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Test: Roger Linn Design LinnStrument 128, MPE Controller

(ID: 228726)

Zum Design des LinnStrument 128

Obschon das LinnStrument 128 tatsächlich eine Strumming-Option bietet (dazu später mehr), liegt die eigentliche Parallele zur Gitarre vor allem im Verhältnis der acht Zellenreihen zueinander begründet. Standardmäßig ist die Skalierung der Spielfläche so konfiguriert, dass alle Reihen im Intervallabstand einer Quarte zueinander stehen. Das entspricht dem Stimmungsabstand der unteren vier Gitarrensaiten (E – A – D – G) und ist als ein Gliederungsprinzip für ein Skalen-Layout auch schon von Pad-Controllern wie Abletons Push bekannt. Letzterem nicht ganz unähnlich, werden beim LinnStrument 128 die verschiedenen Töne durch unterschiedliche Farbgebung hervorgehoben. Ist C als Grundton ausgewählt, leuchten standardmäßig alle Töne grün auf, die den weißen Tasten eines Keyboards entsprechen, während die Töne unbeleuchtet bleiben, die mit den schwarzen Tasten korrespondieren. Der Grundton C ist hingegen blau markiert und gibt damit einen Überblick über die einzelnen Oktavabschnitte. Zellen, die bespielt werden, leuchten wiederum rot auf und liefern auch unter schlechtesten Lichtbedingungen ein unmittelbares visuelles Feedback.

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Der standardmäßige Performance-Modus des LinnStrument 128

Aufgrund des gleichartigen Abstands aller Zellenreihen zueinander und der Tatsache, dass der Intervallabstand zwischen den Zellen innerhalb einer Reihe immer einen Halbton beträgt, haben wir es beim LinnStrument 128 mit einer isomorphen Spielfläche zu tun. Diese Design-Entscheidung ist nicht allein auf Roger Linns Gitarrenhintergrund zurückzuführen, sondern folgt tiefgreifenden Überlegungen dazu, wie sich eine multidimensionale Spielfläche am besten zugunsten eines möglichst intuitiven Spiels umsetzen ließe.

Die Vorteile eines isomorphen Layouts werden deutlich, wenn man sich die negative Alternative in Form des Keyboard-Layouts vor Augen hält: Hier sind gleitende Bewegungen zwischen den einzelnen Halbtönen nicht regelmäßig möglich, da sich die schwarzen Tasten grundsätzlich hinter den weißen Tasten, das heißt horizontal nicht auf gleicher Höhe befinden. Das daraus resultierende Problem ist folgendes: Während eine gleitende Bewegung von H nach C eine Tonhöhenbeugung um einen Halbton bewirkt, so erzeugt die gleiche Bewegung von C zum nächsten gleichartig angeordneten Ton, also dem D, eine Tonhöhenbeugung um einen Ganzton. Will man jedoch die Tonhöhe von C aus um nur einen Halbton aufwärts beugen, muss man die Fingerbewegung vertikal variieren, um zum Cis zu gelangen. Das heißt, die Bewegung für diese Tonhöhenbeugung wäre eine völlig andere als diejenige zwischen direkt benachbarten weißen Tasten, die in einem Halbtonintervallverhältnis zueinander stehen (H und C sowie E und F). Was für ein Hindernis diese Unregelmäßigkeit darstellt, wird deutlich, wenn man das Beispiel auf eine Gitarre überträgt. Hier wäre das nämlich so, als müsste man in verschiedenen Bundlagen verschiedene Distanzen für dasselbe Bending-Ergebnis zurücklegen.

Dieses Keyboard-spezifische Problem betrifft ebenfalls die intuitive Fingerbewegung für ein Vibrato. Auf weißen Tasten, die linksseitig in einem Halbtonabstand und rechtsseitig in einem Ganztonabstand zur benachbarten Note stehen (C und F), könnte man auf derselben horizontalen Ebene nur ein asymmetrisches Vibrato erzeugen: Nach links würde eine Tonhöhenbeugung um einen Halbton, nach rechts eine Tonhöhenbeugung um einen Ganzton erzeugt. Unregelmäßigkeiten ergäben sich auch in der Vertikale, da die schwarzen Tasten in der Regel kürzer als die weißen sind, wodurch auf ihnen ein viel geringerer Bewegungsspielraum für vertikale Bewegungen zur Verfügung stünde. Ferner herrscht auf einem Keyboard das Jahrhunderte alte Problem, dass man je nach Tonart verschiedene Spiel- und Grifftechniken erlernen muss.

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Die Problematik eines Keyboard-Layouts im Kontext multidimensionaler Eingabequellen lässt sich schnell zusammenfassen: Die Steuerung zur Erzielung gleicher Ergebnisse ist uneinheitlich. Im Gegenzug dazu erlaubt das isomorphe Design des LinnStrument 128 identische horizontale und vertikale Bewegungen zur Erzielung gleicher Ergebnisse, unabhängig davon, wo die Finger gerade aufschlagen oder hingleiten. Überdies können hier auch sämtliche Akkordvariationen über alle Tonarten hinweg auf die gleiche Weise gespielt werden. Das allein würde für ein klares 2:0 ausreichen. Einen weiteren Treffer gegenüber dem Keyboard erzielt das LinnStrument 128 aufgrund seiner Kompaktheit. So umfassen die 8 x 16 Zellen vier Oktaven auf nur 57 mal 21 Zentimetern, ohne dass sich jemand über Minitasten beschweren müsste. Diese Kompaktheit ist nicht nur praktisch für den Transport, sondern sie hat auch zufolge, dass die Bass- und Höhenbereiche nicht so weit auseinanderliegen wie beim Keyboard, man also beides immer gleich gut im Blick hat (4:0). Ferner kommt durch den Quartversatz einer jeden Reihe jeder Ton nicht nur einmal vor, wodurch sich im Grunde auch Oszillatorverstimmungen spielen lassen. Gegenüber dem Keyboard-Layout kommt man somit auf fünf Vorzüge.

Schließlich sei noch ganz unnostalgisch daran zu erinnern, warum die Steuerung von elektronischen Klangerzeugern immer schon mit einer Emanzipation vom Keyboardformat einherging. Denn beim Einsatz rein elektronischer Klangerzeuger ist man nicht mehr auf die lineare Anordnung von Tönen angewiesen, wie man sie aus Gründen mechanischer Notwendigkeit bei einem Klavier oder Flügel vorfindet, wo sich die einzelnen Saiten hinter den Tasten befinden. Ohne diese mechanische Bedingung, die nur bei akustischen oder elektromechanischen Instrumenten einen direkten Einfluss auf die Qualität des Timbres hat, erstarrt der Einsatz des Keyboardgerüsts im Grunde zur reinen Gewohnheit, die nicht unbedingt die beste aller denkbaren tonalen Artikulationsmöglichkeiten erlaubt. Dadurch wird das Keyboard als Eingabenorm für elektronische Klangerzeuger streng genommen hinfällig und kann seinen Platz nur noch als eine von vielen Möglichkeiten behaupten.

Alles so schön bunt hier: Die Navigation auf dem LinnStrument 128

Das LinnStrument 128 bietet selbstverständlich nicht nur eine Spielfläche, sondern kommt auch mit allerlei Einstellungsoptionen und Zusatz-Features daher. Zugang zu sämtlichen Optionen erhält man über die am linken Rand befindlichen Tasten, die jeweils aufleuchten, wenn man sie betätigt. Drückt man eine dieser Tasten, dann verwandelt sich die Spielfläche in ein Menü, das über das Zellraster Auskunft über die jeweiligen Einstellungen gibt, was bedeutet, dass auf dem Spielfeld in verschiedenen Farben aufleuchtende Zellen angezeigt werden. Doch keine Angst, man muss keine Farbcodierungen auswendig lernen. In der Regel sind die auf dem Spielfeld visualisierten Einstellungen auf vier Reihen angeordnet, über deren Entzifferung der obere, untere und rechte Rand des Spielfelds Auskunft geben. An diesen Rändern finden sich in 16 (oben und unten) bzw. 8 Spalten (rechts) und 4 Reihen angeordnete Beschreibungen, die mit den darunter, darüber oder links daneben befindlichen 4 Zellreihen bzw. Spalten korrespondieren.

Die Funktionstasten links neben dem Spielfeld

Beispiel: Man möchte zu den Optionen gelangen, die darüber bestimmen, über wie viele MIDI-Kanäle das LinnStrument Daten an einen Klangerzeuger sendet. Sie sind Teil der Split-Einstellungen. Also drückt man die Taste „Per-Split Settings“, um ins entsprechende Menü zu gelangen. Die Optionen für dieses Menü sind am oberen Rand in 16 Spalten und 4 Reihen beschrieben. Dies bedeutet, dass für die visuelle Repräsentation dieser Einstellungen nur die oberen vier Reihen des Spielfelds relevant sind; entsprechend werden in diesem Menü auch nie Zellen in der unteren Hälfte aufleuchten. Wie man der Beschriftung am oberen Rand entnehmen kann, befinden sich die für die Auswahl von verschiedenen MIDI-Modi relevanten Zellen in der ersten Spalte, da die Optionen direkt über der ersten Zelle abgedruckt sind. Grau unterlegt werden hier drei Optionen übereinander aufgeführt: „One Chan“ (Daten werden je Split nur über einen MIDI-Kanal gesendet), „ChPerNote“ (jede Zelle sendet Daten über einen separaten MIDI-Kanal) und „ChPerRow“ (jede Reihe sendet Daten über einen separaten MIDI-Kanal). Die vierte und unterste Beschriftungsreihe ist frei, was bedeutet, dass nur die obersten drei Zellen der ersten Spalte für eine Auswahl relevant sind. Leuchtet in dieser Spalte die oberste Zelle, ist „One Chan“ aktiviert, leuchtet die zweite Zelle von oben, ist „ChPerNote“ aktiviert, leuchtet die dritte Zelle von oben, ist „ChPerRow“ aktiviert. Die vierte Zelle von oben kann in diesem Fall nicht aufleuchten, weil es keine weitere Auswahlmöglichkeit gibt. So gliedert sich die Navigation durch alle ähnlich aufgebauten Menüs und sie geht tatsächlich schneller vonstatten als sie sich beschreiben lässt. Überdies ist durch die rund um das Spielfeld abgedruckten Optionen die Bedienungsanleitung immer aufgeschlagen, was zur Folge hat, dass einem sämtliche Konfigurationen sehr schnell von der Hand gehen.

Die Optionen für die Split-Einstellungen

Anzeige der Split-Einstellungen

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Forum
  1. Profilbild
    Tolayon

    In der Tat ein sehr vielversprechendes Konzept, das herkömmliche Tastaturen und weitere Alternativ-Controller wie Blaswandler hervorragend ergänzt.

    MPE mag zwar ein Midi-Protokoll sein, aber meiner Meinung nach schreit dieser Controller geradezu danach, auch noch mit einer Reihe frei zuweisbarer CV-Ausgänge ausgestattet zu werden. Vor allem die Modularwelt dürfte es Roger Linn sicher danken.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Bei dem Amazona YouTube Video muss ich leider feststellen dass mich das linnstrument nicht überzeugen könnte, gäbe es nicht noch weitere Videos welche die Stärken dieses Controllers besser zeigen. Es zeigt auch, dass man Üben muss um die Vorteile zu nutzen und besser zu klingen als mit einem stink normalen Keyboard!

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