Ein günstiger 4-Kanal Rotary Mixer?
Mit dem Omnitronic TRM-202MK3 hatte die zu Steinigke Showtechnik gehörende Firma schon für einige Aufmerksamkeit gesorgt. Nicht nur, weil der kleine 2-Kanal Rotary-DJ-Mixer mit einem Preis von 449,- Euro deutlich unter dem liegt, was man in der Regel für einen Rotary-Mixer zahlt, sondern auch, weil es das dritte Modell der Serie war – wohlgemerkt, nachdem das erste aufgrund von Qualitätsproblemen vom Markt verschwand, das zweite Modell schnell ausverkauft war und man nicht nachproduzieren konnte. Das dritte Modell unterschied sich nun auch funktionell vom Vorgänger und konnte im Test eine sehr gute Bewertung ergattern. Mit dem Omnitronic TRM-402 folgt nun der Nachfolger mit vier statt zwei Kanälen bei auf den ersten Blick gleichen Funktionen. Zeit für einen ersten und auch zweiten Blick.
Omnitronic TRM-402 – ein erster Blick
Größer. Klar, das fällt auf. Gegenüber dem TRM-202MK3 ist der TRM-402 ein gutes Stück größer. 247 x 330 x 107 mm, 4 kg schwer, so die ersten Maße des neuen 4-Kanal-Mixers.
Ansonsten schaut der TRM-402 auf den ersten Blick aus wie der TRM-203 MK3 mit jeweils einem weiteren Kanal links und rechts. Unterschiede gibt es jedoch kleine, fangen wir einfach einmal hinten an. Das ist sicher nicht der erste Punkt, auf den das Auge fällt, jedoch der erste Punkt, wenn es darum geht, die Kabel vor dem Praxistest unterzubringen. Wir haben also natürlich vier Zuspieler, ist ja schließlich ein 4-Kanal-Mixer, sagen wir zweimal CD-Player und zwei Plattenspieler. Natürlich haben wir auch zwei XLR-Kabel liegen für den Master, vielleicht zwei Klinke für den Booth und ein Cinch-Kabel für den Recorder. Vielleicht brauchen wir noch ein Mikrofon? Ich auf keinen Fall, andere schon, nehmen wir mal an, auch dieses liegt hier mit einem XLR-Kabel. Kriegen wir das alles unter? Für den professionellen Anspruch wäre das auf jeden Fall fast 100%. Fast, denn irgendwas zu nörgeln gibt es eigentlich immer.
Nun, umdrehen, selbst schauen. Erster Blick: Stromversorgung. Buchse für Kaltgerätestecker und ein Power-Schalter. Kein externes Netzteil also – das Ganze hat immer Vor- und Nachteile. Daneben befinden sich die ersten beiden Kanalzüge, zumindest deren Anschlüsse. Zu finden sind hier jeweils zwei Stereo-Pärchen für jeweils Line und Phono/Line. Phono/Line? Ja, wie beim ersten Modell kann jeder Phono-Eingang mit einem Druckschalter über diesem zu einem Line-Input umgewandelt werden. So bietet der Omnitronic TRM-402 mögliche vier weitere Eingänge für Zuspieler auf Line-Niveau.
Der Phono-Eingang hat übrigens einen Gain-Regler auf der Rückseite in Form einer etwas versenkten Schraube. So kann an dieser Stelle ein wenig „aufgeholt werden“, sollten die Platten nicht pegelmäßig an die Line-Quellen herankommen, eigentlich der Regelfall.
Jeder Kanal verfügt übrigens über eine eigene Erdungsschraube. Good work!
Ein Blick auf die Mitte, denn noch ist nicht alles erfüllt. Per XLR geht es raus für den Master-Out, ebenso für den Booth. Keine große Klinke. Sehr gut. Das erfüllt bei mir mehr als 100%. Warum? Weil ich nie verstanden habe, warum man, nur weil es zu kleineren Monitoren geht, plötzlich auf das 6,3 mm Klinkenformat, unsymmetrisch zumeist ja noch, wechseln muss. Gegenüber symmetrischen XLR-Leitungen ist dieses Format für mich nur Nachteil-behaftet und da hier kein Zwang zu Klinke besteht, bevorzuge ich ganz klar XLR-Ausgänge. Wer nun für zuhause aber, aus welchem Grund auch immer, seine Lautsprecher über Verstärker anschließen möchte, die Cinch-Eingänge haben, es gibt jeweils den Master- wie auch den Booth-Ausgang noch als Cinch-Version.
Was fehlt noch? Damit es richtig gut wird ein Record-Out. Meist kann man dafür auch gut den Master 2 nutzen, in diesem Fall aber gibt es auch einen Rec-Out, pegelunabhängig vom Master. Glücklich? Auf jeden Fall.
Für die „Ich brauche ein Mikrofon-Fraktion“ gibt es ebenso gute Nachrichten: Es gibt zwei Mikrofoneingänge. Jeweils eine XLR-Buchse befindet sich auf der Oberseite wie auch an der Front links. Beide landen auf einem Poti an der Oberseite als Level-Regler samt On/Off-Schalter und LED.
Im Gegensatz zu der Rückseite sieht die Frontseite dann fast leer aus. Links der erwähnte Mikrofoneingang, rechts zwei Ausgänge für Kopfhörer, 6,3 mm und 3,5 mm Klinke. Ein kleiner Unterschied besteht hier also bereits im Gegensatz zum TRM-202 MK3, denn dieser besitzt an der Front nur eine 6,3 mm Klinkenbuchse.
Verbleibt die Oberseite, der spannende Teil. Dieser präsentiert sich wie der TRM-202 MK3, nur mit zwei Kanälen mehr.
So bietet auch bei dem großen Modell jeder Kanalzug einen Low- und einen High-EQ mit Mittenrasterung, einen Druckschalter für die Input-Wahl (Line oder Phono/Line), einen Cue-Druckschalter und einen größeren Level-Regler. Mittig der vier Kanäle sitzt ein LED-Metering für die Stereosumme 12 Leds (-25 bis 0 ist grün, +3 bis +9 orange und +12 bis +18 als rote LEDs) sowie Regler für den Mikrofoneingang, Master- und Booth-Out. Auch für den Kopfhörerausgang gibt es hier einen Cue/Mix- wie auch Level-Regler sowie einen Druckschalter für Split-Cue.
An der Oberseite sitzt der 3-Band Master-Isolator mit drei großen Potikappen ohne Mittenrasterung und On/Off-Schalter. Auch finden sich hier zwei weitere Ausgänge für den Kopfhörer, oben rechts. Damit ist der TRM-402 auch tauglich zur Nutzung im Case oder zur Installation, ohne dass die Front notwendig ist für Ausgänge. Kopfhörerausgang und Mikrofoneingang sind an der Front wie auch an der Oberseite verbaut und können parallel genutzt werden.
Der Omnitronic TRM-402 in der Praxis
So viel zur Theorie und wie der neue 4-Kanal-Mixer aussieht, Zeit für den Anschluss. Hierbei gibt es keine großen Überraschungen, es wurde ja alles bereits erklärt. Zuspieler angeschlossen, Gain der Plattenspieler eingestellt und los. Dabei sollte bedacht werden, dass das Level-Metering nur für die Master-Summe gilt und Post-Master-Level ist. Heißt also, man kann sich vorher überlegen, wie weit man den Master aufdrehen möchte. Man kann diesen natürlich voll ausfahren und dann einpegeln, so verliert man aber den Headroom für den Fall, dass man mal mehr braucht. Sicher wird man dann nicht mit dem Schraubenzieher hinten anfangen, den Gain zu bearbeiten. Im Vergleich CDJ – Plattenspieler kann ich jedoch empfehlen, den Gain hinten komplett auszureizen. Der Headroom dabei besteht nur aus ca. 6 dB, die wird man aber brauchen. Selbst nach vollem Gain besteht der Unterschied von Plattenspieler zu CDJ noch da 9 dB. Sicherlich abhängig von Platte, Pressung, Mastering, Tonabnehmer etc. 9 dB gilt damit nur als grober Wert, der sich bei zwei willkürlich ausgewählten Tracks im Test ergab.
Wie zu erwarten, verhält sich der TRM-402 wie der TRM-202 MK3, nur eben mit zwei Kanälen mehr.
Die Kanalzüge bieten zwei EQs, High und Low, jeweils mit deutlich spürbarer Mittenrasterung, der kleinsten der drei verbauten Potigrößen und einen angenehmen Drehwiderstand. Die Range reicht dabei von -10 dB bis +10 dB. Auch hier gilt wieder, ich hätte mir einen Full-Kill-EQ gewünscht, dafür aber gibt es den Master-Isolator. Die beiden EQs klingen weich im Cut, aber auch hier wieder habe ich das Gefühl, dass beim Anheben das Signal ein wenig crispy wird. Auch das hatte ich beim TRM-202 MK3 bereits, so dass ich de TRM-402 nicht attestieren kann, er würde warm und weich den Boost um +10 dB ausführen.
-10 dB in der Absenkung ist natürlich nicht umwerfend viel, so dass man im Mix eine Kombination von EQ und Level nutzen sollte – genau dafür ist ein Rotary aber natürlich auch ausgelegt. Hat man hier einmal den Weg für sich gefunden, macht das Spielen und auch das Mixen wirklich Spaß und natürlich merkt man auch hier, der Level-Regler wird nicht immer bis zum Maximum gedreht werden – erst recht nicht in der Kombination CD-Player und Vinyl. Weniger die Pegelanzeige als das Ohr ist hier der maßgebliche Entscheider.
Neben dem EQ ist natürlich für den Mix und den Klang der Master-Isolator das Hauptwerkzeug, klar, ist er doch immer ein Hingucker an fast jedem Rotary und meistens auch nicht nur klanglich, sondern auch haptisch ein Zugewinn. Haptisch kann es schon einmal nicht so verkehrt sein. Die Potikappen sind zwar definitiv die günstige Version derer, die man am Moog und Co findet, jedoch kann man hier eigentlich beim Nachbauen nicht viel verkehrt machen. So fühlen sie sich an wie die „echten“, nur an den weißen Mitten-Markierungen erkennt man, dass diese nicht so sauber verarbeitet sind.
Die drei Bänder des Master-Isolators arbeiten in den Frequenzbereichen 20 bis 300 Hz (Bass), 300 Hz bis 4 kHz (Mid) und 4 bis 20 kHz (High) mit einer vollen Dämpfung, Full Kill, und einer maximalen Anhebung von +9 dB. Die Crossover-Frequenzen sind, ebenso wie der Dämpfungs- und Verstärkungswert, auf der Coverplate am Master-Isolator sogar zu lesen – kein schlechter Zug.
Schön wäre eine Mittenrasterung gewesen oder ein Bypass-Schalter, aber auch hier werden die einen zustimmen, die anderen widersprechen. Zum einen ist ein Rückstellen on point natürlich sehr angenehm, zum anderen bringt auch genau das manchmal nicht ganz korrekte Zurückdrehen des Master-Isolators eine gewisse Dynamik und klangliche Variation mit sich, die das Set klanglich bereichert.
Klanglich mag man erstaunt sein, denn der Master-Isolator klingt wirklich gut – sehr weich, nicht kratzend. Full Kill im Bassbereich ist natürlich eine reine Freude und der Isolator macht hier einen sehr guten Dienst. Die Crossover-Frequenzen sind wohl gewählt, sicher aber auch wohl bekannt von Modellen wie einem E&S DJR 400. Master Sounds liegt mit einem Radius 2 knapp drüber, 350 Hz und knapp drunter, 3,5 kHz, Bozak liegt bei dem AR-4 bei 300 Hz und 5 kHz. Es gibt also keinen festgelegten Wert, dem man als Hersteller folgen muss. Ich bin mit den 300 Hz vollkommen zufrieden, das ist tatsächlich auch der wichtigere Wert.
Klanglich ist der Omnitronic TRM-402 ebenso wie der kleinere Omnitronic TRM-202 MK3 überzeugender als das, was viele im Kopf haben, wenn sie den Namen Omnitronic hören und an einen Mixer denken. Zwar ist der Omnitronic TRM ein analoger Mixer, dennoch wird ma den fühlbaren Druck, das Volumen und den warmen, klaren Sound eines analogen Mixers mit massivem Headroom hier nicht vorfinden, ich denke. Das ist ein wenig Schade muss ich gestehen. Klanglich jedoch macht der TRM einen guten Job, wie der kleine Mixer im Test auch schon beweisen konnte – daheim wie auch im Club. Für den Preis eine angemessen Sound-Performance.
Qualität und Haptik
Erster Punkt, der mit auffiel, war das Fehlen von etwas. Am TRM-202 MK3 gab es kleine Unsauberkeiten an den Seiten der Coverplate, man könnte es als Tropfen-Rückstände von Farbe bezeichnen. Diese finden sich am TRM-402 nicht mehr. Da sind wir aber schon sehr im Detail.
Generell macht der Omnitronic TRM-402 einen guten Eindruck. Massives Gehäuse, verschraubte Eingänge auf der Rückseite, ebenso die Ein- und Ausgänge auf der Ober- und Vorderseite.
Alle Potikappen sind auf Metallstiften verschraubt. Unter den Kappen des Master-Isolators und der Level-Regler-Potikappen finden sich ALPS RK27 Potis, Blue Velvet. Der Klassiker im Bereich von Rotary-Mixern, das meistverbaute Poti und eigentlich das Poti, das jeder zu sehen wünscht. Der Widerstand beim Drehen ist also exakt wie bei den hochwertigen Modellen.
Aufgrund der Größe bietet der TRM-402 zwischen den Potis genügend Platz, haptisch schön und positiv für die Übersicht. Die meisten Funktionen besitzen eine LED neben dem kleinen Schalter, sei es CUE oder die Auswahl des Eingangs, so dass auch ein gutes visuelles Feedback vorhanden ist. Die Schalter sind allesamt Druckschalter mit sauberem Klick, allesamt rastend.
Hi Bolle, danke auch für diesen Test. Deiner Meinung über den Preis , schließe ich mich an. Optisch sehr gelungen, technisch wohl auch. Für mich unbrauchbar, da kein 3 oder 4 Band EQ, keine Soundkarte, kein EQ im Mic Kanal. Das ist Mixen, wie in den 70er.
@DJ Ronny Wobei Mixen wie in den 70ern ja nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss :)
Aber klar, hier herrscht an gewissen Punkten Minimalismus, aber man kann es ja auch nicht jedem Recht machen. Für mich z.B. ist ein Mikrofon-Eingang nur dann Interessant, wenn man ihn als Aux-In zweckentfremden kann…oder er sowieso auch dafür gemacht ist :)