Der kleine Grüne!
Bei dem Revv G2 handelt es sich um ein Crunch- und Verzerrerpedal für E-Gitarre, das klanglich dem grünen Kanal des Revv Generator Amps nachempfunden ist. Wir haben den Test gemacht.
Inhaltsverzeichnis
Das Konzept des Revv G2 Anniversary Edition
Man könnte sagen, dass die kanadischen Revv Amps es in den letzten zehn Jahren zu einem nicht zu unterschätzenden Bekanntheitsgrad gebracht haben. Wenngleich man die Verstärker relativ selten auf den Bühnen sieht, so genießen diese Amps insbesondere im Hard- und Heavy-Lager einen sehr guten Ruf.
Dies ist nicht zuletzt dem Generator 120 Modell geschuldet, das insbesondere mit dem Purple und dem Red Channel die Herzen vieler Hard-Rocker und vor allen Dingen Heavy-Metaller hochschlagen lässt. Besagte Kanäle wurden bereits in der Vergangenheit von Revv mit den Pedalen G3 und G4 nachempfunden. Interessanterweise legt Revv nun mit dem Revv G2 Anniversary Edition Pedal eine weitere Ausführung aus der Generator-Palette nach.
Es handelt sich dabei um den grünen Kanal, der am Verstärker für angezerrte Sounds zuständig ist und von der Verzerrungsgradmöglichkeit teilweise sogar ein wenig in den Lead-Bereich hineinreicht. Ich muss der Fairness halber sagen, dass ich das Pedal zunächst etwas skeptisch betrachtet hatte.
Ich konnte unlängst den Revv Generator 120 Anniversary für AMAZONA.de testen und so sehr mich auch der Purple- und der Red-Channel überzeugt haben, so wenig konnte ich Gefallen am grünen Kanal finden. Der Kanal war mir viel zu undynamisch, viel zu straff abgestimmt und hatte für meine Verhältnisse einen deutlich zu amerikanisch hoch komprimierten Ansatz, als dass er in der Lage gewesen wäre, echte interaktive dynamische Zerrgrade zu produzieren.
Umso mehr war ich natürlich darauf gespannt, inwieweit das Revv G2 Anniversary Edition Pedal diesen Ansatz übernimmt. Ist das Pedal wirklich eine möglichst nahe Kopie des grünen Kanals und übernimmt es damit auch seine Schwachpunkte oder ist das Pedal vielmehr ein eigenständiges Produkt, das doch durch einen sehr eigenen klanglichen Ansatz deutlich mehr zu überzeugen weiß. Wir werden sehen.
Die Konstruktion des Revv G2 Anniversary Edition
Wie bereits erwähnt, feiert Rev sein zehnjähriges Bestehen und bringt in diesem Zusammenhang nicht nur eine Anniversary-Ausführung seines Generator 120 Schlachtschiffs auf den Markt, sondern auch alle bisherigen Pedale bekommen ein anderes optisches Layout und sind klanglich laut Herstellergaben auch anders abgestimmt.
Dass die Pedale, die in Kanada gefertigt sind, immer noch zu einem Großteil in Handarbeit hergstellt werden, sieht man unter anderem bei dem mir vorliegenden Pedal daran, dass der Revv Aufkleber ein Hauch schief angebracht ist. Nicht wirklich schlimm, aber es zeigt die Handarbeit.
Ansonsten ist der erste Eindruck des Pedals hervorragend. Wir haben es mit einer schwarz-matten Lackierung zu tun, wobei alle elektronischen Bauteile in einem sehr massiven Gehäuse untergebracht sind. Auch die Verarbeitung ist tadellos. Man sieht keinerlei Unsauberkeiten an den Kanten, Ecken oder sonstigen schwierigen Übergängen. Glücklicherweise hat sich Revv auch dazu entschieden, den In- und Output auf die Stirnseite zu platzieren, weil diese Anordnung es ermöglicht, die Pedale näher nebeneinander zu platzieren, ohne dass man ständig darum kämpfen muss, irgendwelche möglichst flachen Kabel oder sonstige Steckverbindungen an den Seiten anbringen zu müssen.
Das Pedal läuft mit 9 V und ist damit ein Standard-Overdrive-Pedal. Standard-Overdrive-Pedal allerdings nur, sofern es um diese Anschlüsse geht, denn bereits ein kurzer Blick auf die Oberfläche zeigt, dass das Pedal klanglich weit mehr im Angebot hat. Neben den Standards wie Volume und Gain verfügt das Revv G2 Anniversary Edition Pedal über eine 3-Band-Klangregelung, bestehend aus Bässen, Mitten und Höhlen.
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Abgesehen davon, dass mir die Farbe der Potiknöpfe sehr gut gefällt, ist die Qualität der Potentiometer wirklich herausragend. Sie laufen angenehm schwergängig, sodass sie sich nicht versehentlich verstellen und haben einen sehr angenehmen Grip, zuzüglich einer sehr guten Führung. Wie sich später auch heraussehen sollte, gibt es keinerlei Frequenz- oder Signalsprünge innerhalb der Regelwege.
Dem entgegengesetzt ist leider von der Qualität her der kleine 3-Wege-Minischalter in der Mitte des Pedals, der eine unglückliche Liaison zwischen „hakelig“ und „dezent indirekt“ an den Tag legt. Natürlich ist es schwierig, einen Schalter zu finden, der noch zwischen diesen Reglern seinen Platz findet. Allerdings kann man den Regler meines Erachtens nur sauber mit zwei Fingern umschalten, da man sonst ständig Gefahr läuft, dass man in eine Position springt, die man gar nicht haben möchte. Es ist nicht wirklich ein Problem, aber es fällt doch sehr stark auf, wenn man im Gegenzug die Qualität der Regler dagegen nimmt.
Auch der On-Off-Schalter ist von sehr guter Qualität und hat einen angenehmen, langen Schaltweg, wo man auch richtig „drauflatschen“ kann und auch mit einem entsprechenden Schaltgeräusch hört, dass das Pedal aktiviert wurde. Zusätzlich informiert noch eine kleine grüne LED über den Status des Pedals.
Das Revv G2 Anniversary Edition Pedal kommt vom Werk aus ohne aufgeklebte Gummifüße daher. Allerdings ist ein Satz Gummifüße in der Verpackung beigefügt, falls man das Produkt nicht auf einem Pedalboard platzieren möchte. Überhaupt ist die Verpackung eine sehr hübsche Angelegenheit in Form einer Pappschachtel, die sehr hochwertig aussieht. Zusätzlich gibt es noch drei Werbeaufkleber, die sich innerhalb der Verpackung befinden.
Das Revv G2 Anniversary Edition in der Praxis
Eine weitere Besonderheit, die das Revv G2 Anniversary Edition Pedal an den Tag legt, ist die Tatsache, dass es von der Generator Serie die Voicing-Schaltung übernommen hat. Dies bedeutet im Prinzip, dass das Pedal drei unterschiedliche klangliche Ansätze hat, sofern man es aktiviert.
In der Mittelstellung des Minischalters hat man eine sogenannte Always-on-Position. Sprich, der Hersteller sagt, dass man diese Einstellung, sofern man sie dezent vornimmt, im Prinzip immer mitlaufen lassen kann, da sie einen dezent übersteuernden Vollröhren-Amp nachempfinden soll. Des Weiteren gibt es eine Schaltung nach oben in den sogenannten Blue-Modus und nach unten in den Red-Modus. Beide Schalterstellungen gingen mit einer Zunahme der Verzerrung zu Werke, wobei der Red-Modus erwartungsgemäß die höchste Verzerrung an den Tag legt.
Aber hoppla, bei den ersten Tönen, die aus dem Pedal quillen, merkt man sofort, dass es sich hier klanglich um ein ganz anderes Niveau handelt, als was ich von dem grünen Kanal des Generators gehört habe. Das Pedal hat erstmal einen sehr angenehmen Grundsound und arbeitet auch sehr schön dynamisch mit der Gitarre zusammen.
Dabei konnte mich vor allen Dingen die neutrale Mittelstellung des Minischalters bereits im Ansatz überzeugen. Möchte man hier zum Beispiel eine „Always-on“-Schaltung praktizieren, sprich man hat das Pedal immer im Signalweg drin und erzeugt eine ganz leichte Sättigung, um dem Gitarrensound einen Hauch von Dreck zu verpassen, eignet sich dieses Pedal ganz hervorragend, wenn man den Gain-Regler fast komplett zudreht und mit dem Volume-Regler einen Hauch Boost initiiert.
Aber Achtung, der Volume-Regler arbeitet anders als man es von vielen anderen Pedalen gewohnt ist. Die 12-Uhr-Stellung bedeutet nicht, dass das Eingangs- und Ausgangssignal bezüglich des abgegebenen Pegels sich auf dem gleichen Niveau befindet. Hier kann man eher sagen, dass bei ca. 2 Uhr die gleiche Lautstärke an den Amp geht, wie wenn man das Pedal ausgeschaltet hat.
Mit der 3-Band-Klangregelung kann man zwar noch sehr schön die jeweiligen Frequenzbereiche verbiegen, ich muss allerdings zugeben, dass jegliche Klangverformung mir nicht wirklich zugesagt hat und das Pedal in meinen Ohren am besten immer dann klang, wenn alle Regler auf 12 Uhr, sprich in der Neutralstellung, standen.
Nach der überzeugenden Grundeinstellung kam leider wieder ein kleiner Dämpfer in Form des Blue-Voicings, was mich leider nicht überzeugt hat. Besagtes Voicing wirkte sehr indifferent und hatte einen unangenehmen Hochmittenanteil, der nicht wirklich überzeugen konnte. Ganz im Gegensatz zum Red-Voicing, das in die Richtung Hot-Rodded geht und einen sehr gut klingenden, stark verzerrten Crunch Sound an den Tag legt.
Zusammenfassend muss man sagen, dass es sich bei dem Revv G2 Anniversary Edition um einen hervorragenden Crunch-Overdrive handelt, der bei Bedarf gerne auch einmal in Richtung leichter Distortion gehen kann. Das Pedal klingt im Gegensatz zu seinem Vorbild hervorragend und hat mich fast auf der ganzen Linie überzeugt.