ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Pearlvibe Golden Heart, E-Gitarre

Wenn es mal so richtig exklusiv sein muss ...

23. November 2017

Pearlvibe Golden Heart Aufmacher

Als ich Anfang September dieses Jahres über die Guitar Summit in Mannheim schlenderte und ehrlich gesagt mit keiner größeren Überraschung rechnete, kam „sie“ dann doch ganz unerwartet und aus dem Augenwinkel in meinen Fokus. Vielleicht lag es auch daran, dass der Stand von Pearlvibe Guitars so dicht umringt von interessiertem Publikum war und man daher nicht unmittelbar einen Blick auf die Meisterwerke aus der Hand von Frank Haensel werfen konnte. Ich konnte es dann aber schließlich doch tun – und war (und bin es bis jetzt noch) tief beeindruckt von der Schönheit, der Anmut und der Eleganz, die jedes seiner individuell angefertigten Instrumente mit sich trägt.

ANZEIGE

Sofort war klar: Das müssen wir in jedem Falle testen und unserer Community präsentieren! Nach einem kurzen Telefongespräch besuchte mich der Firmengründer und Erbauer dieser Kunstwerke Frank Haensel am nächsten Tag in meinem Büro, im Gepäck die Pearlvibe Golden Heart und jede Menge Lust und Laune auf Fachgespräche und Geschichten von Hölzern, Pickups und Perlmuttverarbeitung. Mal schauen, ob das Schmuckstück im Test das hält, was die grandiose Optik verspricht.

Pearlvibe Golden Heart 2

Facts & Features

Zwei Teile Erle dienen als Basis für den Korpus, dessen Design uns allen wohlbekannt vorkommen dürfte. Alle Kanten, Ecken und Rundungen sind auch bei der Pearlvibe Golden Heart exakt genau so, wie man es vom Original kennt und schätzt. Zudem scheinen die verwendeten Hölzer sehr gut abgelagert zu sein, was der Gitarre insgesamt ein angenehm niedriges Gewicht verleiht, was somit den Rücken schon und darüber hinaus zu einer guten Performance insgesamt beiträgt.

Das Highlight der Pearlvibe Golden Heart (im wahrsten Sinne des Wortes) ist sicher die strahlend goldene Decke, in die eine hauchdünne Schicht White New Zealand Paua Abalone eingearbeitet wurde. Man mag sich gar nicht vorstellen, was das für eine zeitaufwendige Arbeit war, dieses wunderschöne und seltene Perlmutt auf diese Art und Weise auf der Decke aufzubringen. Der schiere Wahnsinn und auf den Fotos wirklich nur halb so schön wie im Original!

Pearlvibe Golden Heart Potis

— Liebevolle Handarbeit: Sogar die Potis haben eine Perlmuttschicht abbekommen —

Bei dieser regelrechten Überflutung mit Perlmutt wurden selbst die Rahmen der Pickups nicht verschont, doch der Elektronik widmen wir uns später noch ausführlicher. Ein sauber aufgetragener Klarlack schützt das Instrument rundherum, davon ausgenommen wurde auch der Hals nicht, zumindest nicht ganz.

Der Hals der Pearlvibe Golden Heart Stratocaster

Der besteht aus einem einteiligen Stück kanadischen Riegelahorns und ist dank seiner intensiven Maserung ebenfalls eine optische Augenweide. Mit seinem moderat ausgefallenen C-Shaping liegt er angenehm in der Hand, zudem ist das Griffbrett mit seinem Radius von 11″ (ca. 280 mm) nicht ganz so stark gewölbt, wie man es ja von vielen Vintage-Strats kennt. Hier geht es also deutlich moderner zu, was allerdings den Zugang zum Halsstab ausnimmt. Denn bei dieser Konstruktion muss der Hals zwingend abgeschraubt werden, um an die im Halsfuß versenkte Schraube ranzukommen und den Halswinkel bei Bedarf nachzustellen. Wie der Truss Rod eingesetzt wurde, kann man am „Skunk Stripe“ erkennen, der, typisch für eine Strat, die Öffnung an der Halsrückseite verschließt.

Pearlvibe Golden Heart Neck

Wie der Korpus, so wurde auch der Hals lackiert, seine Rückseite aber offensichtlich noch mal einer Behandlung mit feinem Schleifpapier unterzogen. Denn es fühlt sich ungemein griffig an, während das Griffbrett, in einer Klarlackschicht eingehüllt, mit der Decke der Gitarre regelrecht um die Wette strahlt. Über die Beschaffenheit der Halsrückseite werden sich wohl die wenigsten beschweren, im Gegensatz dazu muss man ein lackiertes Griffbrett schon mögen. Auf Kundenwunsch wird es hier aber auch ganz sicher möglich sein, die Oberfläche des Griffbretts in seiner natürlichen Form zu belassen. Mir wäre es ehrlich gesagt lieber gewesen, kleben so die Kuppen meiner Finger doch spürbar bei Bendings oder Slides fest. Aber letzten Endes ist das natürlich immer auch eine Sache der Vorlieben bzw. des persönlichen Geschmacks.

ANZEIGE

Die Hardware der Pearlvibe Golden Heart

Bei all den Spezialanfertigungen treffen wir zumindest bei der Hardware der Pearlvibe Golden Heart auf einen bekannten Namen. Das montierte Vintage-Vibrato sowie die Mechaniken an der Kopfplatte stammen aus dem Hause Wilkinson, wurden in einem schwachen Goldton verchromt und machen ihren Job ganz vernünftig. Obwohl die Mechaniken über einen Klemmmechanismus verfügen, die Sattelkerben sorgsam gefeilt wurden und auch das Vibrato ohne Murren seinen Dienst verrichtet, sollte man es hier aber mit dem Hebel ebenso wenig übertreiben, wie bei vielen anderen Vintage-Vibratos auch. In der Praxis zeigt sich die Stimmstabilität der Gitarre aber als vollkommen ausreichend. Ohnehin käme wohl niemand auf die Idee, bei einem solchen Instrument „Dive-Bombs“ zu veranstalten, oder?

Pearlvibe Golden Heart Vibrato

— Pearlvibe Golden Heart Vibrato —

Die Elektronik der Pearlvibe Golden Heart

Etwas, auf das Frank Haensel als Erbauer der Pearlvibe Golden Heart ganz besonders stolz ist, ist die clevere „Fingertips-Schaltung“ der Gitarre. Basis sind drei Handwound ’56 Style Singlecoils, die direkt ohne ein Pickguard in die Decke eingesetzt und mit perlmuttbesetzten Kunststoffrahmen versehen wurden. Angesteuert werden die Tonabnehmer über drei Minischalter, von denen der hintere (Richtung Steg) sitzende als Dreifach- und die beiden anderen als normale Zweifach-Variante ausgelegt wurden. Neben den typischen Schaltungen, die eine Strat mit dieser Tonabnehmerbestückung liefert, bietet die Elektronik der Pearlvibe Golden Heart noch sieben zusätzliche Schaltungsmöglichkeiten, in denen die Pickups seriell und auch parallel betrieben werden. Anstatt nun viele Worte zu verlieren, erklärt das folgende Diagramm das viel besser:

Über die Qualität der verbauten Hardware (Schalter und die zwei Potis für Volume und Tone) muss man ebenfalls nicht viele Worte verlieren: sie entsprechen absolut den Erwartungen an ein Instrument dieser Preisklasse. Und als ob die Decke nicht schon genug mit Perlmutt geflutet wäre, spendiert Frank Haensel der Pearlvibe Golden Heart sogar noch das edle Material für die Potiknöpfe. Wahnsinn!

Pearlvibe Golden Heart  Potis

— Pearlvibe Golden Heart  Potis —

Sound & Praxis mit der Pearlvibe Golden Heart

Ungemein vielseitig zeigt sich die Golden Heart in ihrem Sound, der stets durch einen besonderen Charakter geprägt ist. Logisch, ein Stratsound ist immer irgendwie mit drin, doch hier geht bei Weitem mehr, als es das Original auch nur annähernd bieten könnte. Mit der äußerst vielseitigen Schaltung sollte man sich eine Weile Einarbeitungszeit gönnen, aber auch ohne großartige Vorbereitung überrascht der Sound bei fast jeder Stellung der drei Minischalter aufs Neue und erlaubt daher ein breites Einsatzspektrum, das auch vor höheren Verzerrungen keinen Halt machen muss. Wer es jedoch eher konventionell mag und den klassischen Fünfwegeschalter bevorzugt, der wird natürlich auch dahingehend bedient. Pearlvibe Guitars ist ja schließlich ein Customshop!

Pearlvibe Golden Heart 3

Die Drei ’56 Style Handmade-Singlecoils bewahren überwiegend einen kühlen Kopf durch ein überschaubares Nebengeräuschverhalten und versagen auch nicht den Dienst in Sachen Frequenzspektrum und Dynamik, wenn das Volumepoti mal runtergeregelt wird.

Das eingestellte Setting kann man als gut bezeichnen. Frank Haensel spielt ja selbst Gitarre und ist ein großer Fan von schnell gespieltem Country im Stile von Albert Lee, von daher geht die etwas höhere Saitenlage schon in Ordnung. Ein Problem bereitet (mir persönlich) da eher das lackierte Griffbrett, das zumindest für Fingerakrobatik keine optimalen Voraussetzungen bietet.

Hören wir rein in den Sound der Pearlvibe Golden Heart. Für die nun folgenden Klangbeispiele wurde die Gitarre an den Eingang meines Orange Micro Dark angeschlossen. Als Box diente wie immer meine H&K GL-112-Box mit einem Celestion Vintage 30 Lautsprecher, vor der Box wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert.

In Beispiel 1 beginnen wir mit der Position 4 der Pickupschaltung – Juicy!

Nun ein Cleansound mit der Position 10, hier ist nur der Mittlere der drei Singlecoils aktiv.

Klangbeispiel 3 zeigt einen leicht angezerrten Sound mit der Position 2 ausgewählt – Mittlerer und Bridge-Pickup sind nun aktiv. Ein bisschen Tele gefällig?

Jetzt noch zwei Sounds mit mehr Verzerrung. Zunächst mit der Pickup-Kombination 11 – mittlerer und Halspickup sind nun seriell geschaltet.

Die Einstellungen am Orange Micro Dark sind beim nächsten Klangbeispiel unverändert. In Position 8 wartet ein schöner schmatziger Sound, der auch von einer Tele abgefeuert sein könnte.

Pearlvibe Golden Heart Body near

ANZEIGE
Fazit

Das ist wirklich aller Ehren wert, was uns Frank Haensel mit seiner Pearlvibe Golden Heart hier präsentiert. Hinter der einzigartigen und exklusiven Hülle aus feinstem Abalone-Perlmutt steckt eine Stratkopie, die sich hinsichtlich ihres extrem vielseitigen Klangs, Verarbeitung und Bespielbarkeit hinter keinem noch so teuren Customshop-Instrument zu verstecken braucht. Und genau deshalb gehört sie nicht in eine Vitrine gestellt oder an die Wand gehängt, sondern gespielt. Eine wahre Freude für die Augen und die Ohren und eine heiße Empfehlung für alle, die es gerne so richtig exklusiv mögen.

Plus

  • Optik (!)
  • extrem vielseitiger Klang
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Exotenstatus
  • absolutes Unikat
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Tweedcase im Lieferumfang

Minus

  • Zugang zum Truss Rod umständlich

Preis

  • Testmodell: 3200,- Euro
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ja, Momang mal. Das ist doch die Hübsche, die mich an das Bernsteinzimmer erinnert. Nee, die ist wirklich sexy…. doch nix mit Augenkrebs. Hatte jetzt nach der Ankündigung von gestern eher Rocky Horror Picture Show erwartet. Gleich mal reinhören tun. Leider für mich etwa 15 Euro zu teuer in der Anschaffung und der Humbucker wäre auch Pflicht, bin ja kein Blueser.
    Dieses Schmuckstück kann man nicht in einen Topf werfen mit der Blümchentapete von Fender.
    Und wann gibt es die zu gewinnen?

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      In der 4. Position sind aber ’ne Menge Einstreuungen vernehmbar. Ohne Gate läuft da nix.

      • Profilbild
        Stephan Güte RED

        So ist halt die Strat und so kennen und lieben wir sie … oder besser gesagt: wir haben gelernt, mit ihren Macken zu leben und sie sogar zu lieben :)

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @Stephan Güte aber soooo dolle?! Hört sich an, als ob da ’ne Noise-, Gothic- und Industrialkapelle im Hintergrund mitflötet.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        Ich glaube du musst dir einfach mal eine billige Strat zulegen und zuhause in aller Ruhe die nächsten Jahre mit ihr verbringen. Du wirst mit der Zeit verstehen was so vielen Gitarristen dieser Welt an diesem doch recht einfachen Instrument so genial ist. Nein es ist nicht die einfache Bauweise sondern einfach der flexible Sound und spiel mal am Volumen Poti rum was da passiert….plötzlich juckt dich Brummen gar nicht mehr sondern gehört da rein.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @ amazonaman

          Meinst du mich? LOL… nee, ich habe zwei Strats… eine gaaaanz billige und ’ne mittelbillige.
          Sind auch regelmäßig bei den Aufnahmen zu hören. Dass Single Coils einstreuungsempfindlicher sind, ist mir auch schon lange klar… hatte mich hier aber doch im Soundbeispiel gestört.

  2. Profilbild
    Codeman1965 AHU

    Danke an Stephan für den Bericht und die Soundbeispiele…!
    Jau, so ein richtiges „Must have“ will sich bei mir nicht einstellen:
    Schade finde ich wirklich, daß der Trussrod-Zugang nicht über die Kopfplatte möglich ist. Das macht das Feintuning umständlicher als nötig. Und auch wenn sie, wie Stephan herausgearbeitet hat, sehr schön dasteht, so ist sie mir persönlich ein wenig zu „bordellig“ geworden. Aber das mag Jeder anders sehen…
    Ganz großes Kino ist aber die Schaltung geworden! Ich hab‘ hier noch ein Eigenbauprojekt, für das mir auch eine Kipp-/Tippschalterlösung vorschwebt, weil es eben so flexibel ist. SO umfangreich wie hier hatte ich meines aber gar nicht geplant, da muss ich wohl noch mal nachdenken…
    Aber ist doch schön, daß man auch solche Klassiker wie die Strat immer mal wieder richtig nach vorne bringen kann…

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das ist ja mal der mit Abstand teuerste und wertigste Stratocaster Nachbau aller Zeiten. Hahaha. Schön ist sie geworden, für alle wirklich Verrückten dieser Welt ist diese Klampf eine Überlegung wert.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hi Guitareroes,
    die Pearlvibes sind echt der Hammer.
    Von der Optik sowieso und erst recht vom Sound.
    Habe schon einige Modelle live erlebt und auch selbst gespielt.
    In jedem Instrument steckt unheimlich viel Herzblut drin.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      Kann ich nur bestätigen! Frank hatte auch noch eine Tele dabei, ein ähnlich unfassbar aufwendig gearbeitetes Instrument und mindestens genau so geil, wie die GOLDEN HEART!

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Stephan Güte Made in Black Forrest with Pride ;-)

        Stephan – Danke für Deine tollen Testberichte!

        Keep on Rockin´

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

X
ANZEIGE X