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Test: PPG Infinite, iOS-APP & Desktop-Plug-in

(ID: 219869)

Jede der fünf Sinus-Ressourcen im „Morpher‟ kann separat editiert werden. Dazu stehen die Zusatzseiten „Sine 1‟, „Sine 2‟ zur Verfügung, mit denen man direkt in die Tiefen der Bearbeitung der Sinus-Ressourcen absteigen kann. Auch wenn es zuerst schwierig erscheint, was es nicht wirklich ist, spielt sich hier der Großteil des Spaßes von Infinite ab und daran sollte man nicht vorbeigehen.

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Auf diesen Seiten werden die Sinus-Ressourcen editiert. Der Augenöffner ist erstmal die 3D-Darstellung des gesamten Sounds. Natürlich komplett fingerkompatibel. Über den Schieberegler unter dem 3D-Darstellung lassen sich die einzelnen Teiltöne (Partials) auswählen, anpassen und modulieren.

Es lässt sich auch auswählen, ob man nur einen Teilton bearbeiten will, alle außer dem aktuellen oder alle zusammen.

Über den Zoom-Taster wird auf Vollbildmodus für die 3D-Darstellung umgeschaltet. Leider gehen dabei aber die Beschriftungen der Regler und X/Y-Pads verloren.

Der „Trace‟-Taster zeigt den animierten Soundverlauf durch die Sinus-Ressource an unter momentanem Verlust des Parameterzugriffs.

Der „Signif‟-Taster schaltet zwischen zwei Obertonmodi um. Im ersten Modus, wenn der Schalter nicht aktiv ist, werden immer alle 200 Obertöne bearbeitet. Ist der „Signif‟-Taster aktiv, springt der Partial-Slider immer nur die „signifikanten‟ Obertöne an. „Signifikant‟ bedeutet hier: Obertöne (Partials), deren Lautstärke nicht Null ist. Inaktive, d.h. stumme und zu leise Teiltöne, können per Lautstärkanhebung aktiviert werden. Dazu muss der „Signif‟-Taster logischerweise wieder deaktiviert werden, damit sie angewählt werden können.
Das Handbuch ist hier derzeit noch recht undeutlich und spricht vom „anzeigen‟ der Teiltöne. Der Schalter verändert aber, zumindest in der Version 1.0.2, definitiv nichts an der Darstellung des Sinus-Ressourcen, nur an den Auswahlmöglichkeiten.

Die „Sine 2‟-Seite bietet als einzigen Unterschied „zu Sine 1‟ eine Feindarstellung der Obertöne in orangenem 2D und einen „FR/GN‟-Schalter. Mit dem Schalter lässt sich die Teiltonbearbeitung zwischen Spektrum und Lautstärke umschalten. Die Bearbeitung wird in der 3D-Darstellungen unmittelbar angezeigt. Eine sehr elegante Art des Editierens.

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Die Unterseite „RND‟ kann mit dem „GO‟-Taster aufwarten, der jedem der sechts Regler „Freq“ bis „Phase“ einen eigenen Zufallswert zuweisen werden. Der Faktor des anzuwendenden Zufalls wird dabei über die Regler zwischen 0 und 1.00 eingestellt. Der Zufall betrifft dabei immer alle Partials. Die funktionale Ausführung finde ich etwas rudimentär im Verhältnis zu dem innovativen Design des restlichen Synthesizers.

Mit der „Anim‟-Seite lässt sich die 3D-Darstellung des PPG Infinite selbst zum Wackeln bringen, was zwar schön aussieht, aber einigermaßen sinnfrei ist. Eine „Animation“ der Parameter wäre hier wesentlich spannender als die bewegte 3D-Darstellung, vor allem, wenn es mit dem Sound gar nichts zu tun hat. So wäre es z.B. sehr viel interessanter, die Ressourcen-Daten in einer Art 3D-Array völlig frei zu rotieren, so dass sie von hinten, vorne, oben, unten und von jedem sonstigen Winkel abgespielt werden könnten. Ob das akustisch sinnvoll ist, weiß ich zwar nicht, aber allein beim Gedanken daran wird mir warm um mein Klangforscherherz.

Die Aufteilung in die vier Unterseiten insgesamt wirkt etwas redundant. Die Funktionalität hätte man auch auf zwei oder sogar einer Seite unterbringen können. Der einzige Grund, der mir für diese Designentscheidung derzeit plausibel erscheint ist, wenn Herr Palm noch zukünftige Features für diese Seiten geplant hat, die den Raum beanspruchen werden.

Voreinstellungen und Effekte

Die zweite wichtige Seite zu Klangmanipulation ist die Parameter-Seite. Begrüßt werden wir erstmal mit den Basismodifikation des erzeugte Klanges. Grundtonhöhe von Oszillator und Suboszillator und Feintuning, Glide-Einstellungen, das 24 dB Lowpassfilter samt Resonanz, hier „Emphasis‟ genannt, sowie Lautstärke und Panorama.

Anbei noch sehr praktisch ist die Wiederverwendung der X/Y-Pads von Morpher und Noiser. Auf der linken Seite sind die Fenster für die vier LFOs und die zehn Hüllkurven. Soweit ich feststellen konnte, sind Letztere auch alle gleichzeitig für alle Sektionen verfügbar und nicht nur austauschbar, wie man vielleicht meinen könnte.

Ein wirklich geniales Feature bei den LFOs ist, dass sie auch anfassbar sind. Das gehört bei iOS-Apps ja zum guten Ton. Oben lässt sich die Amplitude einstellen, unten linkes die Pulsbreite bzw. Steigungswinkel der Flanken und rechts daneben die Frequenz.

Ähnlich genial ist auch die Hüllkurveneinstellungen. Natürlich können auch ihre Punkte angefasst werden, das Besondere ist hier aber, das mit Halten und Ziehen aus dem Fenster hinaus die Zeitskala der Darstellung automatisch angepasst wird bis zum Faktor 10. Zuerst dachte ich, die Anzeige glitcht, bis ich gemerkt habe, dass sich die Zeitachse immer entsprechend anpasst. Dieses unscheinbare Feature macht das Arbeiten mit den Hüllkurven nicht nur schnell, sondern auch genau. Sehr schön.

Das Herz der Parameterseite ist natürlich die Matrix mit Modulationszielen (horizontal) und den Modulationsquellen (vertikal). Um die Arbeit mit der kleinen Matrix machbar zu halten, sollte man sich an die wohl so vorgesehen Bedienung halten:
Zuerst wird über eine horizontale Bewegung innerhalb des Gitter das Ziel ausgewählt, dann wird durch vertikale Bewegung auf dem Beschriftungsfeldern der Quellen selbige ausgewählt.
Soll ein Patchpunkt wieder gelöscht werden, einfach mit der gleichen vertikalen Bewegung in der Quellenbeschriftung den Balken nach oben oder unten aus dem Matrixfenster ziehen.

Aber es gibt noch mehr am PPG Infinite. In den Namensfeldern der Modulationsquellen wird nämlich auch die Modulationsintensität eingestellt. Auch hier bestimmt die Position des vertikalen Auswahlbalkens, für welches Ziel die Änderung erfolgt. Solange man im Bereich über dem Matrixfeld den Finger auf und ab bewegt, ist die horizontale Position egal, es wird immer der nur der ausgewählte Patchpunkt bearbeitet. An dieser sehr praktikablen Bedienung könnten sich so manche andere Softsynths sogar zwei Scheiben abschneiden. Was hingegen nicht ganz so gelungen ist, sind die kryptischen Abkürzungen der Ziele. Die sind zwar im Handbuch und der integrierten Hilfe beschrieben, behindern aber das flüssige Arbeiten.

Die Preset-Verwaltung, könnte vorbildlicher nicht sein. So lässt sich z.B. für jedes Preset selektiv festlegen, was geladen werden soll, also z.B. nur die Matrix, die Filter-, Keyboard- oder Effekteinstellungen etc.  Auch für das Abspeichern gibt es an vielen Stellen eine eigene Preset-Verwaltung, z.B. auf der „Sine‟-Seite, für die Ressourcen und auch der Preset-Browser glänzt mit umfangreichem Kategorien-Tagging und selbst erstellbaren Listen, um Sounds für bestimmte Performance, Session oder Songs zusammenzuhalten.

Was noch bleibt.
Von der Klangqualität ist Infinite unangreifbar und die Möglichkeiten sind extrem umfangreich. Was sich aber leider nur sehr bedingt in den mitgelieferten Presets widerspiegelt. Das Meiste davon fällt in die „Samey‟-Kategorie von Glocken, Glas-, metallischen FM oder sonstigen sphärischen, atonalen Ambient-Pads, egal in welcher Kategorie sie gelistet sind. Auch knackige Percussions sind derzeit Mangelware. Die brauchbaren Bass-Sounds beliefen sich auf drei, wobei der einzige, der mich wirklich überzeugen konnte, RND3 von Wolfgang Palms war. Bei dem flatterten meine Boxen schon gefährlich.
Es gab auch ein richtig gutes Rhodes, einen Orgel-Sound und eine Flöte zu finden und durch Zufall habe ich auch eine hübsche Gamelan-Simulation hinbekommen.
Warum ich das so beschreibe ist, dass PPG Infinite wieder einmal so ein Synth ist, bei dem man sich nicht von den Presets beeinflussen lassen und lieber selbst den Klangforscherkittel anziehen sollte.

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Fazit

PPG Infinite Infinite ist bestimmt kein Brot und Butter Synthie. Er zieht einen, dadurch dass er unharmonische Obertöne erlaubt, schnell in die metallische, unharmonische Richtung, wenn man nicht aufpasst. Das macht ihn für einige Zielgruppen deutlich interessanter als für andere. Verstärkt wird diese Tendenz noch dadurch, dass man zum vollen Erschließen des vollen Potentials von Infinite noch zwei weitere Synthies von Wolfgang Palm braucht. Also entweder Wavemapper oder -generator und Phonem. Es bleibt zu hoffen, dass Herr Palm zukünftig noch die Erstellung eigener Ressourcen ermöglicht oder einen Ressourcen-Generator nachreicht. Dennoch ist die klangliche Bandbreite von Infinite schon jetzt enorm. Für Perkussives bis Flächiges, von wuchtig bis filigran, für alles weit jenseits des vielbeschritten subtraktiven Pfades. Man muss sich nur die Zeit nehmen, seine Sounds zu erstellen oder zumindest anzupassen. Solange man dazu nicht bereit ist, bleibt Infinite „nur‟ abzählbar unendlich.

Nicht umsonst wurde das iOS-Schaffenswerk PPG Infinite von Wolfgang Palm in unseren iOS-Charts zum BEST-BUY erklärt.

Plus

  • neuartige Klanggestaltungsmöglichkeiten
  • Synergie mit Phonem und Wavemapper/Wavegenerator

Minus

  • kleinere GUI-Design-Entscheidungen

Preis

  • iOS: 21,99 Euro
  • Desktop VST/AU: 149,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wo PPG drauf steht, steckt Genialität drin. Warum keine Klangbeispiele?

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    Coin AHU

    Für mich uninteressant, weil man 1. keine eigenene Samples in die OSC´s laden kann
    und 2. wegen der X/Y Felder.
    Wie soll man die mit einem einfachen Midi-Keyboard kontrollieren, das kein X/Y-Feld hat ?

    Xfer Serum ist immer noch ungeschlagen.

      • Profilbild
        Coin AHU

        @Tai Moin gaffer, gutes Argument.
        Aber ich besitze weder Smartphone, noch iPad/Tablet.

        • Profilbild
          Tai AHU

          @Coin OK, das ist ein Argument. Ich habe so ein kleines MasterKey von KORG, K25, das hat einen Mini Joystick, der z.B. müsste ein XY nachbilden können

    • Profilbild
      Cornel Hecht

      @Coin Einfach den Figer auf die X/Y Felder legen reicht schon.
      Der Minimoog ist für mich auch unbrauchbar, weil ich keine Samples in die Oszillatoren laden kann ;-)

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        Coin AHU

        @Cornel Hecht Hallo Cornel, kleiner Einwand: Ist der Minimoog ein Wavetable Synth ?
        Bei einem Wavetable-Synth erwarte ich, dass man eigene Wavetables benutzen kann.
        Wie es gehen kann zeigt Xfer Serum ;)
        Da mache ich Drag & Drop.
        Der Umweg über Wavemapper ist mir bekannt, aber was soll das ?

        Und wo soll ich meinen Finger drauf legen ?
        (hab nur ein Notebook ohne Touch)

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            Coin AHU

            @Cornel Hecht Entschuldigung Cornell, da im Artikel ungefähr 10 mal von Wavetables die Rede
            ist und gesagt wird, es können eigene Wavetables (über Wavemapper) importiert
            werden, ging ich davon aus dass der Infinite ein Wavetable Synth ist.
            Also ist es kein Wavetable Synth, ok Danke.

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      Markus Schroeder RED

      @Coin Es lassen sich eigene Wavetables laden, dazu wird allerdings, wie im Text beschreiben, Wavemapper oder Wavegenerator benötigt. Das ist auf Mac/Win definitv eine heftigere Ausgabe als auf dem iPad, aber die Möglichkeit besteht.

    • Profilbild
      Markus Schroeder RED

      @Coin Wenn Du einen Midi-Kontroller mir der Fadern hast, was jetzt nicht so selten ist, dann legst Du X und Y auf zwei, so hab ich das immer gemacht. Um sich daran zu gewöhnen braucht es 10min maximal. Mit Potis ist es aber auch mir zu abstrakt. :)

  3. Profilbild
    Cornel Hecht

    Um Missverständnissen vorzubeugen: der Infinite ist kein Wavetable-Synthesizer sondern basiert auf der Sinus-Synthese, eine Form der Resynthese. Infinite ist die IOS Variante für das iPad.
    Die AU/VST Version nennt sich Infinite Pro und kann u.a. eigene Samples resynthestisieren.
    Näheres dazu auf Wolfgang Palms Website:
    http://wol.....tepro.html

    • Profilbild
      Markus Schroeder RED

      @Cornel Hecht Von direktem Sample-Imoprt steht jetzt aber nichts auf der Homepage, nur wie bei der iPad-Version der Import von Import WTS and TCS und WaveGenerator and WaveMapper, sowie Phonem Filtermodelle.
      Darüber hatte ich es nämlich mit Wolfgang Palm ausführlich, dass ich direkten Sample-Import auch vermisse, aber er meinte Import aus WG und WM wäre ausreichend.
      Es sei denn er hat den Import ind die Desktop-Version inzwischen hinzugefügt.

      Oder hab ich Dich falsch verstanden?

  4. Profilbild
    paulilein

    Also bei einigen Kommentaren hier bekommt man den Eindruck als hätten sich bei manchen diverse Hirnfunktionen schon vor längerer Zeit verabschiedet.

  5. Profilbild
    Tai AHU

    Ist zwar etwas off topic, aber ich würde schon gerne wissen, wie das mit der Preisgestaltung so weitergeht. Jeder App Programmier hat inzwischen begriffen, dass spätestens bei 30€ eine Grenze erreicht ist. Das gleiche Programm für den Rechner 6x teurer…. das halten die nicht allzu lange durch. Spätestens wenn der einzelne Musiker begreift, dass ein über Lightning Kabel angeschlossenes iOS Device das gleiche macht wie das PlugIn im Rechner dürfte da die Luft raus sein. Ich bin da noch nicht ganz durch, zugegeben, aber wenn ich nur mein iPad Pro und das SE gleichzeitig anschliesse, erweitere ich die Möglichkeiten meines Systems drastisch. Und ich schone die Ressourcen des Rechners, auf dem die DAW läuft (und meinen Geldbeutel). Reicht das nicht, kaufe ich halt noch zwei drei SEs oder iPads dazu. Die kosten inzwischen weniger als zwei DAW PlugIns. Das wird noch spannend

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Tai Als iPad Nutzer muss ich festellen wie viel Geld schon in den AppStore geflossen ist von dem ich null nutze. Das iPad bleibt deswegen nur noch aus. Wer möchte schon 3 iPads booten und vorbereiten bevor die erste App nutzbar ist. Auch das speichern von Presets über iTunes, na ja. Die schöne tolle IOS Welt kann mMn noch nicht ausgerufen werden. In App Purchases können übrigens aus günstigen Apps schnell Groschengräber machen. Nicht so toll.

  6. Profilbild
    Tai AHU

    Ja Hector, nicht alles optimal, aber nicht wiirklich problematisch. Presetverwaltung geht übrigens deutlich besser, als bei den Originalen damals. Und Booten….. ich starte 10 davon, während mein Rechner hochfährt. Mit SSD. Sorry, ändertmeine Meinung nicht.

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