Bereits trocken angespielt bietet die PRS P22 Stoptail 10Top OI einen ausgesprochen ausgeglichenen Grundsound mit jeder Menge Biss, Draht und Sustain. Die Bespielbarkeit ist ab Werk nicht ganz optimal, bei einer Gitarre in dieser Preisklasse dürfte man schon ein angenehmeres Setting erwarten. Doch das ist schnell reguliert, zweimal kurz drehen an den Verankerungsschrauben des Tailpiece und einmal kurz an der Einstellschraube des Halses – und die Gitarre steht voll im Saft! Dabei resoniert und schwingt sie wunderbar vor sich hin und lässt einzeln gepickte Töne und Akkordvoicings kraftvoll rüberkommen. Deadspots oder andere Artefakte wie Schnarren etwa sind auf der gesamten Länge des Halses keine auszumachen.
Unser Testmodell besitzt ja das „Pattern Regular“ Halsprofil und selbst dieses kräftigere Profil liegt immer noch sehr angenehm in der Hand, wobei an dieser Stelle auch dem Finish der Halsrückseite mal ein Lob ausgesprochen werden sollte. Dort klebt oder reibt nichts und selbst Musiker, die eine unbehandelte oder nur leicht behandelte Halsrückseite bevorzugen, werden ganz sicher an diesem hervorragenden Lack nichts auszusetzen haben – der natürlich auch den Rest des Instruments wirkungsvoll schützt.
Die soundtechnische Vielfalt der PRS P22 Stoptail 10Top OI zeigt sich natürlich an einem guten Amp. Die beiden 57/08 Pickups dürften mit ihrem Sound wohl so ziemlich alle Bereiche abdecken, die auch nur annähernd mit Popularmusik zu tun haben. Erwartungsgemäß liefert der Frontpickup eine perfekte Basis für fette Blueslines, im Singlecoil Modus dagegen kommt man einer Strat schon sehr nahe. Denn das ist es ja eigentlich, was Paul Reed Smith bei der Konstruktion dieses Bodydesigns erreichen wollte: die Fusion der zwei Legenden Fender Stratocaster und Gibson Les Paul. Obwohl man bei unserem Testmodell schon sagen muss, dass die Tendenz hier eher Richtung Paula geht. Das bestätigt auch das Klangbild des 57/08 in der Stegposition – bissig, mittig und enorm druckvoll in den Bässen.
Von der sustainreichen Grundkonstruktion mit den Mahagonihölzern für Korpus und Hals der Gitarre profitiert auch der Piezo-Pickup. Sicher, auch hier sollte niemand einen perfekten Steelstring-Sound erwarten. Aber verblüffend ist der Klang, den das LR Baggs System überträgt allemal und mit ein wenig Geschick beim Mischen und etwas Reverb lassen sich auch so wirklich eindrucksvolle Ergebnisse erzielen – in den Klangbeispielen kann man das hören.