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Test: PRS SE Standard 24 Multi-Foil, E-Gitarre

Gut verpackt in Folie

7. August 2018

Die PRS SE-Baureihe aus fernöstlicher Produktion bietet einen günstigen Einstieg in den Look & Feel einer echten Paul Reed Smith amerikanischer Herkunft und ist für viele daher zu einer echten Alternative gegenüber den mindestens dreimal so teuren US-Boliden geworden. Nun ist es aber nicht so, dass nur ausnahmslos von den teuren Brüdern und Schwestern kopiert wird, obwohl es das Oberflächen-Finish unseres heutigen Testkandidaten schon einmal in der Historie des US-Herstellers aufgetaucht ist. Vor rund 30 Jahren stellte PRS-Guitars bereits ein Instrument vor, das komplett mit Folie beklebt war und nun scheint es wohl an der Zeit zu sein, diese eher aus der Automobilbranche bekannte Oberflächenbehandlung erneut auf eine Gitarre zu bringen. Ihr Name: PRS SE Standard 24 Multi-Foil, ihre Aufgabe: unseren Test erfolgreich bestehen!

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PRS SE Standard 24 Multi-Foil front

PRS SE Standard 24 Multi-Foil – Facts & Features

Bei der PRS SE Standard 24 Multi-Foil haben wir es grundsätzlich mit einer ganz normalen SE-Standard zu tun, dem entsprechend zeigen sich ihre Spezifikationen. Besonders spannend ist natürlich die Frage, inwiefern sich die Folierung auf den Klang der Gitarre auswirkt: Bleibt noch genügend Raum zum Schwingen des Holzes übrig? Dazu kommen wir später, betrachten wir uns zunächst, welche Zutaten PRS der SE Standard 24 Multi-Foil mit auf den Weg gegeben hat.

Für den Korpus wurde Mahagoni verwendet. Verständlich, dass bei dieser deckenden Schicht kein Rückschluss darauf zu führen ist, wie viele Teile hier wohl Verwendung gefunden haben. Die komplette Vorder- und Rückseite und sogar der Hals sind mit Folie bedeckt und nirgends ist auch nur eine Kante oder etwa eine Naht zu entdecken, von Luftblasen unter der dünnen Haut ganz zu schweigen. Eine wirklich hervorragend ausgeführte Arbeit, aber natürlich geschmacklich grenzwertig: Der eine wird die Augen rollen, der andere packt das Teil am liebsten sofort ein, beide Szenarien wird es ganz sicher in unseren Musikläden geben!

PRS SE Standard 24 Multi-Foil back

— Farbenfroh hinten wie vorne —

Die SE-Solidbody-Modelle von Paul Reed Smith sind von je her etwas sparsamer ausgestattet, was die Fräsungen auf der Decke des Korpus betrifft, alles wirkt nicht ganz so elegant und geschmeidig, wie es bei den teuren US-Modellen der Fall ist. Dennoch sind genügend sinnvolle Fräsungen übrig geblieben, die zum einen den Spielkomfort verbessern und zum anderen eine problemlose Erreichbarkeit der oberen Lagen des Halses bieten. Die Rede ist vom unteren Cutaway, dessen Fräsung ein gutes Stück der Decke in Anspruch nimmt und der Greifhand somit das mühelose Bespielen des Halses bis hinauf zu Bund Nummer 24 ermöglicht. Ein PRS-Markenzeichen und genau so auch an der SE Standard 24 Multi-Foil zu finden.

Zum Mahagonikorpus gesellt sich ein eingeleimter Ahornhals mit aufgeleimtem Palisandergriffbrett, prinzipiell eine bewährte Kombination. Auch am Hals-Korpus-Übergang ist keinerlei Nahstelle oder irgendein anderer Verarbeitungsmangel zu erkennen und wüsste man nicht, dass hier eine bunt bedruckte Hochglanzfolie zu sehen ist, dann könnte man fast glauben, hier habe ein echter Könner mit der Airbrush-Pistole und reichlich Klarlack sein Kunstwerk verewigt. Die Überraschung geht weiter, denn auch an den Rändern des Griffbretts wurde penibel sauber gearbeitet, ein Übergang oder eine Kante zwischen Folie und Griffbrett ist nicht spürbar. Zudem wurden die Bünde absolut perfekt eingesetzt und an ihren Kanten abgerichtet, aber das kennt man ja selbst von den vergleichsweise günstigen SE-Instrumenten schon lange.

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PRS SE Standard 24 Multi-Foil set neck

— Tadellos verarbeiteter bzw. folierter Hals-Korpus-Übergang —

Von den zwei in Serie erhältlichen Halsprofilen hat die PRS SE Standard 24 Multi-Foil das Schlankere abbekommen, vom Hersteller als „Wide Thin“ bezeichnet. Es liegt sehr gut in der Hand und erstaunlicherweise offenbart sich die folierte Halsrückseite in der Praxis nicht wie befürchtet als zäh und klebrig, sondern durchaus als angenehm griffig und selbst bei feuchter Greifhand ohne nennenswerten Widerstand flüssig bespielbar. Wäre da nicht die eher dürftige Werkseinstellung, dann wäre die Bespielbarkeit der PRS SE Standard 24 Multi-Foil „Straight out of the box“ sicher noch deutlich besser.

PRS SE Standard 24 Multi-Foil – Hardware & Elektrik

PRS SE Standard 24 Multi-Foil Vibrato

An diesen Stellen hält sich unser Sondermodell an die Spezifikationen der Standard-SE. Zwei Humbucker mit dem Namen 85/15 „S“ sollen den breiten und vielfältigen Sound der in den USA hergestellten Original-Pickups nachempfinden. Die Schaltung geizt nicht mit Optionen, mittels eines Dreiwegeschalters und eines Tone-Potis, das als Push-Pull-Variante ausgelegt ist, lassen sich beide Humbucker auch als Einzelspuler betreiben, was eine Klangausbeute nahe dem Maximum erreicht. Zumindest theoretisch, denn in der Praxis zeigen beide Pickups neben Licht doch auch deutliche Schatten, dazu aber gleich mehr im Soundcheck.

Die Qualität der Regler und des Schalters kann man für eine Gitarre dieser Preisklasse als in Ordnung bezeichnen, allerdings hätte man die beiden Regler besser mit griffigeren Knöpfen ausgerüstet. Denn so kann es schon mal recht knifflig werden, möchte man etwa das Tone-Poti mit feuchten Fingern anheben, um den Singlecoil-Modus zu aktivieren.

Ebenso in Ordnung geht die Qualität des verbauten Vintage-Vibratos, das in Sachen geschmeidiger Funktion dem US-Original ihm kaum etwas nachsteht. Allerdings sollte man es mit dem Hebel nicht zu arg übertreiben, denn an der Kopfplatte sitzen keine Klemmmechaniken, sondern ganz normale aus fernöstlicher Produktion. Die geben sich zwar redlich Mühe, können aber im Endeffekt die mehr oder weniger stark auftretenden Verstimmungen auch nicht verhindern. Schön ist aber, dass das System frei schwebend eingestellt und somit auch wirklich einen Einsatz als Tremolo (Tonhöhenveränderung hoch UND runter) ermöglicht.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    uelef

    „Plus: auffällige Optik“ – ? … Ich würde das ja eher unter „Minus“ aufführen, so wie die Gitarre aussieht. Weiß ja nicht, wie man auf dieses Design abfahren kann …

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @uelef Volle Zustimmung. Das Teil sieht aus, wie das, was ich in der Grundschule mit Wachsmalstift und Kratzer verbrochen habe.

    • Profilbild
      Numitron AHU

      @uelef Muss man ja nicht kaufen, wenn es auch andere Designs gibt ist alles OK. 8-)
      Erinnert mich ein bisschen an die Diskussion bei der moog grandmother.

      • Profilbild
        uelef

        @Numitron Es ging ja auch eher um die Einschätzung als Pluspunkt mit der auffälligen Optik.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hehehe, soll ja Tester geben, die auch auf Blümchenoptik stehen…. da wundert es mich nicht. ;-)
    Optisch auch nicht so meins.
    Gehe auch nicht immer d’accord mit den klanglichen Eindrücken der Tester, aber in diesem Fall stimme ich definitiv zu. Jut, zum dynaischen Verhalten kann man als Hörer erst mal nix sagen, muss man selber spielen, aber die Grundneigung zum Matsch und die fehlende Brillanz, die fehlende „Offenheit“ obenrum, sind definitiv klar raushörbar. Da tut es manch andere Gitarre für den halben Preis definitiv besser.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      Hmmmm … die Steilvorlage war zu schepp, als das ich nicht drauf reagieren könnte :D
      Ich nehme an, du sprichst von der Blümchen-Tele? Ja, ich stehe dazu, hahahahaha

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hi Stephan,
    ich bin mir sicher, dass die Bezeichnung „multi foil“ hier im Test missverstanden wurde.
    Es handelt sich m.E. nicht um eine Folierung, sondern lediglich um eine vage Beschreibung, wie mit dem Lack nach dem Auftrag verfahren wurde.

    (i.d.R. wird ein schwarzer bzw. sehr dunkler Lack verwendet, auf den nach der Trocknung beispielsweise ein silberner Lack aufgespritzt wird. Unmittelbar nach diesem Auftrag wird eine dünne Folie aus Kunststoff in den (!) frischen Lack eingelegt. Diese kann zuvor zerknittert sein oder aber wird auf dem Objekt mit den Händen „verschoben“, so dass sch möglichst viele Falten in der Folie bilden, die diese Optik dann letztlich bewirken. Die Folie wird danach wieder aus dem frischen Lack herausgezogen. Nach der Trocknung wird dann entweder mit Klarlack versiegelt oder aber zuvor mit lasierenden Farbtönen diese geschmacklich polarisierende Optik aufgespritzt.)

    „Multi“, so denke ich, beschreibt lediglich die Tatsache, dass mit mehreren lasierenden Farbtönen über den mit Folie bearbeiteten Lack gespritzt wurde.

    …das Finish braucht ja einen Namen…

    bei yt finden sich auch diverse videos dazu => Folientechnik lackieren / Lack

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Für mich ist es eine klare Sache: Ich würde mich über die Gitarre sehr freuen! Denn man sagt ja immer: Geschenktes darf man nicht verkaufen.. und dann hätte ich eine Ausrede, sowas Buntes an der Wand hängen zu haben. ;)

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