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Test: Reloop Turn 2, Hi-Fi-Plattenspieler

(ID: 201332)

Der günstige Dreher in der Praxis

Nachdem nun alles installiert ist, ist der Schritt in die Praxis schnell gemacht. Besonders jetzt, wo wir auch alle wissen, wie man den Turn2 anschaltet. Also, Platte drauf und los. Viel einzustellen gibt es ja sowieso nicht und wählen zwischen unterschiedlichen Ausgangspegeln gibt es auch nicht. Einfach. So soll der Turn 2 aber auch sein.

Platte auf den Teller und los. Eingeschaltet beginnt sich der Plattenteller sofort zu drehen. Start oder Stop gibt es nicht. An und Aus bedeuten gleichermaßen auch Start und Stop des Plattentellers. Der Motor läuft relativ geräuscharm – bei Stille im Raum und einem Ohr nahe dem Plattenteller ist er zu vernehmen. Verhältnismäßig kraftoll scheint er zu sein, denn beim Start hört man ein leichtes Quietschen des Riemens, sobald die Spindel Kraft auf diesen überträgt.

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Den Tonarm-Lift nutze ich nicht, im folgenden Punkt findet sich auch die Antwort, wieso ich dies nicht tue.
Also Arm in Richtung Platte, langsam absetzen und schauen, was passiert.
Wie gewohnt schallen einem nach dem Knistern die ersten Töne entgegen. Das OM10 tut dem Ganzen etwas Gutes, im Gegensatz zu den sonst gewohnten DJ-Systemen mit sphärischem Schliff, hohem Ausgangspegel, aber ohne klangliche Brillanz.
Klangliche Brillanz bringt auch das OM10 nicht mit sich, ohne Frage aber eine neutralere Klangwiedergabe, besonders in den Mitten und Höhen. Die tiefen Frequenzen sind verhaltener, klarer, die Höhen feiner und die Mitten sanfter. Die Räumlichkeit, das milde Volumen von hochpreisigen Systemen und Plattenspielern aber kann der Reloop Turn2 mit dem Ortofon OM10 System nicht in den Raum bringen. Zu viel verlangt aber auch für einen Preis, der mit einer 2 beginnt und danach nur noch zwei Stellen hat.

Der Deckel ist während des Tests nicht montiert – ohne sieht der Turn 2 einfach schöner aus. Der Deckel stört hochgeklappt doch den minimalistischen Eindruck und von heruntergeklappten Deckeln beim Abspielen kann ich mich nicht begeistern lassen. Das Auge hört mit.

Damit wäre zum Praxis-Teil eigentlich schon alles gesagt.
Für die Hi-Fi-Enthusiasten, gehört wurden:
Kettcar – Ich vs. Wir (Grand Hotel Van Cleef, 2017),
Tom Petty – Full Moon Fever (MCA Records, 1989),
Anna Ternheim – All the way to Rio (Universial Music, 2017)

und noch ein paar mehr Platten, einfach so, weil es Spaß macht. Damit sind aber zwei aktuelle Platten und ein Klassiker zum Nachhören mitgegeben und so kann jeder feinlauschend zu Hause versuchen nachzubilden, ob die Gitarre von Tom Petty wirklich auf Seite B Track 2 so prägnant durchkommt, wie ich behaupten würde.
Entschuldigt zu viele Hi-Fi-Berichte in letzter Zeit gelesen zu sehr hochpreisigen Plattenspielern oder Verstärkern und manchmal muss ich einfach lachen, was einige Ohren meinen, plötzlich hören zu können. Manchmal scheint es so, als wäre der Amp der bessere Mixing-Engineer.

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Weiß auf Weiß. Ach, das macht es noch schöner

Qualität und Haptik

Haptisch finde ich den Reloop Turn 2 eigentlich sehr sexy. Das Wort ist fragwürdig, aber ich denke, was ich ausdrücken möchte. Ein Weg durch das Gerät erklärt es vielleicht ein wenig. Die Haube sitzt mit ein wenig Abstand zum Außenrand auf dem Plattenspieler und öffnet elegant und mit schönem Klang. Will sagen: Die Haube klingt beim Anfassen nicht nach billigem Plastik. Der schwarze Plattenteller ist ein einladender Ablageplatz für die Platten und auch der Tonarm fasst sich gut an. Es wackelt nicht, er bewegt sich leichtläufig. Ein wenig schade finde ich das viele Plastik an der Tonarm-Base – weniger, dass es Kunststoff ist, mehr, dass man dies sieht. Der leicht glänzende Kunststoff mit dem silbernen Farbakzenten des Griffs des Tonarmlifts sowie des Stifts der Tonarmhalterung fallen ebenso ein wenig aus der Reihe. Wenn schwarz, dann doch bitte gesamt – gerade bei einem so minimalistischen Äußerlichem.

Orientiert im Design hat man sich offenbar ein wenig an den TEAC oder Pro-Ject Plattenspielern.

Leider überzeugt mich der Tonarm-Lift nicht. Dieser ist nicht gefedert auf dem Weg nach oben. Drückt man den Hebel mit normalem Druck nach oben, schießt der Tonarm quasi in die Höhe bis zum Anschlag und schnellt zurück auf den Lift, hüpft hier noch zwei bis drei mal nach, bis er liegen bleibt. Zudem versetzt sich der Tonarm während seiner „Flugphase“, was dazu führt, dass die Nadel danach nicht mehr an der Stelle niedergehen wird, wo man sie angehoben hat – Anti Skating sei Dank.

Möchte man dies Problem umgehen, muss man den Hebel schon in Zeitlupentempo bewegen. Für mich persönlich nicht wichtig, ich benutze keinen Tonarm-Lift – in jedem Fall aber ein Manko.

Qualitativ gibt es hinsichtlich der Bauteile wenig zu beanstanden. Insgesamt wirkt der Plattenspieler seinem Preis angemessen stabil und gut verarbeitet. Bei den Füßen hätte ich mir ein wenig mehr als die offensichtlich günstige Gummifuß-Lösung gewünscht, mehr haptisch als optisch.

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Fazit

299,- Euro für einen Hi-Fi-Plattenspieler mit einem Ortofon System? Klingt nach keinem schlechten Angebot und ist es auch nicht. Klar sollte sein, dass der Reloop Turn 2 bei der Kritik von echten Hi-Fi-Fans nicht überzeugen werden kann, außer, sie vergessen wirklich den Preis nicht. Für den günstigen Plattenspieler zu Hause aber ist der Turn2 keine schlechte Wahl. Minimalistisch im Design, schlank in den Funktionen. An- und Aus-Schalter links versteckt, Schalter für die Drehzahl rechts versteckt. 33 1/3 und 45 Umdrehungen, kein Schnickschnack wie 78 RPM. Dafür wird ein ordentliches Tonabnehmersystem mitgeliefert, vorinstalliert am Headshell. Plug and play die ganze Geschichte. Der Deckel kann problemlos entfernt, die Füße leider nicht verstellt werden. Das eine ist gut, das andere ein kleiner Minuspunkt.

Ansonsten überzeugt der Turn 2 durch einfache Handhabung und eine solide Performance, passend zum Preis von nicht einmal 300,- Euro.

Plus

  • unaufgeregtes, minimalistisches Design
  • drei Farben verfügbar
  • Abdeckhaube wird mitgeliefert und kann, muss aber nicht montiert sein
  • Ortofon OM10 wird mitgeliefert
  • faires Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • Tonarm-Lift ohne Federung beim Anheben
  • Füße nicht verstellbar - kein Ausbalancieren des Gerätes möglich

Preis

  • Ladenpreis: 299,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Numitron AHU

    Um den preis kann man sich auch das original (pro ject) holen.
    Meiner war sogar noch etwas billiger.
    Aber jedem das seine. :-)

    • Profilbild
      iggy_pop AHU

      @Numitron Ich wollte es gerade sagen, das Ding sieht aus wie ein Project — das Auge ißt bekanntlich mit, und ästhetisch gibt’s am Project nichts auszusetzen, außer, daß er unter’m Strich ein eingedampfter Sparplayer ist für Leute, denen es eher um Form als um Funktion geht. Wenigstens muß man dieses Gerät nicht mehr teilweise demontieren, um die Geschwindigkeit zu ändern… das kann man Fortschritt nennen. Muß man aber nicht.
      .
      Lieber einen gut erhaltenen Thorens TD 166 Mk. 2 oder TD 320, die sind auch heute noch ihr Geld wert. Der Hifi-Gebrauchtmarkt hat so viele Schätze zu bieten, da braucht es heute nicht noch mehr Müll von morgen.
      .

  2. Profilbild
    Murano

    Immerhin bietet dieser Plattenspieler im Gegensatz zu so manchen anderen in der Szene etwas verächtlich als „Brettspieler“ bezeichneten Geräte eine Tourenumschaltmöglichkeit per Knopfdruck, das mühsame Umfummeln des Antriebsriemens fällt also weg. Und das verbaute Ortofon OM-System kann durch einen simplen Nadelwechsel ordentlich bis markant aufgewertet werden – so bietet die 40er-Nadel einen superscharfen Gyger-Nadelschliff, der wirklich jedes Details aus der Plattenrille herausholt. Ob der verbaute Tonarm mit einer solchen Nadel klarkommt, ist eine andere Frage.

    Gleichwohl sehe ich in diesem Gerät primär ein schickes Design-Stück für Leute, die alle ein bis zwei Monate vielleicht mal eine Platte hören möchten. Wer höhere Ambitionen hat, aber nicht mehr Geld ausgeben möchte/kann, ist etwa mit einem guterhaltenen alten SABA PSP350 für einen Hunderter und beispielsweise einem neuen Audio Technica VM95ML-Tonabnehmersystem (ganzer Diamant, Microline-Schliff) für rund 180.- besser bedient.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Fürs normale Hören zu Hause benutze ich seit Urzeiten einen Dual 1225. Ich hatte auch mal den genialen 1229, der wurde mir aber leider aus unserem damaligen Studio gestohlen, den gleich daneben stehenden Minimoog meines Kumpels haben sie dagelassen… das soll einer verstehen.

    Der hier gezeigte Plattenspieler sieht ganz gut aus und scheint technisch alles Notwendige mitzubringen, der Preis hört sich auch brauchbar an. lch halte halt immer die Augen offen bezüglich neuer Geräte, falls mein 1225 mal die Grätsche macht, aber er läuft, und läuft, und läuft… 200 – 300 Euro ist genau meine Preisklasse, mehr ist für zu Hause m. E. nicht nötig, zumal wenn eine umfangreiche Sammlung alter Platten vorhanden ist, die meist schon so ausgeschabt sind, daß sich jenseits von 14kHz eh nix mehr tut.

    Ich mag Vinyl sehr, bin damit aufgewachsen und habe imer noch fast alle meine Platten (ca. 1000 Stück), aber wenns richtig Hifimäßig werden soll, kommt man mit den alten Scheiben nicht mehr weit. Nicht falsch verstehen, Platten sind prima, gerade dreht sich „Gisela“ von Pankow (Contempo), paßt irgendwie gut zum Sound des Dunstabzugs in der Küche… nur darf man sich vom Sound halt keine Wunder erwarten, egal was man auch an Technik auffährt, denn was nicht auf der Scheibe drauf ist, kriegt man auch nicht runter.

  4. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Noch was zum Thema „Schwingende Haube“ — was für ein Bullshit. Die Haube fängt nur dann an, in Bewegung zu geraten, wenn bei der Aufstellung des Drehers grundlegend etwas falsch gemacht (oder schlimmer: gestümpert) wurde oder der Dreher (womöglich durch stümperhaften Umgang und Aufstellung) Schaden genommen hat. Sorgfältig konstruierte Plattenspieler werden ihren Motoren keine Unwucht mit auf den Weg geben, die das Chassis und alles, was daran hängt, mit in Unruhe versetzt. Mechanisch übertragene Geräusche und Laufunruhe kenne ich nur von reibradgetriebenen Rumpelkisten.
    .
    Wasserwaage und/oder Libelle sind unabdingbar, wenn man den Plattenspieler aufstellt. Tonarmlehre und Justagehilfen sollte man ebenfalls nicht außer Acht lassen.
    .
    Schwingender Deckel… hat man Worte?
    .

    • Profilbild
      PantherRhej

      @iggy_pop Lautsprecher daneben gestellt oder zu laut aufgedreht und schon fängt die Haube an zu pöbeln.
      So schnell wie einige Kommentatoren mit ihrem Sprachsatz.

      LG

      • Profilbild
        iggy_pop AHU

        @PantherRhej Lautsprecher in direkter Nähe zum Laufwerk aufzustellen, fällt unter die Rubrik „Gestümper“.
        .
        Aber das wußtest Du bestimmt schon.
        .

        • Profilbild
          PantherRhej

          @iggy_pop Kommt drauf an wie.
          Mit der Haube wird das „wie“ aber ganz schnell ad absurdum geführt.

          LG

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