Praxis
Hier möchte ich erst einmal eine Warnung aussprechen. Der RCF M18 muss nämlich unbedingt korrekt gepegelt werden und das durchgehend vom Preamp bis zum Master. Zu viel Pegel quittiert der M18 nämlich mit Verzerrung. Beginnt man beim Einpegeln des Preamps, sollte der höchste Eingangspegel möglichst nicht über -10 bis -8 dBFS steigen. Dann beginnt nämlich der Vorverstärker zu verzerren. Auf der Kanal-Metering-Anzeige ist das in etwa der Beginn des gelben Bereiches. Leider beginnt dieser gelbe Bereich schon knapp über der Mitte der gesamten Metering-Anzeige. Wer also glaubt, ganz oben auf der Skala droht Übersteuerung, der irrt und wird mit Verzerrung bestraft.
Am Main Out sieht das Ganze ähnlich aus, nur dass die hörbare Verzerrung erst etwas später einsetzt (ab ca. -5 dBFS). Die Verzerrungen sind zum Glück nicht hart, sondern langsam stärker werdend. Doch das ist leider nicht alles. Die internen Effekte können nämlich digital übersteuert werden. 32 Bit Fließkommaberechnung oder ausreichend digitaler Headroom durch eine höhere, interne Bitrate sind scheinbar nicht vorhanden. Wenn man einen internen Effekt übersteuert, klingt das leider richtig schlecht. Dann bekommt man knallhartes digitales Clipping zu hören. Für zahlendes Publikum bei einer Live-Veranstaltung wäre das eine Zumutung. Vermeiden lässt sich das Problem, wenn man mit seinen Pegeln nicht in den gelben Bereich kommt, nicht im Kanalzug und auch nicht im Master. Aufpassen muss man auch bei der Amp-Simulation. Dreht man dort den virtuellen Master weit auf, ist die Chance hoch, dass man die nachfolgenden Effekte digital überfährt, was wiederum hartes Clipping zur Folge hat. Hier muss an jeder Stelle korrekt gepegelt werden, doch RCF macht das dem Nutzer mit ihrem Metering-Konzept nicht gerade leicht. Ich kann RCF nur raten, die Skalierung der Pegelanzeige anzupassen und vor allem eine virtuelle Clipping-Leuchte einzubauen. Noch lieber wäre mir jedoch, sie würden intern den digitalen Headroom vergrößern, was aber aufgrund der zugrundeliegenden Hardware eventuell nicht möglich ist. Dann wäre der M18 im Betrieb wesentlich gutmütiger und ich könnte mir Warnungen dieser Art sparen.
Kommen wir nun zu den guten Eigenschaften des M18 Digital Mixer. Die WLAN-Verbindung zwischen meinem iPad 2 Mini und dem M18 ist nämlich schnell aufgebaut und äußerst stabil. Den M18 einfach anschalten, kurz warten und in den WLAN-Einstellungen des iPad den M18 als Netz auswählen, fertig. Hier macht sich der M18-eigene WLAN Router positiv bemerkbar, der sowohl im 2,4 GHz und 5 GHz Frequenzbereich senden und empfangen kann. Selbst neben einem bestehenden WLAN-Netz mit einem Router und einem Repeater konnte ich den M18 auch durch mehrere Räume und Wände hindurch problemlos steuern. Die mitgelieferte WLAN-Antenne zum Anschrauben hat daran sicherlich ihren Anteil.
Zur Steuerung braucht man natürlich die MixRemote App von RCF, die sich aus dem App Store laden lässt. Es gibt die Software seit Kurzem übrigens auch für Android. So ist man nicht auf teure Apple-Hardware angewiesen oder kann sich ein Android-Tablet als günstigeren Notfall-Ersatz anschaffen. Die Bedienung braucht etwas Einarbeitungszeit, ist ansonsten aber problemlos und selbsterklärend. Ich hätte mir aber gewünscht, dass man die virtuellen Gain-Regler ohne Umwege erreichen kann. Unter Umständen braucht man hier zwei Klicks, um zur Preamp-Sektion zu kommen. Getestet habe ich den M18 mit der Remote App Version 2.0.0 und der Firmware Version 02.08.0221, die zu diesem Zeitpunkt die aktuellen Versionen sind. Das Firmware Update verlief unkompliziert, einfach die Firmware herunterladen, auf einen USB-Stick kopieren und hinten in den USB-Port des M18 einstecken. Nun noch die MixUpdate App von RCF auf dem iPad installieren und das Update kann beginnen. Seit der MixRemote-Version 2.0 ist übrigens eine clevere Funktion für die Fader hinzugekommen. Tippt man nämlich über oder unter die virtuelle Faderkappe, dann wird der Pegel nicht sprunghaft auf diesen Wert gesetzt, sondern um 1 dB herauf- oder herabgesetzt. Feineinstellungen gelingen so sehr komfortabel.
Ich hatte den M18 im Proberaum kurz im Praxistest anstelle meines Mackie Analog-Mixers. Die Aufgabe war simpel – drei Gesangsmikrofone, Bass und E-Gitarrenverstärker sowie die Bassdrum sollten über die PA laufen. Ich muss dazu sagen, wir sind laut und unser Sänger ist immer knapp unter der Feedback-Grenze. Ich habe es mit dem M18 leider nicht geschafft, den gewohnten Pegel ohne Feedback zu erreichen, selbst wenn die internen Dynamikprozessoren komplett ausgeschaltet waren. Für eine laute Rockband hat der M18 anscheinend nicht genug Headroom. Fairerweise muss ich aber sagen, dass er dafür auch nicht konzipiert ist.
Eine Profifirma, die ein absolutes Paradigma falsch umsetzt (alles unter 0dBFS darf nicht zerren, sofern die Quelle sauber ist), hat irgendwo reichlich geschlafen.
@Danny Who Dass die Eingangs- und Ausgangsstufen irgendwann anfangen zu zerren ist klar, aber solch hartes Clipping auf digitaler Ebene hat mich auch gewundert. Ich hätte gedacht, dass wäre heutzutage kein Thema mehr. Zumindest sind wir da durch moderne Mischpulte und DAW´s mit hoher interner Bitauflösung oder Fließkomma-Berechnung stark verwöhnt. Vielleicht lässt sich das aber auch programmiertechnisch beheben, wer weiß.
Danke für den ausführlichen Test, Robert. Das Konzept ist überzeugend und dennoch unbrauchbar. Ehrlich gesagt würde ich diesem Digital Mischer nicht einmal einen Stern geben. Ein Mischer, der derart schnell zu clippen beginnt, ist vergleichbar mit einem Auto, dessen Bremsen nicht funktionieren. Und dann ist die weitere Ausstattung auch egal. Nur meine Meinung.
@Martin Andersson Danke für den Kommentar. Um den Vergleich weiter zu führen: die Bremsen funktionieren schon, man darf nur nicht zu viel Gas geben.
Hatte am Wochenende worst-case Szenario mit der Band:
Gerät angeschaltet, kein WLAN sichtbar.
Reset nach allen 3 im Handbuch beschriebenen Szenarien durchgeführt – kein Erfolg, das Gerät war nicht zu erreichen.
Externen Accesspoint per LAN angeschlossen, ebenfalls erfolglos.
Dass man auf das Gerät zur Not nicht direkt per LAN über Browser erreichen kann, z.B. über einen Laptop, um zu sehen, ob das M18 überhaupt noch lebt, ist sehr unpraktisch und lässt einen total im ungewissen stehen.
Zum Glück konnten wir noch einen analogen Mixer auftreiben und den Abend (und die Gage) retten.
Hatten schon vorher das Phänomen, daß während der Live Mugge sich 2-3 mal Kanäle wie von selbst verstellten. Ich dachte erst, daß da vielleicht ein iPad Touchscreen ne Macke hat, aber nach dem letzten Wochenende bewerte ich das M18 als defekt.
Letztendlich finde ich den Ansätze von Mackie, wo man auch ohne WLAN arbeiten kann, weil das Gerät im Dock steckt, oder von Behringer (Browserintegration) zumindest etwas (betriebs) sichererer. Nochmal würde ich den M18 nur aus diesem Grund nicht kaufen, ansonsten eigentlich sehr ok.
Nach dem 10 Reset-Versuch im Büro gebe ich es jetzt auf und bringe das Gerät zur Post.
Selten so geschwitzt und geflucht ;-)))
@vssmnn Habe mir den RCF M18 letzte Woche gekauft und war echt begeistert, genau das richtige für meine Bedürfnisse im Proberaum und für die kleinen „Kneipen-Gigs“.
Das Problem, was du da beschreibst, also dass der mixer nichts mehr von sich gibt hatte ich jetzt auch.
Er funktionierte zwischendurch wieder einwandfrei, dann wider nicht… hat da schon jemand eine adäquate Lösung gefunden?
Ich meine, die Kommentare hier sind von 2017, vielleicht gibt es ja schon weitere Erfahrungen.
@vssmnn Fast 1 Jahr danach.. gestern wieder die gleiche Situation.
Kollege hatte zum Glück einen Behringer X18 mit.
Der Mist kündigte sich schon seit 3 Muggen an, spontane Mutes einzelner Kanäle und wundersame Pegeländerungen in den Kanälen, obwohl keiner dran rummacht.
Gestern auf dem Dorf gemuggt und das Teil angeschaltet,: Kein Wifi.
Die Reset-Prozedur ist die jämmerlichste Mistkaxxe, und sie funktioniert nicht mal.
Da kannst Du gern 20x versuchen, das Teil auf Werkszustand zurückzusetzen, da blinkert nix bei der Front-LED, was angeblich sein soll. Spontan war dann heute mal das WLAn da, um nach dem nächsten Anschalten wieder trotz X-fachem Reset nicht wieder zu erscheinen.
Das Ding ist einfach Mist.. großer Mist.
@vssmnn Das tut mir leid zu hören. Wenn dann noch die Zeit knapp wird vor der Mucke, dann sprießen die grauen Haare nur so. Das ist kein Spaß.
Wenn ich bei Live-Mucken Probleme hatte, dann entweder mit kaputten Kabeln oder mit Digitalpulten. Ein Yamaha 01V hat sich mal direkt nach dem fertigen Soundcheck verabschiedet und nur noch Rauschen mit Vollpegel von sich gegeben. Ein altes Mackie 8-Bus Analogpult musste aushelfen und klang megageil ohne Kompressoren, Gates und Effekte. Das hat selbst die Band auf der Bühne gemerkt.
Mit Soundcraft-Digitalpulten verbindet mich sowieso eine Hass-Liebe. Wie oft mich das SI Performer im Stich gelassen hat… Dropouts und Knackser bei der Benutzung der digitalen Stagebox trotz teurer Neutrik-Cat5-Kabeltrommel, und immer dann wenn man es gerade gar nicht gebrauchen kann.
Der Super-Gau dann an Silvester vor 3 Jahren, 21.30 die Hauptband spielt ihren 3. Song, ich schalte das Delay an und was kommt unvermittelt mit voller Härte aus den Boxen…weißes Rauschen mit Vollpegel. Neustart, neues Cat-5 Kabel, Frequenzweiche getauscht, Amps getauscht…Es half alles nichts, der Abend war gelaufen.
Den genauen Fehler konnte ich nie herausfinden, auch Thomann und Soundcraft nicht.
Mein Tipp: Tu dir den Streß nicht an und besorg dir etwas das zuverlässig ist. Das Leben ist zu kurz, um sich über schlechte Digitalpulte zu ärgern.