Schlanker Preis für gute Monitor-Leistung?
Pioneer DJ hat vor einiger Zeit die eigene Range der Monitor-Lautsprecher „überarbeitet“, um nicht zu sagen, dass die S-DJ-Serie eine Nachfolge in Form dreier Modelle bekommen hat, den Pioneer DJ VM-50, Pioneer DJ VM-70 und den Pioneer DJ VM-80.
Positioniert im geringen bis mittleren Preisbereich, sind die drei Modelle mit den drei unterschiedlichen Treibergrößen im Bereich „Entry-Level“ angesiedelt, zugleich jedoch mit Anspruch auf einen professionellen Einsatz und entsprechend konzipiert. Der Einsatzbereich ist von Seiten des Herstellers primär im DJ-Setup gesehen, jedoch haben die Modelle auch das Setting um im Studio-/Studio-Setup für Musikproduktion genutzt werden.
Alle drei Modelle sind 2-Wege-Lautsprecher mit einem Tieftöner und einem Mittel-/Hochtontreiber mit einem 5-Zöller, 6,5-Zöller oder einem 8-Zöller.
Im Test haben wir den Pioneer DJ VM-70. Das Modell bringt bei den Abmessungen von 22,9 x 34,1 x 31,2 cm 7,7 kg auf die Waage. Im Gegensatz zu dem VM-50 gibt es die Modelle VM-70 und VM-80 nur in Schwarz.
Geliefert wird das Modell mit einem Stromkabel und vier Filzplättchen zum Aufkleben als Schutz der Unterseite.
Frontseitig sind beide Lautsprecher/Treiber zu sehen, ein Pioneer DJ Logo und eine schlanke LED, diee bei Betrieb weiß leuchten wird.
Rückseitig befindet sich der Anschluss für das Stromkabel sowie der Netzschalter. Ein XLR-Eingang dient als Anschluss für das Audiosignal (symmetrisch). Die Alternative wäre ein Cinch-Eingang in unsymmetrischer Form. Ein Level-Regler lässt die Lautstärke der Lautsprecher einstellen, zudem gibt es zwei Regler für die DSP-Control.
Technische Grundlagen zum Monitor-Lautsprecher
Fix ein paar technische Infos, bevor wir uns um den Klang kümmern.
Die Pioneer VM-70 sind mit einem 6,5 Zoll-Kegel Treiber aus Aramid-Gewebe sowie einem 1-Zoll-Kalottentreiber bestückt. Der Frequenzbereich geht von 37 Hz bis zu 36 kHz, leider ohne Angabe von einer maximalen Abweichung über den Frequenzbereich bei den technischen Daten.
Die Leistungsaufnahme beträgt maximal 45 Watt, angetrieben werden die Treiber von einem Verstärker der Class-D-Klasse mit 70 Watt an 4 Ohm für den Tieffrequenztreiber und 30 Watt an 4 Ohm für den Hochfrequenztreiber, am Ende 100 Watt Ausgangsleistung.
Der maximale Schalldruckpegel wird herstellerseitig mit 112 dB angegeben.
Das DSP der Pioneer VM-70 – Settings für den Sound
Bereits wurde die rückseitige Klangregelung erwähnt, die Eingriffsmöglichkeit in das Signal-Processing der Lautsprecher.
Zwei Regler, simpel und schnell einstellbar, bieten die Möglichkeit der Klangregelung. Doch was versteckt sich dahinter?
Hinter den Reglern versteckt sich der interne DSP, der unterschiedliche EQ-Setttings mit festen Werten ermöglicht, arbeitend auf 96 kHz.
Pioneer DJ hat dem VM-70 einen 2-Band-EQ mit jeweils Settings verpasst, die einfach per Poti ausgewählt werden können. Es gibt einen Low- wie auch einen High-EQ mit vier Einstellungsmöglichkeiten, passenderweise kurz beschriftet als L1 bis L4 und H1 bis H4. Entsprechend Room 1, Flat, Room 2 oder Club Bass bzw. Bright Treble.
Hinter diesen vier Einstellungen versteckt sich eine unterschiedliche Anhebung oder Absenkung in dem Bereich bis 250 Hz oder aber etwa 2 kHz bis etwa 9 kHz.
Der Low-EQ erlaubt mit Room 1 eine Absenkung ab circa 250 Hz bis unter 50 Hz um 4 dB. Diese Einstellung soll in der Einsatzsituation, in der Lautsprecher nah einer Wand positioniert oder aber in einer Ecke und dort durch die Reflexion eine verstärke Bass-Wiedergabe, stattfindet. Alternativ kann man den Bass natürlich auch zum Schutz der Nachbarn absenken, ohne das am Abspielgerät/Mixer machen zu müssen.
Flat, egal ob als L2 oder H2 ist die Wahl des flachen Frequenzganges und damit ohne Veränderung des Klangbildes.
Mit L3 erreichen wir auf Wunsch eine erste Stufe der erhöhten Basswiedergabe mit einer Anhebung um 2 bis 2,5 dB im Bereich von 50 Hz.
L4 ist eine Stufe weiter, eine Anhebung von 5 dB bei 50 Hz.
Entsprechend schaut es aus im Bereich der höheren Frequenzen mit den Settings H1 bis H4. Room 1, also H1, ist eine Einstellungsmöglichkeit für einen Raum, in dem sich der hohen Frequenzbereich sehr gut ausbreitet und somit übertönt. Ab circa 2 kHz wird dann absenkt über den kompletten hohen Frequenzbereich um circa 4 dB abgesenkt.
H2, Flat, ist der flache Frequenzverlauf. H3, bezeichnet als Room 3, hebt den oberen Frequenzbereich an, zunächst bei 1 dB beginnend bei circa 4 kHz bis 6 kHz. Ab dann gibt es eine Anhebung um 8 kHz herum um circa 4 dB.
Mit der letzten Einstellung, H4 oder auch als Bright Treble bezeichnet, erreicht man eine Anhebung beginnend bei 4 kHz ansteigend bis circa 8 kHz zu einer Anhebung von knapp unter 4 dB.
Zur Visualisierung ein Blick in das Benutzerhandbuch zu den DJ-Monitoren von Pioneer DJ mit den beiden unterschiedlichen Einstellungen, links die des Low-EQ, rechts die des High-EQ.
Klang der DJ-Monitors
Lautsprecher. Klang. Die große Frage, die am Ende so viel an Einsatzbereich, Positionierung, Raum und sowieso dem eigenen Geschmack entspricht. Versuchen wir das Ganze so neutral wie möglich zu beleuchten und einen Einblick hinsichtlich der Einstellmöglichkeiten zu geben, die der interne DSP der Pioneer DJ VM-70 bieten.
Was ich schon so sagen kann: Bei mir liefen die VM-70 auf den EQ-Settings L2 und H2. Also flat. Das war im Hinblick auf die Tatsache, dass sie im DJ-Setup an einer Wand stehen, vollkommen ausreichend für alle Belange ist. Denn um ehrlich zu sein, trotz großem Raum und Neubau konnte und wollte ich mehr als 70 dB, naja sagen wir mal so maximal 73 dB, meinen Nachbarn nicht antun. In Hörerposition, im klassischen Dreieck, im Abstand von rund 1 m (+) vor dem Lautsprecherpaar. Und ganz ehrlich, dann knallt es mehr als genug auch für ein (häufig ja gewünscht basslastigeres) DJ-Setup. Im Klartext, der 7-Zöller plus Bassreflex rückseitig leistet ordentlich was. Ab allem drüber habt ihr entweder einen Raum für euch, also keine Nachbarn, oder sehr tolerante Nachbarn. Da ist, um ehrlich zu sein, vor einer Wand kein Wechsel auf L3 notwendig. Spielt man leiser, also so maximal im Bereich 60 dB, dann könnte es ja nach Positionierung schon eine gute Idee sein, um hier bei geringerem Pegel dennoch einen kräftigen Bass zu haben. Muss nicht, wohlgemerkt, aber einige wünschen ja diesen „Extra“-Bass. Das wäre machbar.
Im Freiraum stehend wird sich die Ausbreitung des Basses unweigerlich anders gestalten und je nach eigener Abhörposition kann man dann hier mit dem Low-EQ arbeiten. Dabei sollte klar sein, dass hier der Frequenzgang nicht mehr flat ist. Im Studioeinsatz sollte das also mit Bewusstsein darüber getan werden, ansonsten klingt deine Produktion am Ende nur bei dir dick, anderswo aber fehlt etwas. Ein absolut genereller Tipp, wie er immer bei Installation im Studio/Produktionsraum beachtet werden sollte, sei es beim Einstellen der Lautsprecher oder Arbeit mit einem zusätzlichen Subwoofer.
Senkt man den Bassbereich ab und fährt auf einer Einstellung von L1 / H2, erreicht man eine immer noch präzise Wiedergabe von Kick und Bass, jedoch mit spürbar weniger Low-End und damit auch weniger Wummern und Vibrationen. Ohne Frage, die Einstellung für das bessere Verhältnis zu den Nachbarn.
Etwas sanfter geht im Bereich der hohen Frequenzen zu. Die Anhebung hier macht sich speziell in unterschiedlichen Räumen bemerkbar bzw. sollte hier genutzt werden. Absenken zum Schutz von Nachbarn ist hier nicht notwendig, Ausgleich von räumlichen Besonderheiten schon eher oder das Anpassen an den veränderten Bassbereich.
Das recht große Horn, in dem der Mittel- und Hochtontreiber verbaut ist, sorgt nicht nur für einen sauberen Anschluss an den Tieftöner und ein gutes Koppeln mit diesem, sondern auch dafür, dass trotz des in der Realität später ja recht engstehenden Setups und der auch nicht immer wie hier passenden Höhe der Lautsprecher ein recht großer Sweet-Spot geschaffen wird, der eine semioptimale Aufstellung verzeiht.
Ein paar Eindrücke, denn es wurden einige Platten Test-gehört. Die Range reichte dabei von Shall Ocin – The Cliff auf Hotflush Recordings, Ellen Allien – Nost RMX1 auf BPitch Control (Emmanuel Top RMX), Tash Sultana – Terra Firma auf Lonely Land Records bis zu Ludovico Einaudi – Le One auf Decca. Fazit, die gesamte Range wird gut gemeistert. Bei der Shall Ocin fliegt einem ohne Frage die massive Bassline bei Einstellung L2 schon ordentlich um die Ohren und dürfte die Nachbarn bei 70 dB vor dem DJ-Setup schon sanft unterhalten haben. Bei rund 70 dB Pegel sollte man die Finger von dem Setting L3 lassen, denn L2 ist absolut ausreichend.
Sanfter geht es zu bei der klassischen Platte im Test-Repertoire. Da könnte man schon fast den Low-EQ auf L3 stellen. Tash Sultanas wunderbare Stimme geht geschmeidig durch den Treiber und füllt den Raum während ihre im Loop laufenden Kicks für Druck im Hause sorgen.
Mein Wohlfühl-Settings ist trotz Positionierung (oder vielleicht aufgrund jener) L2 und H2 mit leichter Tendenz zu L3, wenn die Monitore zum Auflegen genutzt werden und man mit geringerem Pegel, also unter 65 dB spielt.
Klanglich eine top Leistung für den Preis und die Einstellmöglichkeiten lassen ohne Einmessen und Settings in der DAW eine Klangveränderung zu, die in jedem Raum und von jeder Nutzerin, jedem Nutzer im Handumdrehen umgesetzt werden kann.
Die Pioneer VM-70 im Direkt-Vergleich
Im Direktvergleich mussten sich die VM-70 den KRK RP6 messen lassen. Die KRK, die eigentlich im DJ-Setup hier stehen, leisten bei kleinerer Treibergröße (und kleinerer Treibergröße als einige andere Monitore) auch bei geringen Pegeln eine sehr beachtliche Bassleistung und sind damit gut für ein DJ-Setup geeignet – jedoch nicht für einen wirklich linearen Frequenzgang bekannt. Kein Wunder also, dass die RP6 gegenüber den VM-70 deutlich mumpfiger und enger klingen. Hier spielen die VM-70 klar die Karten der präziseren Wiedergabe im Bereich der mittleren und hohen Frequenzen aus. Klar auflösender machen hier die Modelle von Pioneer DJ das Rennen.
Angepasst muss zudem der Bass-Bereich. Die Anhebung des EQs bei den KRK reicht hier nur bis +2 dB, wobei man sagen muss, dass dies akustisch etwa der Stufe L4 bei Pioneer DJ entspricht, dort also circa +5 dB, was die grundlegend starke Bassleistung bei den KRK RP6 unterstreicht. Ob man das unbedingt mögen muss, ist die Frage. Im DJ-Setup ist eine leichte Anhebung sicherlich für viele DJs gewünscht, im Studio-Setup sollte der Frequenzverlauf linear sein. Aber auch hier spielt natürlich der Raum wieder eine große Rolle.
Im direkten Vergleich macht hier der Pioneer DJ VM-70 definitiv das Rennen. Klanglich und auch hinsichtlich des internen DSP.
Qualität und Haptik
Schon äußerlich macht die gesamte Serie des drei Modelle klar, dass hier trotz „entry-level“ eine Ansage gemacht werden soll. Bullig präsentieren sich die drei Modelle, gebaut aus MDF, also einer Holzfaserplatte mit einer Kunststofffront und eingelassener Aluminiumplatte, in der Tiefton-Treiber und Mittel-/Hochtöner verbaut sind.
Die Verarbeitung ist einwandfrei und auch visuell ansprechend. Die Anbringung aller Steuerfunktionen, wie aber auch des An/Aus-Schalters auf der Rückseite, markieren ebenso den professionellen Anspruch – den Anspruch der Platzierung in einem Setup, das einmal eingerichtet und zentral ein- oder abgeschaltet wird.
Geschieht dies nicht, dann hilft die Auto-Standby-Funktion, die rückseitig eingeschaltet werden kann und die den Lautsprecher 25 Minuten nach dem letzten Signaleingang in den Ruhemodus schaltet. Entsprechend wechselt die weiße LED an der Front auf rot. Bei erneutem Signaleingang schalten sich die Lautsprecher umgehend wieder ein. Stromlos funktioniert dies nicht, daher würde ich immer empfehlen, bei Nichtnutzung über einen längeren Zeitraum die Monitore komplett abzuschalten.