Virtuelles Piano mit vielen Sounds
Vor einigen Wochen stellte Roland eines neues Software-Instrument vor, das Roland Earth Piano. Erhältlich ist es sowohl über die Roland Cloud als auch als Download-Version über den Fachhandel. Wer bereits eine Roland Cloud Ultimate Mitgliedschaft nutzt, bekommt das Earth Piano kostenlos.
Inhaltsverzeichnis
Roland Earth Piano – Übersicht
Im offiziellen Video zum Earth Piano spricht der Hersteller zunächst ein wenig über die Evolution der Roland Pianos, angefangen mit dem Roland EP-10 aus dem Jahr 1973. Über allerhand Pianos folgt dann der Schritt hin zum V-Piano, das sicherlich eine sehr besondere Entwicklung von Roland war. Im Jahr 2024 steht nun also das Earth Piano an, das laut Roland breit aufgestellt ist und nicht nur den klassischen Flügel-Sound, sondern insgesamt sieben unterschiedliche Basis-Sounds bietet, die sich dazu flexibel anpassen lassen sollen.
Installation und Bedienung
Das Earth Piano von Roland ist sowohl über die Roland Cloud als auch im Handel als Download erhältlich. Nutzer eines Ultimate Abonnements bekommen das Software-Piano seit einiger Zeit in ihrem Account angezeigt und werden hierfür nicht extra zur Kasse gebeten. Alle anderen können sich das Piano zum (stolzen) Preis von 289,- Euro kaufen.
Nach dem Download lässt sich die Installation, die auf meinem Mac fehler- und stressfrei durchläuft, starten, und danach taucht das Software-Instrument in der DAW auf. Ein Standalone-Betrieb ist nicht möglich, es ist also zwingend irgendeine Art von Host-Software notwendig.
Als Systemvoraussetzungen gibt Roland macOS 10.15 (Catalina) an, PC-Rechner sollten über mindestens Windows 10 verfügen (beide 64 Bit). Das Plug-in liegt in den Formaten AAX, AU und VST3 vor, lässt sich also in allen gängigen DAWs einsetzen.
Das GUI des Earth Piano ist einfach aufgebaut und klar gegliedert. Hier sollte sich jeder zurecht finden, der schon einmal ein Software-Instrument bedient hat. Grafisch bietet Roland hier zwar nichts Außergewöhnliches, dafür muss man aber auch nicht mit zu kleinen oder in Hieroglyphen-Manier geschriebenen Schriftarten und Bildchen kämpfen.
Auf der linken Seite befinden sich die drei Buttons Piano Designer, Tweak und Single Note, mittig eine Grafik, die je nach Auswahl des Pianomodells unterschiedliche Flügel oder Klavier zeigt und rechts hat Roland den MFX-Button untergebracht, der zu der internen Effektabteilung des Software-Instruments führt. Über die graue Leiste oberhalb der Flügel-/Klavier-Grafik hat man Zugriff auf die vorgefertigten Presets. Pro Pianomodell gibt es zwischen 14 und 18 Presets, insgesamt 117 hat Roland vorab für seine Kunden zusammengestellt. Eigene Presets können natürlich angelegt und gespeichert werden.
Die Sounds des Roland Earth Piano
Wie eingangs erwähnt, basieren die Klänge des Earth Piano von Roland auf sieben unterschiedlichen Modellen. Diese hören auf die Namen:
- Classic Grand
- Session Grand
- Artist Grand
- All Silver
- Natural Upright
- Natural Felt Upright
- Toy Piano
Klanglich bietet Roland hier ein großes Repertoire, das weit über das Angebot anderer Software-Pianos hinausgeht. Bekommt man bei den Mitbewerbern in der Regel nur ein Flügelmodell geboten, lässt sich beim Earth Piano wirklich aus dem Vollen schöpfen. Vor allem die Tatsache, dass man hier nicht nur typische Flügel-Sounds geboten bekommt, sondern auch Uprights, d.h. Klaviere und keinen Flügel, sowie einige Toy Pianos und ein Felt Piano, die man vor allem im Multimedia- und Filmbereich gut einsetzen kann, gefällt mir gut.
Im folgenden Video könnt ihr euch einige der Preset Sounds anhören:
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Mir persönlich gefallen die Sounds gut bis sehr gut. Sowohl klassische Literatur als auch modernere Songs lassen sich mit den Klängen des Software-Pianos gekonnt umsetzen. Die Sounds klingen schön aus und verändern sich auch klanglich bei Variation der Anschlagsstärke, so dass der Klang schön realistisch rüberkommt. Manchmal fehlt mir etwas die „Wucht“ bei vollem Anschlag und Spielen der Flügel-Sounds, da empfinde ich manche Sounds nicht dynamisch genug.
Wer mit den Preset-Klängen des Pianos nicht ganz zufrieden ist, kann beim Roland Earth Piano diverse Parameter anpassen, um sich seinen eigenen Lieblings-Sound zu kreieren. Durch Drücken auf den virtuellen Button Piano Designer öffnet sich ein Fenster, in dem die folgenden Parameter angepasst werden können:
- Lid
- Cabinet Resonance
- Sympathetic Resonance
- Key Off Noise
- Duplex Scale
- Pedal Noise
- String Resonance
- Key Off Resonance
Hier lässt sich also schon einiges einstellen, aber im Vergleich zum Mitbewerber Pianoteq geht das Ganze nicht so sehr ins Detail. Wer also seine Sounds richtig von Grund auf editieren möchte, wird mit Pianoteq sicherlich glücklicher.
Weitere Parameter verstecken sich hinter dem nächsten Button namens Tweak. Hier geht es zum einen um grundsätzliche Einstellungen wie Tune und die Stimmung (Equal, Kirnberger, Werckmeister etc.), zum anderen lässt sich auch die Stereobreite sowie Attack und Release einstellen.
Zu guter Letzt lassen sich auch einzelne Noten bearbeiten. Sowohl das Tuning (im Cent-Bereich) als auch die Lautstärke pro Note (Amp) und der Charakter jeder Note (dunkler bis hellerer Klang) können verändert werden.
Effekte
Um die internen Sounds auch direkt in Szene zu setzen, bietet das Roland Earth Piano eine gut ausgestattete Effektsektion. Zunächst war ich beim Klick auf den MFX-Button enttäuscht, denn danach erscheint im aufpoppenden Fenster lediglich ein 4-Band-Equalizer. Immerhin lassen sich die beiden Mittenbänder zwischen 200 Hz und 8 kHz einstellen. Doch weit gefehlt, Roland hat sein Software-Piano mit einer kompletten Multieffektabteilung ausgestattet, die sich beim Klick auf die obere Leiste offenbart.
Neben dem erwähnten Equalizer hat Roland dem Earth Piano noch allerhand Effekte wie Phaser, Drive/Amp, LoFi, Looper, Chorus usw. sowie 24 fertige Effektkombinationen mit auf den Weg gegeben, die allesamt gut klingen und mit Hilfe von entsprechenden Parametern angepasst werden können. Mit Ausnahme der erwähnten Effektkombinationen lässt sich beim Earth Piano stets nur einer dieser Effekte nutzen. Mehrere Effekte hintereinander schalten geht nicht.
Von den genannten Effekten unabhängig agieren die drei Sektionen Kompressor, Equalizer und Reverb. Diese lassen sich über einen Klick auf das Mixer-Symbol oben rechts einblenden. Auch hier passt die grafische Darstellung zum Gesamtbild des Software-Instruments, so dass alles übersichtlich aufgebaut und einfach verständlich ist.
Beim Kompressor lässt sich zwischen vier Modi wählen (Standard, FETCOMP-76, CHCOMP-4000G, OPTCOMP-2A). Je nach Wahl des Kompressortyps verändert sich die Darstellung und Anzahl/Art der Parameter. Von sanft komprimieren bis kräftig zugreifen und wörtlich ans Limit(er) bringen, ist hier alles möglich, sehr schön.
Der 3-Band-Equalizer mit stimmbaren Mitten lässt sich sowohl durch Drehen an den kleinen, virtuellen Reglern als auch durch Klicken und Ziehen der EQ-Kurve anpassen.
Abgerundet wird das Ganze durch ein wiederum sehr gut ausgestattetes Reverb-Modul. Auch hier stehen unterschiedliche Reverb-Typen (insgesamt 9 Modi) zur Auswahl bereit. Neben klassischem Hall und einem Simulator für große Säle und Arenen bietet der Reverb-Effekt auch Gated-Effekte oder beispielsweise einen Integra-7-Reverb.
Klar, jede aktuelle DAW bietet ebenfalls eine Vielzahl von integrierten Effekt-Plug-ins, so dass man meinen könnte, die Effekte des Earth Piano braucht man nicht. Aber wenn ich auf der Suche nach einem passenden Piano-Sound bin, ist es mir oftmals einfach zu umständlich, die leider viel zu lange Plug-in-Liste durchzugehen auf der Suche nach dem passenden Plug-in. Da geht das intern innerhalb des Software-Instruments einfach schneller.
ich mag die Roland Piano Sounds.
Manchmal hat man die Chance, ein Cloud Abo zu erwerben und als Belohnung ne Dauerlizenz zu bekommen, aber keine Ahnung, ob das bei diesem Klavier geht…
Ich sage eher: Nicht noch ein Piano Plugin! Aber bei einem E-Piano würde ich heute anstatt Korg auch eher zu Roland greifen. Klingen iwi besser meiner Ansicht nach und machen auch optisch mehr her. Ist zumindest meine Erfahrung aber ob man das generell sagen kann? keine Ahnung!
@Filterpad Das denke ich auch immer…und dann höre ich mich durch die verschiedenen Pianos der Nord Piano Library oder höre Pop- oder Klassikaufnahmen mit Pianos und denke: Wir haben noch nicht einmal einen Bruchteil der klanglichen Möglichkeiten eines richtigen Klaviers erreicht. Ein Sample bleibt ein Sample, selbst wenn es per EQ und Effekten verbogen wird. Will man einen anderen Sound, benötigt man ein anderes Sample. Das merkt man immer schön bei den Digitalpiano-Presets, die auf demselben Sample Set beruhen. Insofern haben mehrere Plug-ins mit mehreren Sample Sets oder gar VM ihre Berechtigung.