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Test: Prosoniq Orange Software-Vocoder

Vocoding ist jetzt orange

23. Oktober 2008

Die GUI, alles orange?

Vorwort der Redaktion zu Vocodern

Was genau ein Vocoder ist, wie die Hintergründe für seine Entwicklungwaren und welche Varianten es gibt, erklären wir ausführlich in unserem Vocoder-Special. Dazu bitte HIER KLICKEN.

Im Jahr 1998 stellte Prosoniq mit dem Orange Vocoder ein PlugIn vor, das in Punkto Qualität jahrelang zu den besten seines Fachs zählte. Damals als VST PlugIn veröffentlicht, wurde es in vielen Produktionen eingesetzt. Als Apple sich zur Abkehr von VST entschloss und mit AU ein neues Format einführte, saßen viele Mac Nutzer auf dem Trockenen, da ein adäquater Ersatz nicht in Sicht war.

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Zum 10-jährigen Jubiläum veröffentlicht Prosoniq die „Orange Vocoder 10th Anniversary Edition“, nun auch als AU, das auch hier Objekt dieses Tests sein soll.

Prosoniq hat aber nicht nur eine Portierung durchgeführt, sondern das Ganze rundum erneuert und erweitert.

Die Anzahl der erzeugbaren Stimmen des internen Synthesizers wurde vervierfacht: Es stehen nun 32 Stimmen zur Verfügung. Neben dem ursprünglichen Orange Vocoder stehen nun noch sieben weiten Sound Modes zur Verfügung, jeder in einer eigenen Klangfarbe. Im Einzelnen handelt es sich dabei um:

  • Orange Voc 3: eine weiter entwickelte Version des originalen Orange Vocoders
  • Classic Orange: das Original von 1998
  • Colorize: ein Überlagerungsvocoder, der die Eigenschaften des Trägersignals auf den modulierten Klang überträgt
  • Multi Resulution (MR) 1st bis 3rd Order: Dabei handelt es sich um eine Filterbank, welche frequenzabhängig die zeitliche Genauigkeit des Signals ändert. Diese wird genauer, je höher die Frequenz ist.
  • Analog Emul 1 und 2: Dies sind Emulation von analogen 24 Band Filterbänken. Eine arbeitet mit einer Phasenlinearisierung, um die Transienten des Signals beizubehalten, dié andere arbeitet im klassischen Vocoder Modus.

Desweiteren gibt es eine Voiced/Unvoiced Erkennung in Verbindung mit einem Rauschgenerator und eine Freeze-Funktion für die Filterbank.

Der Download von der Prosoniq Seite beträgt knapp 5 MB. Während der Installation werden neben dem eigentlichen PlugIn auch noch ein ausführliches englisches PDF Handbuch und einige Hilfsprogramme installiert.

Die Bedienelemente der Vocoderbänke

Was ist ein Vocoder?

Für alle, die nicht wissen wie ein Vocoder funktioniert, kommt hier noch eine kurze Erklärung. Entwickelt wurde der erste Vocoder im Zweiten Weltkrieg, um Nachrichten zu verschlüsseln. Das Wort Vocoder setzt sich aus den Worten „Voice“ und „En/Decoder“ zusammen. Im Grunde besteht ein Vocoder aus zwei Filterbänken von hintereinander geschalteten Bandpassfiltern. Jedes davon lässt nur einen sehr engen Frequenzbereich hindurch, alles ober- und unterhalb dieses Frequenzbereiches wird abgeschnitten. Eine Bank arbeitet als Modulator, die andere als so genannter Carrier. Nun wird der Klangcharakter des Modulators auf den Carrier übertragen.

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Der Orange Vocoder ist ein wenig komplexer aufgebaut. Der Modulator durchläuft hier eine Analysesektion, in der das Signal frequenzbandmäßig erfasst wird. Diese Bänder werden dann mit dem Carrier im Syntheseteil aufmoduliert. Hier besteht zusätzlich die Möglichkeit, einen hallähnlichen Effekt innerhalb der Filterbank einzusetzen, der abhängig vom vorhandenen Carriersignal arbeitet. Das Ausgangssignal wird dann in eine Mixer Sektion geleitet, in der es mit den unbearbeiteten Modulations- und Carriersignalen gemischt werden kann. Zusätzlich kann man vor dem Mixer noch einen „Phat“ Knopf betätigen, der die Stereobandbreite des Signals verändert. Hinter der Mixer Sektion befindet sich noch ein grafischer 10 Band Equalizer, mit dem das Gesamtergebnis frequenzmäßig noch angepasst werden kann. Ganz am Ende dieser Signalkette kann nun noch ein Hall dazu gemischt werden.

Der Synthesizer

Anwendung des Prosonic Orange Vocoder

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten den Vocoder zu nutzen.

Als (Channel) Insert: In diesem Fall ist ein Kanal der Carrier und der andere der Modulator. Die beiden Kanäle können mittels eines Flip-Schalters getauscht werden. Als Carrier kann auch der interne Synthesizer genutzt werden.

Ebenso besteht die Möglichkeit, ein externes Signal als Carrier zu nutzen, indem es über den Sidechain eingeschleift wird.

Als Instrumenten PlugIn: In diesem Fall ist der Synthesizer der Carrier und kann komplett über MIDI angesteuert werden. Über den Sidechain kann dann der Modulator eingespeist werden.

Der Synthesizer im Orange-Vocoder

Der eingebaute Synthesizer verfügt über 2 Oszillatoren mit einfachen Wellenformen (Sinus, Rechteck, usw.) oder über komplexere Samples (Voxpad, Strings usw). Die Oszillatoren lassen sich gegeneinander verstimmen und jeweils mit einen eigenen LFO modulieren. Dahinter liegt ein Tiefpassfilter mit Cutoff und Resonanz. Werden die Grundwellenformen benutzt, dann ist es möglich, die Oszillatoren miteinander zu synchronisieren und einen Ringmodulator einzusetzen.

Über ein Softwarekeyboard können nun eine oder mehrere Taster aktiviert werden, die dann vom Synthesizer ausgegeben werden. Die Steuerung ist auch per MIDI möglich. Auf diese Weise lässt sich das PlugIn auch als reiner Synthesizer missbrauchen.

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Fazit

Die Runderneuerung ist gelungen, ich habe selten ein PlugIn benutzt, das so schnell die unterschiedlichsten Klangergebnisse geliefert hat. Zugegeben ist der Vocoder ein spezieller Effekt – wer dabei aber nur an Kraftwerk denkt, der tut diesem doch Unrecht, zu vielfältig sind die Möglichkeiten, die dieser Effekt bietet. Gegenüber Logics evoc20 sticht vor allem die große Anzahl weiterer Filterbänke hervor. Diese sind vor allem dafür verantwortlich, dass der Orange Vocoder halt nicht „nur“ nach Orange Vocoder klingt, sondern nach viel mehr. Mit diesem PlugIn kann man sich dann den Kauf von weiteren Vocodern sparen. Prosoniq hat noch ein paar kleine Gimmicks eingebaut. So aktiviert der Klick auf das Prosoniq Logo eine Random-Funktion, mit der alle klanglich nützlichen Parameter verändert werden.

Plus

  • Klang
  • Funktionsumfang
  • Modellauswahl
  • Handbuch

Minus

  • Handbuch nur in Englisch

Preis

  • 201,-€
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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Wie ist es denn mit der Sprachverständlichkeit von Orange? Klingt es auch so gut, wenn Vocalsamples oder Livegesang benutzt wird?

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ja, der O-Vocoder ist ein prima PlugIn. Allerdings sind die klanglichen Eingriffsmöglichkeiten, gerade im Vergleich zum EVOC 30 in Logic doch eher kümmerlich. Wer Logic besitzt und den VOC20 kennt sollte einfach einmal vergleichen . Der Preis für den hpts. neu GUIfizierten Orange Vocoder kann sicher jeder selbst bewerten. Das Prädikat „Hervorragend“ in Anbetracht das Preis Leistungsverhältnisses (für ein 10 Jahre altes PlugIn kann ich zumindest nicht im Geringsten nachvollziehen. Aber das muss -wie immer- jeder für sich selbst bewerten

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Also, daß hier der Eiosis erwähnt wird finde ich ziemlich daneben – dieser kann es in Sachen Sprachverständlichkeit mit dem OrangeVocoder nämlich nicht mal ansatzweise aufnehmen und klingt muffig und dumpf. Der Preis für das Update vom Orange ist mit 29 Euro meiner Meinung nach voll in Ordnung – das neue PlugIn hat aufgrund der neuen Klangmodi so gut wie nichts mehr mit der Version von 1998 gemein insofern verstehe ich auch die Kritik am Preis nicht. Systemvoraussetzungen sind übrigens Intel oder PPC Mac (nicht nur Intel wie oben angegeben). Wieso die Screenshots hier im Artikel so PC-mäßig komisch grau aussehen kann ich auch nicht nachvollziehen – eigentlich ist das Plugin orange.

    Ich jedenfalls bereue den Kauf nicht, wenn man mal ein bischen mit der Random-Patch Funktion und den Klangmodi rumspielt dann bekommt man Ergebnisse, die der EVOC und der Eiosis nicht ansatzweise bieten können. Klar, der Orange klingt charakteristisch und das mag man mögen oder nicht – ich bin jedenfalls voll begeistert und will den Orange in meinem PlugIn Arsenal nicht mehr missen!

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Klar, der EVOC hat mehr Möglichkeiten, aber der Orange Vocoder klingt besser, wärmer und verständlicher. Ist letztendlich aber Geschmacksache. Leider ist die neue GUI des OV sowas von katastrophal hässlich. Orange ist ja OK, aber warum hat man den zeitlosen 2D-Look nicht beibehalten? So gesehen ist es fast ein Segen, dass man das Plug-in unter Ableton Live nur in der Controller-Ansicht benutzen kann. Es sei denn, man installiert das „Kompatibilitätsupdate“, so eine komische Bastellösung, die zusätzlich zum Plug-in eine Art Dummyfenster aufmacht. Andere Plug-in-Hersteller bekommen das ohne solche Tricks hin, dass man die GUI in jedem Host öffnen kann. Im Gegensatz zum eher mondpreisigen Neupreis finde ich den Update-Preis schon angemessen.

  5. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ich würde mir das Ding sofort kaufen, wenn die PC-Version auf den gleichen Stand gebracht werden würde. Aber das scheint wohl nicht geplant zu sein. Also behalte ich meine Kohle.

  6. Avatar
    AMAZONA Archiv

    @Thomas: ich finde das GUI sehr gelungen – das Teil sieht zum Glück nämlich nicht aus wie alle anderen PlugIns die mittlerweile entweder minimalistische Strichmännchen-Optik haben (Ableton Live) oder den ewig gleichen 3D-Mischpult-Metall-Look (alle anderen). Das ist aber ganz klar Geschmackssache keine Frage. Ich finds gut :-)

    Das mit dem extra-Fenster ist nur deswegen notwendig (so wurde mir auf meinen Anruf hin erklärt), weil Ableton es bisher noch immer nicht geschafft hat, die Apple-Standard Benutzeroberfläche Cocoa zu unterstützen. Sie sind mittlerweile die Einzigen die das noch nicht können, denn selbst der neue Digital Performer kann es mitlerweile auch (und die sind wirklich nicht die Schnellsten). Bei Prosonic erklärte man mir, man werde neue Produkte nicht auf MacOS 9 Technologie aufbauen, weil Apple davon abrät. Ableton sollte sich auch schnell umstellen, bevor dann im Snow Leopard die alte Carbon-Technologie aufgegeben wird (ist laut Apple nömlich nicht 64bit fähig).

    Andere PlugIn Hersteller portieren ihre Produkte halt nur von OS 9 und nutzen noch das alte Carbon, insofern brauchen sie keinen Work around (alt und alt verträgt sich eben :-) ). Das Problem jetzt Prosonic zuzuschieben ist aber den falschen Bock geschlachtet, die halten sich ja wohl nur an die Apple-Empfehlung.

    An der PC Version wird wohl gar nicht mehr gearbeitet, darüber beschweren sich in den Foren reihenweise die Kunden. Die waren aber schon immer auf dem Mac zuhause, insofern wundert mich das ach nicht – PC haben die wohl nur gemacht um den Steinberg-Vertrieb damals zufriedenzustellen… ist mir aber auch wurscht denn mein PC hab ich vor ein paar Wochen gegen einen MacPro getauscht… :-))

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