Der neutrale messerscharfe Schweizer
Die Schweizer Firma PSI Audio bietet mit dem A17-M einen aktiven Nahfeldmonitor, der höchsten Ansprüchen genügen soll. Bei AMAZONA.de haben wir bereits die großen Midfield-Monitore sowie auch die kleinen Nachfeldmonitore A 14-M der Schweizer Firma getestet. Hier findet ihr die Links zu den Tests:
Uns interessiert in diesem Test die „mittlere“ Nahfeldvariante ohne Subwoofer, der aktiv und mit 2 Wegen ausgeführte A17-M Monitor als Stereo-Abhöre.
Studioausstattung für den Test
Normalerweise gehe ich bei den Testberichten nicht zu sehr auf die Umgebung im Studio ein, doch bei der Preisklasse für über 1.500,- Euro pro Lautsprecher sollte die testbegleitende Abhörsituation genauer beschrieben werden.
Meine Regie umfasst ca. 13 qm, ist akustisch mit Helmholtz-Resonatoren, Breitbandabsorbern und Diffussoren optimiert. Hallzeiten und Frequenzverläufe sind per Sinuskurve und Wasserfalldiagramm im Raum analysiert und mit entsprechender Durchführung und Nachmessung aller Maßnahmen auf Tonstudiostandard optimiert worden. Im Raum betreibe ich ein Stereo-Paar passive Verdade Monitore, komplett analog und ohne DSP. Als Verstärker wird die vom Boxenhersteller empfohlene Abacus Endstufe eingesetzt.
Meine SPL 2Control steuert wahlweise die PSI A17-M und die Verdade Monitore für einen A/B-Hörabgleich an. Ich möchte ausdrücklich keinen Vergleichstest machen, da ich aber die Verdade gut kenne, kann ich zumindest Unterschiede herausstellen und beschreiben.
High End Monitoring im Studio
Nur ein guter Raum kann auch die Leistung und den Klang der Monitore darin wiedergeben. Dichtet der Raum Hall bzw. Frequenzen weg oder dazu, ist ein lineares Abhören nicht mehr möglich. Jetzt muss man sich fragen, wer legt denn Linearität überhaupt fest? Schreiben sich nicht alle Hersteller in diesem Preissegment einen linearen Frequenzgang auf die Fahne? Gibt es denn den einen Referenz „Godfather of Lautsprecher“, an dem sich alle orientieren können?
Diese Fragen sollen unbeantwortet bleiben und lediglich immer wieder ins Gedächtnis rufen, auf welchem Level wir uns hier befinden. Oberstes Ziel muss es meiner Meinung nach bleiben, für die eigene Abhörsituation eine möglichst perfekte Lösung im Zusammenspiel aller menschlichen und technischen Komponenten zu finden. Eine Audioproduktion, startend vom einspielenden Musiker, bis hin zum Mastering Engineer, sollte eine konstante Kette an Qualität gewährleisten. Jeder will einen guten für sich perfekten Sound haben. Der Musiker spielt besser, wenn der Sound passt. Der Producer mischt facettenreicher, wenn er alles hört. Der Mastering-Engineer komplettiert die Spitze des Dreiecks, rückt letzte Nuancen zum Gesamtsound zurecht. Am Ende dieser Arbeitskette, nach einer Veröffentlichung, muss das Ergebnis dann ja auch noch auf allen möglichen Plattformen und Endgeräten super klingen. Wenn alle persönlichen Egos in der Produktionskette befriedigt sind, entscheidet letztendlich der Kunde über den kommerziellen Erfolg.
Firmeneigene PSI Patente: CPR & AOI
Für den Sound der PSI-Monitore, und ich sage das bewusst sortimentsumfassend allgemein, sind die Patente der Schweizer als grundlegend zu betrachten.
In einer Box besitzt jede verbaute Komponente eine Eigenresonanz. Diese führt bzw. führen im ungünstigsten Fall zu fehlerhaften Darstellungen des Höreindrucks. PSI hat mit dem Adaptive Output Impedance AOI ein Gegenmittel entwickelt, das rein analog störende Resonanzen ermittelt und berücksichtigt. Auf Deutsch nennt man das anpassbare Ausgangsimpedanz. Präzise Transienten ohne Färbung sind das Ergebnis. AOI wird in der Monitorbox pro Weg eingesetzt.
Phasenrichtige Abstrahlung, kurz Phasentreue, ist eine weitere Komponente, das PSI in seine Produkte einbaut. Compensated Phase Resopnse CPR bewirkt eine zurückgehaltene Wiedergabe der hohen Frequenzen, berechnet im Verhältnis zu den Bassfrequenzen. Das geht natürlich auch digital per DSP, doch verursacht das Latenzen. PSI schafft diese interne Verzögerung des gesamten Systems durch analoge Technik mit 0,6 ms.
Analoge Endstufe, Class G/H-Technik
Eine deutliche Weiterentwicklung zur Class A/B-Endstufe stellt die Class G/H-Technik dar. Durch variable Stromversorgung kann Energieverbrauch optimiert werden und das ohne Klangverlust. Übergangsloses Umschalten zu verschiedenen Stromschienen ermöglicht hohe Leistung bei geringer Verzerrung.
Die Erklärung von AOI und CPR sowie auch die Class G/H-Endstufentechnik sind deutlich ausführlicher auf den werkeigenen Seiten erklärt, für den Test habe ich das alles mit meinen Worten zusammengefasst. Ohne diese Techniken würden die Boxen komplett andere Eigenschaften besitzen und deshalb ist das angewendete PSI Know-how grundlegend.
Die PSI A17-M im Studio
Die aktiven Boxen waren ganze zwei Wochen parallel im Dauereinsatz. In dieser Zeit, noch vor der Sperre des Tonstudios für den Publikumsverkehr, standen Musik und Sprachproduktion sowie Hörspielproduktionen für Kinder (Laiendarsteller) im Vordergrund.
Musikproduktion, also die Neuerstellung von Audio mit akustischen und elektronischen Komponenten, fand ich über die PSI A17-M Abhöre besonders spannend, da überlagernde Sounds, Vielstimmigkeiten und Panoramabilder mit Tiefenstaffelung einen Track erst so richtig lebendig machen.
Beim A/B-Vergleich zu meinen Verdade Boxen fällt das Klangbild der PSI Boxen etwas mittenbetonter und dreidimensionaler aus, auch der Sweet-Spot ist baubedingt breiter vorhanden. Der Bauch der Bassdrum schiebt sich durch die vorderen Bassreflexöffnungen mehr in Richtung Mitte, was zu einem harmonischen Gesamteindruck beiträgt.
Auch bei den PSI-Boxen gilt: Eine schlechte Produktion klingt schlecht, die Boxen beschönigen nichts.
Bei Produktionen im Sprachbereich, wie Podcasts, Hörspiele und Funkproduktionen, glänzen die PSI-Lautsprecher durch ihre gleichzeitige Bass-, Mitten- und Höhenwiedergabe. Auch hauchige Ploppgeräusche sind sofort sehr deutlich erkennbar. Das vereinfacht das präzise Arbeiten mit sonoren Sprechern oder Stimmen, die bei der Aufnahme im falschen Winkel zum Mikrofon stehen, denn man kann sofort kleinste Plopp-Nuancen erkennen.
Beim Durchhören älterer Produktionen, die auf anderen Abhören gemischt wurden, sind mir die einen oder anderen Kleinigkeiten aufgefallen, die ich jetzt mit der PSI A17-M wohl anders gemischt hätte. Gerade die Tiefenstaffelung, vordergründige und hintergründig wärmende Hallsituationen lassen sich gefühlt millimetergenau rücken und orten. Die aktiven Schweizer Boxen machen das Finetuning im Audiobereich gerade für Tüftler und Perfektionisten noch mehr plastisch aufschlüsselbarer.
Farbpalette
PSI Audio hat als Firmenfarbe bordeauxrot ausgegeben. Die Farbe ist quasi Hausmarke. Wer etwas anderes möchte, muss dafür tiefer in die Tasche greifen. Grundsätzlich ist gegen Aufpreis jeder RAL Ton lieferbar, mit etwas über 7 % Aufpreis sind die Boxen in der Allroudfarbe Schwarz zu bekommen. Man könnte jetzt sagen, ein Ferrari schaut auch nur gut in Rot aus, doch sind die Geschmäcker sehr verschieden und die Optik vielen Käufern sehr wichtig. Die Zeit wird zeigen, ob PSI Audio diese Firmenpolitik geldbeutelfreundlicher lockert.
Technische Daten & Roll-off Funktion
PSI Audio stellt die Boxen aus MDF-Holz, mitteldiche Faserplatte, her. 80 + 40 Watt RMS mit einem Schalldruck von 104 dB bzw. 115 dB (Boxen-Pärchen) sind zu verzeichnen. Die Trennfrequenz der 2-Wege Box liegt bei 3,6 kHz. Rund 8 kg wiegt eine Box, da stellt sich auch gleich die Frage nach der Positionierung. Um ein Stereodreieck zu gewährleisten, hat jeder in seinem Studio oder seinem Arbeitsplatz andere Voraussetzungen. PSI Audio bietet bei seinen Boxen einen Roll-off Drehregler an, der bei Bedarf 10 % der Basswiedergabe absenkt. Das wird benötigt, wenn die Boxen in einer akustisch nicht optimierten Raumecke stehen. Es kann jede Box einzeln nachjustiert werden. Sollte ein Studio mit 5.1 Surround ausgestattet werden, kann der Roll-off Schalter dann das letzte Quäntchen ausmachen.
Anmerkung: Ich hatte zum privaten Test zusätzlich ein Pärchen PSI Audio A14-M im Studio. Die Darstellungseigenschaften zur A17-M sind nahezu identisch, natürlich ist im Bass- und Subbass-Bereich das Volumen nicht da und macht im Vergleich zu wenig untenrum, doch kann die A14-M als kleine Zweitabhöre fürs Nahfeld aus genannten Gründen ein ganz klarer Gewinn sein.
Diese Lautsprecher sind ein Traum. Habe selber bereits mit den A21M gearbeitet und dieser PSI Sound ist einfach klasse. Dieser transparente Klang ohne steril und langweilig zu klingen und alles ohne DSPs. Ich stehe selber gerade davor die A17-M zu kaufen, aber wo ich etwas Bauchschmerzen habe ist der Preis. Ein einzelner Lautsprecher kostete im Jahre 2009 ca. 1090 Euro. Und jetzt sind für die gleiche Version in schwarz einfach 600 Euro mehr zu bezahlen. Warum habe ich sie nicht damals gekauft:(
Wie verhält sich das Ergebnis zwischen Hoch, – und Basstöner? Gibt es hier eine hörbare Trennung oder bilden diese Beiden eine klanglich saubere Einheit bzw. Zusammenspiel? Das ist wichtig für ein präzises Klangbild.
@Filterpad Hallo Filterpad, wenn du im Sweetspot Bereich bist, hast du immer eine klanglich saubere Einheit, die grade wegen der wegfallenden Laufzeitunterschiede sehr homogen ausfällt. Im Subbass Bereich würdest du mit einem Subwoofer noch das wabernde Baugefühl dazu bekommen.
Hallo undertheecho, ja ja das liebe Geld. Ich selbst lege im Studio durchaus Wert auf ein passendes Farbzusammenspiel und würde mir kein bordeauxrot hinstellen wollen. Dummerweise kostet Geschmack meist extra, aber über den Geschmack lässt sich ja nicht streiten.