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Test: Realsamples, Luthéal Piano, Sample Library

(ID: 1305)

Sampling-Philosophie

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Der Sampling-Ansatz von Realsamples ist absolut puristisch, was sich ausführlich in einem von Nikolay Ketterer verfassten Artikel nachlesen lässt.
Kurz gesagt, es wird nur höchstwertiges Equipment benutzt, vom Mikrofon bis zum Wandler, und es werden alle Töne mit bis zu 32 Velocity-Stufen, 192 kHz Sampling-Rate und 24 Bit aufgezeichnet. Auf eine Klangbeeinflussung, die über die Positionierung der Mikrofone hinaus geht, wurde bewusst verzichtet.

Aufgenommen wurde über handgebaute Wagner U47w Röhrenmikrofone (von denen manche Nutzer behaupten, sie seien besser als die Neumann-Originale) über Crane Song Flamingo Vorverstärker und Universal Audio 2192 Wandler.

Registerzüge (Foto: Matthias Keller)

Registerzüge (Foto: Matthias Keller)

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Library-Umfang

Die komplette Library besteht aus über 9000 Samples, von denen die längsten fast 40 Sekunden lang sind! Jeder Ton ist also in voller Länge gesampelt. Das Piano-Register besitzt mit 32 Velocity-Stufen den größten Umfang und nimmt mit 11 GB fast die Hälfte der 5 DVDs in Anspruch. Alle weiteren Register wurden in 16 Velocity-Abstufungen gesampelt. Dazu gibt es für jeden Ton 8 verschiedene Release-Samples, die sonst bei Piano-Librarys gerne mal vernachlässigt werden. Auch Pedal-Samples werden mitgeliefert, doch sind sie in die Programmierung nicht eingebunden, da die meisten Sampler dies zum Zeitpunkt der Fertigstellung noch nicht unterstützten.

Man sollte für einen ausgiebigen Gebrauch definitiv nicht mit Arbeitsspeicher geizen. Dennoch konnte ich auf meinem etwas in die Jahre gekommenen Intel-Macbook mit zwei GB RAM recht problemlos bei 128 Samples Latenz spielen, nur beim Piano-Register gab es dann und wann Aussetzer. Was ich bei der riesigen Anzahl an Samples jedoch vermisst habe, sind separate Samples bei gelöstem Dämpfer.
Tritt man an einem echten Piano das Haltepedal und spielt einen Ton, dann schwingen die restlichen Saiten, da sie nicht bedämpft werden, mehr oder weniger mit, je nach harmonischem Verhältnis zum klingenden Ton. Der Klang bekommt dadurch einen eigentümlichen, wunderbar harmonischen Raum und es klingt definitiv anders, als wenn der Ton einfach nur weiterklingt, bis man das Pedal wieder loslässt. Zweites ist beim Luthéal-Piano der Fall, was ich schade finde, denn selbst das Standard Grand Piano in Logic besitzt Samples bei geöffnetem Dämpfer. Dafür hat das Logic Grand Piano auch nur vier Velocity-Stufen. Wenigstens beim Piano- und Clavecin-Register hätte ich mir Samples mit gelöstem Dämpfer jedoch gewünscht. Bei den beiden anderen Registern ist sowieso ein Dämpfer auf der Oktave. Dafür hätte ich beim Piano auch nur 16 Velocity-Stufen und teilweise kürzere Samples in Kauf genommen.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Vielen Dank für den Test – zu der unterschiedlichen Latenz folgende Anmerkung: Dass das Sample nicht erst bei dem klanglichen Ton startet, sondern schon davor (bei Beginn der ersten Hüllkurve) ist bewusst gemacht, da bereits durch die Mechanik bzw. den Tastendruck minimale Geräusche entstehen. Diese machen unserer Meinung nach den „realen“ Eindruck des Instruments erst komplett (bitte einmal den Beginn loopen und hören); bei einer absoluten Gleichschaltung der Ansprache würde ein künstliches Piano herauskommen, was nicht unserer Philosophie entspricht.

    Durch die zusätzliche Rechner-Latenz beim Einspielen kann je nach Einstellung eine gefühlte Latenz entstehen – in dem Fall einfach die Rechner-Latenz heruntersetzen.

    Jedes der Einzelsamples wurde von mir von Hand geschnitten; das wird daran deutlich, dass auch die Fade-Out-Kurve am Ende der Samples für jedes Sample individuell gewählt ist in der Länge, so dass sie jeweils optimal passt und unauffällig in die Unendlichkeit übergeht – etwas, das mit einem Batch-Prozess nicht möglich gewesen wäre.

    Dass die Einzelsamples unterschiendlich beginnen, hängt damit zusammen, dass jedem Sample mit der individuellen Ansprache der Tastenmechanik Rechnung getragen wurde. Das Gesamtergebnis wurde mit verschiedenen Testern ausprobiert, um sicherzustellen, dass mit niedriger Latenz das Spielgefühl entsprechend transportiert wird. So wurde die Luthéal Piano-Library auch vom Peabody Institute der John Hopkins University in Baltimore auf der Bühne mit großer Zufriedenheit eingesetzt.

    Nicolay Ketterer – realsamples

    • Profilbild
      Tyrell RED

      Hallo Nicolay, habe mich wirklich über Deinen Kommentar gefreut. Wäre wirklich toll wenn diese Möglichkeit noch mehr Hersteller nutzen würden. Deine Argumente sind nachvollziehbar und steigern die Wertigkeit Deiner Produkte nochmals deutlich!!!

    • Profilbild
      r.biernat RED

      Danke für den Kommentar, auch ich finde es gut wenn sich die Hersteller von Produkten selbst zu Wort melden, das passiert viel zu selten.

      zu deiner Anmerkung:
      Hört man mit hoher Lautstärke ab oder betrachtet man ein einzelnes Sample mit extremer Vergrößerung im Sample-Editor, dann zeigt sich, dass dort etwas ist, was der Tastenanschlag sein könnte. Spielt man das Sample über eine Tastatur, hat diese selbst eine gewisse Verzögerung, vom Anschlagen der Taste bis die Midi-Note gesendet wird. Dazu kommt die Rechnerlatenz. (für mich reicht 128 Samples normalerweise auch für Schlagzeugeinspielungen aus)
      Spielt man nun einen Ton des Luthéal Piano, beginnt dieser mit dem originalen Tasten-Anschlaggeräusch und der dazugehörigen Verzögerung bis der Hammer auf die Saite schlägt. Das ist vom Klang her natürlich originalgetreu, doch vom Spielgefühl her ist es in jedem Fall indirekter als das Original.

      Ich bewerte für ein Sample-Instrument das Spielgefühl höher, als das letzte Bisschen Originaltreue, wobei dafür auch Samples bei abgehobenem Dämpfer wünschenswert gewesen wären, zumindest beim Piano-Register.

      Vielleicht bin ich da etwas kritischer als das Peabody Institute.

      Robert Biernat

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