Praxis
Die große Kunst der „Lunchboxklasse“ liegt bekanntlich in der Flexibilität. Am liebsten genügend Leistung, um eine größere Bühne ordentlich akustisch ausleuchten zu können, aber auf der anderen Seite auch bitte einen Top Sound als Bedroom-Amp. Im Regelfall sind diese Bereiche diametral ausgelegt, d. h. entweder dein Amp bläst dir auf der Open Air-Bühne die Hutschnur weg, hat aber eine Grundlautstärke, welche die holde Gattin aus der Bude treibt, oder aber dein kleiner Knuffel brummelt angenehm bei 0,5 Watt mit der Stereoanlage einher, hisst aber bei dem ersten Snareschlag umgehend die weiße Fahne. Schwierig, schwierig, wenn, ja wenn da nicht ein intelligentes Powermanagement der Ohrmuschel unter die Arme greift.
Um es vorneweg zu sagen, der Peavey 6505 MH ist wirklich ganz, ganz weit vorne, wenn es darum geht, auch bei minimaler Lautstärke einen sehr vollen Sound abzugeben. Mir ist meines Wissens nach so gut wie noch nie ein Amp untergekommen, der bei der 1-Watt-Einstellung noch einen Sound abgibt, der eine dynamische Ansprache zulässt. Hier hingegen kannst du dich dabei unterhalten und dennoch reagiert der Amp auf deine Spielweise. Umgekehrt kann man mit der 20 Watt Einstellung komplette Hallengigs spielen, vorausgesetzt man benötigt keine ultra-cleanen Sounds in Motörhead Lautstärke. Hier sind die beiden EL84 konstruktionsbedingt deutlich früher am Limit als die EL34 / 6L6 Front.
Klanglich muss man dem Head insgesamt ein ganz hervorragendes Zeugnis ausstellen. Neben sehr dynamischen und perligen Cleansounds ist es erwartungsgemäß die gesamte Zerrpalette, welche der Peavey 6505 MH mit Bravour meistert. Trotz höchster Gaineinstellungen bleibt der Ton stets definiert, kein Matsch, kein Kleistern, ganz großes Kino!
Der Bugera „Clon“ 6260 ist genauso gut, ABER rund 250 Euro billiger. Wieso also den überteurten Peavy kaufen, wenn man den Bugera ca. 250 Euro BILLIGER bekommt? zudem gefällt mir persönlich der 6260 für den metalbereich besser, da er meiner Meinung nach voller klingt. Aber das ist wohl Geschmacksache, oder?