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Test: Phonic Celeus Tube, Kompaktmixer

Der Röhren-König von Eleusis

13. November 2017

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Zufälle sind manchmal praktisch. Denn so wurde ich einerseits als Musikus für einen runde Geburtstagsfeier verpflichtet, andererseits ergab sich zugleich die Möglichkeit, den Phonic Celeus Tube zu testen. Beides greift ineinander und ich war ohnehin auf der Suche nach einem kleinen Mischpult für verschiedene Einsatzbereiche.

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Der Phonic Celeus Tube ist ein 5-Kanal-Mixer mit Bluetooth, Digitaleffekten, Audiointerface, MP3-Player und Röhrenschaltung, er bietet also ein Feuerwerk an Funktionen. Gerade die Röhre als alternativer Signalweg klingt vielversprechend und so wollte ich es genauer wissen.

Phonic als Hersteller war mir bis dato unbekannt. Und das, obwohl dieser laut Herstellerseite seit 1972 bereits Mischpulte baut und Anfang der 80er Jahre hauptsächlich mit DJ-Pulten unterwegs war. Aktuell bietet Phonic auch Lautsprecher und Audiozubehör an. Die seit 2015 speziell für Europa entwickelte Serie an Kleinmixern wurde Celeus getauft. Ob Phonic damit auf eine Vogelgattung der Spechte anspielt oder gar Keleos, die römische Variante des mythischen Königs von Eleusis meint, wäre noch zu klären.

Die Serie umfasst neben dem neuen Celeus Tube weitere Mixer mit verschiedenen Ausstattungen, die sich vorwiegend auf die Kanalanzahl beziehen. Die Größeren haben auch richtige Fader, darauf muss man bei den kleineren Modellen verzichten. Allen gemein ist ein Effektprozessor, ein MP3-Player und -Rekorder, USB-Audioschnittstelle und großzügige Bedienelemente. Die größeren Modelle bieten in der Ausgangsschaltung einen grafischen 7-Band-Equalizer. Der Celeus 100 für rund 80,- Euro macht den Anfang, der Celeus Tube rundet die kleinen Mischer mit knapp 170,- Euro oben ab. Der Celeus 200 mit sechs Kanälen und ohne Röhre kostet 120,- Euro. Da man Stereozüge doppelt zählt, sind es faktisch jedoch nur vier. Eine Unart, die sich irgendwann eingebürgert hat und mich anfangs irritierte, denn einen Stereokanal wird man nicht für zwei Mono-Quellen verwenden.

Folglich hat der Celeus Tube fünf Kanäle, wobei es nur ein Mikrofon- und zwei Stereokanäle sind, die zudem umgeschaltet werden. Also sind es in Summe sogar neun mit Bluetooth und USB und ganze 13, wenn ich den Tape-Eingang und das Audiointerface mitzähle. Immerhin bekommt man für diesen Preis einschließlich Röhrenschaltung eine Menge geboten. Mal sehen, ob sich auch die Qualität in der Königsklasse bewegt.

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Die Röhre macht’s

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Das Alleinstellungsmerkmal des Phonic Celeus Tube ist ohne Zweifel die mystisch glimmende Röhrenschaltung. Von anderen Herstellern scheint es zu diesem Preis keine Alternative zu geben, der ART TubeMix mit einer geringeren Ausstattung kostet knapp 300,- Euro. Natürlich handelt es sich hier nur um eine in den Signalweg eingeschleifte Vakuumröhre vom Typ ECC 80, durch die der Klangcharakter hörbar verändert werden kann und dadurch leider auch etwas an Authentizität verliert. Der Klangcharakter gewinnt zwar an Wärme, trägt aber im unteren Frequenzbereich etwas zu dick auf. Die Transistorschaltung liefert hingegen ein neutraleres, leicht matschiges Klangbild ab, das aber durch ein geringes Eigenrauschen gemessen am Preis überzeugen kann.

Bei der Bezeichnung ECC 80 steht der erste Buchstabe für die Heizspannung, in diesem Fall 6,3V, das C steht für Triodenröhre. Das zweite C bedeutet, dass es sich um die Kombination zweier Trioden handelt, so dass ein Stereosignal verarbeitet wird. Die Kennzahl 80 steht für den Röhrensockel, in diesem Fall eine Novalröhre mit entsprechend neun Kontakten. Ich persönlich sehe in dieser Option eine interessante Ergänzung, um je nach Anwendungsfall den Grundsound zu verändern. Das wirkt besonders bei Sprache positiv und lässt sie etwas voller klingen. Allerdings erinnere ich mich noch gut an die Röhren der Korg Electribes, die im Vergleich deutlich weniger verfärbt haben. Möglicherweise könnte ein Austausch der Röhre den Klangcharakter beeinflussen, hierzu fehlt mir allerdings die Erfahrung. Wer die Röhrenschaltung nicht benötigt, sollte sich folglich für den Celeus 200 entscheiden.

Neben den durchaus positiven Klangeigenschaften gibt es jedoch auch einige Tücken. Beim Lesen der Anleitung fiel mir bereits auf, dass der Hersteller offenbar seine Produkte nicht gut kennt und daher differieren die in den Produktnews veröffentlichten Details zum Teil erheblich. So verfügt der Phonic Celeus Tube nicht über einen Fußschalteranschluss, das bleibt den größeren Modellen vorbehalten. Auch steht der Röhrenweg für alle drei Kanäle in der Summe zur Verfügung und beschränkt sich daher nicht nur auf den Mikrofoneingang, dessen Preamp somit über eine Transistorschaltung verfügt. Ganz nett ist die Reminiszenz an Thomas Edison am Schluss der Bedienungsanleitung, auch wenn sich die beschworene Qualität nicht ganz am Celeus Tube nachvollziehen lässt.

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Die Röhre sitzt hinter einer transparenten Kunststoffscheibe, das kennt man auch von den genannten Korg-Instrumenten. Das Fenster wird durch vier Schrauben gesichert und erlaubt den einfachen Austausch, der nach einer gewissen Zeit unvermeidbar sein wird. Aber bitte nur bei ausgeschaltetem Mixer, da die Hitzeentwicklung nicht zu unterschätzen ist. Aus gutem Grund hat der Hersteller in die Plastikscheibe Lüftungsschlitze eingefräst, mit der Hand darüber kann man sich auch ein Bild über die Verlustleistung machen.

Rundgang

Phonic Celeus Tube

Auch wenn sich Phonic in der Produktbeschreibung an professionelle Anwender richtet, avisiert man offenbar mit dem Design des Celeus Tube eine andere Zielgruppe. Neben dem Mixer selbst finde ich das Steckernetzteil, eine englischsprachige Anleitung und ein längeres USB-Kabel im Karton. Das auf vier recht harten Plastikfüßen sicher ruhende und unten seitlich abgerundete Kunststoffgehäuse ist aufgeräumt und solide verarbeitet. Es wirkt zwar nicht billig, aber auch nicht wirklich hochwertig. Immerhin ist das Anschlussfeld metallverstärkt und die Buchsen sind solide mit dem Gehäuse verschraubt. Der recht dezente, rassig Gehäuserand aus einem soften Kunststoff scheint sich eher an ein jüngeres Publikum zu richten und erinnert haptisch an einen sehr bekannten Plastikwarenhersteller. Kitschig wirkt er auf mich aber nicht und Design ist bekanntlich Geschmackssache. Für einen Kleinmixer ist das Gehäuse mit 341 mm etwas tief und mit 222 mm dafür aber relativ schmal. Das pultförmige Design mit der abgerundeten Front ist auch mit 87 mm etwas höher und wiegt 1,53 kg. Auf der Unterseite sind schmale Schlitze für die Belüftung eingearbeitet.

Die nicht gummierten und griffigen Kunststoffregler sitzen mit einer Höhe von rund 2 cm zwar recht wackelfrei auf der Frontplatte, haben aber unterschiedliche Drehwiderstände. Teils gewollt, gelegentlich aber auch ungewollt. So lassen sich manche EQ-Regler leichtgängiger drehen als andere, was man durchaus in dieser Preisklasse tolerieren kann, das kenne ich auch von meinem eigenen Kleinmixer. Die Anordnung ist übersichtlich und der Abstand ausreichend, so dass auch große Hände mit ihnen klar kommen werden. Positiv fällt mir auch der Netzschalter und die zweipolige Netzteilbuchse auf der Rückseite auf, das vermisse ich wiederum bei manchen Mischern in diesem Preisbereich. Die nicht verschraubte Mini-DIN-Buchse meines Mackie Mix12 FX ist beispielsweise keine Freude, im Gegensatz dazu sitzt der Netzstecker des Celeus Tube trotz fehlender Kabelsicherung fest in seiner Buchse. Das kompakte Schaltnetzteil mit 18V bei 2A ist eine Wandwarze. Das wird nicht jedem gefallen, zum Transport finde ich diese Lösung im Vergleich zu schweren Trafos mit zwei Kabelenden allerdings besser.

Rückseite

Auf der Rückseite lässt sich mit einem weiteren Kippschalter die 48V Phantomspeisung für den XLR/TRS-Mikrofoneingang zuschalten, diese kann man also nicht versehentlich aktivieren. Weiterhin finden sich hier die USB-A-Buchse zum Laden von Smartphones oder Tablets und die USB-B-Buchse zur Verbindung mit dem Computer. Der Kopfhöreranschluss befindet sich auf der Vorderseite, das ist sehr löblich und sorgt für ein übersichtliches Kabelmanagement. Links auf der Front befinden sich die Kanalzüge, rechts daneben die Master-Sektionen mit VU-Meter, MP3-Player bzw. -Rekorder und das bereits erwähnte Sichtfenster mit Blick auf die Elektronenröhre.

Ganz rechts beginnt es unten mit der Kopfhörerlautstärke, Tape-Lautstärke und zugehörigen Monitor-Taster, weiter geht es mit dem Effektprozessor und endet oben mit den Tape-Anschlüssen. Ein darüber liegender Schiebeschalter wechselt zwischen Röhren- und Transistorschaltung für den internen Rekorder, Tape- und Interface-Ausgang. Die Lautstärke des anliegenden Signals ist fix und wird quasi vor den Master-Sektionen abgenommen.

Die Eingangskanäle

celeus-tube-oberseite

Der Phonic Celeus Tube hat drei Kanalzüge, wobei der erste fest dem Mikrofoneingang in laut Phonic audiophiler Qualität mit einem Frequenzgang bis 100 kHz und eigenem Gain-Regler zugewiesen ist. Es steht auch ein Padschalter zur Verfügung, der das Signal um 24 dB auf Line-Level absenkt. Die Ausstattung mit variablem Kompressor/Expander ist ordentlich. Mit einem Drehregler ist der Schwellwert einzustellen, eine LED gibt Auskunft darüber, wenn er angetriggert wird. Für Einsteiger ist das sehr unkompliziert, bei Stellung auf 12 Uhr wird das Signal unverändert durchgelassen. Kanal 2 und 3 lassen sich jeweils mit Bluetooth und den MP3-Player nutzen.

Hier widerspricht sich die Anleitung und behauptet, man könne mit Kanal 3 den am USB-Anschluss verbundenen Computer regeln, dem ist allerdings nicht so. Das würde ob des integrierten Audio-Players auch keinen Sinn ergeben und so dient der Tape-Regler für das Audiointerface. Zwei Drucktasten schalten jeweils die Eingänge um, man hätte für Bluetooth und MP3-Player auch zwei separate Lautstärkeregler einbauen können. Der zweite Kanal bietet einen Hi-Z-Umschalter für Gitarren, auch lässt sich die Eingangsempfindlichkeit von -10 dBU auf +4 dBU umschalten. Die Taster zum Einstellen der jeweiligen Funktionen befinden sich direkt unter den Anschlüssen, auch hier gibt es übrigens eine Ungereimtheit. Während bei Kanal 3 der Eingangsumschalter direkt unter der Buchse sitzt, befindet sich an Kanal 2 die Eingangswahl unter dem Hi-Z-Umschalter. Ich mag solche Symmetrieabweichungen nicht, weil man sich unweigerlich im Blindflug gerne verdrückt.

Alle drei Kanalzüge sind in den wesentlichen Funktionen identisch aufgebaut. Unten der Volume-Regler mit zugehörigen LEDs für Signal und Peak, darüber Balance, Send-Effekt und 3-Band-Equalizer, dessen Bänder nicht in Frequenzen angegeben werden. Die Peak-LED leuchtet nur auf, wenn auch der Master-Regler aufgedreht wird und nicht wie im Handbuch beschrieben schon bei einem Überfahren um 6 dB. Erhöht man den Pegel eines Eingangs, sind beide Kanäle bei geringstem Pegel zunächst ungleich laut. Diesen Umstand von analogen Drehreglern kenne ich auch bei teuren ALPS-Potis, auch bei meinem Mackie Mix12 FX ist dies in Ansätzen zu beobachten.

Celeus Tube Anschlüsse

Oben rechts neben der Kanalsektion befindet sich der kleine Schiebeschalter zum Aktivieren von Bluetooth. Dies betrifft allerdings nur den Vorverstärker und die zugehörige LED. Schaltet man Bluetooth aus, hört man dennoch ganz leise die Musik, wenn man den Regler aufdreht und die Eingangswahl auf Bluetooth schaltet. So wird ein mit dem Celeus Tube gekoppeltes Gerät in jedem Fall nach dem Einschalten des Mixers verbunden, alternativ signalisiert das Pult stets die Paarungsbereitschaft. Das ist auch deshalb sinnfrei, weil sich im Live-Betrieb faktisch jeder Handybesitzer ohne Absprache mit dem Teil verbinden kann.

Eine elektrische Netztrennung des Bluetooth-Moduls wäre nicht nur wünschenswert, sondern absolut zu erwarten gewesen und wird in der Anleitung auch so beschrieben. Als Bluetooth-Protokoll steht der verlustbehaftete und im Frequenzbereich beschnittene SBC-Codec zur Verfügung. Das wird iOS-Nutzer nicht stören, da iPhone und iPad nicht über das verlustärmere aptX-Protokoll und stattdessen über AAC Direct Stream verfügen. Dennoch wäre ein CSR-Chip mit aptX zeitgemäßer, vor allem bei der drahtlosen Computerverbindung wäre dies ein klanglicher Zugewinn.

Master und Master

Master-Sektion

Grundsätzlich ist das Mischpult übersichtlich gestaltet und mit etwas Vorerfahrung wird man sich schnell zurechtfinden. In der Anleitung wird auch Schritt für Schritt erklärt, wie man das Mischpult richtig einstellt. Ungewöhnlich sind die getrennten Master-Sektionen, die farblich mit den Begriffen „TRANS“ und „TUBE“ ihren Sinn erklären. Über die XLR-Buchsen kann der Röhren-Mix abgenommen werden, die darunter liegenden TRS-Buchsen übergeben das Signal der Transistorschaltung. Getrennt für jeden Ausgang steht ein Master-Drehregler zur Verfügung, der dazwischen liegende Taster routet das jeweilige Ausgangssignal auf den kräftigen Kopfhörerausgang. Auch lässt sich mit dieser Taste das hoch auflösende VU-Meter mit 41 Segmenten dem jeweiligen Output zuordnen. Einen weiteren Kontrollausgang braucht es daher nicht, man verwendet für diesen Zweck einfach die TRS-Buchsen. Die beiden Schaltungen getrennt aufzubauen, erweist sich als sinnvoller, hier klingt die Röhre gefühlt druckvoller und mehr nach Hi-Fi.

Die Effektabteilung

Im Phonic Celeus Tube stehen 16 digitale Effekt-Presets bereit, die mit 32/40 Bit Wortbreite berechnet werden. Was das genau bedeutet, wird aus der Anleitung nicht ersichtlich. Im Klangbeispiel sind aber deutliche Aliasing-Effekte hörbar, die auf eine niedrige Abtastrate und unzureichende Digitalfilter hindeuten. Immerhin sind die Hallfahnen zum Teil ganz gut, manche Effekte dafür nur brauchbar und viele sind sich auch recht ähnlich. Fast alle lassen sich mit dem Parameterregler anpassen, das Matching des Tape-Delays an den Beat gelingt damit beispielsweise erstaunlich schnell. Ein Schildbürgerstreich ist die Durchnummerierung der Effekte, deren Liste auf der hinteren Gehäuseseite angedruckt ist. Diese soll sich laut Anleitung auf der Oberseite befinden, Platz genug wäre dafür jedenfalls vorhanden. Am EFX-Ausgang lässt sich der Effektweg auch für externe Prozessoren abgreifen, dieser kann dann in einen der Kanalzüge eingespielt werden. Aufgrund der wenigen Kanäle hätte man sich das auch sparen können.

MP3-Player und -Rekorder

Das MP3-Modul steht etwas aus der Frontplatte hervor und wirkt ein bisschen wie nachträglich eingebaut. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle auch die leuchtend blaue Power-LED erwähnt, die sich direkt darunter befindet. Würde es einen Wettbewerb der schlechtesten Displays in der Unterhaltungselektronik geben, hätte das Celeus Tube sicherlich einen der ersten Plätze belegen können. Ich habe ja nichts gegen Nostalgie, hielt aber die Zeiten kontrastschwacher LC-Displays der 90er für überstanden. Glücklicherweise ist die Bedienung mit den vier Knackfrosch-Tasten recht übersichtlich, aber die recht kleine Schrift mit der ungleichmäßigen Ausleuchtung durch eine LED am oberen Rand ist nicht so schön. Die automatische Abschaltung der Beleuchtung wird sicher auch nicht jeden Anwender erfreuen können. Das Hauptmenü unterteilt sich in Player, Rekorder, Ordnerübersicht und Einstellungen, hier stehen zwei Menüpunkte für Wiedergabemodus und Systemsprache zur Verfügung.

Letztere kann auch in Deutsch gewählt werden, das gilt aber nicht für alle Menüeinträge. Der USB-Stick muss in FAT32 formatiert sein, dann lassen sich Ordner und Dateien abspielen. Der Player indiziert die Dateien und legt eine Datenbank an, so dass von einer Obergrenze an maximal möglichen Dateien pro Ordner auszugehen ist. Metadaten oder Cover gibt es nicht, dafür eine einfache Zeitanzeige, Zufallswiedergabe und Repeat-Funktion. Das reicht aus, um beispielsweise vor einem Auftritt das Publikum mit leiser Musik zu berieseln oder die eigenen Karaoke-Künste zu testen – natürlich nur mit Text im Kopf. Die Klangqualität ist sogar relativ gut. Neben MP3-Dateien können auch WMA-Files abgespielt werden. Die Menüs laufen bei der Auswahl im Kreis, nach dem Einschalten befindet man sich stets auf dem Aufzeichnungsmenü. Mit Abzählen und Üben kann man auch ohne Sichtkontakt zum Display den Player bedienen.

Der absolute Knaller sind aber die internen 70 MB Speicher. Die könnte man auch zur Speicherung eigener Jingles nutzen, wenn man das Glück hat und ein Kabel mit zwei USB-A-Steckern sein Eigen nennt. Wer noch eine Archos Jukebox besitzt, hat eines. Wer nicht, wird es wohl nur schwer bekommen. Das beiliegende Kabel für den rückseitigen Anschluss ist dafür ungeeignet und wer versehentlich den internen Speicher beschreibt, kann ohne Kabel die Aufnahmen nur intern abhören und nicht löschen. USB-A deshalb, weil das Kabel zur Kommunikation in die Buchse am Player gesteckt werden muss.

Der Hersteller verspricht die Aufnahmequalität in MP3- und WAV-Format. Faktisch ist MP3 mit 128 Kbit/s voreingestellt, eine Umschaltmöglichkeit auf PCM habe ich nicht gefunden. Im Recording-Menü lässt sich die Aufnahme starten, die Aufzeichnungen im Recorder-Ordner abspielen und der Speicher wechseln. Immerhin wird ein vorhandener USB-Stick als Standard gewählt und nach Beendigung einer Aufnahme fragt das Gerät, ob diese gespeichert werden soll. Der eingesetzte Codec bewegt sich klanglich im letzten Jahrtausend, was aber auch für das gesamte Feeling des Players gilt. Der Rekorder ist intern parallel zum Tape-Ausgang angeschlossen, so dass auch hier die Röhrenschaltung für die Aufnahme verwendet werden kann.

Das Audiointerface

Über den rückseitigen USB-B-Anschluss fungiert der Mixer als externe Soundkarte. Entgegen der Handbuchbeschreibung wird der Tape-Regler zur Lautstärkenkontrolle genutzt, das Signal wird parallel dazu in den Mix eingeschleift. Die Lautstärke des Computers sollte dabei recht gering eingestellt sein, da ansonsten das Signal in den meisten Fällen zu laut sein wird. Durch diese Beschaltung kann es auch nicht zur Rückkopplungen kommen, wenn man wiederum das Signal des Phonic Celeus Tube in den Computer führt. Auch hierbei kann die Röhrenschaltung verwendet werden. Die 16 Bit Wortbreite bei maximal 48 kHz sind keine Studioqualität, gemessen am Preis aber zu tolerieren. Laut Info wird ein D/A-Wandler von Burr Brown (Texas Instruments) eingesetzt, dessen Klangqualität absolut ausreicht. Übrigens lassen sich auch iOS-Devices mit dem Celeus Tube problemlos verbinden.

Viel Ausstattung, wenig Eingänge

Der Live-Einsatz scheint beim Phonic Celeus Tube nicht ganz im Vordergrund zu stehen, auch wenn Ausstattung und Ergonomie dies vermuten lassen. Für eine kleine Combo wäre ein Mikrofonkanal zu wenig, als DJ würde mir Talk-Over und ein Monitoring fehlen. In meinem Kopfkino stelle ich mir daher den Alleinunterhalter vor, der beim Gig zunächst per USB-Stick für die Musikuntermalung sorgt, dann mit Keyboard und Mikrofon rockt und vielleicht noch den Kumpel mit der Gitarre einschleifen will. Schlussendlich kann er dem vortragenden Gast noch per Bluetooth Zugang gewähren, um der Festgesellschaft das nicht im Repertoire vorhandene Lied vom Smartphone zu präsentieren. Den Auftritt kann er zuletzt sogar noch zur Nachbereitung mitschneiden.

Für mich ist es trotz der kleinen Abstriche ein perfekter Kleinmixer, da ich gelegentlich genauso ein Gerät benötige: Kleine ‚Veranstaltung mit Wortbeiträgen und Musikuntermalung, gelegentlicher Einsatz externer Geräte, sogar drahtlos. Und im Studio für das Aufzeichnen von Telefoninterviews und das Mischen meiner Stimme mit Line-Signalen, die mit der Röhrenschaltung subjektiv noch etwas aufgewertet werden. Weiterhin überzeugt der CELEUS Tube mit einer soliden Verarbeitung und gemessen am Preis guten Klangeigenschaften. Abstriche sind allerdings das Always-On-Bluetooth-Modul und die Aufnahmequalität des internen Rekorders. Zuletzt wäre es sicher kein Problem gewesen, dem MP3-Player, Computer-Interface und Bluetooth-Modul je einen eigenen Lautstärkeregler zu spendieren, dies bieten aber auch die anderen Phonic-Mixer nicht. Auch die an sich gute Klangqualität dürfte mit den günstigeren Mixern vergleichbar sein. Die Frage ist allerdings, ob die Röhrenschaltung den Aufpreis rechtfertigt. Dies kann wohl nur jeder für sich beurteilen, in jedem Fall hat man ein Mischpult mit zwei unterschiedlichen Klangcharakteristika.

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Fazit

Der Phonic Celeus Tube ist ein Röhren-Kleinmixer mit einem guten Klangbild und solider Verarbeitung. Der Mikrofoneingang verfügt über einen rauscharmen Vorverstärker mit Kompressor/Expander, die beiden Stereoeingänge lassen sich wahlweise mit Bluetooth-Signalen und dem integrierten MP3/WMA-Player nutzen. Die Digitaleffekte und das USB-Interface runden die Ausstattung ab. Die getrennten Schaltungen mit Röhre und Transistor verfügen über je eigene Ausgangsbuchsen und Master-Regler. Leider ist das Bluetooth-Modul stets aktiv und dadurch immer in Paarungsbereitschaft. Natürlich ist die Röhre des Celeus Tube das Highlight und eine einfache Möglichkeit, das Ausgangssignal auch für Recording-Zwecke einfach aufzupeppen. Wer diese allerdings nicht braucht, findet von Phonic günstigere Mischpulte mit ähnlichen Eigenschaften.

Plus

  • solide Verarbeitung
  • getrennte Schaltkreise für Röhre und Transistor
  • rauscharmer Mikrofoneingang mit regelbarem Kompressor
  • Hi-Z-Anschluss für Gitarren und Tonabnehmer
  • vielseitige Ausstattung mit Bluetooth und USB-Interface
  • kräftiger Kopfhörerausgang

Minus

  • Bluetooth-Modul immer aktiv
  • angedruckte Effektliste auf der Rückseite
  • Aufnahmefunktion nur mäßig
  • seltenes USB-Kabel für Zugriff auf internen Speicher nötig
  • Differenzen zwischen Handbuch und produkt

Preis

  • Ladenpreis: 169,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Hi Stephan, interessanter Beitrag, danke. Das USB A auf USB A ist gar nicht so selten, ich habe je zwei 2,5″ und 3,5″ externe Gehäuse, die genau dieses Kabel dabei haben und mir ehrlich gesagt etwas auf den Keks gehen, denn ich finde es nicht gut zwischen den Geräten Kabel mit nicht vorgesehenen Steckerkombinationen zu verkaufen. Verlegt man die Kabel, ist es vorbei.

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @Tai Moin Gaffer, also ich kannte das bisher nur von den Archos Jukeboxen der unterschiedlichsten Versionen, ansonsten ist mir das glaube ich einmal irgendwo anders begegnet. Ich meine mich auch dran zu erinnern, dass wir diese Kabel irgendwo in der Bucht fanden. Nur das ist jetzt so lange her, dass ich auch nicht nachgeprüft habe, ob es diese Kabel heute noch gibt. Warum man das so gemacht hat, ist ja auch klar: Budget. Nur daher meine ich ja, es wäre unkomplizierter gewesen, einfach den Speicher wegzulassen. In diesem Zusammenhang noch ein kleiner Nachtrag, die Dateien lassen sich zumindest im Musikordner löschen. Ob das auch für die Aufnahmen bzw. den internen Speicher gilt, hatte ich aufgrund der unzureichenden Qualität gar nicht erst probiert.

  2. Profilbild
    flamencoworld

    Hallo,

    vielleicht kannst du mir weiterhelfen. Im Internet habe ich so gut wie alles durchforstet aber keine Lösung für mein Problem gefunden die mich nun seit Wochen plagt. Ich habe ähnliche Probleme mit headsets usw. gefunden aber keine der Lösungen hat mir geholfen.

    Ich habe eine CELEUS 200 die ich per USB an meinem PC angeschlossen habe und quasi als Soundkarte nutze. Mein Betriebssystem is Windows 7. Ich habe einen Kondensatormikrofon angeschlossen und ein Headphone an die Phones Buchse. Mein Problem is folgendes: alle sounds von meinem PC (quasi alles was ich selbst höre) werden zusammen mit meiner Stimme gemischt und übertragen. Ich möchte aber z.B. wenn ich Skype oder Discord nutze, nur meine Stimme (Mikrophon) übertragen wird und nicht was ich gerade höre dazu gemischt wird. Dadurch hören sich die Gesprächpartner selbst. In den Soundeinstellungen von Windows habe ich so gut wie alles probiert, aber nichts hat geholfen. Im Mixer selbst finden ich ebenfalls keine Einstellung wie ich das trennen kann. Hast du eine Idee wie ich das Problem beheben kann? Vielen Dank!

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @flamencoworld Hallo, leider kenne ich das Celeus 200 nicht, weshalb ich mich nur auf das Tube beziehen kann. Hier ist es möglich, den Sound vom Computer über die Monitor-regelung quasi abzudrehen, so dass man nur sich selbst hört und auch nur sich selbst aufzeichnet. Das hat dann allerdings zur Folge, dass man eben keine Gespräche aufzeichnen kann. Hier bleibt tatsächlich nur die Möglichkeit, das über ein zweites Audio-Interface zu realisieren oder über den Line-Ausgang des Mixers die Summe mit einem Audiorekorder aufzuzeichnen. Eventuell ginge auch, mit einem Smartphone das Gespräch zu führen, dann den Computer nur zur Aufzeichnung zu verwenden. Kleinmixer dieser Größe sind eben für aufwendiges Routing nicht geeignet, weshalb Du es als eigenständige Soundkarte tatsächlich nicht so nutzen kannst.

      • Profilbild
        flamencoworld

        @Stephan Merk Hallo, zunächst einmal vielen Dank für die zügige Antwort!

        Mein PC hat einen einfachen onboard soundchip den ich nicht mehr benutzt habe seitdem ich den Mixer als Soundkarte nutzen. Ich könnte also diesen chip wieder im windows aktivieren, die onboard soundkarte dann als „wiedergabegerät“ im windows auswählen, dann mein headphone an den PC anschließen. Den Mixer dann nur als „Aufnahmegerät“ im Windows auswählen und quasi nur für meinen Mikrofon nutzen. Wäre das Problem damit behoben oder würden die PC Signale trotzdem durch die USB in den Mixer wandern? Sorry ich bin technisch nicht sehr versiert. Danke nochmal.

        • Profilbild
          Stephan Merk RED

          @flamencoworld Im Prinzip ja, wenn man das Signal entsprechend anders routet. Bei mehreren Soundkarten hat man mehrere Ein- und Ausgänge, die sich in Skype beispielsweise auch unterschiedlich zuordnen lassen, beispielsweise als Mikrofon oder Lautsprecher. Trotzdem bleibt die Frage, was im Ergebnis aufgezeichnet werden soll, wenn überhaupt. Geht es nur um das Kommunizieren, kann man diesen Lösungsweg natürlich gehen und es kommt dann ja auch nur darauf an, Ein- und Ausgänge voneinander zu trennen.

          • Profilbild
            flamencoworld

            @Stephan Merk Momentan geht es mir nur darum dass die anderen nur meine Stimme hören wenn ich rede, und nicht wie bisher wenn ich „push to talk“ drücke:
            (1) ihre eigene Stimme (weil diese bei mir ankommt, in den mixer geht, mit meiner stimme gemischt wird und dann wieder ausgegeben wird)
            (2) alles andere was sich in meinem PC abspielt und ich quasi nebenbei höre (musik, spiele, etc.) wird ja auch dazu gemischt und wiedergegeben

            Es soll halt wirklich nur meine Stimme übertragen werden und nichts anderes. Aufnehmen ist mir momentan nicht wichtig.

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