Die NF3 zum erschwinglichen Kurs
Die PRS SE NF3 Pearl White ist eine E-Gitarre der SE-Serie von Paul Reed Smith. Das Modell überzeugt durch hochwertige Verarbeitung, ein cleanes Design in Pearl White und einen ausgewogenen Klang, der verschiedene Musikstile bedienen kann. Die NF3 kombiniert klassische Gitarrenästhetik mit modernen Konstruktionselementen und richtet sich an Musiker, die Wert auf Qualität und Vielseitigkeit legen – also an euch, liebe Leute!
Inhaltsverzeichnis
Mit der PRS SE NF3 Pearl White M erreicht uns ein weiteres Instrument aus dem Hause Paul Reed Smith zum Test. Na ja fast, denn eigentlich stammt die in einem strahlenden Metallicweiß erscheinende Gitarre aus fernöstlicher Fertigung, genauer gesagt aus Indonesien, was auch ihren günstigen VK von nur knapp über 1.000,- Euro erklärt. Das Mutterhaus in Stevensville/Maryland wirft dennoch einen genauen Blick auf die Fernostproduktion und deren Qualitätsstandards, denn schließlich gilt es, einen guten Ruf zu verlieren. Bislang gab es in unseren Tests der SE-Modelle von PRS keine nennenswerten Ausrutscher nach unten, ganz im Gegenteil: In der heiß umkämpften 1.000,- Euro Klasse können sich die SE-Gitarren und Bässe, ganz gleich ob elektrisch oder akustisch, selbstbewusst der Konkurrenz die Stirn bieten. Zu den Instrumenten aus US-Fertigung ist es zwar noch ein ganzes Stück, aber das soll hier undjetzt nicht das Thema sein. Schauen und hören wir lieber, was die PRS SE NF3 Pearl White M uns zu bieten hat.
PRS SE NF3 Pearl White M – Facts & Features
Die glitzernd weiße SE NF3 erreicht ihren neuen Besitzer in einem robusten SE-Gigbag, der mit seinen Schultergurten sowie genügend Stauraum in Form einer Außentasche gleich mal Vertrauen erweckt. Erhältlich ist das Instrument neben dem Pearl-White-Finish unserer Testgitarre noch in drei weiteren Farben: „Ice Blue Metallic“, „Gun Metal Gray“ und in einem knalligen „Metallic Orange“. Das „M“ in der Typbezeichnung steht für „Maple“, was die Wahl des Holzes für den Hals betrifft. Somit wäre das gleich zu Beginn geklärt. Alle vier Modelle sind jedoch auch mit einem Palisandergriffbrett und das zu einem identischen Preis zu bekommen, hier herrscht für die potenzielle Kundschaft sozusagen die Qual der Wahl. Die Lackierung unserer Testgitarre wurde makellos aufgetragen, die Metallicschicht im weißen Grundlack verleiht dem Finish fast ein Strahlen wie das einer Schneedecke in einer kalten, klaren Polarnacht.
Narrowfield DD “S” Single-Coils
Einen dicken Kontrast dazu setzt das schwarze dreischichtige Pickguard, das sich an den Halsfuß anschmiegt und in das die komplette Elektronik untergebracht wurde. Spätestens beim Betrachten der Pickup-Bestückung sollte jedem klar sein, wen bzw. was PRS hier in den Fokus nimmt: Es sind natürlich die Fans der Strat, die mit den drei verbauten Single-Coils eine vertraute Umgebung vorfinden. Die drei Narrowfield DD “S” Single-Coils sind Fernost-Kopien der US-Versionen und wurden in dreifacher, identischer Ausführung in Hals-, Mittel- und Steg-Position in das Pickguard eingepflanzt. Die elektrische Schaltung bietet dazu keine Überraschungen, ein 5-Wege-Schalter sorgt wie erwartet für die Auswahl des gewünschten Tonabnehmers bzw. der Kombination und mit je einem Volume- und Tone-Regler lässt sich der Klang weiter dem persönlichen Geschmack anpassen. Über die Qualität der Regler und Schalter lässt sich nichts Negatives berichten. Klar, so ganz linear verlaufen die Regelwege vielleicht nicht, dafür aber wackelt nichts und auch der Schalter übermittelt mit einem kräftigen Knacken beim Einrasten ein deutliches Zeichen in die rechte Hand.
PRS SE NF3 Pearl White M – Maple Neck
Spätestens beim Halsprofil wird es ernst: Flutscht es oder flutscht es nicht? Eine Frage, die sich meist schon nach wenigen Sekunden bzw. Griffen und Licks von selbst beantwortet. Der Ahornhals der PRS SE NF3 Pearl White M besitzt ein sogenanntes „Wide Thin“ Halsprofil, was ein recht breites, aber dafür umso schlankeres Halsprofil beschreibt. Hinzu kommt ein Griffbrettradius von Vintage-lastigen 10″. Nicht jeder kommt mit solchen Maßen zurecht, inklusive dem Autor. Technische anspruchsvolle Spieler werden hier sicher keine Freude haben, Fans von Akkorden und einem „kraftvollen“ Spielgefühl hingegen können sich kaum etwas Besseres wünschen, zumal die nur satinierte Halsrückseite der Greifhand kaum Widerstand entgegensetzt. Und das auch dann nicht, wenn es mal etwas feuchter zugehen sollte.
22 Bünde gilt es zu bespielen und die wurden allesamt sauber eingesetzt und an den Kanten abgerichtet, lediglich im oberen Bereich des Halses piekt es hier und da etwas an den Kanten, das ist jedoch in der Praxis nicht spürbar. Auch an eine sorgfältige Politur der Bundoberflächen wurde gedacht, somit kann der Spaß ohne Schleifgeräusche „Straight out of the Box“ beginnen!
PRS SE NF3 Pearl White M – Hardware
Die SE NF3 besitzt ein PRS Vintage-Vibrato, das wie auch die Mechaniken aus fernöstlicher Fertigung stammt. Der Vibratoblock ist im Stil einer klassischen Strat mit sechs Schrauben im Korpus verankert und freischwebend, sodass auch Up-Bendings (bis zu gewissen Grenzen) möglich sind. Der Vibratohebel gleitet sanft in die vorgesehene Buchse, lässt sich ohne jegliches Spiel nuanciert einsetzen und verschwindet nach der Nutzung genau so schnell wieder aus dem Aktionsradius der rechten Hand, wie er abgeholt wird. Sehr schön, dass der Hersteller nicht an der Qualität der Mechaniken gespart hat, die sechs PRS eigenen Tuner an der Kopfplatte geben nämlich ihr Bestes, um das Aufziehen und Stimmen der Saiten so schnell und angenehm wie nur möglich zu machen. Das mit dem Aufziehen und Stimmen ist kein Thema, das mit dem Halten der Stimmung ist aber ein anderes Kapitel, wobei man das natürlich nicht nur den Mechaniken zuschreiben kann und sollte. Einfach nicht übertreiben mit dem Jammerhaken lautet das Motto – damit hält man die Fuhre doch ganz gut im Griff.
PRS SE NF3 Pearl White M: In der Praxis!
Trocken angespielt präsentiert sich die SE NF3 als ein eher zäher Geselle in Sachen Tonentfaltung und auch das Sustain haut jetzt nicht unbedingt vom Hocker. Über die Bespielbarkeit habe ich ja weiter oben schon berichtet, Leute mit Gefallen an extrem schlanken Hälsen moderner Metal-Gitarren dürften hier schon etwas Zeit zum Um- bzw. Eingewöhnen benötigen. Als vollkommen gelungen präsentiert sich die Ergonomie, keine Spur von Kopflastigkeit oder anderen Unarten, zudem ist das Instrument angenehm leicht und pendelt sich dazu sehr ausgewogen am Gurt ein.
Das Klangangebot der drei Narrowfield DD “S” Single-Coils ist recht vielseitig, obwohl sie mit dem etwas müden Grundklang der Pappel-Ahorn-Konstruktion doch ihre liebe Mühe haben. Einige der Sounds klingen richtig gut, wie etwa der Steg-PU, der ein strahlend klares sowie mittig-kehliges Klangbild mit einer hohen Durchsetzungskraft liefert. Einige andere hingegen haben mit der zähen Dynamik zu kämpfen, wie etwa die beliebte Position 2 des 5-Wege-Schalters, bei der der Hals-PU zusammen mit dem in der Mitte aktiv ist. Das Einsatzgebiet der SE NF3 ist ganz klar der Rock/Blues-Bereich, denn High-Gain bzw. hohe Verzerrungen generell mag sie gar nicht und quittiert das dann früher oder später mit undifferenziertem Matsch und recht hohen Nebengeräuschen.
PRS SE NF3 Pearl White M – Klangbeispiele
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die PRS SE NF3 Pearl White M zusammen mit einem Orange Micro Dark Gitarren-Top verwendet. Als Box kam eine mit einem 1×12″ Celestion Vintage 30 Lautsprecher bestückte zum Einsatz, abgenommen wurde das Signal mit einem AKG C3000 Mikrofon in Logic Audio. Effekte wurden keine verwendet.
Danke für den Test. In der 1000-Euro-Klasse einen Pappelkorpus (für eine Gitte ohne Floyd-Rose) anzubieten ist schon … mutig. Sorry, durchgefallen. (Dabei gefällt mir die Kopfplatte ohne Saitenniederhalter durchaus!)
@chardt Obwohl man natürlich anführen könnte, dass es schwierig ist, Käufer zu finden, die eine Gitarre mit 3 „Single Coils“ und einem FR Vibrato suchen . Gibt es so etwas überhaupt (in Serie)?
@Stephan Güte Sorry, war wohl missverständlich. Gemeint war: *Wenn* eine Gitarre ein Floyd-Rose hat, *dann* kann ein Pappel-Korpus sinnvoll / entschuldbar sein. Wenn die Gitarre (wie das Testgerät) *kein* Floyd-Rose hat, dann gibt es keinen Grund für einen Pappelkorpus, schon gar nicht in dieser Preisklasse.
Und nein, eine Gitarre mit lauter Single Coils und Floyd-Rose habe ich auch noch nicht gesehen, und ich vermisse das F-R hier auch nicht.
„denn schließlich gilt es, einen guten Ruf zu verlieren.“
Und ich dachte, es gälte, den guten Ruf zu verteidigen.
Noch was: Die Narrowfields sind meines Wissens und der Optik nach Humbucker.
Auf alle Fälle vielen Dank für den Test – und alle anderen, die ich immer gerne lese.
@matthiask Verteidigen oder verlieren,call it as u want it. Die NFs sind eine PRS Eigenentwicklung, und wirken schon eher wie SCs imho.