Der Retter für gebrochene Concorde-Systeme
Play Again = KGT – kleines geiles Teil. So könnte man das kleine Tool – oder nennen wir es Accessoire – bezeichnen, was gerade vor mir liegt. Und wie es so vor mir liegt, frage ich mich, wieso eigentlich noch niemand früher auf diese Idee gekommen ist. Dabei wäre es schon so oft so notwendig gewesen, so viele DJs kennen das Problem und den Schaden, der diesem kleinen Tool zu Grunde liegt und es gibt einige Work-arounds, die das Problem lösen, die aber alle irgendwie nicht die perfekte Lösung sind. Play Again ist die perfekte Lösung für den Fall der Fälle, den Schadensfall.
Seit der NAMM Show und der Ankündigung von Ortofon zu den Ortofon Concorde MKII Versionen kann man interessanterweise feststellen, dass Ortofon selbst das Problem mit den MKII Versionen aus der Welt schaffen wird – oder zumindest leichter lösbär machen wird. Für die Systeme der ersten Generation allerdings hilft das nicht mehr, aber dafür gibt es ja Play Again.
Die Ausgangssituation = das Problem
Die Ausgangssituation dürfte jeder DJ kennen, der schon häufiger vor Plattenspielern stand. Hier gibt es für DJs eigentlich immer nur zwei Möglichkeiten: Entweder an diesem klemmt ein Shure System oder ein Ortofon Concorde System. Das sind die gängigen zwei Systeme. Häufiger als das Shure System findet man in der Tat ein Ortofon Concorde System, sei es ein Pro S, ein DJ S oder ein Nightclub MKII. Die Farben der Systeme sind unterschiedlich, Klang und Zielrichtung auch, eines aber haben sie alle gemeinsam, die Bauform. Langer schlanker Body mit einem dünnen glatten Hebel. Sofern dieser Hebel noch da ist. Und genau da liegt das Problem: Häufig ist er nicht mehr da.
Das kann verschiedene Gründe haben, sei es, dass mal jemand sehr grob mit dem System umgegangen ist oder aber es ist einfach mal jemand mit dem Pullover hängen geblieben. Der kleine dünne Hebel bricht schnell und auch häufiger mal aus Versehen. Im Verleih oder Club passiert das natürlich noch häufiger als beim eigenen Plattenspieler zu Hause, aber ich bin mir sicher, jeder hat schon einmal ein defektes System gesehen. Richtig schlecht ist es, wenn einfach nichts mehr vom Bügel da ist – und das ist meistens der Fall.
Die Ideen dann aber sind vielfältig. Der Klassiker ist der Kabelbinder. Rund um das System gezogen und dann nach ein paar Zentimetern abgeschnitten. Klappt gut. Wer sich die Spitze noch ein wenig abrundet, schont die Finger. Wer es dann richtig ernst meint, kann auf den Kabelbinder sogar noch die von Ortofon mitgelieferte Gummilippe schieben und es ist fast wie vorher.
Die Gummilippe hat dann auch einen Vorteil gegenüber dem reinen System und löst ein Problem. Der kleine dünne Hebel ist recht rutschig und hat man mal das System schwungvoll in Richtung Platte bewegt, kann es einem schon einmal aus der Hand rutschen.
Andere kreative Lösungen gibt es noch. Sekundenkleber und Tape mit dem Original-Hebel ist ein häufiger Versuch. Hält aber nicht anständig und, entschuldigt, sieht scheiße aus.
Unterm Strich bleibt als bisher meist der Kabelbinder oder die teure Erkenntnis, dass der Body verloren ist. Diesen gibt es aber von Ortofon nicht als Ersatzteil im Handel und so bliebe nur die Investition in ein komplett neues System samt Nadel – minimum Investment läge dann bei rund 70,- Euro beginnend mit dem schwarzen Pro S, über das silberne Pro S (ca 77,- Euro), das blaue DJ S (ebenso circa 77,- Euro) bis hin zu einem Nightclub MK2 mit einem Preis von rund 115,- Euro. Wäre dies defekt, könnte man nicht einfach einen schwarzen Body vom Pro S kaufen und eine Nightclub MK2 Nadel aufstecken? Kann man schon, allerdings würde das nicht dasselbe Ergebnis liefern wie bei einem Nightclub MK2 Body. Der Grund dafür findet sich in der unterschiedlichen Bauform, die auf die Aufhängung der Nadel und den Frequenzgang ausgerichtet ist.
Man kauft also am besten entweder den Body für die Nadel passend oder repariert den defekten Body.
Die Idee hinter Play Again und die Lösung des Problems
An genau diesem Punkt hat ein schlauer Kopf, ein DJ, ein Leidensgenosse, aber auch ein Fachmann angesetzt.
Zu allererst ein DJ, der in seiner noch anhaltenden aktiven Zeit selbst mehrfach das Problem mit den defekten Concorde Systemen hatte, noch häufiger, da er die Geräte nicht nur bespielte, sondern auch reparierte. Später allerdings jemand in einer Position, in der eine Lösung greifbar war. Steffen Schulte von HSK Schulte GmbH – Kunststoffverarbeitung/Formbau ist dieser Mann. DJ und trotzdem etwas gescheites gelernt und derweil in der Firma, ich vermute seines Vaters tätig. In der Kunststoff-Branche wie er so schön schreibt. Dabei hat er offenbar das Problem nicht vergessen und mit den Möglichkeiten der Firma eine Lösung entwickelt und derweil auch marktreif produziert. Play Again heißt das kleine smarte Tool und bewirkt, was der Name schon sagt, dass die defekten Concorde Systeme wieder bespielt werden können. So wie vorher, nein, eigentlich sogar besser als vorher.
Dazu hat Steffen, den wir jetzt einfach einmal duzen, denn er ist ja einer von „uns“, einen kleinen Ring mit Griff entworfen, der nach Abbruch des echten Hebels von vorn über das Concorde System geschoben werden kann und am (zumeist) silbernen Ring, also dort, wo normalerweise der echte Hebel sitzt, abschließt. Im inneren des Rings befindet sich eine Einbuchtung an der Stelle, an der normalerweise der Griff des Systems sitzt. Warum? „Weil ein Bruch niemals glatt geht“ wie der Hersteller schreibt. Ansonsten hilft eine Feile, um die Reste wegzufeilen. In meinem Fall konnte ich den Ring direkt über die Bruchstelle schieben und mit etwas Druck auf den Ring des Systems drücken. Hier hält das Play Again felsenfest und lässt sich nur mit kräftigem Druck wieder herunterschieben. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass es sich während der Nutzung löst.
Am Play Again ist ein kleiner Griff angebracht, mit einem etwas steileren Winkel als beim Original.
Dieser ist nicht nur ein wenig steiler, sondern auch ein wenig dicker als der echte Griff eines Concorde Systems, nicht 5 statt nur 4 mm. Dabei wirkt er aber ebenfalls deutlich flexibler als der dünne Hebel des Originals. Das soll keinesfalls bedeuten, dass sich der Hebel bei normaler Nutzung biegt. Das passiert nicht. Biegt man aber an dem neuen Griff ein wenig rum, spürt man, dass man hier einen stabileren Griff hat, der ohne Probleme mal bis zu fast einem Zentimeter gebogen werden kann, ohne dass er bricht. Dafür sorgt unter anderem das Material aber auch, was beim Original nicht vorhanden ist, eine kleine Verstärkungsrippe an der Unterseite. Wieder etwas gelernt.
Einen weiteren Vorteil gegenüber dem echten Griff spürt man beim Hingreifen. Auf der Unterseite befindet sich eine kleine Verdickung, die das Griffende ein wenig spürbarer und griffiger macht, so dass es einem nicht versehentlich aus den vielleicht etwas verschwitzen Fingern rutscht. Gute Arbeit.
Erhältlich ist die Play Again in acht verschiedenen Farben, Blau in hell oder dunkel, Schwarz, Weiß, Dunkelrot, Magenta, Orange und Gelb. Gelb, Magenta und Orange sind dabei UV-aktiv und leuchten im Dunklen bei UV-Licht ein wenig.
Eigentlich das Erste, was einem auffällt, im Test nun der abschließende Punkt ist die Verpackung. Geliefert wird der kleine Griff in einer kleinen Verpackung mit einem aufklappbaren Innenteil aus Pappe. Ökologisch schon einmal top, doch mit einem weiteren Sinn. Aufgeklappt erkennt der gewiefte DJ natürlich, dass man hier zwei Systeme mit dem Play Again einlegen kann. Doch was soll die Pappe ohne Box?
Nun, wie bei dem Produkt wurde auch bei der Verpackung mitgedacht, den aufgeklappt passt die Pappe nun als Einlage perfekt in das Ortofon Case für die Twins, also das Case für zwei Systeme.
So können die neu bestückten Systeme ebenfalls im alten Case passgenau transportiert werden.