Serato: Wo alles begann bis heute
Quo vadis Serato DJ 2017?
Ganze 13 Jahre stellt Serato schon die beliebte DJ-Software her – eine halbe Ewigkeit im Computer-Zeitalter. Es ist einst angetreten, um als Serato Scratch Live in Kombination mit hochwertiger Rane Hardware über Timecode-Vinyls Software zu steuern und dabei ohne viele Spielereien und mit hoher Stabilität den Cluballtag zu meistern. Parallel dazu gab es ab 2008 für Controller die Schwesterversion ITCH. Ende 2012 wurde dies aufgefrischt, als Serato DJ veröffentlicht und ein Jahr später um die Vinyl-Integration ergänzt.
Damit war eine gemeinsame Basis für beide Steuerungsarten geschaffen und zugleich das Ende für Scratch Live und ITCH eingeläutet.
Da die Konkurrenz seither nicht schlief und längst nicht mehr nur aus Native Instruments Traktor und Virtual DJ besteht, steht auch Serato unter Innovationsdruck. Die aktuelle Versionsnummer ist 1.9.6 und bekam neben vielen Detailverbesserungen einige größere Features kostenlos sowie als Kaufoptionen dazu. Anlass genug uns anzuschauen, was Serato DJ inzwischen alles an markanten Funktionen dazugelernt hat, um weiter vorn mitzuspielen.
Frühling und Sommer 2013: Multi FX und Remote App
Serato DJs erste Version bohrte die vorhandenen Effekte aus Scratch durch die Kooperation mit dem namhaften Hersteller iZotope auf. Neu ab Version 1.2 ist die Verkettung von bis zu drei dieser Effekte hintereinander. Zwei dieser Dreierbänke stehen zur Verfügung und können beliebigen Decks (auch demselben, also bis zu sechs Effekt pro Deck) oder dem Master zugewiesen werden. Alle Effekte können einzeln aktiviert und in ihrer Tiefe geregelt werden und sind gemeinsam über einen Beat-Parameter quantisiert.
Wenig später erblickte die Remote App das Licht der Welt. Schon seit 2009 gibt es mit dem Denon DN-HC1000s einen gesonderten Controller für Cues, Loops und mehr. Diese sind durch ihre feste Anzahl an Bedienelementen relativ limitiert, was künftige Funktionen angeht. Die Versionen für das iPad (ca. 20 Euro) und das iPhone (ca. 5 Euro) haben diese Probleme nicht. Mit ihnen kann man sich Library-Steuerung, Loops, Sampler, Effekte und Slicer (nur in der iPad-Version) von seinem Mobildisplay aus steuern. Über USB hat erzielt man dabei minimale Latenzen, über WLAN hingegen gibt es mehr Freiheit.
Slip Mode
Version 1.3 brachte im August 2013 den Slip Mode. Wenn er aktiviert ist, kann man wie wild scratchen, loopen und Cues bedienen und nach dieser Orgie springt der Track an die Position zurück, an der er auch ohne diese Aktionen wäre.
Pitch N Time und Quantize Mode
Seit 1999 stellt Serato hochwertige Algorithmen für die Musikproduktion her. Damit sind extreme, voneinander unabhängige Tempo- und Tonhöhenänderungen ohne nennenswerte Qualitätseinbußen möglich. Paradoxerweise war Serato Scratch Live gerade nicht besonders gut in Sachen Tonhöhenkorrektur – selbst in noch moderaten Bereichen von ±8 Prozent. Dies wurde mit der Zeit besser. Dennoch treten durch die Auslassung oder Verdopplung von Frames irgendwann zwangsweise Artefakte auf und ab etwa -55% schaltet sich die Funktion ab. Das Tonmaterial klingt dann wie bei der analogen Schallplatte einfach zugleich sehr viel tiefer. Wer auf Nummer sicher gehen und noch größere Bereiche sauber abdecken will, kann nun für das Programm das Pitch’N Time DJ-Pack für 29 US-Dollar als Erweiterung kaufen. Die mit Version 1.6 im Februar 2014 erschienene Erweiterung kann wie beim DAW-Plug-in die Tonhöhe gesondert verändern. Diese beiden Videos verdeutlichen die Vorzüge:
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Einen schönen Vergleich haben die Kollegen von DJ Tech Tools angestellt:
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Wer Ableton Live kennt, weiß wie praktisch es ist, wenn man musikalische Elemente genau im passenden Taktraster einstarten kann. Auch Serato DJ bekam diese Quantisierungsfunktion im Laufe der Zeit spendiert. So starten Cues auf Wunsch passend zum nächsten Punkt im Beatraster ein. Die Größe der Rastersprünge kann freilich eingestellt werden. Voraussetzung ist wie bei allen temposynchronen Funktionen ist das Vorhandensein von Beatrastern im Track.
Flip und DVS Expansion mit Version 1.7 und Sticker Lock
Der Sinn des Flip-Pakets scheint dem einen oder anderen zunächst etwas unklar zu sein. Cue-Punkte und den Censor-Button gibt es schon von Anfang an und beide sind selbsterklärend. Neu ist aber, dass man nun Routinen von nacheinander gedrückten Cue-Punkten als Sequenz abspeichern kann – also Automation innerhalb einer DJ-Software, die man sonst nur aus der Musikproduktion kennt. Das beschert einem mehr freie Hände für aufwändige Scratch-Routinen. Somit lassen sich später on the fly Edits abrufen, ohne dafür den Track vorher aufwändig in einer DAW-Software zu zerlegen und gesondert abspeichern zu müssen. Bis zu 6 solcher Routinen lassen sich in jedem Titel abspeichern und sind auch nach löschen der Cue-Punkte noch verfügbar. Praktisch ist auch, dass man diese wie Cues schon im Offline-Modus ohne Controller oder SL-Box aufnehmen kann. DJ P-Money stellt das 29 US-Dollar teure Paket vor:
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Ebenfalls im Spätsommer 2014 wurden ausgewählte Controller mit Phono-Eingängen um die Option für das DVS Expansion Pack ergänzt. Für 99 US-Dollar kann man nun sein Set hybrid gestalten und Plattenspieler mit den Timecode-Vinyls zur Steuerung der Decks am Controller benutzen
Im Dezember 2014 wurden Plattenspielerfreunde mit Version 1.7.2 nochmals beglückt. Scratch-Freunde markieren sich auf Musikplatten häufig wichtige Punkte, an denen bestimmte Beats beginnen, mit einem Stück Klebestreifen. Bei einer Timecode-Platte, die Tausende verschiedene Tool-Tracks auf dem Rechner steuert, scheint das natürlich unmöglich, weil man die Sticker dauernd umkleben müsste.
Mit Sticker Lock wird dies ins Digitale transferiert. Die Timecode-Vinyl spielt jetzt auf Wunsch immer am absoluten 0-Sekunden-Punkt den ersten Cue-Punkt oder Beginn des Titels an. Wenn man sich diesen mit einem Sticker markiert, kann man ohne aufs Display zu gucken oder einen Cue-Taster zu drücken schnell losspielen. Weitere Optionen helfen einem, die Platte immer richtig zum Punkt zu spulen, falls man nicht die erste Rille mit der Nadel getroffen hat. Praktisch.
Beat Jump und Key-Funktionen
Im April 2015 wurde mit Version 1.7.4 Beat Jump eingeführt. Aktiviert man diese Option, kann man um 1/32 bis 32 Beats vorwärts oder rückwärts auf Tastendruck springen. Die Einstellungen dafür tauchen passend unter den Tastern für die Loop-Längen auf und können für MIDI gemappt werden.
Ein halbes Jahr später brachte Version 1.8 Tonhöhenerkennung mit sich. Im Zuge der BPM- und Grid-Erkennung können nun auch die Key-Werte eingelesen werden. Auch sie werden im Metadaten-Tag der Dateien abgelegt und farblich codiert angezeigt. Man kann einstellen, ob man dies mit klassischen Tonleiterwerten wie C, D, E Dur etc. oder dem praktischen Camelot-System mit alternativen Bezeichnungen 1A, 1B etc. nutzt. Einander harmonisch kompatible Tonarten sind dementsprechend auch farblich nah beieinander.
Pulselocker-Integration, Ableton Link, 8-Fach-Sampler und Anti Drift
Version 1.9 brachte im Frühjahr 2016 die Unterstützung für den Streaming-Dienst Pulselocker. Vielleicht nur wenigen Leuten bekannt, bietet dieses Portal mit 44 Millionen Tracks (Stand 2016), musikalischem Club-Fokus und der Erlaubnis öffentlicher Aufführung durchaus ein interessantes Angebot. Wer einen Account für den Anbieter hat, kann in der Serato-Seitenleiste alle dort verfügbaren Tracks ad-hoc ins Set streamen oder auch offline speichern. Es handelt sich um 320 kbps MP3-Dateien, die verschlüsselt und so lange abspielbar sind, wie das Abo (9,99 US-Dollar monatlich) läuft. Natürlich können alle DJ-Funktionen wie Cues etc. auf diese Dateien wie auf alle anderen Titel auch angewendet werden.
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Im September 2016 kam Version 1.9.3 mit Abletons beliebter Link-Funktion. Alle unterstützen Apps finden sich im Netzwerk fast wie von Geisterhand und eine Tempoänderung in jeder App beeinflusst automatisch jede andere App in der Session.
Im gleichen Zug wurde der SP 6 um zwei weitere auf nun acht Slots erweitert und in Sampler umbenannt.
Zuletzt wurde mit Version 1.9.6 im Frühjahr 2017 eine Anti-Drift-Funktion für Timecode-Vinyls eingeführt. Jahrelang waren selbst auf den legendär sauber gleichlaufenden Technics Plattenspielern Schwankungen von ±0,2 Prozentpunkten im Display ablesbar. Ein Tribut an analoge Technik mit ihren Fertigungstoleranzen und Nadel- und Plattenverschleiß. Serato DJ ist nun auf Wunsch fähig, dies herauszurechnen – toll.
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