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Test: Phoenix Audio Ascent One, Mikrofonvorverstärker & DI-Box

Auf der Schwinge des Phoenix

30. Juli 2021
phoenix audio ascent one test

Phoenix Audio Ascent One, Mikrofonvorverstärker & DI-Box

Der US Hersteller Phoenix Audio etabliert mit dem Ascent One einen soliden einkanaligen Preamp mit DI-Box im vierstelligen Preissegment. Für den Amazona Test liegt mir die Halb-19-Zoll-Version ohne EQ vor.

Die Firma Phoenix Audio

Die Wurzeln von Phoenix Audio gehen in die 1990er-Jahre zurück. Shaun Leveque und David Rees gründeten zu dieser Zeit als Dienstleister für den britischen Hersteller Neve, speziell für dessen Konsolen, das Unternehmen, das den Firmensitz 2009 in die USA, genauer nach Costa Mesa,  Kalifornien, verlagerte. Zum langjährigen Know-how im Bereich Class-A gesellt sich modernes Design. Das hausintern handverdrahtete Equipment schafft solide Qualität.

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Phoenix Audio Ascent One, Mikrofonvorverstärker & DI-Box

Die Phoenix Audio Ascent Serie umfasst neben dem Testgerät noch den 2-kanaligen Dual Mono aufgebauten Preamp mit DI ohne EQ, sowie beide erwähnten Preamp DI-Geräte mit zusätzlichem 4-Band EQ. Für Liebhaber der 500er Lunchbox Serie ist das 1 Slot Modul DRS-1R-500 ohne EQ mit sonst identischen Features erhältlich, mit EQ hört das passende 500er-Modul auf den Namen Phoenix Gyrator EQ/500.

Phoenix Audio Ascent Serie, Rackversionen

Phoenix Audio Ascent One: Überblick und Features

Wer als alleiniger Instrumentalist und/oder Sänger Recording betreibt, ist mit dem 1-kanaligen Ascent One qualitativ bestens bedient. Jedoch sei an dieser Stelle gleich darauf hingewiesen, dass man entweder nur das DI-Signal oder nur das Mic/Line-Signal als Mono Output bekommt. Wer also im gleichzeitigen Workflow Gesang und Instrument recorden möchte, hätte dieses Vorhaben mit der Mono Version des Preamps bereits überreizt, denn das Recorden mehrerer Soundquellen geht nicht zeitgleich, sondern nur Aufnahme für Aufnahme nacheinander.

Die technischen Features des Phoenix Audio Ascent One

Am vorder- wie rückseitigen symmetrischen XLR-Mikrofon/Line Input liegt das Signal an, das eine Vorverstärkung benötigt bzw. ausgepegelt werden soll. Das gilt für Mikrofone aller Art. Die XLR-Buchsen sind parallel verdrahtet. Es ist zwar möglich, zwei Mikrofone gleichzeitig anzuschließen, doch kommt immer nur die Mono Summe als Output aus der Unit.

Phoenix Audio Ascent One, Mikrofonvorverstärker & DI-Box

Für hochohmige Signale, wie z. B. das eines kabelgebundenen Instrumentes, steht der Grossklinken DI-Input zur Verfügung. Dieser Input ist nur vorderseitig am Gerät verfügbar.

Line Signale, die Vorverstärkung benötigen, können per XLR-Kabel angeschlossen werden und am Gain Drehregler gepegelt werden. Ein dem Mic/Line Input zugeordneter -15 dB PAD Schalter kann den anliegenden Signalpegel absenken. Die Mic/Line Gain Aussteuerung, sowie die PAD-Funktion ist im DI-Modus inaktiv. Lediglich der Output, beispielsweise zur DAW, kann per Volume O/P LEVEL beeinflusst werden.

Zur Aussteuerung der Mic/Line Signale steht ein in 9 Rasterungen einstellbarer Mic Gain Drehregler ganz links am Front Chassis bereit. Die Justierung startet bei -30 und geht bei -70 in die letzte Position. Zwar hat die 1/2 19″ Einheit keinen eingebauten Equalizer, doch ist der sonst puristischen Klangregelung ein Vari-Filter zugeordnet. Dieser in 21 Rasterungen greifende Poti färbt das anliegende Signal von 70 Hz bis 400 Hz. Der Vari Filter ist nur dann aktiv, wenn gleichzeitig der HPF Highpass Filter Druckknopf gedrückt ist. Dieser lässt, ohne den Vari Filter zu nutzen, grundsätzlich Frequenzen über 80 Hz durch und dämpft alles drunter liegende um den Faktor -15 dB ab.

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phoenix audio ascent one 1

Um eventuell entstandene Phasenüberschneidungen entgegenzuwirken, ist im Gehäuse auch eine PHASE-Drucktaste eingebaut. Zwar ist ein Phasenproblem immer in Relation mit anderen parallelen Schallereignissen zu sehen, doch ist diese Umkehrfunktion generell in keinem Kanalzug mehr wegzudenken.

Sollte eine Brummschleife entstehen, ist dem Ascent One Preamp eine GROUNDLIFT-Drucktaste beigestellt, die bei Bedarf zugeschaltet werden kann.

Für Mikrofone, die Phantompower benötigen, ist die +48 V-Phantomspeisung-Drucktaste vorgesehen. Sinnvollerweise wird zuerst das Mikrofon angeschlossen, dann die Drucktaste mit der Stromversorgung aktiviert.

Als letzten Drehregler ist der O/P-LEVEL zu benennen, der ebenfalls in 21 Rasterungen seinen Dienst verrichtet.

Rückseitig ist der Preamp sehr spartanisch aufgebaut. Neben der gut zugänglichen Fuse Box, in der sich die 350 mA Sicherung befindet, ist gleich neben der Kaltgerätesteckerbuchse die Möglichkeit zur Spannungsanpassung von 110 V auf 220 V verbaut. Der Phoenix Ascent One kann somit ohne einen Konverter-Trafo auf Reisen gehen.

Alles, was an Output aus dem Preamp ausgegeben wird, passiert durch die parallelen Outputs, die sowohl das mono Signal in XLR als auch in Grossklinken schicken können. Wir erinnern uns nochmals: der Ascent One liefert nur ein Mono Signal zur Weitergabe in die nachfolgende Signalkette.

Phoenix Audio Ascent One Rückseite

Die Mic Preamp Einheit ist trafolos konzipiert; das bedeutet, es kann verlustfrei auch mit unterschiedlichen Kabeltypen gearbeitet werden. Wer sich hier einlesen möchte, es gibt ein Paar Infos bei der Thomann Online Beratung.

Trafosymmetriert oder Übertagerlos?

Wie klingt der Phoenix Audio Ascent One?

So puristisch wie der Preamp ausgestattet ist, so puristisch klingt auch der Sound. Warm, transientenreich, klar definiert. Es ist deutlich an der Hüllkurve der Software zu erkennen, die Basis des Signals stimmt. Doch ich muss gestehen, es brennt mir unter den Fingernägeln: hätte ich nur die EQ Version des Ascent One Preamps hier gehabt! Denn eine klare Vorverstärkung ist zwar eine feine Sache, doch streut erst ein EQ die feine Prise Salz in die Suppe und verändert das Signal noch mehr nach den Vorstellungen des Producers!

Phoenix Audio Ascent One Mic Recordings

Nun, mit dem Vari Filter steht da eine Mini-Parametrik zur Verfügung, doch außer untenrum feucht durchwischen ist keine zu starke Färbung zu erkennen.

Der Grundsound weist generell eine große Dynamikzeichnung auf, natürlich nur, sofern die Dynamik auch per Sound in den Preamp reingeschickt wird. In der Praxis bedeutet das, Sänger mit stark schwankender Lautstärke müssen im Vorfeld penibel gepegelt werden, denn sonst übersteuert es in der DAW. Zwar wird ab Werk mit ordentlich Headroom geworben, doch ist der kleine, aber griffige Output-Regler schnell in den roten Bereich gedreht.

Apropos Regler und LED-Anzeigen: Leute mit langen, schlanken Fingern sind bei der Ascent Serie klar im Vorteil; mir liegen die beiden Regler einen Hauch zu nah beisammen, grade wenn mit 2 Händen parallel gedreht werden soll. Die LED reagiert auf den grünen Bereich bei 0 dB und den gelben Bereich bei + 8 dB Output; an rot hat sich wahrscheinlich keiner rangetraut. So muss das Ohr für die perfekte Justierung herhalten. Mir persönlich hätte mehr optische Hilfe an dieser Stelle gefallen. Die LED bezieht sich übrigens nur auf den Output-Pegel, sie zeigt nicht den Eingangspegel an. Das muss man wissen, denn so kann in Relation der beiden Potis ein falscher Eindruck entstehen.

Entweder kann das Mikrofonsignal bis zum Maximum ausgesteuert werden, dann würde der Output nur sehr wenig des stark vorverstärkten Signals weitergeben. Im Umkehrschluss kann das Mikro-Signal sehr gering ausgesteuert werden, jedoch der Output-Pegel stark aufgedreht werden.

Phoenix Audio Ascent One DI Recordings

Anmerkungen

Für mich unverständlich, hat die Halb-19-Zoll Phoenix Audio Ascent One Einheit keinen An- und Ausschalter und auch kein Rack-Mountkit beigelegt; letzteres muss optional erworben werden.

Die LED-Lampe unter dem PAD-Schalter ist während eines Mic Signals unter Dauerbetrieb, sie brennt immer, sobald das Gerät Strom hat und egal, ob der PAD-Schalter aktiv ist oder nicht.

Im DI-Modus ist die orange LED komplett aus, der PAD Schalter inaktiv.

Was mir hingegen sehr gut gefällt, ist die Möglichkeit des Umschaltens der Stromzufuhr und die Möglichkeit, die interne Sicherung schnell austauschen zu können.

Toll ist auch die Rasterung des Mic I/P und O/P Level Drehreglers; so kann man zu einem späteren Zeitpunkt eine Art Recall der genauen Einstellungen vornehmen. Stufenlos ist für mich zwar schöner und feiner, doch bietet diese Rasterung klare Fakten.

Phoenix Audio Ascent One & Ascent Two

Klangbeispiele zum Ascent One

Im Einsatz waren: Lewitt LCT 441 Flex, Beyerdynamic DT 297, Beyerdynamic MC930, Taylor 12 String, Godin Fretless 4 String, Fender Mexico Strat, Seymour Duncan Pickup, Wandler Digi 002 Rack, ProTools, Hybrid Bass 106MK.

Phoenix Audio Ascent One vs Avalon DI

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Fazit

Der Phoenix Audio Ascent One Preamp überzeugt durch klanglich einwandfreien, sauberen Sound und seine solide Verarbeitung. Leider sind es die vielen Kleinigkeiten, die der Halb-19-Zoll-Unit noch Luft nach oben verschaffen, wie das fehlende Rack Mount Kit, der fehlende An-Aus Schalter und die Anordnung der einzelnen Bedienelemente. Das Antesten lohnt in jedem Fall. Für die Bewertung vergebe ich ein sehr gutes „Gut“, aufgrund der kleinen Nickligkeiten.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • technisches Knowhow der Schaltungen

Minus

  • Input Pegelanzeige Gain Metering könnte mit mehr LEDs detaillierter darstellen
  • Rackbefestigungen nicht inbegriffen
  • Fummelige Positionierung der Bedien Elemente

Preis

  • 1.199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Round Robin AHU

    „Auf der Schwinge des Phoenix“ – Das wäre ein Vogel der im Kreis abwärts fliegt.
    Auf den Schwingen des Phoenix klingt deutlich besser. 🙈

    • Profilbild
      jochen_schnur RED

      @Round Robin Hi Round Robin,
      deine bildliche Deutung stimmt, doch hatte ich mit der Schlagzeile einen anderen Gedanken verfolgt. Da es ja auch den Ascent Two als Stereo bzw. Dual Mono gibt, habe ich für die Monoversion assoziiert, nur die eine Schwinge betitelt. Wollen wir mal hoffen, dass der „Aufsteigende“ nicht abstürzt.

  2. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Danke für den Test. Ein paar Messwerte hätten dem Bericht vielleicht noch gut getan, aber nun, was soll’s. Am Ende entscheidet das Gehör.

    Und da bin ich ob des Punktabzuges verwundert. Dem Gerät wird eine hohe Sound-Qualität unterstellt, was doch das entscheidende Merkmal ist. Die angeführten Kritikpunkte würden auf beinahe jedem anderen Gerät dieser Gehäusegröße auch zutreffen. Manch einer hat noch nicht einmal eine LED-Kette.

    Ich finde, die Rasterung gerade sehr spannend, weil dies für Recall fantastisch ist. Dass der Preamp wenig färbt, muss doch eigentlich ein dickes Plus bedeuten. Genau das will doch der Toningenieur.

    Für mich klingt das in der Summe eher nach 3 Sterne. Der Preis ist natürlich hoch, aber es ist ja auch keine Discounterware.

    • Profilbild
      jochen_schnur RED

      @Marco Korda Hi Marco Korda,
      die Summe der Punktevergabe richtet sich bei mir immer nach dem gelieferten Komplettpaket. Im Fazit ist ja die Tendenz zu drei Sternen benannt. Hier im Test haben mich die genannten Dinge immer wieder gestört und Zeit gekostet, das geht eben zulasten des Gesamteindrucks, auch wenn der Sound nicht färbt und es toll klingt. Das musste ich berücksichtigen.

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