Steve Stevens Signature Pedal
Ohne Zweifel gehört Steve Stevens schon ganz lange zur Elite der Saitenzupfer unseres Erdballs. Und das nicht nur wegen seines grandiosen Erfolges Anfang der 80er als Gitarrist der Band von Billy Idol, mit dem er damals riesige Erfolge feierte. Die älteren unter uns werden sich sicher noch an Stücke wie „Eyes without a face“, „Rebell Yell“ oder „White wedding“ erinnern, die fast ausnahmslos aus der Hand von Mr. Stevens stammen. Auch damalige Megastars, wie etwa der King of Pop Michael Jackson, vertrauten die Gitarrenarbeit in ihren Produktionen dem kleinen Amerikaner mit den hochtoupierten Haaren an. Hinzu kommen noch Soundtracks zu den Hollywood-Kassenschlagern Top Gun und Speed sowie einige Soloalben, die Stevens im Laufe der Jahre einspielte.
Für einen derart erfolgreichen Musiker ist es erfahrungsgemäß nicht sehr schwer, eine Firma zu finden, die den klanglichen Wünschen des Künstlers am besten umsetzen kann. Steve Stevens hat sich für den Boutiquepedal-Hersteller Rockett Pedals entschieden und mit dem Team von Rockett einen Overdrive/Booster entwickelt, der nicht nur dem klanglichen Geschmack des Künstlers entspricht, sondern dank seines effektiven Sechsband-EQs auch so manchem schlappen Röhrenamp ein neues (und wilderes) Leben einhauchen könnte.
Facts & Features
Der Rockett Rockaway Archer ist mit seinen Maßen von 102 x 64 x 50 mm zwar nicht besonders groß geraten, dafür aber ist ein knappes halbes Kilo Gewicht schon eine Ansage. Grund für das unerwartet hohe Gewicht ist die dicke Metallhülle des Pedals, das schon beim ersten Blickkontakt in Sachen Verarbeitungsqualität keine Fragen aufkommen lässt. Ein weiterer Pluspunkt gleich zu Beginn des Tests zeigt sich in der Tatsache, dass sämtliche Anschlüsse (Eingang, Ausgang und Netzanschluss) an der Stirnseite liegen. Prima, somit kann man das Rockaway Archer platzsparend auf dem Pedalboard integrieren.
Rockett Rockaway Archer – Potis und Regler
Herzstück beim Rockaway Archer stellt der grafische Sechsband-EQ dar, dessen Regler grün illuminiert sind. So weiß man stets, wo man hinzugreifen hat, um etwaige Korrekturen im Sound auch im dunkelsten Fußraum vornehmen zu können. Die sechs Bänder bzw. Fader heben das Signal entweder um 18 dB an oder senken es im gleichen Rahmen ab. Die Frequenzen bewirken im Einzelnen:
- Band 1 (ganz links) – 100 Hz
- Band 2 – 200 Hz
- Band 3 – 400 Hz
- Band 4 – 800 Hz
- Band 5 – 1,6 kHz
- Band 6 (ganz rechts) – 3,2 kHz
Die sechs Regler wackeln zwar etwas in ihrem Sitz, laufen jedoch butterweich in ihren Bahnen und sind zudem durch den Metallschalter darunter und die beiden Potis darüber gut gegen fehlgeleitete Fußtritte geschützt. Der Schalter ist ein mechanischer Typ, in dieser Preisklasse dürfte man durchaus eine relaisgesteuerte Ausführung erwarten.
Die beiden Potis für Volume und Gain hingegen fügen sich zum Gesamtbild eines echten handgefertigten Boutique-Pedals, sie sind mit dem Gehäuse fest verschraubt und bieten einen perfekten Drehwiderstand. Nicht zu hart und nicht zu weich eben.
Dass die Anschlüsse an der Stirnseite liegen, erwähnte ich ja bereits weiter vorne. Zu diesen Anschlüssen gehört auch die Buchse für das Netzteil, leider befindet sich keines im Lieferumfang. Und da das Rockett Rockaway Archer über keinen Batteriebetrieb verfügt, sollte man also eine entsprechende Mehrinvestition mit einplanen. Es sei denn, man verbindet das Pedal mit der zentralen Stromversorgung auf dem Board, denn auch hier herrscht der gewohnt zuverlässige und problemlose IBZ/BOSS Standard.
Sound & Praxis mit dem Rockett Rockaway Archer
Es ist schlicht verblüffend, welch hohes Potenzial in diesem Pedal steckt. OK, man hätte es aufgrund des grafischen EQs und seiner zahlreichen Bänder ja erwarten können. Doch auch der Grundsound des Rockett Rockaway Archer besitzt schon jede Menge Rotz, Gain und Dynamik und dürfte daher schon im Alleinbetrieb den verzerrten Kanal manch eines Amps überflüssig machen. Die sechs Bänder greifen gnadenlos zu und schneiden und boosten, was das Zeug hält. Allerdings sollte man im oberen und unteren Regelweg der Potis etwas vorsichtiger zur Sache gehen, denn leider arbeiten die Regler nicht ganz linear in ihrem Verlauf. Gerade auf den letzten Millimetern geht es noch einmal drastisch zur Sache. Beim Absenken der Frequenz ist das weniger das Problem, viel mehr kann es beim Anheben schon ganz schön auf die Ohren und den angeschlossenen Verstärker samt Box gehen!
Hören wir rein in den Rockett Rockaway Archer, das neue Lieblingsspielzeug von Steve Stevens. Für die nun folgenden Klangbeispiele wurde ein Orange Micro Dark als Verstärker verwendet, dazu eine H&K Box mit 1×12″ Celestion Vintage 30 Lautsprecher. Abgenommen wurde das Signal von einem AKG C3000 Mikrofon.
Zunächst in Klangbeispiel 1 der lineare Grundsound, alle sechs Fader befinden sich in der gerasterten Mittenposition, Gain- und Volumepoti in der 12-Uhr-Stellung.
Klingt herrlich nach dem guten, alten L.A.-Sound, der ja auch immer schon ein typisches Markenzeichen des Künstlers war.
Im nächsten Beispiel heben wir die Frequenzen bei 200, 400 und 800 Hz nun deutlich an und die Höhen bei 3,2 kHz sind fast voll aufgeregelt. Volume- und Gainpoti befinden sich nach wie vor in 12-Uhr-Position. Was eben noch rau und eher „bluesy“ klang, wird nun nach nur wenigen Handgriffen Grundlage für ein sauber artikuliertes Gitarrenriff. Hervorzuheben seien an dieser Stelle erneut die guten Dynamikwerte, mit denen das Rockaway Archer eine hervorragende Interaktion mit dem Amp, der Gitarre und nicht zu Letzt auch mit dem Spieler ermöglicht.
In Klangbeispiel drei wurden die Bässe bei 100 Hz sowie das äußerste Höhenband etwas zurückgefahren, zudem befindet sich der Gain-Regler fast auf Vollanschlag. Das ist wohlgemerkt der Sound OHNE die Verzerrung des gastgebenden Orange Micro Dark, dessen Vorstufe wurde frei von jeglicher Verzerrung sauber eingepegelt. Willkommen zum klassischen „Schwalbenschwanz“!
Hier gibt es mehr „Rotz“ denn je und die verfügbare Verzerrung dürfte vermutlich für einen Großteil von uns ausreichen. Aber es steht ja jedem frei, mit dem Rockett Rockaway Archer und dem Zerrkanal des eigenen Verstärkers zu experimentieren, die Ergebnisse dürften oft überraschend ausfallen!
Nun drehen wir den „Schwalbenschwanz“ um und senken die Bässe und Höhen deutlich ab, zusätzlich zum voll aufgeregelten Gain wird auch das Volumepoti bis fast zum Vollanschlag aufgedreht. Dem US-geprägten Grundsound und der Dynamik tut das keinen Abbruch, mein kleiner Orange winselt aber bereits um Gnade! Ich gebe es zu – etwas zu viel des Guten, aber es macht einfach verdammt viel Spaß, die sechs Fader zu schieben und dabei zu beobachten, welche Antwort der angeschlossene Verstärker dazu parat hat.
An dieser Stelle mal ein Danke an den Autor für den Artikel, aufgrund dessen und vor Allem wegen der Soundbeispiele hab ich mir das, zugegeben sündhaft teure, Kistchen gegönnt. Ich steh ja eh auf Zerren und diese hier klingt wie ich finde toll, insbesondere mit dem EQ. Es ist im Vergleich zu anderen Tretminen wirklich erstaunlich klein und wertig.