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Test: PRS Silver Sky John Mayer Signature, E-Gitarre

Ein Silberstreif am Horizont

4. Dezember 2018
PRS Silver Sky

Die PRS Silver Sky John Mayer Signature

Was ging doch für ein Aufruhr durch die Szene, als die ersten Gerüchte über eine Strat aus dem Hause Paul Reed Smith auftauchten. Wochenlang gab es nur ein Thema in den Foren und als sie dann schließlich präsentiert wurde, ging wiederum auf den Servern von PRS zeitweise gar nichts mehr – dermaßen groß war und ist das Interesse an der PRS Silver Sky, dem Signature-Instrument des US-Gitarristen, Singer & Songwriter und Produzenten John Mayer. Nach der Präsentation dauert es schließlich noch ein gutes halbes Jahr, bis die Silver Sky ausgeliefert werden konnte, mit enormen Vorbestellungen aus dem Fachhandel – und mit enormen Vorschusslorbeeren dazu. „Die neue Über-Strat, ein Meisterwerk …“, so lauteten die Superlativen der Fachpresse bisher. Wir bilden uns gerne eine eigene Meinung und haben uns daher die PRS Silver Sky in der Farbe „Onyx“ für einen genauen Test zukommen lassen.

PRS Silver Sky John Mayer Signature 1

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PRS Silver Sky – Facts & Features

Rund zweieinhalb Jahre haben Paul Reed Smith und John Mayer die Köpfe zusammengesteckt, um die erste Strat-Type-Gitarre aus dem Hause PRS zu entwickeln. Die Vorgaben waren nicht ganz einfach, denn John Mayer hatte schon ganz genaue Vorstellungen, wie sein zukünftiges Instrument zu sein hat. Als passionierter Spieler von originalen Fender Strats der frühen 60er Jahre war die Messlatte recht hoch angelegt und entsprechend auf dieser Basis wurde bei der Konstruktion der Silver Sky vorgegangen. Das geschah bis in das kleinste Detail und nicht immer ganz glücklich, wie wir im Verlauf dieses Artikels noch feststellen werden.

Zunächst aber mal zu den Spezifikationen, die PRS der Silver Sky mit auf den Weg gibt. Die Basis bildet ein Korpus aus einem leichten Stück Erle, dem bewährten Tonholz für Strat-Typ-Gitarren und bekanntermaßen auch das Korpusholz der 60s Stratocaster von John Mayer. Das Shaping des Korpus entspricht nahezu dem Original aus dem Hause „F“, ein sichtbarer Unterschied besteht jedoch in der Form des unteren Cutaways, das eine deutlich größere Fräsung aufweist, als wir es bei der klassischen Strat vorfinden. Die Rückseite besitzt ebenfalls die beliebte und unverzichtbare „Bierbauchfräsung“, auffällig ist an dieser Stelle, dass die Abdeckung für das Vibratofach keinen Deckel besitzt, ja noch nicht einmal Bohrlöcher für die Schrauben. Aber mal ganz ehrlich: Wer hat schon an seiner Strat diesen Deckel montiert? John Mayer bei seinen Edelteilen wohl nicht und deshalb fehlt das eben auch hier!

PRS Silver Sky John Mayer Signature rear

Rückseite der John Mayer Strat mit ohne Vibratofachabdeckung

Die Farbe unseres Testinstruments bezeichnet der Hersteller als „Onyx“. In normalem Licht erscheint die Lackierung fast schwarz, lediglich im Cutaway kann man eine leicht silberne Färbung erkennen. Bei entsprechender (stärkerer) Beleuchtung jedoch ist dieser „Silberschein“ am ganzen Korpus zu erkennen und verleiht so dem Instrument schon einen edlen Touch. Klar, man möchte ja auch gesehen werden, wenn man schon 2700,- Euro beim Händler des Vertrauens auf den Tresen knallt. Ein wirkungsvoller Showeffekt ist in jedem Fall gegeben, wenn auch eher Understatement. Erhältlich ist die Silver Sky zudem noch in drei weiteren Farben: in Weiß („Frost“), in Rot („Horizon“) sowie in einem Silbermetallic-Ton („Tungsten“). Die Qualität der Lackierung entspricht den Erwartungen an ein PRS-Instrument aus Stevensville vollkommen.

PRS Silver Sky – der Hals

Auch hier wurde absolut nach den Vorgaben von John Mayer entwickelt und produziert. So wird das Halsprofil des einteiligen Ahornhalses als „635JM“ bezeichnet, wo es doch bei PRS eigentlich schon die Standardprofile „Pattern“, „Pattern Regular“ und „Pattern Vintage“ gibt. Ebenso verhält es sich mit dem Griffbrett, das sich mit einem Radius von lediglich 7,5″ schon sehr nahe an den frühen Strats orientiert. Doch keine Sorge, die Bespielbarkeit des Palisandergriffbretts und des Halses insgesamt ist herausragend gut und auch das Problem der „Stratitis“, bei der die Töne beim Ziehen der Saiten aufgrund des kleinen Radius absterben, ist in keiner Position auf dem Griffbrett festzustellen. So viel darf ich schon mal vorab verraten.

Einen Sparkurs fährt man bei den Inlays, hier wurden die einfachen Birds eingesetzt, wie man sie etwa auch bei den S2-Instrumenten oder der SE-Baureihe von PRS findet. John Mayer mag es wohl nicht zu protzen. Ansonsten aber erwartet den neuen Benutzer einer vorbildliche Verarbeitung der 22 Bünde und dem Knochensattel, was bei unserem Testinstrument das Einstellen einer angenehmen Saitenlage ermöglichte.

PRS Silver Sky John Mayer Signature Headstock

PRS Silver Sky – die Elektrik

Die drei auf dem Pickguard montierten Singlecoils sind komplette Neuentwicklungen und ebenfalls nach den Vorgaben von John Mayer entstanden. Es sind drei identische Typen, sie tragen interessanterweise den gleichen Namen wie das Halsprofil: 635JM. Sie werden angesteuert über einen Fünfwegeschalter und in Lautstärke und Ton von den üblichen drei Verdächtigen geregelt. Kann die Qualität des Schalters noch als ausreichend bezeichnet werden, so treibt es mir beim Betrachten der Regler hingegen die Sorgenfalten auf die Stirn. Alle drei Kandidaten wackeln so beachtlich auf ihren Achsen, dass ich zuerst zu der Annahme kam, dass sich eventuell die Kontermuttern der Potis gelöst haben könnten. Doch das erwies sich als Fehleinschätzung, nach Abnahme der Potikappen konnte ich mich davon überzeugen, dass die Schrauben ausreichend fest angezogen waren. Spätestens jetzt hätte sich die PRS Silver Sky ein deutliches Minus eingefahren!

Um jedoch der Sache auf den Grund zu gehen (und weil ich es bis jetzt kaum glauben kann), habe ich ohne weiter zu zögern dem sehr netten Produktmanager von PRS Europe davon berichtet und ihm sogar ein Video von dem Problem übermittelt. Daraufhin erhielt ich eine E-Mail aus dem Headquarter von PRS, in der mir mitgeteilt wurde, dass auch die Potis nach den EXAKTEN Vorgaben von John Mayer ausgewählt wurden. Auch das Spiel sei so gewollt, denn das gibt es an seinen alten Strats ja auch zu Genüge. Das nennt man mal detailgetreu … arbeiten tun die Regler jedoch über jeden Zweifel erhaben, allerdings ist und bleibt es ein komisches Gefühl, eine Gitarre nahe der 3000-Euro-Marke in die Hand zu nehmen und dann solche Wackelkandidaten an Lautstärke und Ton vorzufinden.

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PRS Silver Sky – die Hardware

Dieses „exakt nach den Vorgaben von John Mayer hergestellt“ betrifft auch das Vintage-Vibrato im guten alten Strat-Stil. Und genau so, wie es aussieht, so verhält es sich auch in der Praxis: ziemlich störrisch und fast unmöglich zu benutzen, ohne nicht ständig nach den Mechaniken greifen zu müssen. Seltsam, da hat die Firma PRS mit die besten Vibratos am Markt und dann wird hier der klassische „Jammerhaken“ verwendet. Zudem ist das System auf dem Korpus aufliegend eingestellt, was bedeutet, dass man den Hebel nur nach vorne drücken kann und es klappert, wenn der Vibratoblock wieder in seine Ausgangsposition zurückwippt. Sicher wird sich dieses System wie bei jeder anderen Strat auch nach einer Weile noch „einlaufen“ und die Stimmprobleme werden reduziert. So jedoch kann man vom Gebrauch  des Hebels nur abraten, obwohl er wunderbar leicht in seiner Aufnahme am Block eingesteckt wird und automatisch nach Benutzung aus dem Aktionsradius der rechten Hand verschwindet.

PRS Silver Sky vibrato

Bleiben noch die Mechaniken als Teil der Hardware zu erwähnen und hier gilt das Gleiche wie schon beim Vibrato. Die Tuner aus US-Fertigung, wie sie an dem Großteil der PRS-Gitarren zu finden sind, sind ohne Frage ganz feine technische Meisterwerke. Da fragt man sich, wieso man bei der Silver Sky einen Satz Vintage-Mechaniken angeschraubt hat, die sicher ihren Teil zur insgesamt doch eher unbefriedigenden Stimmstabilität des Instruments beitragen. OK, die Tuner besitzen einen Locking-Mechanismus, merken tut man jedoch davon so gut wie nichts. Dafür aber lassen sie sich zumindest präzise bedienen, was ja auch schon mal etwas wert ist. Geschmackssache wiederum sind die Flügel der Mechaniken, die aus grauem Kunststoff bestehen.

PRS Silver Sky – Sound & Praxis

Nach all dem Gemecker bezüglich der Potis und der Hardware kommen wir nun zu den schönen Seiten der PRS Silver Sky und das sind ihr unheimlich vielseitiger und facettenreicher Klang, ihre Performance und ihre herausragende Bespielbarkeit. PRS ist es zweifellos gelungen, die Seele und den Charakter einer Fender Strat auf eine ganz neue Art zu interpretieren und es macht großen Spaß, sich von der Silver Sky inspirieren zu lassen. Im Vergleich zur Original-Strat wirken die gebotenen Sounds deutlich druckvoller und präziser, ja fast schon luxuriöser und nahezu jede Position des Schalters ist ein wahrer Volltreffer! Angefangen von dicken und schmatzigen Bluessounds des Front-Singlecoils, über die knackigen und strahlenden Zwischenpositionen der Tonabnehmer bis hin zum Steg-Singlecoil, der nicht nur im Cleansound ein Feuerwerk abbrennt, sondern auch bei Overdrive-Sounds ein absolut überzeugendes Bild abgibt!

Die Nebengeräusche sind erstaunlich niedrig und nicht mit den „Brummschleifen“ von Standard-Singlecoils zu vergleichen, zudem brechen das Frequenzbild und die Dynamik nicht zusammen, wenn man den Volume-Regler absenkt: Eine perfekte Interaktion mit dem angeschlossenen Verstärker ist das erfreuliche Ergebnis.

Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die PRS Silver Sky (wie immer) an meinen kleinen Orange Micro Dark angeschlossen. Der wiederum ist mit einer 1×12″ Celestion V-30-Box verbunden, davor sorgte ein AKG C3000 Mikrofon für die Aufnahme des Signals.

In Klangbeispiel 1 hören wir zunächst einen Cleansound, eingespielt mit dem Front- und dem mittleren Pickup (Schalterstellung 2). Das ist der Cleansound, den man von Knopfler, Gilmour & Co kennt und schätzt.

Nun ein weiterer Cleansound, jetzt mit dem Singlecoil am Hals eingespielt – ein wunderbar weicher und dicker Klang voller Dynamik und reich an Obertönen entsteht.

Nun der Klang des Steg-Pickups: schneidig, kraftvoll und garantiert durchsetzungsfähig:

Nun der Front-Singlecoil im Zerrbetrieb. Abgesehen von den erfreulich geringen Nebengeräuschen verwöhnt der Sound mit einer Menge Biss, ohne jedoch dabei zu aufdringlich zu wirken. Schwer zu beschrieben, aber irgendwie wirkt das Klangbild wesentlich aufgeräumter und besitzt deutlich mehr Headroom, als man es von einem Strat Front-Singlecoil so kennt.

Abschließend im vierten Beispiel der Sound des Steg-Singlecoils mit ordentlich Gain. Das lässt ihn kalt in Sachen Brummen, dafür wird das Gehör von schneidendem und Glas-sägendem Sound verschont. Ganz im Gegenteil, der 635 JM in Frontposition kann mit den gleichen Attributen glänzen, die auch sein Kollege am Hals besitzt: warm, differenziert und mit einer fantastischen Dynamik ausgestattet.

PRS John Mayer Silver Sky Modelle

Die drei weiteren Modelle in Horizon, Tungsten und Frost Finish

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Fazit

Ich schreibe es wirklich so wie es ist: Selten ist mir ein Fazit so schwer gefallen. Da ist auf der einen Seite eine wunderbare Strat, mit all den Dingen, die man an ihr schätzt und auf der anderen Seite ein paar Sachen, die man ohne weiteres hätte besser machen können. Das Know-how und das amtliche Material ist in jedem Falle vorhanden im Hause PRS, jedoch scheint sich John Mayer bei dem störrischen und nahezu unbenutzbaren Vintage-Vibrato und den wackeligen Reglern durchgesetzt zu haben. Das kostet der Schönen leider enorme Punkte bei der Wertung. Wären diese Schwächen nicht, dann wäre ich tatsächlich geneigt, der PRS John Mayer Silver Sky unsere Bestwertung zu verpassen. So reicht es „nur“ zu einem „sehr gut“ und dem Wunsch, dass hier vielleicht bei der nächsten Generation an den besprochenen Schwächen nachgebessert wird.

Plus

  • vielseitiger und charaktervoller Klang
  • Verarbeitung
  • Optik
  • Bespielbarkeit

Minus

  • Stimmstabilität
  • wackelige Potis (siehe Text)

Preis

  • Ladenpreis: 2649,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Da seid ihr aber sehr spät dran. War ja vermutlich das kontroverseste Thema im Gitarrenbau und -business dieses Jahr.
    Achtung Gossip!
    Der Lack, zumindest der roten Klampfe, soll sich übrigens an der Farbe der aktuellen Tesla Autos orientieren.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      Du glaubst gar nicht, wie schwer es war, die Klampfe zu organisieren … überall Vorbestellungen der Shops, Rückstände in der Produktion .. war echt nicht einfach, aber jetzt stehtse hier.

  2. Profilbild
    Claudia

    Endlich mal wieder eine Gitarre über 2000 Euro (Einsteiger/Mittelklasse).Die muss einfach gut sein,PRS halt . . .

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Man sollte sich halt immer vor Augen halten, dass diese Gitarre individuell für einen Musiker gebaut wurde. Kann man mögen, muss man natürlich nicht.

    Ich spiele u.a. auch eine SilverSky und ich mag das Ding sehr.
    Die Tuner sind einwandfrei. Da verstimmt sich gar nichts. Zumindest nicht wg. der Tuner. Wie sollte das auch rein technisch geschehen?

    Was in dieser Preisklasse eher ärgerlich ist, dass ist der nicht ganz optimal gefeilte Sattel. Selbiger ist auch dafür verantwortlich, dass die Saiten „hängenbleiben“ und die Gitarre dadurch nicht mehr ganz sauber gestimmt ist. So zumindest bei meinem Modell. Den Sattel sauber nacharbeiten und der Spuk ist vorbei. Keine große Sache. Ansonsten funktioniert der Jammerhaken einwandfrei, auch wenn man bei den kräftigen Federn ein bisschen kräftigerdrücken muss. Ein Sache der der Gewohnheit.

    Wenn man die Gute schon mal auf der Werkbank hat, dann kann man auch gleich die Kappe vom Toggle-Switch vernünftig festkleben. ;-)

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      Sorry … aber wenn ich so viel Kohle für eine Gitarre hinblättere, da kann ich auch einen korrekt gefeilten Sattel erwarten.
      Ob das mit den Stimmproblemen aber nur am Sattel liegt, wage ich zu bezweifeln … ich hab die SS immer noch hier und spiele sie recht oft im Unterricht, vom Vibrato lasse ich aber die Finger weg. Glückwunsch, wenn das bei deinem Modell so gut funktioniert.

      Und mit „Toggle-Switch“ ankleben is auch leider nicht, der Schalter wackelt, NICHT das Plastikköpfchen ;) Und die Potis erst …

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