Nur ein Facelift oder ein echtes Upgrade?
Seit der Übernahme von Rane DJ durch die InMusic Holding scheint sich einiges zu tun im Hause Rane DJ. Die Produktentwicklung läuft auf Hochtouren, das Comeback von Rane mit dem Seventy-Two ist gerade 2 Jahre her und nun folgt schon der Nachfolger.
Die „kleine“ Version des Seventy-Two, welcher auf den Namen Seventy hört, ist jüngst in diesem Jahr auf dem Markt gekommen und prompt folgt der Seventy-Two MKII. Wofür steht MKII? Ist es eine Weiterentwicklung bzw. ein Facelift des Flaggschiffes oder ein ganz neues Produkt? Versuchen wir Licht ins Dunkel zu bringen.
Überblick RANE Seventy-Two MKII
Der RANE Seventy-Two MKII ist ein auf Serato DJ abgestimmter 2-Kanal-Battlemixer. Der Mixer verfügt über Onboard-Effekte, einen vollumfänglichen 3-Band EQ sowie ein bipolares Filter mit Highpass- und Lowpass-Filter pro Kanal.
Herzstück des Mixers sind die Performance-Pads sowie die von RANE bekannten Fader. Befreit man das Biest aus seiner Verpackung, hält der Kenner im ersten Moment einen Seventy-Two in der Hand. Der Mixer ist, wie man es von Rane gewohnt ist, solide und schwer gebaut. Alle Elemente, die man von einem Battlemixer der aktuellen Generation erwartet, sind an seinem Platz. Die optischen Änderungen des MKII zu seinem Vorgänger sind nicht gravierend. Nähern wir uns diesen im Einzelnen.
Die Rückseite des DJ-Mixers
Auf der Rückseite des DJ-Mischpultes sind keine Änderungen zu finden.
Über dem 230 V Anschluss befindet sich der vom Vorgänger bekannte Power-Button. Weiterhin hat der Mixer zwei USB-Inputs, um einen schnellen Wechsel zwischen zwei DJs möglich zu machen. Der Master-Output erfolgt per XLR und die Monitor-Anschluss per Klinke, beides jeweils symmetrisch.
Je Deck gibt es einen Cinch-Anschluss für einen Aux-In bzw. einen Anschluss für Phone oder CD. Bei letzterem Anschluss erfolgt die Auswahl über einen kleinen DIP-Schalter über den jeweiligen Buchsen. Auch auf der Rückseite zu finden sind zwei Mikrofon-Anschlüsse, welche wahlweise mit XLR oder mit Klinke angeschlossen werden können. Darüber hinaus ist er möglich, per DIP-Schalter die Mic-Anschlüsse auch als Line zu nutzen. Last but not least befinden sich zentral angeordnet noch die USB-Anschlüsse für die RANE Twelve oder andere Controller.
Ein Blick auf die Vorderseite des Battle-Mixers
Hier finden wir unsere erste Änderung – aber der Reihe nach. Auf der vorderen Seite des Mischpultes ist außer den typischen Kopfhörerausgängen (kleine und große Klinke) noch ein Eingang zur Nutzung eines Pedals zu finden. Auch dies war beim Vorgängermodell schon enthalten. RANE bleibt seiner Linie an dieser Stelle treu, die Möglichkeit für eine MIDI-Steuerung von Mixer-Funktionen zu schaffen. In diesem Fall beispielsweise mit einem Pedal, wie man es von E-Gitarren kennt. Ob dies wirklich notwendig und sinnvoll ist, bleibt jedem selbst überlassen. In der Szene scheint diese Funktion jedoch kaum jemand zu nutzen. Eventuell zählt hier das Mantra “besser haben als brauchen”.
Auch auf der Vorderseite zu finden ist der Ein/Aus-Schalter sowie die Lautstärke- und Klangkontrolle für den zweiten Mikrofoneingang. Etwas abgegrenzt davon ist ein Echo-Regler für das Mikrofon 1 positioniert.
Schade ist, dass die Trennung dieses Reglers von den restlichen Steuerelementen für das Mikrofon 1 (auf der Oberseite) weiterhin vorhanden ist. Diese Lösung ist etwas unpraktisch. In der Mitte der Vorderseite finden wir die Einstellungen für die Fader. Mit Erscheinen des RANE Seventy-Two fragte sich wohl die gesamte Szene, weshalb man, nachdem der Pioneer DJM-S9 ja bereits eine Weile auf dem Markt ist, keine Möglichkeit schafft, den Widerstand des Faders von außen einzustellen. Dazu musste man den Seventy-Two aufschrauben und konnte diese Einstellung direkt am Fader vornehmen. Ohne Frage relativ unpraktisch.
Nicht so jedoch beim neuen MKII. Die nun verbauten MAG Four Fader lassen eine Einstellung durch einen Drehregler an der Vorderseite des Mixers zu. Darunter befindet sich auch die Contour-Einstellung. Leider aber wurde diese eins zu eins vom Vorgänger-Modell übernommen. Viele Nutzer des Mixers hatten die Caps an dieser Stelle abgenommen, da schon leichte Berührungen z.B. durch das Kabel des DJ-Kopfhörers dafür gesorgt haben, dass sich die Kurve verstellt.
Besonders ärgerlich ist das, wenn dies beim Crossfader der Fall ist. RANE hätte an dieser Stelle nachbessern sollen. Die Einstellung für den Widerstand des Faders scheint da solider und nicht so anfällig. Zu guter Letzt befinden sich hier natürlich auch die Schalter für die Reverse-Funktion der Fader.
Der Battle-Mixer in der Praxis
Markenzeichen des RANE Seventy-Two MKII und auch des Vorgängers ist und bleibt der Touchscreen. Anhand dieses Touchscreens sind viele Funktionen des Mixers kontrollierbar. Zudem hilft die Darstellung der Waveform auf dem Display des Mixers sowie die Abbildung der Library, unschöne Blicke auf den Laptop zu vermeiden. Die Augen bleiben auf dem DJ-Mixer und der Zuschauer sieht einen in seinen Mix vertieftem DJ anstelle eines DJs, der auf seines Laptop schaut.
Die einzelnen Funktionen und des Screens oder auch der Effekte, welche sich steuern lassen, würden den Rahmen sprengen. RANE bleibt bei seiner extremen Systemtiefe und schafft somit schier unbegrenzte Möglichkeiten in puncto Kreativität des DJs. Eine neue Funktion sei aber an dieser Stelle erwähnt: In den Einstellungen des Mixers kann der DVS-Mode auch auf den AUX-Eingang geschaltet werden. Dies ermöglicht nun einen fliegenden Wechsel ohne Umstecken oder Umschalten zwischen Control-Vinyl und Phase-DJ.
Schön zu sehen ist, dass RANE offenbar auch auf Feedback aus der DJ-Szene gehört hat. Die Kanal-Potis für Gain, EQ und Co. sind im Design angepasst worden, so dass die Erkennbarkeit auch in dunkeln Clubs nun deutlich leichter ist. Die Caps wurden einerseits auf dem Gehäuse an sich weiß umrandet. Außerdem wurde die Stellungsanzeige nun auch weiß markiert. Der höhere Kontrast zwischen schwarz und weiß (früher: schwarz und dunkelrau) sorgt für eine schnellere Identifikation des Potis und dessen Stellung. Angemerkt werden kann dabei, dass das Design ein klein wenig an den S9 aus dem Hause Pioneer DJ erinnert.
Für den Libary-Scroll bzw. den für den Touchscreen zuständigen Scroll wäre eine Anpassung ebenfalls wünschenswert gewesen. Diese sind sehr filigran und in der Hitze des Gefechtes nicht leicht von einander unterscheidbar. Drückt man den Libary-Scroll, um einen Track zu laden, dreht man durchaus aus Versehen auch mal daran, weil die Raster nicht gut ausgeprägt sind und das Poti ziemlich klein ausgefallen ist.
Die Performance-Pads aus dem Hause AKAI haben eine wichtige Änderung erfahren. Sie verfügen nun über einen Day-Mode mit deutlich mehr Leuchtkraft, als es noch beim Seventy-Two der Fall war. Die Farben der Pads sind nun deutlich besser sichtbar.
Über die Pads lassen sich im Wesentlichen die Cue-Points (8 Stück pro Deck), Autoloops, Rolls der Sampler und Slicer bedienen. Hinter diesen Modi gibt es jeweils eine weitere Ebene, wodurch auch noch Pitchplay, manuelle Loops, die sogenannten Pad FX, Fader FX und er Transport-Mode zugänglich werden. Wem das noch nicht ausreicht, hat noch die Möglichkeit, User-Modes per MIDI-Assign selber zu gestalten. Die Parameter-Buttons haben beim MKII eine neue Funktion erhalten. Per Mixer-Einstellung (Touchscreen) kann die Funktion der Knöpfe wahlweise von Parameter auf Instant Doubles, Silent Cue oder die Sync-Kontrolle geändert werden.
Wie schon angesprochen, haben im MKII die MAG FOUR-Fader ihren Einsatz bekommen. Das Gefühl, das ein Crossfader dem DJ gibt, ist sehr individuell und kann daher nicht bewertet werden. Die MAG FOUR bringen jedoch, so viel kann gesagt werden, den für RANE so typischen Bounce mit sich. Wer RANE-Fader liebt, wird auch die MAG Four lieben. Die Fader fühlen sich sehr smooth an. Für Mitbewohner gibt es hier auch etwas Positives zu berichten. Der MAG FOUR klappert nicht ganz so laut wie der MAG THREE. TV schauen ist also wieder etwas entspannter, während der DJ neben der Couch rumkratzt.