Sounds
In Sachen Klang bietet die C-200 insgesamt fünf Sektionen an. Diese umfassen die Bereiche Orgel, Harpsichord, Fortepiano, Piano und Celesta. Jeweils nur eine der Sektionen kann aktiv sein, und deren Sounds können ausgewählt werden. Nun zunächst zu den wichtigsten Klängen – der Orgel. Aufgeteilt ist die Orgel in Manual Division I und II, die entweder gleichzeitig per Split auf die Tastatur verteilt werden können, oder man legt eine der beiden Divisionen auf eine externe Tastatur bzw. das Pedal. Dazu jedoch später mehr.
Division I der C-200 verfügt über insgesamt 28 Orgel- und 8 Orchesterklangfarben, die mit Hilfe der Wippschalter eingestellt werden können. Pro Schalter stehen dabei vier Klangfarben zur Auswahl. Die entsprechende Auswahl wird netterweise auch optisch dargestellt, so dass das Ganze bei allen aktiven Wippschaltern sehr nett anzuschauen ist und natürlich auch eine gute Orientierung bietet. Division II bietet nochmals 20 Orgel- und 8 Orchesterklänge, die wie Division I über die zuständigen Wippschalter ausgewählt werden. Insgesamt klingen alle Orgel-Sounds der C-200 sehr authentisch und gut. Dazu tragen natürlich auch die guten internen Lautsprecher bei. Und wenn man bereits bei diesen Boxen ein gutes und vor allem realistisches Spielgefühl hat, kann man sich sehr gut vorstellen, wie das Ganze über eine große PA klingt.
In der unteren Hälfte der Tastatur findet man der Vollständigkeit halber die Pedal-Division, die wahlweise jedoch auch mit einem optionalen MIDI-Pedal gespielt werden kann. Hier stehen nochmals vier Orgelklänge pro Wippe zur Verfügung, wobei wiederum nur jeweils einer aktiv gespielt werden kann.
Wie bereits erwähnt, profitiert die C-200 sehr von den guten Bassreflexlautsprechern. Diese geben ein sehr sauberes und druckvolles Klangbild ab. Für einen noch größeren Realismus hat Roland die Orgelklänge noch mit einem Windladen-Panorama ausgestattet. Dieses ordnet die einzelnen Pfeifen der Orgel räumlich im Stereofeld an und simuliert so die echte Anordnung der Pfeifen in einer Kirche. Aufgrund des begrenzten Stereofeldes kommt dieser Effekt bei den internen Lautsprechern leider nicht so zum Tragen. Aber der Test mit einer größeren PA ergab hier einen sehr schönen und großen Klang.
Neben den Orgelklängen bietet die C-200 noch die Sounds der vier bereits erwähnten Sektionen. Celesta, Harpsichord, Fortepiano und Piano werden über die direkten Soundtaster angewählt und klingen ebenfalls sehr gut. Da vielen wahrscheinlich das Instrument Fortepiano nicht so bekannt ist wie das normale Klavier, hier eine kurze Erklärung dazu.
Beim Fortepiano (auch Hammerklavier genannt) handelt es sich um einen Vorgänger des heutigen Klaviers. Auch hier wurden die einzelnen Saiten bereits mit Hämmern angeschlagen und so zum Klingen gebracht. Damals wurden die Hämmer allerdings oftmals mit Leder überzogen, so dass sich ein eher metallischer Klang ergeben hat. Gerade für klassische Stücke, bei denen der Klang möglichst originalgetreu sein soll, setzt man das Fortepiano (bzw. die darauf beruhenden digitalen Klänge der heutigen Zeit) ein.
Effekte & Extras
Die Effekteinheit der C-200 ist zwar klein und übersichtlich gehalten, dafür klingen sowohl der Hall als auch das Vibrato sehr gut. Außer dem Reverb-Anteil lässt sich leider nichts verändern, aber für die häufigsten Einsatzgebiete sollte es ausreichen.
Da es sich bei der C-200 um eine klassische Orgel handelt, die natürlich passend zur entsprechenden Original-Musik aus der Barockzeit o.ä. erklingen soll, kann man zwischen verschiedenen Stimmungssystemen und deren Frequenzen wählen. Als Systeme stehen zunächst einmal Equal (heutige Stimmung) sowie Werckmeister, Kirnberger, Vallotti und Meantone zur Auswahl. Weiterhin kann man zwischen den Stimmfrequenzen 465, 440, 415 und 392 Hz wählen. Somit sind die gängigsten Stimmungen vertreten. Solch eine Auswahl findet man nicht bei jedem Instrument, daher ein schönes Feature.
Abschließend seien noch folgende Funktionen erwähnt, die in der Praxis sicherlich hilfreich sein können. Insgesamt acht Registrierungsspeicher hat die C-200 an Bord. Die Lieblingsklänge können so schnell und einfach abgespeichert und immer wieder aufgerufen werden. Die Bedienung des Speichers erfolgt über bestimmte Tastenkombinationen, die jedoch nach einigen Anwendungen im Schlaf beherrscht werden.
Mit an Bord hat die C-200 noch einen Song-Recorder. Die eingespielten Songs werden direkt auf einem USB-Speicherstick abgelegt; maximal können 99 Songs verwaltet werden. Schön ist, dass die Songs nicht nur die Noteninformationen an sich beinhalten, sondern auch den bei der Aufnahme gewählten Klang.
Praxis
Für wen ist die Roland C-200 denn nun gedacht? Wie eingangs bereits erwähnt, sind die rockigen Töne und Verzerrungen nicht das Lieblingsgebiet der Orgel. Hier geht es tatsächlich um die großen und majestätischen Sounds von Barock über Romantik bis hin zur aktuellen Kirchenmusik. Passende Einsatzgebiete finden sich meiner Meinung nach dennoch in vielen Bereichen, egal ob Kirchen, klassische Musikstudenten, Theater oder einfach nur fürs persönliche Üben zu Hause. Dabei ist die C-200 genau darauf ausgelegt, eben nicht nur an einem Standort zu verweilen, sondern beim leichten 12 kg Gewicht ist sie schnell mal unter den Arm gepackt und zur nächsten Probe bzw. Auftritt transportiert.
Ich weiss nicht, wer den Sound „Fortepiano“ im Qualitätsmanagement zu verantworten hat, aber der Mensch gehört entlassen.
@vssmnn http://en......Fortepiano
klingt mir jedenfalls viel zu drahtig und zu wenig nach „Hammer“
@vssmnn Ich hab leider auch noch nie eins unter den Fingern gehabt, aber soweit ich weiß klingen die Dinger konstruktionsbedingt tatsächlich viel drahtiger und wenig basslastig. Passend zur Zielgruppe ist der Sound dann wohl auch eher für Barockmusik gedacht.
Das Klangbeispiel deckt sich auch halbwegs mit anderen Samples im Netz. Ob er jetzt aber wirklich realistisch ist, wäre eine andere Frage…
Dieses Fortepiano Sample ist sehr gut gelungen. Genau wie beim Original ist der Bassbereich nicht so voluminös bassig wie der eines Flügels, wodurch sich Akkorde auch in tiefen Lagen spielen lassen. Die einschlägige Literatur berücksichtigt das entsprechend. Der Klangcharakter des heute meistens Hammerklavier genannten Instrumentes ist was für einen speziellen Interessentenkreis und sollte nicht mit gängigen Flügeln verwechselt werden. Es gibt übrigens Hammerklaviere mit noch deutlich rustikalerem Klangcharakter, einige davon wurden bereits für Pianoteq virtualisiert.
Da kann ich Dir nur zustimmen. Das C200 ist natürlich auf eine ganz bestimmte Zielgruppe zugeschnitten. Dementsprechend sind auch die Sounds gestaltet. Das Hammerklavier ist absolut nicht mit einem Flügel oder heutigem Klavier zu vergleichen. Der Klang mag sicherlich etwas „fremd „klingen aber so wie das Fortepiano beim C200 klingt, ist es schon sehr gut gelungen.
@vssmnn Damit wäre das Thema „Wie oute ich mich im Internet als völlig planlos in Instrumentenkunde“ wohl abgeschlossen.
Sehr hübsches Gerät. Alleine das Retrodesign ist ein Kaufgrund :) .. Die Klänge sind aber wohl eher auf Baptisten-Sonntagsmesse zugeschnitten , als auf übliche Unterhaltungs- und Popmusik….
@t.bechholds Das Baptisten sich so ein Gerät zulegen wird wohl eher die Ausnahme sein.
Landeskirchen, denen das Geld für eine traditionelle Orgel fehlt, sind hierfür eindeutig prädestiniert.
Mir gefällt das Gerät „trotzdem“ (wenn man von den grausam altbackenen Schalter absieht).
Roland sollte eine analoge Klangerzeugung reinbauen, die Schalter ersetzen, und das Gerät auf den Markt bringen.
Das wäre fett!
Weitere Demos;
http://www.....wq9THM2238
Echt hörenswert.
Ihr schreibt „Cembalo und Harpsichord…“ das ist das gleiche, ihr habt eine Sektion vergessen. Celesta!
@Question-Guy Da hat sich tatsächlich ein Fehler eingeschlichen. Weiter oben am Anfang des Abschnitts Sounds steht es richtig mit Celesta, weiter unten hat sich der Fehler Cembalo eingeschlichen. Danke für die Info, werde ich so bald möglich abändern.
Bei dem an sich guten Testbericht fehlt noch ein deataillierter Hinweis auf die sehr gelungenen Orchesterstimmen, die gemeinsam mit den Orgelstimmen gespielt werden können.
Unter den acht Orchesterstimmen sind besonders hervorzuheben: Trompete, Oboe, Strings, Chor und E-Piano.
Übrigens: die „grausam altbackenen Schalter“ (Filterfreak) sind bei vielen Pfeifenorgeln und digitalen Kirchenorgeln üblich und somit beim C-200 stilgerecht.