Von cremig bis krank – krasses Filter
Das selbsterklärend betitelte Pittsburgh Modular Filter ist ein 12dB/Oktave State-Variable-Filter, das heißt es lässt sich stufenlos zwischen Tiefpass und Hochpass überblenden, wobei die Mittelstellung ein Notchfilter ergibt. Zudem lassen sich aber auch die einzelnen Filtertypen samt Bandpass abgreifen. Für die Filterfrequenz steht ein angenehm großer Drehknopf zur Verfügung sowie ein CV-Eingang mit einem bipolaren Abschwächer. Auch für die Steuerung der Resonanz ist ein Eingang samt dazugehörigem bipolaren Abschwächer vorhanden. Für die Resonanz stehen zwei Modi der Gain-Kompensation zur Verfügung: Gain of Q und Gain of 1. Letzteres ist eine Abnahme der Lautstärke bei steigender Resonanz, ähnlich dem Moog-Ladder-Filter, nur dass hier die Lautstärke bis hin zu Null geregelt werden kann. Man kann also die Steuerung der Resonanz als quasi-VCA nutzen. Gain of Q entspricht der üblichen Gain-Kompensation bei State-Variable-Filtern, das Signal bleibt also bei steigender Resonanz gleich laut.
Das Filter bietet zwei grundlegende Betriebsmodi. Im Filter-Modus arbeitet es wie man es erwartet, die Resonanz reicht nicht bis zur Eigenschwingung. Im Oszillator-Modus hingegen fängt es ab ungefähr der Hälfte des Resonanz-Regelwegs an zu oszillieren. In diesem Modus wird kein Audiosignal durchgelassen, bevor das Filter in die Selbstoszillation geht, und selbst dann ist das Resultat nicht wirklich das, was man ein Filter nennen würde.
Wie auch bei anderen Pittsburgh Modular-Modulen ist die Anbringung der Buchsen unten und der Knöpfe oben eine ergonomisch weise Entscheidung. Der große Knopf ist gut zugänglich und erlaubt komfortables Durchsweepen der Frequenz. Im Laufe des Tests hätte ich mir hin und wieder gerne einen zweiten CV-Eingang für die Frequenz gewünscht. Aber gut, man kann davon ausgehen, dass jeder einen CV-Mixer im Rack hat (oder haben sollte).
Ebenso ist kein Abschwächer für den Audioeingang zu finden. Dies scheint durchaus beabsichtigt zu sein. Bei einem Oszillator am Eingang ist keinerlei Sättigung festzustellen, bei mehreren Oszillatoren scheint es ab einem gewissen Pegel Übersprechen zwischen den Ausgängen zu geben. Das hört man, wenn man z.B. den Tiefpass-Ausgang nimmt und am „variable“ Regler dreht. Pittsburgh geht wohl einfach davon aus, dass man beim Mischen vor dem Filter nicht alle Regler auf Rechtsanschlag dreht, und wenn man das bedenkt, verhält sich das Filter wie gewünscht.
Im Filter-Modus klingt das Pittsburgh Modular Filter sehr angenehm weich und musikalisch, mit einer sehr sci-fi-artigen Resonanz (lässt sich leider nicht anders beschreiben). Beim Hochpass lässt sich das Signal so weit herausfiltern, dass es praktisch verschwindet und so bei Bedarf „von oben eingeflogen“ werden kann. Als Notch-Filter mit hoher Resonanz entsteht ein Klangbild, das fast schon als räumliche Tiefe zu bezeichnen ist. Alles in allem erinnert der Klang sehr an das Filter im Oberheim SEM, was wohl eins der feinsten 12 dB/Oktave Filter überhaupt ist. Dass das Filter in diesem Modus nicht selbst oszillieren kann, ist sogar als Vorteil zu werten. Oft ist bei Filtern der Übergang zwischen hoher Resonanz und Eigenschwingung sehr abrupt, so dass es schwer fällt, einen Sweet Spot zu finden. Auch die Spannungssteuerung der Resonanz ist ein willkommenes Feature, das leider nicht immer zu finden ist.
Das Modul reagiert sehr gut auf Modulation im Audiobereich, Formant-artige Klänge und Ähnliches sind hier sehr einfach zu erreichen.
Im „Gain of 1“-Modus lässt sich der Q-CV Eingang als „umgekehrter VCA“ nutzen, soll heißen: Bei höherer Spannung nimmt die Lautstärke bis hin zur Stille ab. Praktischerweise ist der Eingangsabschwächer hier bipolar ausgeführt, so dass man eine Hüllkurve nicht vorher zu invertieren braucht. Der sich ergebende Klang mit abnehmender Lautstärke und gleichzeitiger Zunahme der Resonanz ist etwas, das ich vorher noch nicht gehört habe und ein Alleinstellungsmerkmal des Moduls.
Im Oscillator-Modus gerät das Filter ab ungefähr 10 Uhr in Eigenschwingung, wobei zuerst eine eher an Sägezahn erinnernde Schwingungsform auftritt (eigentlich eher ein „unten abgesägter Sinus“ laut Oszilloskop), die dann zu einem sehr sauberen Sinus wird. Auch hier macht sich die Steuerung der Resonanz positiv bemerkbar, da man dadurch den Klang ein- und ausblenden und/oder verändern kann. Steckt man in diesem Modus nun ein Audiosignal in den Input, wird das eingehende Signal auf dreckigste Art und Weise verzerrt. In dem Resonanzbereich, in dem die Eigenschwingung gerade anfängt, ergibt das sehr „bröckelige“, kranke Sounds.
Einziger Wermutstropfen ist, dass keine Ansteuerung der Frequenz mit 1V/Oktave möglich ist. Dies wäre sowohl im normalen als auch im Oscillator-Modus wirklich praktisch gewesen und hätten das Modul perfekt gemacht.