Zweiter Versuch
Nachdem mein Test des Pearl Priority im Juni letzten Jahres veröffentlicht wurde, hat sich der Vertrieb mit mir in Verbindung gesetzt, der mit meinen Ergebnissen so nicht ganz konform ging.
Den Vorschlag, nochmals ein Modell zu testen um auszuschliessen, dass Nr.1 evtl. nicht ganz richtig funktioniert hat, habe ich natürlich zu gestimmt.
So ist nun also Priority Nr.2, direkt aus Schweden, hier bei mir im Studio. Beim Auspacken die erste Überraschung, der Mikrofonhalter wurde getauscht und passt nun perfekt, das ist doch schon ein guter Einstand.
Die neue Mikroklemme
Gespannt schliesse ich das Mikro an und horche. Das bei meinem ersten Test festgestellte Brizzeln ist hier nicht fest zu stellen, soweit also alles in Ordnung.
Also mache ich da weiter, wo ich letzten Sommer aufgehört habe, beim Gesangscheck. Das Priority weist einen recht geringen Nahbesprecheffekt aus, in der Tiefe agiert es unkompliziert, zwischen 15-60 cm Abstand ist kaum eine Klangveränderung fest zu stellen. Auch auf seitliche Einsprache reagiert das Mikro recht gutmütig, ein wenig Pendeln ist also unproblematisch.
Klanglich ist die schon im ersten Test erwähnte Anhebung in den mittleren Höhen deutlich wahrnehmbar. Auch die schwache Ausprägung in den tiefen Mitten stellt sich wieder ein. Das bringt meine Stimme nach vorn, lässt sie aber etwas drucklos erscheinen. Der Klang geht eher Richtung Kleinmembran, für meine Stimme irgendwie nicht passend, für Frauenstimmen im Popbereich, aber auch für Klassik kann ich mir das Pearl Mikrofon aber durchaus als Alternative vorstellen.
Klingt vielleicht blöd, aber: Ich finds gut, wenn ein Tester mal ein Produkt richtig schlecht findet – einfach deswegen, weil ich ihn dann insgesamt glaubhafter finde. In diesem Sinne: danke schön :-)
@dr noetigenfallz Du bringst es auf den Punkt. Das ist mit Abstand einer der – positiv gemeint – schlechtesten (abgeschnittenen) Tests, die ich hier als User gelesen habe was aber nichts an der Tatsache ändert, dass der Artikel dennoch interessant zu lesen ist. Natürlich ist die Meinung was den Soundcharakter anbelangt immer etwas subjektiv. Ich finde z.B. den Korg ms20 Mini analog-Synthesizer klanglich echt schlecht (habe ich persönlich ausprobiert) und außerdem kann man fehlende Höhen mit dem EQ evtl. ausgleichen. Aber an solchen Tests sieht man mal deutlich, dass man auch 700€ unter Umständen falsch anlegen kann! Das wiederum zeichnet Amazona aus!
Danke euch Beiden.
Ich habe den Test, ehrlich gesagt, mit etwas Bauchgrimmen geschrieben, da ich auf ungewöhnliche Mikros stehe und dem Leser natürlich lieber einen neuen Geheimtipp präsentieren würde, als ein Produkt nieder zu machen.
Tut mir auch leid für den Hersteller, aber das war nix…
Gelegentlich tut man jemandem (oder in diesem Fall einem Produkt) unrecht, wenn man dessen Qualität aufgrund des Aussehens bewertet. Aber, meistens stimmt es dann eben doch.
Ich würde mich nicht getrauen jemandem ein Mikro mit derart fürchterlicher Optik vor die Nase zu stellen. Ausser vielleicht, es hätte den absolut, ultimativ besten Klang. Aber eben…
@AQ Also ich finde die Optik erst einmal schon interessant bis knorke.
Mit den Einschränkungen, dass der Aufkleber in der Tat etwas piefig aussieht, und die nicht passende 08/15-Klemme eine echte Zumutung ist. Aber das Mik an sich hat doch eine nette Form.
Kennst du denn den Hersteller, bzw. hast du Erfahrungen mit seinen Produkten?
Ich hatte vor 25 Jahren mal ein paar Pearl Mikrofone. Das waren übrigens meine ersten Grossmembran Kondensator (Elektret) Mikros. Wenn ich mich richtig erinnere waren das aber Japan-Produkte welche damals von Musik Meyer vertrieben wurden?? Ob das was mit der Firma Pearl aus Schweden zu tun hatte weiss ich nicht. Vielleicht gibt es ja jemanden der uns hier weiter helfen kann?
@AQ Die Japan Pearls ist eine ganz andere Baustelle, die waren von gleichnamigen Drum-Hersteller.
Das sich mehrere ‚Musikfirmen‘ Pearl nennen dürfen finde ich schon irgendwie merkwürdig, aber auch witzig!