The Bigger They Come ...
Kaum zwei Jahre ist es her, da stellte Pioneer mit dem DDJ-SZ seinen bis dato größten Controller/Mixer vor, wir berichteten natürlich (hier). Nun steht der Nachfolger, der Pioneer DDJ-SZ2, in den Regalen und wartet auf neue Kunden. Damals für einen Ladenpreis von 1650,- Euro erhältlich, lässt sich Pioneer die neue Version jetzt mit 2099,- Euro vergüten. Was rechtfertigt also diesen Preissprung? Sind es brandneue Funktionen, wurden völlig neue Features eingebaut?
Nun ganz nüchtern betrachtet muss man die Unterschiede zwischen den beiden Geräten schon genau suchen. Genau genommen sind es nämlich nur sechs Buttons auf jeder Seite eines Decks. Deswegen kann ich mir auch eine komplette Abhandlung ersparen. Alles was über die Hardware im o.g. Test berichtet wurde, gilt nach wie vor. Deswegen möchte ich in diesem Test einige andere Facetten beleuchten.
Der Pioneer DDJ-SZ2 ist immer noch ein 4-Kanal Standalone-Mixer/DJ-Controller. Man kann bis zu vier Geräte anschließen, darunter ist auch an zwei Phono-Eingänge gedacht worden. Bei diesem Aufpreis hätte man vielleicht erwarten können, dass Pioneer sich der oft erhobenen Klage nach der Möglichkeit, Audio von USB-Geräten abspielen zu können, angenommen und diese Funktion integriert hat – dem ist nicht so.
Ausgeliefert wird der wuchtige Controller zusammen mit Serato-DJ und die Neuerungen sind eben auch genau auf die „neuen“ Funktionen in Serato-DJ zugeschnitten. Zunächst einmal bekommt man nämlich neben Serato, in dessen Version 1.9.5.1695 der Treiber für den Pioneer DDJ-SZ2 enthalten ist, noch folgende Extension Packs mit auf den Weg: Serato Flip, Serato P‘NT DJ und die FX-Expansion Wolf Pack. Für die erweiterte Pitch-Engine liegt ein Voucher bei, den man einlösen kann und so ca. 27,- Euro spart. Für die Selbstverständlichkeit einer vernünftigen Pitch-/Timestretch-Engine braucht man nun also zumindest keinen Aufpreis zu zahlen. Wer sich näher mit diesem Thema beschäftigen will, dem sei ein Besuch der Serato-Foren empfohlen, wo dieser Umstand mit glühender Leidenschaft diskutiert wird.
Die neuen Buttons sind zur Steuerung der P‘TN DJ- und der Flip-Erweiterung notwendig. Die zusätzlichen Key Up/Down-Taster an der linken Seite der Decks ermöglichen dann ein Einstellen der Abspieltonhöhe unabhängig von der Abspielgeschwindigkeit. Nicht nur das, der gesamte Algorithmus ist ein anderer, weswegen die Musik bei extremeren Pitches nicht so zerbröselt.
Die drei Schalter, die sich rechts oberhalb der großen Pads (die im übrigen Aftertouch-fähig sind, wenn man das im Utility-Modus aktiviert) befinden, sind hinzugekommen, um die Flip-Expansion zu steuern, mit der man on-the-fly Remixe eines Songs erstellen kann, sofern man vorher die entsprechenden Cue-Points gesetzt und deren Abfolge live eingespielt hat. Flip ist also nicht direkt für die Live-Performance gedacht, sondern zur Vorbereitung von Remixes. Apropos Performance: In der immerhin deutschsprachigen Anleitung werden die Pads durchgängig als „Auftritt-Pads“ bezeichnet. Auch zeichnet sich die Anleitung durch Stilblüten folgender Art aus, die das Verständnis vielleicht nicht erleichtern, dafür aber das Gemüt erheitern: „Verschiedene Auftritte können erzielt werden, ohne den Rhythmus zu brechen.“ (Handbuch DE S. 23)
Der letzte Taster, der seinen Platz links unterhalb der Jog-Wheels gefunden hat, ist mit „Quantize“ beschriftet. Damit aktiviert man die seit Serato 1.6 enthaltene Funktion, um u.a. Cues quantisiert zum ermittelten Tempo zu setzten und abzuspielen.
Beim Test ist mir eine kleine Sache aufgefallen: Ist man in einem Loop und aktiviert den Censor-Modus, der die Passage kurzzeitig rückwärts spielt, so landet man bei gleichzeitig aktivierten Slip-Modus außerhalb des Loops. Durch einen einzelnen Druck auf die Shift-Taste, springt Serato jedoch wieder taktgenau in den Loop zurück.
Obwohl Plattenspieler angeschlossen werden können, ist dies wohl eine Option, die bei Pioneer nicht so im Fokus zu stehen scheint, denn die DVS-Erweiterung (Digital Vinyl System) ist eben nicht im Gesamtpaket enthalten und muss zum Preis von 99,- USD separat erstanden werden – also wieder nichts, was den Aufpreis rechtfertigen würde.
Die enge Bindung an Serato-DJ bedeutet übrigens nicht, dass der Pioneer DDJ-SZ2 nicht auch mit anderer DJ-Software zusammenarbeiten würde. Alle Elemente geben auch MIDI-Controller-Daten aus, dies muss aber über den Utilities-Modus erst aktiviert werden. Zur Zeit des Testberichtes konnte ich jedoch noch keine Implementation für Traktor oder VDJ-8 finden. Es handelt sich, zumindest bei VDJ-8, beim Mapping lediglich um Fleißarbeit, deswegen kann ich kein Verständnis dafür aufbringen, dass ein solches von Pioneer nicht bereits ab Werk erstellt worden ist. Da das Gerät nicht USB-Class-Compliant ist, werden die entsprechenden Treiber auch für MacOSX benötigt. Dabei benötigt man mindestens Version 10.9 (Mavericks). Windows-User können ein wenig länger zurückgreifen, da der Treiber ab Windows 7 funktioniert.
Um die vielbeschworene Soundqualität zu untermauern, die in der Tat keinen Grund zur Beanstandung lässt, habe ich mal einen kleinen Testlauf gemacht. Hier die Ergebnisse:
Zusammenfassung
Frequency response (from 40 Hz to 15 kHz), dB |
+0.09, -0.33
|
Good
|
Noise level, dB (A) |
-100.2
|
Excellent
|
Dynamic range, dB (A) |
100.2
|
Excellent
|
THD, % |
0.0027
|
Excellent
|
THD + Noise, dB (A) |
-87.8
|
Good
|
IMD + Noise, % |
0.0050
|
Excellent
|
Stereo crosstalk, dB |
-99.6
|
Excellent
|
IMD at 10 kHz, % |
0.017
|
Very good
|
General performance |
Very good
|
Frequency response
Left
|
Right
|
|
From 20 Hz to 20 kHz, dB |
-0.61, +0.09
|
-0.59, +0.10
|
From 40 Hz to 15 kHz, dB |
-0.33, +0.09
|
-0.31, +0.10
|
Noise level
Left
|
Right
|
|
RMS power, dB |
-98.4
|
-98.6
|
RMS power (A-weighted), dB |
-100.2
|
-100.3
|
Peak level, dB FS |
-83.2
|
-82.6
|
DC offset, % |
-0.0
|
-0.0
|
Dynamic range
Left
|
Right
|
|
Dynamic range, dB |
+98.4
|
+98.4
|
Dynamic range (A-weighted), dB |
+100.2
|
+100.1
|
DC offset, % |
-0.00
|
-0.00
|
THD + Noise (at -3 dB FS)
Wie man sieht, ist das ganz ordentlich und entspricht in etwa dem, was man z.B. von einer Focusrite Saffire Pro bekommt.
Die derzeitige Strategie von Pioneer halte ich für langfristig ziemlich schlecht, mal sehen wie lange die Kunden da mimachen.
Dem kompakten Gehäuse und den damit einhergehenden Vorteilen (ein Gerät, weniger Kabel, Gewicht) stehen die Probleme bei einer Haverie entgegen. Im Schadensfall ist man das gesamte Gerät los.
Deshalb bevorzuge ich Einzelgeräte. Schnell im Schadensfall austauschbar und flexibler bei technischen Änderungen und zur Not kann man sich auch ein Gerät leihen.