Schon hier gibt es über die zugehörige Steuersoftware extrem viel zu konfigurieren. So lassen sich die On-Board-Effekte und die Funktion der Filter-Drehknöpfe des Pioneer DJM-S9 vielfältig anpassen. Als »Beat FX« stehen insgesamt 13 Post-Fader-Effektarten zur Verfügung, die jeweils zusätzliche Parameter bereithalten – wer will, kann die 6 Buttons per Software sogar in zwei umschaltbaren Bänken speichern und muss sich dann nur noch merken, welcher der fest beschrifteten Knöpfe gerade welchem Effekt zugewiesen ist. Vom Highpass-Echo bis zu einer neuen Variante des Fader Synth aus dem DJM 909 ist alles drin. Im Alltag benutze ich am häufigsten einfache, dubbige Echos, die man mit dem On-Board-Echo mit zusätzlich einstellbarem Hochpassfilter so hinkriegt, dass der Bass nicht sofort anfängt zu rumpeln – in den allermeisten Anwendungsfällen, beim Mixen wie beim Scratchen, das weitaus angenehmere Echo, darauf kann man mal achten. (Für Fans und Fortgeschrittene: das softwareseitige Version Echo!) Das Timing bestimmen die zwei Buttons links und rechts vom oberen Display, das Auskunft über den Effektstatus gibt, ein Parameter pro Effekt (wie eben den Hochpassfilter) steuern diese Buttons bei gedrückter Shift-Taste. Man kann sogar ein Hold Echo konfigurieren, mit dem man wie früher am 909 auch von Vinyl gespielte Tracks recht sauber loopen kann. Jenseits der Default-Einstellungen ist also noch viel zu holen, egal ob man subtile Hall- und Delay-Effekte mag oder doch eher den Pitch Shifter in seine Routinen einbaut.
Für den Filter-Regler stehen alternativ alte Bekannte wie der Rauschgenerator oder das Dub Echo aus den Beat Color FX des DJM-900 zur Verfügung. Selbstredend lässt sich auch die Resonanz des standardmäßig eher schrillen Hoch-Tiefpass-Filters anpassen. In Verbindung mit den Software-Effekten in Serato DJ gibt es also endlose Möglichkeiten für Effektfreunde. Nur eins geht leider nicht: gleichzeitig unterschiedliche FX-Slots auf den rechten und linken Kanal anwenden. Auch ein Versuch mit dem DDJ-SP1 als Add-On-Controller schlägt fehl: Der S9 hat Vorrang, die umfangreicheren Möglichkeiten, Effekte zuzuweisen, sind in der Kombination nicht nutzbar. Auch schade: Das Filter-Poti hat keinen zusätzlichen Schalter – eine lange Filterfahrt kann man nicht per Knopfdruck beenden, sondern nur durch schnelles, kontrolliertes Zurückdrehen auf Nullstellung. Lobend erwähnt werden muss hingegen die »4 Beat Loop«-Taste, die einem erspart, immer aufs Display schielen zu müssen, welche Loop-Länge gerade eingestellt ist. Per Default wird ein Takt geloopt, über die darunterliegenden Tasten halbiert oder verdoppelt man die Länge. Softwareseitig kann man zurück zur klassischen Variante mit manueller Vorauswahl wechseln.
Ein Herzstück und wichtiges Kaufargument dürften die 2×8 farbig beleuchteten Performance-Pads sein, die einiges können und wollen, einen zusätzlichen Controller überflüssig machen beispielsweise. Der Kompromiss zwischen Fullsize-MPD-Pads und allzu fummeligen Knöpfen ist gut gelungen, die Pads verzichten auf einen klickenden Druckpunkt und reagieren schon auf leichte Berührung – Fehlbedienungen sind in der Enge natürlich nicht ausgeschlossen, schließlich ist der Mixer nur 27 cm breit. Trotzdem macht das Layout Spaß und ist gut umgesetzt: Nicht nur wer regelmäßig in engen Booths versucht, Platz für einen Extra-Controller in Maschine-Größe zu finden, wird das zu schätzen wissen. Neben dem standardmäßig aktivierten Hot-Cue-Modus gibt es 7 weitere Modi mit jeweils eigenen Parametern, darunter den vielseitig einsetzbaren und immer sehr spaßigen Slicer, Loop Roll und Sampler, Bedienmöglichkeiten für gespeicherte Loops und die Cue-Loop-Funktion, die gleichzeitig einen Cuepunkt triggert und einen Loop der voreingestellten Länge setzt.