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Test: Orchestral Tools Berlin Con Sordino Strings, Library VST

Gedämpfte Spannung

10. August 2022
Test: Orchestral Tools,Berlin Con Sordino Strings, Library VST

Test: Orchestral Tools, Berlin Con Sordino Strings, Library VST

Als ich die Orchestral Tools – Berlin Con Sordino Strings zum Test bekam, musste ich mich erst einmal fragen – was ist den bitte ein Sordino? Obwohl ich damit meine noobness in Sachen Klassik zur Schau stelle, gebe ich gerne zu, dass ich den Begriff noch nie gehört habe – wohl aber was dahintersteckt. „Sordino“ ist die Verniedlichungsform des italienischen Adjektivs „sordo“; das wiederum bedeutet „taub“. Eine deutsche Übersetzung ist damit schwierig, denn „taubchen“ oder „taublein“ treffen es wohl nicht so. Dahinter steckt aber einfach das Wort „Dämpfer“

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Orchestral Tools, Berlin Con Sordino Strings Library

Wohl jeder hat schon mal einen Dämpfer für Trompete gesehen oder gehört (woa, woa, woa, woaaaaa, habe ich dabei im Kopf). Auch die Dämpfungstechnik mit dem Handballen bei der Gitarre fällt darunter, ebenso wie der Einsatz des Dämpferpedals bei einem Piano. All das fällt unter den Begriff Con Sordino, mit Dämpfung.

Diese Dämpfer gibt es eben auch für die Saiteninstrumente eines Orchesters und sie kommen in verschiedenen Ausführungen und Materialien (Holz, Metal, Gummi, Plastik, Leder oder deren Kombinationen) zum Einsatz. Meistens wird durch Aufsteckgewichte Masse zur Saitenbrücke hinzugefügt, seltener werden stattdessen die Saiten hinter der Brücke gedämpft. Allen Varianten ist gemeinsam, dass sie die Obertöne und damit auch die Lautstärke des Saiteninstruments dämpfen. Deswegen werden sie auch oft zum Üben genutzt. Da sie aber die Auswirkung bestimmter Spieltechniken ebenfalls dämpfen, sind sie bei der streichenden Zunft eher wenig beliebt. Ein geflügeltes Wort besagt sogar:

„Diese Streichersektion könnte definitiv von einem Con Sordiono profitieren“
aus: 11 things violinists never say

Orchestral Tools – Berlin Con Sordino Strings – Aufnahme-Session

Berlin Con Sordino Strings – die Nische

Das scheint auch der Grund zu sein, warum es praktisch keine Sample-Library gibt, die echte Con Sordino Aufnahmen enthalten. Stattdessen wird der Dämpfungseffekt über ein einfaches Low-Pass-Filter realisiert – das sollte doch ausreichen für so eine unbeliebte Spieltechnik?

Nein – sagte sich Orchestral Tools und fügten deshalb ihrer Berlin-Strings-Serie mit den Orchestral Tools – Berlin Con Sordino Strings eine komplette Streichersektion mit Dämpfung hinzu. Darin sind folgende Instrumente enthalten:

Orchestral Tools - Berlin Con Sordino Strings - Controller Map und Keyswitches

Berlin Con Sordino Strings – Enthaltene Instrumente

Jedes dieser Instrumente liegt dabei in sechs Mikrofonpositionen vor. Ebenfalls beachtlich ist die Anzahl der Artikulationen.

Articulations Violins I

Die Violinen bieten 20 Standard- und 12 Spezial-Artikulationen an. Und auch Violas, Celli und Contrabässe bieten beinahe soviel Artikulationen. Bei Orchestral Tools – Berlin Con Sordino Strings wurde also nicht gespart, sondern wirklich eine vollständige Library aufgenommen. Auch Round-Robin-Samples, da wo sie sinnvoll sind (Staccato, z. B.) werden geboten. Entsprechend ist der Preis auch angemessen mit 499,- Euro + MwSt.

Installation des Plug-ins (VST, AU, AAX)

Die Installation des Sine Players ist hier zwingend erforderlich. Denn obwohl es einige Librarys von Orchestral Tools auch als Kontakt-Instrumente gibt, trifft das nicht für diese Library zu. Der Sine Player kann für macOS und Windows installiert werden und kommt in den üblichen Geschmacksrichtungen VST2/3, AU, AAX und Standalone.

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VST3 Multichannel-Output

Dabei ist es nicht „nur“ ein Player. Hier werden Lizenzen verwaltet und Librarys heruntergeladen. Erwähnenswert ist, dass Orchestral Tools eine Serie erstklassiger freier Librarys mit der SINEfactory-Serie anbietet – ein Reinschnuppern lohnt sich, versprochen.

Da ich noch eine ältere Version des Players hatte, musste ich zuerst auf Version 1.1.0 upgraden, bevor ich die Orchestral Tools – Berlin Con Sordino Strings installieren konnte. Danach wählt man die Mikrofonpositionen aus und beginnt mit dem Download, der durchaus eine Weile dauern kann. Leider zeigt der Sine Player nicht an, wieviel Speicherplatz die Auswahl belegen wird, das sollte man schon anzeigen.

Orchestral Tools - Berlin Con Sordino Strings - Keine Angabe der Download-Größe

Keine Angabe der Download-Größe

Ich wähle also das Basic-Kit, bestehend aus den Mikrofonpositionen Spot und Tree aus und nach einer Weile stehen mir die Instrumente zur Verfügung. Natürlich empfiehlt sich die Installation auf einer SSD-Festplatte; wenn mann allerdings nur wenige Sektionen nutzt und die Vorlaufzeit anhebt und die anderen erweiterten Optionen anpasst, kann man auch durchaus mit einer schnellen HDD arbeiten – zu Lasten des RAM versteht sich.

Optionen und erweiterte Einstellungen

Bedienung der Berlin Con Sordino Strings

Es ist unbedingt zu empfehlen, die Orchestral Tools – Berlin Con Sordino Strings mit einem Keyboard oder einem Controller zu spielen, der genügend zusätzliche Eingabemöglichkeiten hat. Ideal ist hier ein Expression-Pedal, da man dann zwei Hände frei hat – nur so kann eine Library ihre Stärken ausspielen. Alle Controller sind dabei frei zuweisbar, allerdings nur per MIDI-CC. Eine Möglichkeit, Aftertouch (Poly oder Mono) zu nutzen, besteht leider nicht. Gerade für eine Orchester-Library kann man jeden Freiheitsgrad gebrauchen, den man kriegen kann – zu viel Kontrolle gibt es in diesem Kontext einfach nicht.

Natürlich kann man Keyswitches bestimmen, um die Artikulationen beim Spielen umzuschalten. Aber der Sine Player bietet den Poly-Switch-Mode, der es ermöglicht, mit einem CC nahtlos mehrere Artikulationen zu überblenden.

Poly-Switch-Mode

Man lädt die gewünschten Artikulationen in ein Layer und mit einem Shift-Klick weist man sie der Reihe nach dem Poly-Mode zu. Ich persönlich fand ja immer schon Keyswitches zu sperrig. Mit dem Poly-Mode gelingen einem mühelos nahtlose Übergänge – und das Live.

Klang des Plug-ins

Ich empfinde den Klang der Orchestral Tools – Berlin Con Sordino Strings als sehr angenehm. Weniger höhenbetont als eine Aufnahme ohne Dämpfer – aber nicht einfach nur dumpfer, weil ein Low-Pass-Filter drauf liegt. Die Con Sordino Aufnahmen klingen authentisch und sind bei Weitem nicht nur ein Nischenfüller. Ich könnte mir sogar vorstellen, da man für knapp 580,- Euro eine komplette String-Sektion bekommt, dass sich diese Library zu einem Geheimtipp für den professionellen Einstieg in die orchestrale Streicherwelt entwickelt.

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Fazit

Ein komplette Streichersektion mit sechs Mikrofonpositionen und über 20 Artikulationen pro Instrumentengruppe für 499,- Euro + MwSt? In dieser Qualität? Ja – das halte ich für ein sehr gutes Angebot. Dabei sind die Dämpfer nicht auffällig, sondern senken dezent die Obertöne. Gerade für leisere oder spannungsgeladene Passagen sehr zu empfehlen.

Plus

  • komplette Streichersektion aus 6 Mikrofonpositionen
  • überblendbare Artikulationen

Minus

  • keine Anzeige der Download-Größe
  • keine Zuweisung von Aftertouch möglich

Preis

  • 578,84 Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Schallplan

    Danke für den Hinweis auf die kostenlosen Libraries von Orchestral Tools. Ich habe „Layers“ geladen, ein komplettes Orchester mit Streichern, Holz- und Blechbläsern, die Dur, Moll oder Sus4 Akkorde sustained oder staccato spielen. Zusätzlich ist noch jeweils eine Oktave der Bassinstrumente in sustained und staccato dabei. Über das Modwheel beeinflusst man den Klang der sustained Samples und über Velocity den Klang der staccato Samples. Ich bin völliger Neuling was Orchester Libraries angeht und spiele jetzt damit herum, um herauszufinden, ob wie und wo ich das in meiner Musik einsetzen könnte. Klanglich bin ich sehr beeindruckt und es macht mir schon nur deshalb Spass damit herumzuspielen.

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