Dreifach rein, dreifach raus!
Da in den meisten Projektstudios mittlerweile ohne Konsole gearbeitet wird, übernimmt der Monitorcontroller immer mehr Aufgaben, die sonst dem Mischpult übertragen wurden. Um auch mehrere Studiomonitore von einem Controller aus zu verwalten, hat die Firma Palmer mit dem Palmer Monicon XL ihre Controller-Serie nach oben hin erweitert und setzt nach den Produkten Monicon und Monicon L erstmals auf eine aktive Verwaltung der Monitore zzgl. einiger hilfreichen Features, die man nur selten in dieser Preisklasse findet.
Das Konzept des Controllers
Bei dem Palmer Monicon XL handelt es sich um einen aktiven Monitorcontroller, über den bis zu drei Monitore/Lautsprecherpaare verwaltet werden können. Mit den Abmessungen von 254 x 215 x 84 mm (B x T x H) und einem Gewicht von 1,5 kg ist er vergleichsweise handlich, nimmt aber als reines Desktop-Gerät vor allem bei den zumeist kleinen Arbeitsflächen eines Projektstudios einen nicht unerheblichen Platz in Anspruch. Allerdings hat Palmer, wie wir später noch sehen werden, viele Klimmzüge unternommen, um die Abmessungen bei diesem Leistungsangebot auf ein Minimum zu reduzieren.
Neben der Verwaltung der Monitore verfügt der Palmer Monicon XL über 2 Kopfhörerausgänge, die unabhängig in ihrer Lautstärke geregelt werden können. Dabei können beide Ausgänge entweder auf den Summenausgang oder auf den Cue-Ausgang geschaltet werden, an dem ein zusätzlicher Kopfhörerverstärker für den Aufnahmeraum angeschlossen werden kann.
Überhaupt legt Palmer großen Wert darauf, mit dem Palmer Monicon XL gleich mehrere Funktionen einer Konsole übernehmen zu können. So verfügt das Gerät über ein schaltbares und in seiner Lautstärke regelbares Talkback-Mikrofon zwecks Kommunikation mit dem aufzunehmenden Künstler.
Die Oberseite des Palmer Monicon XL
Für ein Produkt unterhalb der 300,- Euro Marke ist der in China gebaute Palmer Monicon XL überraschend umfangreich aufgebaut. Über je drei beleuchtete Softtouch-Druckschalter können die drei Eingangsquellen den drei Ausgängen und den drei Cue-Ausgängen zugewiesen werden, wobei die Cue-Ausgänge in ihrer Lautstärke unabhängig geregelt werden können. Eine kurze Bemerkung zu den Drehreglern auf der Oberseite des Gehäuses allgemein: Die schmalen Knöpfe lassen sich trotz ihrer dunklen Farbgebung gut ablesen, sind aber nicht am Gehäuse gekontert und besitzen somit etwas Spiel, was ihren Sitz angeht. Es empfiehlt sich daher, behutsam mit den Reglern umzugehen, um einen Haarriss auf der Platine zu vermeiden.
Eine Besonderheit stellt Eingang 3 dar, der neben einem AUX-Eingang, der als Klangquellen RCA-Stecker und Mini-Stereoklinke zulässt, ebenfalls einen S/PDIF Eingang besitzt, wobei die RCA-Buchsen und die Miniklinke gleichzeitig belegt sein können. Ihr Lautstärkeverhältnis muss in dem Fall an den Ausgabegeräten geregelt werden. Über einen Druckschalter kann zwischen diesen Buchsen und dem Koaxial-Eingang des S/PDIF umgeschaltet werden, wobei ein Drehregler einen Lautstärkeabgleich von bis zu 20 dB vornimmt.
Eine weitere Besonderheit stellt der DIM-Schalter dar, der ebenfalls mit einem Volume-Regler versehen ist. Die DIM-Funktion bietet die Möglichkeit, die Ausgangssignale der Line-Ausgänge, symmetrischen Monitorausgänge 1 – 3 und der Kopfhörerausgänge 1 und 2 um den am Attenuation-Regler eingestellten Wert abzusenken, ohne dabei die Cue-Signale zu beeinflussen. So können beispielsweise im Regieraum Gespräche bei abgesenkter Lautstärke geführt werden, ohne dass die laufende Aufnahme davon beeinflusst wird.
In der unteren Mitte des Panels befindet sich der Main-Volume-Regler, der für ein Gehäuse dieser Größe vergleichsweise klein ausgefallen ist. Durch einen Mute-Schalter lässt sich das gesamte System stummschalten, vom dem die Cue-Ausgänge natürlich nicht betroffen sind. Ein Mono-Schalter schaltet das Signal entsprechend auf Mono.
Hier trumpft der Palmer Monicon XL mit einem weiteren ungewöhnlichen Feature auf, was man vergleichsweise selten im Controller-Bereich findet. Da mittlerweile viele Beschallungen in Räumlichkeiten, in denen es zu keinem ordentlichen Stereodreieck kommt, wie z. B. Diskotheken oder Beschallungen von Laufpublikum, in Mono gemischt werden, ist bei diesen Produktionen entsprechend auf die Phasenlage zu achten.
Um dem vorzubeugen, hat Palmer einen Korrelationsgradmesser in Form einer 7-stelligen LED-Kette zwischen den 8-stelligen Output-LED-Ketten verbaut. Bei einer sauberen Phasenlage leuchtet die mittlere LED, gerät die Phasenlage aus dem Ruder, wandert die Anzeige entsprechend nach oben oder unten. Ein hilfreiches Tool, was Probleme auf die Schnelle anzeigt, ohne dass man ein Plugin auf dem Bildschirm bemühen muss.
Die Rückseite des Palmer Monicon XL
Alle Ein- und Ausgänge, mit Ausnahme der Kopfhörerausgänge, liegen auf der Rückseite des Palmer Monicon XL Gehäuses. Links angefangen befindet sich die Buchse des externen Netzteils, das über einen kleinen Metallwinkel zugentlastet wird, samt des On/Off-Schalters. Ja, ein internes Netzteil wäre schöner, würde aber zum einen Platz wegnehmen und deutlich mehr Fertigungsaufwand bei internationalem Verkauf bedeuten.
Daneben befinden sich die unsymmetrischen Line-Outputs Main und Cue. Wie bereits erwähnt, wird der Cue-Ausgang für einen externen Kopfhörerverstärker verwendet, der Main L/R-Out hingegen ermöglicht den Anschluss eines externen Aufnahmegerätes wie z. B. eine Bandmaschine oder ein digitaler Stereorecorder. Ausgegeben wird ein Signal, das am Bedienpanel bei Input-Select vor dem Main-Lautstärkeregler abgegriffen wird und daher unabhängig von den Funktionen Mute, Mono, Dim oder Talk ist.
Weiter rechts geht es weiter mit den drei Hauptausgängen, die wie auch alle anderen Hauptbuchsen in TRS ausgeführt wurden. Hier gilt es, ggf. entsprechende Adapterkabel parat zu haben, da nicht alle Monitore über entsprechende Kombibuchsen oder TRS-Eingänge verfügen.
XLR-Ausgangsbuchsen wären meines Erachtens die bessere Wahl gewesen, wenngleich das Gehäuse in dem Fall zwangsweise noch etwas breiter geworden wäre. Ausgang 3 bietet als Besonderheit zusätzlich zu den beiden L/R-Buchsen die Möglichkeit, einen zusätzlichen Subwoofer oder ein allgemeines Monosignal über den Mono-summierten SUM anzusteuern. Bzgl. aller Lautsprecherpaarausgänge können die jeweiligen Ausgangspegel, falls notwendig an einem kleinen Gain-Regler eingestellt und auf das angeschlossene Monitorsystem angepasst werden.
Rechts außen befinden sich alle Inputs des Palmer Monicon XL, wobei die Inputs 1 und 2 als TRS ausgeführt wurden und alle drei Inputs parallel belegt werden können. Die Anwahl der Klangquelle erfolgt über die Oberseite des Gerätes.
Die Unterseite des Palmer Monicon XL
Eine Besonderheit des Palmer Monicon XL befindet sich auf der Unterseite des Gerätes, wobei es sich weniger um die Funktion an sich handelt, als um die Auflistung der möglichen individuellen Einstellungen des Geräts. Hält man bei der Aktivierung des Palmer Monicon XL eine der Tasten Cue Source In 1, Cue Source In 2, Cue Source In 3, Input Select In 1, Input Select In 2, Output Select Out 1, Output Select Out 2, Output Select Out 3, Mute, Talk oder Mono gedrückt, kann man das Setup auf die persönlichen Vorlieben konfigurieren. Änderungen wie die Pegelanzeige des Maximalpegels, gleichzeitige Belegung der Inputs, gleichzeitige Belegung der Outputs, Latching oder Momentary Betrieb können nochmals abgeändert werden, was die Flexibilität des Produktes um ein Vielfaches erhöht.
In der Praxis
Was kann es bei einem Controller Schöneres geben als einen Praxisbericht, der sehr kurz ausfällt. Auch hier gibt es kaum etwas zu bemerken, einfach weil jede Funktion genau das macht, was sie soll. Der Klang des Produktes ist neutral, eine Einfärbung des Ausgangsmaterials konnte nicht festgestellt werden.
Alle Regler verfügen über einen gleichmäßigen Regelweg und erledigen ihren Job tadellos. Selbst die etwas weicher angelegten Gummifüße erweisen sich als eine sehr gute Lösung, da sie das Gerät selbst auf einer Glasplatte angenehm abbremsen. Ergonomie, Haptik und das allgemeine Erscheinungsbild sind gut, ergo, was will man mehr von einem Controller in dieser Preisklasse.
Hallo, ich fänd interessant, wie gut der Kopfhörerverstärker funktioniert und wie sich der Monitorcontroller in der Übertragung verhält..
In absehbarer Zukunft werde ich ein drittes Boxenpaar benutzen und brauche einen größeren Monitorcontroller (momentan Palmer Monicon L mit zwei Speakerausgängen).
Trotz allem muss ich auch viel über Kopfhörer arbeiten und mein alter Bekannter Thomas Funk schlägt bei diesen Budget Angeboten immer die Hände über dem Kopf zusammen..
Wie schlägt sich der Palmer im Vergleich zu Drawmer, SPL, Mackie oder Heritage Audio in klanglicher Hinsicht.. Dass auf XLR Verbindungen verzichtet wird, setzt sich ja leider immer mehr durch..
Hättet ihr nicht mal Lust einen Vergleichstest der verschiedenen Mitbewerber zu machen und dort auch auf die „Specs“ und Verarbeitung einzugehen?
Danke und beste Grüße!
Oho – Oder einfach gleich diesen hier? Hatte ich gar nicht auf dem Schirm, ist aber auch gleich eine ganz andere Investition…
https://www.amazona.de/test-dangerous-music-d-box-summierer-monitorcontroller/
Hallo Toytone,
danke für deinen Kommentar. Axel wird sich sicherlich noch dazu melden, bzgl. Vergleichstest kann ich aber sagen, dass wir das Thema zeitnah mal wieder angehen werden. Evtl. hilft dir aber bereits dieser Artikel von uns weiter? https://bit.ly/2QQsGwU VG Felix
Hallo Toytone,
generell kann man sagen, dass ein spezieller, externer Kopfhörerverstärker nahezu immer über einen besseren Headroom und bessere Messwerte verfügt, sofern er sich in einer bestimmten Leistungsklasse befindet. Der Kopfhörerverstärker des Monicon XL machte im Bezug auf den Preis seinen Job allerdings sehr ordentlich, ich konnte keinerlei Einbrüche im Klangsprektrum erkennen.
Mit SPL habe ich persönlich immer sehr gute Erfahrungen gemacht, bei den anderen Produkten fehlen mir leider die Erfahrungswerte.
VG
Axel
Ah Ja! Vielen Dank euch beiden, den Artikel kannte ich auch noch nicht ..
Grüße,
TTT
Habe jetzt nicht alle Features genau gecheckt, aber verglichen mit dem großen Mackie (Studio +) dürfte der alt aussehen. Grauslich sieht er ja bereits aus. Teurer ist er auch noch.