Sound
Da man beim Rockett Boing nur die Hallintensität, also den Hallanteil beeinflussen kann, gilt es also letztendlich beim Bewerten des Klangs ausschließlich die Qualität des Halls zu beurteilen. Diese ist absolut überzeugend. Der Klang des Rockett Boing hat tatsächlich viel mit einem Federhall gemein, nur dass man nun endlich vom Scheppern der Hallfeder befreit wurde, die auftritt, wenn der Verstärker durch Schwingung der Bühne in Bewegung kommt. Den Klangcharakter lässt sich am besten mit den Eigenschaften dicht, voll, warm und natürlich umschreiben.
— Fettes Stahlblech, Ampstyle-Buchsen, großer Knopf —
Wenn man sich in der beiliegenden Anleitung oder im Internet über dieses Pedal sachkundig macht, findet man die Aussage, ich übersetze: „… wurde speziell für Liveanwendungen entwickelt, wo es besonders auf hohe Durchsetzungsfähigkeit ankommt“. Solche Beschreibungen saugt man sich gerne mal aus den Fingern, wenn man auf der Suche nach verkaufsfördernden Argumenten ist. Ein Hallgerät sollte selbstverständlich stets qualitativ hochwertig und „durchsetzungsfähig“ sein. Unser Testkandidat ist als Bodentreter sowieso ausschließlich für den Bühnenbetrieb ausgelegt und die „Durchsetzungsfähigkeit“ im Livebetrieb hängt, wie wir alle wissen, von diversen Faktoren ab, aber nicht unbedingt vornehmend von einem Hallgerät, soweit es vernünftig eingestellt ist. Wie auch immer, das Rockett Boing Hallpedal klingt in jeder Einstellung sehr angenehm und produziert ausschließlich brauchbare, im Livebetrieb sinnvoll einsetzbare Klänge.
Die Audiobeispiele wurden mit folgendem Equipment erstellt:
Strat mit Single Coils – Rockett Boing – Koch Twinton II Head – 1×12″ Box mit Vintage Celestion Lautsprecher – Shure SM 57 – Apogee Duett – iMac mit Logic.
Irgendwie konsequent das Teil. Beim Original gibt es ja auch nur einen Intensitätsregler.
Schöne Soundbeispiele, Johannes, klingt wirklich überzeugend.
Aber der Preis ist auch nicht von schlechten Eltern…
Sicher kein schlechtes Gerät, aber was rechtfertigt diesen Preis?
Ein Belton-IC mit minimaler Beschaltung drumrum, die Platine ist extrem kostengünstig aufgebaut (SMD-Teile, billige Buchsen in Print-Ausführung…). Dazu ein 08/15-Gehäuse aus Druckguss. Und dafür 189€? Aua!
Bei MEK gibt es für 98€ das D’verb 3. Das wird in Deutschland in Handarbeit zusammengelötet, ist hochwertiger gebaut und vielseitiger. Bessere Bauteile, solidere Buchsen, und viel bessere Regelungsmöglichkeiten, mit Potis für Mix, Depth und Tone, Gain intern als Trimmer.
Bietet also deutlich mehr, für etwas mehr als die Hälfte…
Noch deutlich günstiger wird es als Bausatz, entweder mit dem neueren BTDR-3 (3 Potis), oder mit dem BTDR-2 (1 Poti), bei letzterem kann man im Gegensatz zum Boing dann auch noch wählen, welche Version des Chips man haben will (kurze/mittlere/lange Hallzeit). Nimmt man das Kit mit BTDR-2, hat man inkl Gehäuse und Knopf für 38€ und 1 Std. Bastelzeit ein mindestens gleichwertiges Gerät wie das Boing.
@roseblood11 edit: Nein, kein 08/15-Gehäuse, sondern eins aus gebogenem Stahl, das offensichtlich nicht dicht ist und an den Kanten näbbig aussieht – dann doch lieber Druckguss, bitte… ;-)
@roseblood11 Preise für (einfache) Effektgeräte über 70€ sind sowieso recht fragwürdig… und oft nur mit „Liebhaberwert“ zu begründen.
Die Herstellungskosten liegen meist unter 20€ zzgl. Gewinn, 100% Händleraufschlag, zzgl. 19% Märchensteuer landet man bei den fairen HB- Produkten vom großen „T“.
Wer Made in Germany supporten möchte kann ja noch ein bis zwei Zehner drauflegen.
Von riesigen Entwicklungskosten kann bei den Effekten auch nicht wirklich die Rede sein ;)
…nun ist ein Preis jedoch so lange gerechtfertigt, wie jemand diesen auch akzeptiert…
Die Wahl hat der „Verbraucher“ ;-)
Sorry, aber der Preis ist ja wohl einfach nur unverschämt.
Der IC ist stangenware, die Beschaltung drumherum Hühnerfutter und 0-8-15. Den Hall gibt es seit Jahren in etlichen Kits zum selbst bauen, teilweise für unter 50€.
Schade, dass der Tester diesbezüglich nicht recherchiert hat. Das wäre nach der ersten Google-Seite klar gewesen.
@Jan Koppe Hallo roseblood 11 und Jan,
mir ist bewusst, dass die verbauten Teile nicht viel kosten. Aber selbst bauen kann halt nicht jeder und die Firma Rockett Pedals ist nun mal im hochpreisigen Segment ansässig und wird seine Produkte (auch Booster und Verzerrer, in denen auch nicht viel verbaut ist) sicherlich nicht für kleines Geld verkaufen.
Gruß,
Johannes
@Johannes Krayer Hallo Johannes,
das kann ich jetzt ehrlich gesagt nicht nachvollziehen – man soll mehr für ein Produkt bezahlen, welches weder in den Bauteilkosten, noch in den Produktionskosten, geschweige denn den Entwicklungskosten sonderlich teuer ist, nur weil der Hersteller andere Produkte anbietet, bei denen der Preis evtl. gerechtfertigt ist? Sowas nennt man: Bezahlen für den Namen. Und das halte ich für eine der schlimmsten Plagen im Gitarrensegment.
Wenn der Hersteller das Gerät für 100€ auf den Markt geworfen hätte, okay. Das ist ein deutlicher Gewinn, immernoch zu teuer, aber irgendwo „verständlich“. Aber der Preis der da aufgerufen wird ist vollkommen unbegründet und nur dazu gedacht potentielle Käufer zu blenden. Da wird versucht durch einen hohen Preis das Gerät „toller“ klingen zu lassen, als es eigentlich ist.
Es wäre nicht die erste exakte Kopie eines günstigen Pedals zu einem exorbitanten Preis. Ich bin es langsam satt, mir vor einem Konzert von Gitarristen anhören zu müssen, dass deren 5 mal so teures Effektgerät viel besser klingt als das kleine – obwohl exakt die gleiche Schaltung verbaut wurde. Versucht das mal einem Elektrotechniker klar zu machen.
Wenn Rockett meint, dass man so eine Preispolitik fahren darf, gut. Ich meine dann einfach, dass das unverschämte Kundenverarsche ist.