit über den Pegel im jeweiligen Kanalzug.

Wen das LED-Metering stört: Per Knopfdruck kann man es einfach abstellen.

Effekte, Effekte, Effekte am Omnitronic TRM-222

Es gibt einen Send- und Return-Weg und einen Master-Insert. Genial. Hier bleiben keine Wünsche offen und an dieser Stelle für alle bis dato unwissenden: Es gibt einen Unterschied zwischen Send-Effekten und Master-Insert Geräten. Perfekt, wenn man die Wahl hat. Mit einem dedizierten Send-Regler pro Kanal wie auch einem Return-Level hat man hier schon einmal die wichtigsten Funktionen. Häufig wird der Master-Insert auch direkt auf das Master-Signal gelegt, ohne noch einmal einen Level-Regler zu haben. Das ist kein Problem, solange die Effektgeräte einen Output-Level-Regler haben, die meisten jedoch haben dieses nicht. So hat man keine saubere Möglichkeit, das mit dem Effekt belegte Signal zu beenden oder in der Lautstärke zu verändern, nachdem man den Send aus dem Omnitronic TRM-222 geschickt hat. Ein Dry/Wet-Regler am Effektgerät hilft hier ein wenig, aber selbst bei vollständig Dry hat man unweigerlich die Pegelanhebung am Master-Output durch das doppelte Signal.

Zurück zum Thema. Der Master-Insert tut, was ein Master-Insert tun soll. Das ist nicht besonders spannend, aber spannend kann sein, was man mit dem Master-Insert anstellen kann.

Sounds like? Wie klingt der Rotary Mixer?

Der Klang von Rotary Mixern. Was habe ich mir hierzu schon für Gedanken gemacht, wie man das unterscheiden kann und was eigentlich gut ist? Kraftvolle Bässe sind gut oder sind sie doch eigentlich färbend?

Wie zu erwarten mit seinen Vorgängern im Hinterkopf, klingt der TRM-222 unaufgeregt. Als analoger Mixer kann ich ihm keine besonderen färbenden oder wärmenden Attribute unterstellen oder das Gefühl von Volume oder Kraft im Klang bestätigen. Man hört keine speziellen Klangeigenschaften, die von dem Hersteller der den kreativen hinter dem Gerät mitgegeben wurde – etwas, was man häufiger bei hochwertigen, speziell Rotary-Mixern erkennen kann. Unaufgeregt würde es ganz gut beschreiben.

Sauber in den Mitten und Höhen, das ist der TRM-222 definitiv, dazu ein aufgeräumter Bassbereich ohne zu wummern, ohne hörbare Anhebungen, aber auch ohne Schwächen. Ein solides Klangbild, keine Frage. Garniert wird das Ganze dann durch den Master-Isolator und natürlich die EQs mit den einstellbaren Werten zur Absenkung – ein klasse Feature.

Omnitronic TRM-222

Hier kann gedreht werden

Qualität und Haptik

Solide, das ist der erste Eindruck vom Omnitronic TRM-222. Ein massives Aluminiumgehäuse schützt den Mixer rundherum, schwarz, samt Oberfläche aus gebürstetem Aluminium. Entsprechend schwer ist der Mixer auch. Rund 6 kg bringt der Mixer auf die Waage und das ist mehr, als man rein von visueller Einschätzung her vermuten würde.

ALPS RK27 sind als Potis für die Level-Fader verbaut – die perfekte und von den meisten Rotary-Mixern gewohnte Smoothness in der Drehbewegung findet sich hier also wieder.

Eine Sache muss ich leider anmerken – ob man es als generelle Kritik betrachtet oder als persönliches Missfallen, aber: Schaut man sich mal die Potis und Kappen an, wird man merken, dass diese unterschiedliche Abstände zur Oberfläche haben. So sitzen alle acht größeren Potikappen (Level, Isolator, Return und Filter) mit minimalem Abstand über der Oberfläche. Alle kleineren Potikappen jedoch haben einen Abstand von gut 4 mm zur Oberfläche. Das sorgt dafür, dass alle Potikappen auf einer Höhe sind, jetzt kann man unter jeder kleineren Potikappe von der leichten Seite die Mutter unter dieser sehen, bzw. sieht den großen Spalt. Entweder der Stift des Potis ist hier zu lang oder die Potikappe ist zu kurz. Eines davon ist der Fall. Es schränkt die Funktion nicht ein, ist aber meinem Empfinden nach ein visuelles Manko. Bis zu welcher Preisliga das in Ordnung ist und ab wann das ein No-Go ist, das entscheiden alle gern für sich alleine.

ANZEIGE
Fazit

Wir haben uns noch gar nicht über den Preis unterhalten – oder? Ein gutes Zeichen. Wer die vorherigen Testberichte zu den Omnitronic TRM-Mixern gelesen hat, wird sich vielleicht erinnern, dass ich damals zum TRM-402, angesetzt bei 699,- Euro (UVP), eine klare Ansicht zum Preis hatte. Zu hoch. Zu ambitioniert für das, was der TRM-402 bietet. Mit 649,- Euro nun als UVP für den Omnitronic TRM-222 hat der Hersteller einen realistischeren Preis gefunden, um nicht zu sagen, ein fairer Preis für das Gebotene. Der TRM-222 ist ein solide gebautes Schlachtschiff in Form eines analogen Rotary-Mixers für den Einstieg oder auch für Rotary-Mixer-Fan, der zugleich nicht das große Budget auf der Kante hat oder es nicht ausgeben möchte.

Funktionell bietet der Mixer so einiges, teils ungewohntes, wie einen Crossfader, einen Through/ Parallel-Out des Phono-Signals für Timecode-Setups oder eine einstellbare EQ-Range. Dazu kommen Funktionen wie der Master-Insert oder der FX-Send, ein wählbares Metering, ein regelbarer Record-Out oder ein 2-Band-EQ auf dem Booth-Out. Es gibt drei Inputs pro Kanal, eine Filter-Sektion, einen Master-Isolator neben dem 3-Band-EQ pro Kanal und einen Crossader – den man deaktivieren kann, ausbauen oder dessen Fader-Kurve einstellbar ist.

Ja, der Omnitronic TRM-222 bietet für einen Rotary-Mixer wirklich viele Funktionen. Für einige DJs vielleicht zu viele, aber schon die Größe zeigt klar an, dass es sich hier nicht um den puristischen Rotary-Mixer handelt.

Eine gelungene Ergänzung zum bestehenden Rotary-Mixer Portfolio von Omnitronic und ein Mixer, bei dem man erkennt, dass man hier Feedback von DJs aufgenommen hat und versucht hat, einen Mixer zu bauen, der auch mal Funktionen zu integrieren, die man an einem Rotary-Mixer zumeist vergeblich suchen würde. Und das für einen Preis, der passt.

Plus

  • einstellbare EQs
  • Master-Insert und FX-Send
  • Crossfader (auch ausbau- und & deaktivierbar)
  • VU-Metering (analog) und LED-Metering
  • pegelbarer Rec-Out
  • LP/HP-Filter mit wählbarer Resonanz
  • 3 Inputs pro Kanal (2x Line, 1x Phono)
  • Parallel-Out für Phono-In für DV-System
  • Mic-In
  • Booth-Out mit 2-Band-EQ

Preis

  • 649,- Euro (UVP)
ANZEIGE
Forum
  1. Profilbild
    Fnord

    Danke für den Test, schön geschrieben. Ist ein schöner Mixer, bekomme ich G-A-S bei😅.

    Hast du die Timecodefunktion auch ausprobiert? würde mich mal interessieren wie (gut) sie funktioniert, gibt es z.B. Probleme mit ner Software etc.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Wir behalten uns die Löschung von Inhalten vor. Dies gilt insbesondere für Inhalte, die nach unserer Einschätzung gesetzliche Vorschriften oder Rechte Dritter verletzen oder Diffamierungen, Diskriminierungen, Beleidigungen, Hass, Bedrohungen, politische Inhalte oder Werbung enthalten.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X