Riemenantrieb: Eine gute Idee für einen DJ-Plattenspieler?
Mutig ist es ja schon ein wenig, im Jahr 2019 einen DJ-Plattenspieler mit Riemenantrieb anzubieten. Reloop jedoch riskiert es und bietet mit dem Reloop RP-1000 MK2 genau so ein Modell an als Nachfolger für die vor vielen Jahren bereits erschienen MK1-Version.
Vor über 10 Jahren war dies im Einsteigerbereich noch vollkommen normal, die direkt angetriebenen Modelle waren hochpreisig, viele Einsteigermodelle waren Riemen betrieben. Derweil gibt es dank der großen Anzahl von OEM-Modellen auch viele preislich günstige DJ-Plattenspieler mit Direktantrieb, Riemen betriebene Plattenspieler findet man klassischerweise auf dem HiFi-Markt.
Der Reloop RP-1000 MK2 jedoch hat den Anspruch, ein DJ-Plattenspieler, aber auch HiFi-Plattenspieler zu sein, wobei man sagen muss, dass Anspruch bei einem Kaufpreis von rund 220,- Euro nicht zu hoch bewertet sein sollte.
Nichtsdestotrotz sollte und muss der Reloop RP-1000 MK2 natürlich den grundsätzlichen Ansprüchen genügen, auch wenn er nicht auf den professionellen DJ abzielt, sicher auch nicht auf den klassischen HiFi-Kunden, sondern auf den Einsteiger-DJ oder den DJ mit schmalem Geldbeutel, der einen Plattenspieler zum Hören von Platten wünscht und vielleicht auch mal „ein wenig“ auflegen möchte.
Reloop RP-1000MK2 – ein erster Blick
Geliefert wird der RP-1000MK2 in Einzelteilen. Keine Sorge, hier bedarf es keiner Ingenieurskunst, um das Gerät einsatzfähig zu machen, es sind nur ein paar Teile.
Geliefert wird der Körper, Plattenteller, Gegengewicht und Headshell samt Tonabnehmersystem.
Der Aufbau ist in wenigen Handgriffen erledigt. Das Tonabnehmersystem am Headshell kann dank SME-Anschluss am Tonarm einfach angeschraubt werden, ebenso das Gegengewicht an der Rückseite des Tonarms.
Der Plattenteller findet seinen Platz auf der Spindel, einzig der Riemen muss noch an der Antriebswelle platziert werden. Durch zwei große Öffnungen am Plattenteller lässt sich dies jedoch gut und ohne Gefummel ermöglichen.
Der Reloop RP-1000MK2 ist in Schwarz erhältlich. Die Oberfläche ist dabei aus Metall, die Unterseite, das Gehäuse-Chassis aus Kunststoff.
Hinsichtlich der Ausstattung ist das Modell sehr einfach gehalten. Die Start/Stop-Taste befindet sich linksseitig vor den Strobe-LEDs (rot). Hier sitzen auch die beiden Tasten zur Wahl der beiden Geschwindigkeiten 33 1/3 und 45 RPM.
Es gibt eine Nadelbeleuchtung mit klassischer gelblicher Glühdraht-Lampe, diese ist versenkbar und damit abschaltbar.
Auf der rechten Seite befindet sich der s-förmige Tonarm. Die Tonarm-Base ist nicht höhenverstellbar, auch wenn der geriffelte Ring an dieser rein visuell einen anderen Eindruck vermittelt. Es gibt ein kleines Rädchen zum Einstellen des Anti-Skatings, ebenso einen Tonarm-Lift. Soweit, so klassisch.
Rechtsseitig befindet sich auch der Pitchfader mit einer Range von +/-10 %, fix. Fix, das heißt die Range ist nicht einstellbar. Eine kleine grüne LED markiert neben der Skala den Nullpunkt.
Verbessert hat man zum Vorgänger, so der Hersteller, nicht nur die Oberseite des Gehäuses, sondern auch die Tasten am Gerät im Hinblick auf die Haptik und den Druckpunkt.
Am Headshell schon vormontiert befindet sich ein Reloop OM-System aus der Produktion von Ortofon. Damit ist der Einstieg schnell erledigt und die Frage nach dem richtigen Tonabnehmer ist dem Kunden auch schon abgenommen.
Hinsichtlich der Maße und des Gewichts ist der Reloop RP-1000MK2 relativ klassisch. Relativ. Mit den Maßen befindet man sich im Bereich der bekannten DJ-Plattenspieler, das Gewicht jedoch lässt erkennen, was man beim Anheben des Gerätes spürt: Das Gerät ist sehr leicht. 5,7 kg wiegt der Plattenspieler laut Hersteller, ist damit eher ein Leichtgewicht unter den DJ-Plattenspielern.
Das geringe Gewicht folgt sicherlich aus der Kunststoff-Unterseite, der leichten Oberschale aus Aluminium und dem leichten Motor. Zudem gibt es kaum Zusatzfunktionen, die rein bezogen auf das Material Zusatzgewicht bedeuten würden.
Auffallend beim Zusammenbau sind an verschiedenen Stellen bereits Abstriche, die man hingegen höherpreisigen Modellen machen muss. So ist der Plattenteller unterseitig nicht gummiert und damit nicht gegen Vibrationen gedämpft. Reloop selbst nutzt diesen Punkt geschickt für die Nennung des Pluspunktes, nämlich dass entgegen eines direkt betriebenen Plattenspielers der „precision-engineered die-cast“ Plattenteller somit besser vom Motor entkoppelt ist und somit auch weniger von den Vibrationen des Motors betroffen ist. Punkt für euch Reloop, zumindest hinsichtlich der Beschreibung. Allerdings bedeutet „die-cast“ nur Druckguss und „precision-engineered“ halte ich bei dem leichten Plattenteller aus Aluminium für ebenso übertrieben, wie generelle Vorzüge eines Riemenantriebs gegenüber einem Direct-Drive-Plattenspieler als bewusst gewählten Vorteil aufzuzählen. Bei einem DJ-Plattenspieler. Davon abgesehen, auch das Gegengewicht lässt sich nicht so sauber und weich auf den Tonarm schrauben, wie man es von anderen Modellen her kennt.
Praxistest des DJ-Plattenspielers
Die Menge der Funktionen, beziehungsweise eher die Minimierung der Funktionen, lässt den Praxistest des Gerätes relativ kurz ausfallen.
Der Riemenantrieb bringt unweigerlich die geringere Kraftübertragung von Seiten des Motors mit sich. Eine genaue Angabe gibt es nicht, die Start- und die Stopp-Zeit des Plattentellers wird jedoch mit unter einer Sekunde angegeben. Auffällig ist der Wert der Gleichlaufschwankungen, < 0,25 % ist der angegeben Wert. Andere günstige Direkt-Antriebler liegen hier bei < 0,1 %, hochwertige Modelle bei unter 0,01 %. Für den DJ sicherlich eher weniger interessant, für den HiFi-Enthusiasten dürfte dieser Wert jedoch zu hoch sein. Mit Hinblick auf den Preis des Gerätes jedoch sollte man diesem Wert nicht mehr Wert beimessen als angemessen.
Trotz des Riemenantriebs hat der DJ-Plattenspieler für Einsteiger verhältnismäßig viel Kraft und kann diese auch übertragen. Das kann natürlich kaum mit einem Plattenspieler mit Direktantrieb konkurrieren, rein gefühlt aber verhält sich das Gerät wie ein schwacher Direktantrieb. Wohlgemerkt beim Back-Cueing mit wenig Druck auf der Platte. Das geht einem als Platte-geübtem DJ recht leicht von der Hand, bei einem Anfänger besteht die Gefahr, dass dies anders ausschaut.
Problematischer wird es dagegen beim Scratchen, aber auch beim Pitchbending. Beim Scratchen droht der Plattenteller nach kurzer Gegenwehr je nach Kraft auf die Platte stark abzubremsen / zum Stillstand zu kommen. Irgendwann gewinnt die Kraft auf den Teller, statt die Kraft unter dem Teller und bremst den Plattenteller mehr und mehr ab.
Noch dazu kommt die mangelnde Stabilität von Abnehmer in der Rille als Folge der leichten Bauform des Gerätes, speziell Tonarm, Gehäuse und Plattenteller. Vibrationen werden nicht nur von außen leicht übertragen, auch alle Einwirkungen auf Plattenteller und somit Tonarm machen sich schnell bemerkbar. Es hilft, natürlich, ein gut eingestelltes Anti-Skating wie auch Auflagegewicht. Für das Anti-Skating gibt es einen Bereich von 0 bis 7 Gramm.
Beim Pitchbending kommt natürlich hinzu, dass man hier bei nicht nur den Plattenteller abbremst, sondern ihn auch beschleunigt. Hierbei macht sich natürlich auch das geringe Gewicht des Plattentellers bemerkbar.
Da der Riemen nur als Reibungspunkt auf der Welle liegt, funktioniert hier die Kraftübertragung auch beim Abbremsen nicht gleich einem direktangetriebenen Modell.
Das sanftere kontrolliertere Pitchbending wäre daher über den Pitch-Fader möglich, eine Technik, die aber heute nur noch sehr wenige DJs nutzen / sicher ein Beginner nicht nutzen wird.
Qualität und Haptik des Reloop DJ-Plattenspielers
Nun, erste Regel in diesem Fall, ein Blick auf den Preis. Wir liegen bei knapp über 200,- Euro. Damit fallen einige Dinge, die ich gern gesehen hätte, aus dem Anforderungsprofil raus. Dazu gehören nicht nur Extra-Funktionen, sondern auch einige qualitative Punkte. So kann man bei dem Preis nicht erwarten, dass das Gerät gedämmt ist, um eine Club-Situation zu meistern. Dies betrifft das Gehäuse wie auch den Plattenteller. Ebenso wird man Abstriche machen müssen bei den Bedienelementen.
Es dominiert Kunststoff, der keinen Preis für Design oder Haptik gewinnen wird. Zwar ist der Druckpunkt der Tasten in Ordnung, aber er bereitet auch keine Aha-Erlebnisse, sondern lässt erkennen, dass der RP-1000MK2 das günstige Modell der Serie ist. Das ist in Ordnung, keine Frage. Ebensolches gilt für den Tonarm. Das Gerät wiegt nicht ohne Grund unter 6 kg.
Schade finde ich mit Hinblick auf die Langlebigkeit, dass der häufige Schwachpunkt (es liegt am Nutzer, aber es ist so), das Kabel fest im Gerät verbaut ist. Während der Stromanschluss per abnehmbarem Kabel funktioniert, ist das Audiokabel fest im Gehäuse verbaut. Bei einem Kabelbruch wird der Fachmann ran müssen. Das ist schade, aber kein Mangel.
Für roundabout 200,- Tacken darf man jetzt keine Kunststücke oder gar HighEndiges erwarten. Aber Butter bei die Fische…ein Riemenantrieb für DJ´s ist jetzt nicht die Antriebsart die man dort bevorzugt.
Der Riemen schleift beim Anhalten des Tellers permanent am Antriebspulley und auch das notwendige schnelle hochlaufen bis zur Sollgeschwindigkeit funktioniert dabei auch nicht optimal um damit Beatgenau mischen zu können. Als Gerät für den Hobby Einsteiger zum üben vllt. ok – oder weil man einfach nur im unteren Preissegment Platten hören will weil man eine ähnliche Optik wie die ehrwürdigen und altgedienten Topp Clublaufwerke von Technics SL 1210 im Jugendzimmer haben möchte.
oha,Flashback in die Zeit anno 92-93 als ich mir noch keine zwei Technics leisten konnte.Mein Riementriebler kam damals von Monacor.Und um die Eingangsfrage zu beantworten:nein zu Riemenantrieb bei Deejot Playa.Heute gibts ja viele Alternativen und ich glaube der günstigste DD Turntable dürfte doch nicht so viel teurer sein,oder?Sonst lieber auf dem Gebrauchtmarkt umschauen.Ausserdem: wer auf nem Riemenantrieb mixen lernt wird sich nochmal gehörig umstellen müssen,wenn er das erste mal einen MK unter den Fingern hat…
@fmq75 Ich denke auch, ein paar Euro mehr und es gibt schon den RP-2000MK2 mit Direktantrieb. Das reißt kein großes Loch in die Geldbörse, bringt aber deutlich mehr Spaß :)