Der Fluss in die Speaker-Simulation!
Die Palmer River Ilm Speaker Simulation DI-Box verspricht Studioqualität für Live- und Recording-Situationen. Das in Deutschland entwickelte Gerät ermöglicht es Gitarristen, den charakteristischen Sound ihrer Verstärker direkt und ohne Mikrofonierung aufzunehmen. In unserem Test prüfen wir, ob die kompakte DI-Box die hohen Erwartungen professioneller Anwender erfüllen kann.
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Die Konzeption der Palmer River Ilm
Die Art der Gitarrenabnahme hat sich insbesondere im Live-Bereich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Viele Musiker, gerade aus den mittleren und unteren Einkommensklassen, sind aufgrund des zusammenbrechenden Musikmarktes gezwungen, immer mehr Einsparungen vorzunehmen, was sich auch zwangsweise auf das Gitarren-Equipment auswirkt.
Nur noch wenige Musiker sind willens, zugunsten des Klangs sich mit großem, schweren und teurem Equipment auseinanderzusetzen, was zudem auch noch auf- und abgebaut werden will. Wer in diesem Fall auf keine Crew zurückgreifen kann, die natürlich auch bezahlt werden will, ist prinzipiell ständig auf der Suche nach einem akzeptablen Sound, der aber möglichst klein, möglichst leicht und möglichst komfortabel zu transportieren sein soll.
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Lösung Preamp in eine DI-Box bzw. im Extremfall die jeweiligen Distortion-Pedale über eine Speaker-Simulation direkt in eine DI-Box immer mehr Zulauf erhält. Die Verlockung, sein gesamtes Equipment in einem einzelnen Gigbag zu transportieren, ist einfach zu groß.
Eben für diesen Einsatzbereich hat die deutsche Firma Palmer, die zur Adam Hall Group gehört, mit der River-Serie die Palmer River Ilm DI-Box herausgebracht, die sowohl eine Direkteinspeisung über Pedale oder Preamps in die PA ermöglicht, als auch zwischen den Verstärker und die Lautsprecherbox geklemmt werden kann, um dort das Signal abzugreifen. Klingt interessant, ist es auch.
Die Konstruktion der Palmer River Ilm
Bekanntermaßen hat die River Serie von Palmer zwei Gehäusegrößen. Die Palmer River Ilm befindet sich in der kleineren Variante der Serie und ist mit den Abmessungen von 40 x 50 x 68 mm (B x H x T) und einem Gewicht von 0,45 kg als handlich zu bezeichnen. Das Gehäuse kommt im klassischen „Palmer Brown“ daher und ist eine Mischung aus Aluminium und Stahl.
Damit das Ganze optisch etwas hübscher wirkt, wurde das Stahlgehäuse in der Mitte auf der Frontseite aufgeschnitten und mit einem orangen Streifen hinterlegt. Zudem ist die abgerundete Vorderseite im Zusammenspiel mit dem restlichen Gehäuse als sehr ästhetisch zu bezeichnen. Schön ist auch, dass das Gehäuse extrem massiv aufgebaut ist. Zudem ist es aufgrund der passiven Bauweise sehr ausfallsicher, da keinerlei elektronische Bauteile oder eine Batterie hier für Probleme sorgen können.
Alle Drehregler, Schalter oder Buchsen, die sich an den Seitenteilen befinden, wurden versetzt nach hinten auf den jeweiligen Stahlplatten angebracht, damit eine flächig von vorne auftretende Einwirkung die Bauteile nicht beschädigen kann. Eine Kleinigkeit, aber wieder einmal eine Palmer Detaillösung, die für die Praxis sehr wichtig ist.
Die Besonderheit der Palmer River Ilm ist darin zu suchen, dass das Produkt sowohl mit einem echten Verstärker-Lautsprecher-Kombination als auch mit einer Pedal-Anbindung umgehen kann. Damit dies funktioniert, muss der Ausgangspegel, der an der seitlich angeordneten XLR-Buchse abgeführt wird, in seinem Pegel ansteuerbar sein. Damit man dies umsetzen kann, wurde auf der linken Seite einen Abschwächer eingebaut, der zwischen 0 dB, 15 dB und 30 dB einstellbar ist.
Links neben diesem Regler befinden sich die Eingangs- und Durchschleifbuchse, die man bei einem Verstärkerbetrieb verwendet. Die beiden Lautsprecherbuchsen sitzen vergleichsweise eng beieinander. Allerdings konnten selbst meine dicksten Lautsprecherkabelstecker noch genügend Platz auf dem Anschlussfeld finden.
Für die Lautsprechersimulation hat Palmer vier verschiedene Klangmöglichkeiten eingebaut, wobei es sich bei der ersten um einen normalen Bypass, bei der zweiten um die Bezeichnung Normal, bei der dritten um die Bezeichnung Bright und bei der vierten sich um die Bezeichnung Mellow handelt. Um eventuelle Brummschleifen zu unterbinden, befindet sich an der rechten Seite noch ein Ground-Lift.
Der Palmer River Ilm in der Praxis
Jeder Leser kann sich vorstellen, dass die klangliche Qualität natürlich in großem Maß davon abhängt, was man in das System einspeist. Ich wollte es dem Palmer River Ilm besonders schwer machen und habe eine klanglich sehr „knochige“ Situation kreiert, auf dass er auf einem Floorboard hinter einem Overdrive letztendlich nur eine Art Verstärker-Speaker-Simulation abliefern soll. Ich habe meinen Digitec Bad Monkey genommen, einen sehr guten Overdrive, und habe ihn direkt vor die DI-Box gepackt ohne jegliche klangliche Korrektur, Pegelanpassung oder sonst irgendetwas.
Man sollte sich immer vor Augen halten, dass es in höchstem Maße unfair wäre, bei einer DI-Box mit integrierter Speaker-Simulation den gleichen klanglichen Anspruch zu haben, wie es ein perfekt mit einem Mikrofon abgenommener Lautsprecher bieten würde. Dies ist auch gar nicht der Ansatz der Palmer River Ilm.
Hier geht es vielmehr darum, einen schnellen, unkomplizierten und transportablen Einsatz zu schaffen, mit dem ein Gitarrist die wichtigsten Sounds für ein entsprechendes Set abrufen kann. Unter diesem Gesichtspunkt ist die klangliche Ausbeute als akzeptabel zu bezeichnen. Die jeweiligen Presets können je nach Höhen- oder Basslastigkeit des einlegenden Signals gute Ergebnisse bieten, wobei mir persönlich das Preset Normal am meisten zugesagt hat.
Außerdem finde ich es sehr reizvoll, die Palmer River Ilm in den Lautsprecherweg eines Verstärkers zu hängen und so ohne großen Aufwand ein zusätzliches Gitarrensignal abgreifen zu können, damit der FOH sich je nach Saalgegebenheit oder Sound des Gitarristen überlegen kann, ob er eventuell den Sound zum Mikrofonsignal hinzumischt oder vielleicht sogar anstatt des Mikrofonsignals nimmt.
Wie oft ist es mir schon passiert, dass irgendein Hansel auf der Bühne im Kabel hängen geblieben ist, bzw die Gewindeschrauben nicht ordnungsgemäß fest gezogen waren und mein Mikrofon sonst wohin gezeigt hat, nur nicht zum Lautsprecher und der FOH sich die Haare büschelweise ausgerissen hat, weil niemand auf der Bühne zu erreichen war, der diesen Fehler beheben konnte. In diesem Fall ist ein unabhängiges Signal, das aufgrund der Konstruktion mehr oder weniger nicht beschädigt werden kann, eine große Hilfe.