Besser als ein echter Plattenspieler?
Da ist er also, der … der Dings. Der Rane Twelve. Der Plattenspieler, der keine Platten spielt. Der Controller mit Slipmat und Twelve-Inch-Vinyl. Ein Uneingeweihten sicher absurd erscheinendes Stück Technik, das aber ein grundlegendes Problem einer gar nicht so kleinen Gruppe von DJs zu lösen verspricht. Die, die nur noch aus dem Grund mit Timecode-Vinyl auflegen, weil kein anderer Controller sich wirklich richtig anfühlt. Die Schwachstelle im System ist offensichtlich: Ein digitales Steuersignal wird auf Vinyl gepresst, von einem analogen Tonabnehmer abgetastet und irgendwo jenseits des Plattenspielers im Mixer oder Audiointerface wieder zurück in ein digitales Signal verwandelt, das die Software dann interpretieren darf. Inklusive aller Fehler, die sich durch Knistern und Knacken, Vibrationen und Rempler, Staub und Dreck an der Nadel, unzuverlässige Tonarmkontakte und wackelige Kabel einschleichen können. Bis hin zum Totalversagen, wenn der Timecode einfach nicht mehr in Stereo durchkommt. Ist ein „Worst Case“, aber einer, mit dem man sich gerade als reisender DJ häufig herumschlagen muss, denn schlecht gepflegte Technics-Oldtimer mit oxidierten Kontakten und mangelhaft isolierte Arbeitsplätze in Clubs und auf großen Bühnen sind keine Seltenheit.
Natürlich ist es keine neue Idee, auf den anfälligen analogen Signalweg zu verzichten. DJ-Software lässt sich über CDJs und Controller aller Art steuern, die sich aber eben nie so anfühlen wie das, womit so viele DJs ihr Handwerk erlernt haben: Vinyl-Feeling, eine 30 cm große Platte auf einer drehenden Scheibe mit Filzmatte dazwischen. Und auch das gab’s schon so ähnlich in digital, man denke nur an den dramatisch versenkten Technics CD-Player SL-DZ1200, den Numark CDX mit optischer Abtastung der Bewegung einer echten Schallplatte oder den Numark NS7, der als erster DJ-Controller das Prinzip etablierte, das auch der Rane Twelve benutzt: echte Teller mit echten Schallplatten (wenngleich damals nur 7“-Singles), deren Bewegung fest an der Spindel abgenommen wird. Eine Deck-Einheit des NS7 gab es 2010 sogar einzeln als Serato-Controller – genau dieser V7 ist also der direkte, wenn auch vergessene Vater des Rane Twelve. Jetzt aber, wo Rane und Numark zum selben Haus gehören, kommt die Idee im großen Stil zurück.
Der Rane Twelve ist also ein motorisierter DJ-Controller für Serato DJ Pro, der bis zu vier Software-Decks steuern kann, nach Wahl +/- 8, 16 oder 50 % Pitch-Bereich bei 33 oder 45 Umdrehungen pro Minute bietet und zusätzlich per Strip-Search durch den Track springen und acht Cue-Punkte triggern kann. Und das waren auch schon alle Features des Twelve. Überhaupt, Twelve: Mehr als deutlich orientiert Rane sich nicht nur in der Namensgebung am Immer-noch-Standard für Vinyl-DJing, der Technics 1200/1210-Reihe. Der Grund dafür, dass obiger V7 kein Erfolg wurde, scheint ausgemacht – zu viele Features, zu kleine Platte, zu weit weg vom Technics-Gefühl und obendrein nur für die „kleine“ Software-Variante für Controller, die damals Itch hieß und eher im Einsteigersegment Fans hatte. Jetzt will Rane es für den Mutterkonzern wissen, verzichtet auf all den Kleinkram und nahezu alle Features und zielt sehr genau. Auf DJs, die am allerliebsten einen Technics ohne Tonarm hätten. Machen wir uns doch nix vor.
Wie funktioniert denn genau die Abnahme des Bewegung bei dem Gerät und die Motorkraftübertragung?
Dreht der Teller mit Magnet drunter als Rotor und die Spindelachse hat zugleich lagernde Wirkung und ist Drehsensor? Die Löcher im Vinyl, in die die Nasen des Adapters greifen, welcher fest mit der Spindel über die Schraube verbunden ist, würden ja eine dementsprechend präzise Übertragung der Bewegung von der Platte auf die Spindel bedeuten.
Danke für die Aufklärung
@Danny Who Genau. Der Teller sitzt direkt auf dem Antrieb, die Spindel bewegt sich aber frei davon und ist mit dem Adapter verschraubt. Da wird die Bewegung abgenommen.