Grain Sample Manipulator
Trotz der Qualitäten des Europa-Moduls war der Grain im Test mein Lieblingsspielzeug. Unglaublich, welche immer neuen Sounds sich da entlocken lassen, wenn man das Teil mit den richtigen Samples füttert. Die können aus Reason selber stammen (da ist dann etwas Verdrahtungs-Vorarbeit nötig) oder kommen einfach von der eigenen Festplatte. Ich hatte zum Beispiel großen Spaß daran, einfach mal alte Radiobeiträge von mir zu manipulieren, da wird der Grain zur fantastischen Spielwiese für Freunde des ungewöhnlichen Sounderlebnisses.
Aber bevor ich hier weiter ins Schwärmen komme, eben mal ein paar Worte zu den technischen Grundlagen. Der Grain Sample Manipulator nutzt die Granular-Synthese – bei der ja bekanntlich (oder auch nicht) nicht komplette Samples, sondern nur winzige Bestandteile davon, die sogenannten „Grains“ (sic!) wiedergegeben werden, die in beliebiger Reihenfolge angeordnet werden können und durch Hüllkurven manipuliert werden. Bei der Resynthese des gesampelten Materials wird der Klang analysiert, in Grains zerlegt, dann beispielsweise auch in der Tonhöhe verändert und nachträglich wieder zusammengesetzt und ergibt am Ende so einen völlig neuen Sound, der auch in beliebiger Richtung (auch vorwärts/rückwärts) abgespielt werden kann. Auch bei Veränderung der Tonhöhe wird die Geschwindigkeit beibehalten. Was jetzt komplizierter klingt als es ist.
Schon der Aufbau des Grain-Synthesizers hilft, etwaige Berührungsängste abzubauen. Im oberen Teil findet sich eine Art Sampleplayer mit der Abbildung der Schwingungsform, wo sich auch Geschwindigkeit, Bewegungsrichtung und Jitter sowie der Ausschnitt des Klangmaterials, der abgespielt werden soll, einstellen lassen. Die Wiedergabe-Modulation wird zum einen über einen Oszillator festgelegt, der vier Methoden (Spectral Grains, Grain Oscillator, Long Grains und Tape) anbietet, die ganz unterschiedliche Manipulationsmöglichkeiten wie die Bearbeitung von Formanten, Obertönen oder Panorama bieten. Zum anderen gibt’s – wie im Europa auch – eine vierfache Envelope-Sektion für die weitere Beeinflussung von Motion und Filter. Und schließlich sorgt ein weiterer LFO mit sechs Schwingungsformen in der Bearbeitungskette, der für noch mehr Leben im Material.
Ebenfalls wie im Europa auch enthält Grain ein globales Filter, einen Amp mit ADSR-Hüllkurve und eine Effektsektion. Der Aufbau ist dankenswerterweise überhaupt recht ähnlich, so dass man sich nicht in jeden Klangerzeuger neu einarbeiten muss. Was aber beim Grain dann sowieso wohl auch eher über „learning by doing“ passieren dürfte, es macht einfach ungeheuren Spaß, immer neues Ausgangsmaterial in das Sample-Fenster zu holen, an den Reglern herumzuspielen und sich dann von oft erstaunlichen Ergebnissen überraschen zu lassen. Ob chillige Endlos-Flächen, drohende Horror-Endzeit-Atmosphären oder schrille One-Shots, mit Grain ist scheinbar einfach alles möglich. Die einzige Gefahr dabei: Man verbringt dann damit wesentlich mehr Zeit als eigentlich geplant.
Mir hat Reason10 so gut gefallen, dass ich nach vielen Jahren, in denen ich mit anderen DAWs und VSTs unterwegs war, wieder zu Propellerheads zurück gefunden habe. Das Programm macht einfach Spaß auch wenn es aus heutiger Sicht noch ein paar Baustellen gibt. Aber das wird nicht das letzte Reason-Update sein, da bin ich mir sicher.
Ich finde das Update etwas lieblos…Ich würde das Update eher als Synthbundle bezeichnen. Wieso verpassen sie Subtractor und Malström nicht ein 2.0 Update ? Wann widmen sich die Propellerheads der GUI Baustelle.. Warum gibt es kein UPGRADEPREIS für Leute die Radikal Piano und / oder Synchronous schon besitzten ?? Das macht das kaufen von Rack Extension noch unaktraktiver:(
@Der_Brechreiz Schöner Artikel der wirklich kurz und bündig auf die neuen Features eingeht, passende Videos gibt es ja direkt von Propellerhead, allerdings nur in Englisch.
Also lieblos ist relativ, wenn man sich die Instrumente im Detail anschaut und anhört, sieht/hört man auch die Qualität. Ich glaube nicht, dass diese Instrumente in einer Woche entstanden sind, genau so wenig wie der VST-Support, auch wenn dieser wie zu erwarten nicht 100% rund läuft je nach Nutzer…
GUI-Baustelle? (ggf. Auflösung verringern um alles angenehm sehen zu können und einen 2./3. Monitor anschließen um das Studio komplett im Blick zu haben ist nicht all zu schwer find ich..) Oder was meinst du damit?
@Der_Brechreiz Und zum letzten Punkt, dass ist wirklich Mist…
Es ist immer blöd wenn der „Early Adopter“ der Benachteiligte ist, weil er doppelt zahlt, fehler findet o.ä. etc. Aber da sitzt du nicht alleine in dem Boot, ich hab auch ein Talent dafür heute ein „reduziertes Angebot“ zu kaufen bei dem es dann übermorgen auch noch gratis 3 weitere Plugins oder ein paar Kopfhörer im Wert von 300€ oben drauf gibt. Das ist einfach wirklich scheiße, aber gang und gebe.. Ich würde an deiner Stelle wirklich mal den Support höflich anschreiben und vielleicht kriegst du ja einen Gutschein oder ein zukünftiges Update mal frei Haus…
Allgemein gibt es aber schon den Upgrade-Preis für Reason besitzer und es gab diverse Sonderaktionen seit Weihnachten 2017 bis heute. Es war sogar möglich sich Reason 10 für gerade mal 130€ zu kaufen… Und ich hab Weihnachten dafür 259€ gezahlt. :(
Aber trotzdem ist mir das Gesamtpaket es wert!
Ich kann nicht meckern. Alles funktioniert. die neuen Instrumente und Klänge sind eine Bereicherung. Die GUI funktioniert auch noch auf iMac 5k gut (hätte ich nicht gedacht). VST könnte effizienter laufen (CPU Last ist zumindest gefühlt höher als bei anderen DAWs. Es ist und bleibt ein Werkzeug das immer wieder mal mehr mal weniger wächst und erwachsen wird. Ein Werkzeug das man nicht großartig ändern muß, der Handwerker mag es wenn sich sein Hammer im Gewicht und Gewichtverteilung nicht ändert und er gut damit arbeiten kann. Der andere, der nicht damit zurechtkommt, kauft sich nen anderen Hammer weil er weiterarbeiten muß und sich daruber beschweren ihn nur aufhält.
Um Ordner an rinem anderen Ort zu speichern kann man mklink verwenden.
https://docs.microsoft.com/en-us/windows-server/administration/windows-commands/mklink
Es gbt auch eine Grafische Version. Google kennt die,
Den Ordner verschieben und dann einem Symbolischen link erstellen.
@PLan9 Danke für den Tipp, werde ich mal ausprobieren!
Ich mochte Reason von Version 1 an, weil es viele tolle Aspekte hat, wie z. B. die Synths, Sampler, Loopplayer und der beiliegende Soundpool. Der Laptop als „bessere Groovebox Plus“ war eine echte Verlockung. Leider konnte ich keine Produktion damit abschließen, da mir der Klang nicht ausreichte (genauer: Möglichkeiten und Klang des Mischpults/der Soundprozessoren im Vergleich zu ausgewachsenen DAWs). Daher nutze ich Reason bis heute nur via ReWire mit Cubase zusammen, sozusagen als „Instrumentenrack“. Nachdem jetzt externe Plugins unterstützt werden, geh ich mir das Programm aber gerne nochmal in der aktuellen Version anhören, auch wegen der neuen Goodies.
Bin auch ein stark verspäteter „Rückkehrer“ zu Reason und grad jetzt durch die 10er seeehr angetan, weil sich (fast) alles sehr flüssig und stimmig anfühlt. Europa und Grain sind absolute Highlights sowohl in den Soundmöglichkeiten als auch – und besonders – in der Usability. Meine neuen Lieblingsspielzeuge, sehr gern im „Paarlauf“;-)
Kleine Berichtigung: den Synchronous – ebenfalls sehr empfehlenswert – hab ich zur Jahreswende schon mit R. Essentials 10 für umme einzeln nachladen können – jetzt ist er halt in der Factory Installation mit drin.
Danke für den guten Bericht und die gelungenen Soundbeispiele. Selbst auf dem Tablet hört man, dass Europa ein Qualitäts-Plug-In ist.
Ich werde vermutlich auch zurückkehren zu Reason, nachdem ich bei Version 3.0 ausgestiegen bin. Man kann sogar direkt updaten, was ich großzügig finde.
Reason war für mich immer eines der sehr wenigen Softwareprodukte, die tatsächlich inspirierend sein konnten. Mehr Instrument als DAW. 16 Jahre ist es her, freue mich drauf.
Frage an die Community: Welche Controller funktionieren gut mir Reason? Wäre toll, wenn es etwas gäbe, dass wenigstens ansatzweise wie Push funktioniert.
Nach einem update auf V8 nutze ich wieder V5. Ich will mich aufs „Track produzieren“ konzentrieren, d.h. auf ein durchkomponiertes, arrangiertes, ge-Mix’tes und ablieferbares Ergebnis bis zur -sagen wir mal- mittleren Komplexität. In sehr guter Soundqualität. Dazu braucht’s intuitive Bedienung und Übersichtlichkeit. Dem steht schon V8 im Weg. Die Musik wird auch mit noch mehr Instrumenten und noch mehr Features nicht besser. Matthias erwähnte es schon: „Die einzige Gefahr dabei: Man verbringt dann damit wesentlich mehr Zeit als eigentlich geplant“. Dies und daß man am Ende ganz ohne Ergebnis dasteht.
Reason ist gut und bleibt gut, aber das Update auf V10 schenke ich mir.
Wer unbedingt VST-Plugins nutzen will sollte vielleicht von vornherein auf eine andere Host-Software setzen. Mit Cubase/Logic & Co hatte Reason konzeptionell ohnehin nie etwas am Hut.
„TEST: PROPELLERHEADS REASON 10“
„1997 brachte das schwedische Entwicklerstudio Propellerheads“
„die jetzt mit Propellerheads Reason 10 in die nächste Runde geht“
„Download und Installation von Propellerheads Reason 10“
uswusf.
Die Firma heißt Propellerhead (singular)! So kann man es auf der Website, in den Produkten und auf der im ersten Bild gezeigten Verpackung deutlich erkennen. Mal ehrlich, wenn man einen Testbericht schreibt, sollte man zumindest den Namen des Herstellers kennen.
Oops, sorry, wird geändert. Und eigentlich kenne ich den Namen des Herstellers ja auch, aber da hatte ich wohl mal wieder unbewusst die britische Band „Propellerheads“ aus den 90ern im Kopf gehabt – danke für den Hinweis!
@m.steinwachs Nachtrag: Die Webseite von Propellerhead Software heißt übrigens „www.propellerheads.com“. Mit S. Aber das nur nebenbei ;)