Anfänger- oder Zweit-Piano für die Bühne?
Auf der NAMM 2019 hatte Roland sein neues Einsteiger-Piano vorgestellt. Ob man es als Stagepiano, Digitalpiano oder mobiles E-Piano bezeichnen möchte, spielt letztlich keine Rolle. Fakt ist: 88 Tasten besitzt es, die wichtigsten Sounds sind an Bord – was will man mehr? Für was die Ausstattung des Roland FP-10 reicht und wo man es damit am besten einsetzen kann, erfahrt ihr im Test.
Einsteiger- oder Zweit-Piano – was ist das Roland FP-10?
Um es gleich mal vorwegzunehmen: Der Preis des Roland FP-10 liegt knapp unterhalb der 500,- Euro Marke und dafür darf man im Jahr 2019 schon so einiges erwarten. Neben Roland tummeln sich in diesem Preissegment die altbekannten Mitbewerber. Yamaha, Kawai, Casio – alle haben für die Einsteiger etwas Passendes zu bieten. Aber man möchte ja nicht etwas, sondern das Passende für sich selbst oder den Nachwuchs-Pianistin/Pianisten im Kinderzimmer kaufen.
Optisch kleidet man sich bei Roland und dem neuen FP-10 dezent in Schwarz. Möchte man eine andere Farbe, muss man gleich zum nächstgrößeren Modell FP-30 greifen, dieses gibt es nämlich auch im edlen Weiß. Das FP-10 gibt es dagegen nur in Schwarz. Der Optik tut dies keinen Abbruch, denn durch die geschwungene Form des Gehäuses macht das E-Piano eine gute Figur. Die Seitenkanten sind abgerundet, das Kunststoffgehäuse ist dazu sauber gefertigt.
Das Bedienfeld ist schnell abgehandelt, lediglich vier Buttons findet man darauf. Power-On/Off, Lautstärke lauter, Lautstärke leiser, Function – das war’s. Gewiefte E-Pianisten werden schon wissen, worauf das hinausläuft, Anfängern sei Folgendes erklärt: Möchte man am FP-10 einen Sound, Effekt oder sonstige Funktionen einstellen, muss hierzu die Function-Taste plus eine Taste der 88er-Klaviatur gedrückt werden. Das klingt nicht sonderlich kompliziert und ist es in der Praxis auch nicht, aber im Vergleich zu den Mitbewerbern, die in der Preisregion des FP-10 angesiedelt sind, bieten die meisten Pianos zumindest ein 3-stelliges Display, über das Sound-Nummern und Parameter-Einstellungen angezeigt werden können.
Allerdings wartet Roland mit einer ins Jahr 2019 passenden Alternative auf: Über die kostenlose Roland Piano Partner 2 App lässt sich das FP-10 komfortabel über ein iOS- oder Android-Device steuern. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass nahezu jeder Käufer des FP-10 über ein geeignetes Smartphone/Tablet verfügt und so schön komfortabel das auch sein mag, sein Piano über eine App zu steuern, nicht nachvollziehen kann ich, dass man einige Funktionen und Sounds nur über die App aufrufen kann. Am Keyboard selbst lassen sich beispielsweise 15 Sounds aufrufen, an die weitergehenden Sounds, die Roland bei vielen anderen Produkten in der Other-Kategorie zusammenfasst, kommt man nur über die App.
Anschlüsse und Tastatur des Roland FP-10
Wie auch bei der Anzahl der Bedienelemente hat Roland beim FP-10 nur das Nötigste eingeplant. USB-Ports für Computer und Speichermedien, Netzteilanschluss sowie einen 3,5 mm Kopfhörerausgang und eine Klinkenbuchse für ein Pedal findet man auf der Rückseite des Pianos. Auch wenn das FP-10 über ein eingebautes Lautsprechersystem verfügt, hätten es Musikschulen oder Chöre sicherlich gerne gesehen, wenn das FP-10 nicht nur über einen kombinierten Kopfhörer/Line-Ausgang verfügen, sondern getrennte Ausspielmöglichkeiten bieten würde. MIDI-DIN-Anschlüsse bietet das FP-10 nicht, was es schwer macht, das Piano beispielsweise als Masterkeyboard oder eines von zwei/drei etc. Keyboards im Live-Setup einzubinden.
Als Tastatur kommt beim FP-10 die bewährte PHA-4 Standard-Tastatur zum Einsatz. Diese ist aus Kunststoff gefertigt und bietet ein sehr gutes Spielgefühl. Offiziell betitelt Roland die Tastatur als „Hammermechanik-Klaviatur“, dafür sind die Tasten allerdings recht moderat gewichtet. Aftertouch bietet die Tastatur des Roland FP-10 nicht. Sie ist allerdings mit einem 3-fach-Sensor und Druckpunktsimualtion ausgestattet, sehr gut. Schön ist außerdem, dass die weißen Tasten allesamt über eine leicht angeraute Oberfläche verfügen und die Tastaturgeräusche kaum wahrnehmbar sind. Die Anschlagsdynamik der Tastatur lässt sich in fünf Stufen einstellen.
Zum Lieferumfang des FP-10 gehören ein Notenständer, ein Haltepedal sowie eine gedruckte Bedienungsanleitung. Die Maße des FP-10 belaufen sich auf 1284 x 258 x 140 mm, das Gewicht beträgt 12,3 kg. Optional erhältlich ist ein Holzunterbau, hierauf lässt sich das FP-10 fest montieren.
Praxiseinsatz des Roland FP-10 Pianos
Wie bereits erwähnt, bietet das FP-10 zunächst einmal 15 Sounds, diese lassen sich über die Tastatur des Pianos aufrufen. Die 15 Presets verteilen sich auf vier A-Pianos, jeweils zwei E-Pianos, Orgeln, Harpsichords und Streicher sowie Vibraphone, Pad und Jazz Scat-Ensemble.
Angefangen mit den vier unterschiedlichen Piano-Varianten des FP-10 bekommt man schon einen guten Eindruck, was klanglich mit diesem E-Piano möglich ist. Alle Piano-Presets klingen sehr ausgewogen, fast schon überaus gezähmt, d. h. „edgy“ und kantige Pianos gibt es hier nicht, dafür Klavier-Sounds, die gefallen möchten. Das ist keine Kritik, denn für ein solches Einsteiger-Piano mit dem Fokus auf dem Spielen von Flügel-Sounds ist das meiner Meinung nach genau richtig.
Lobenswert ist die Tatsache, dass Roland bereits seinem Einsteiger-Piano „klangliche Zusätze“ wie Saiten-, Dämpfer- und Key-off-Resonanz spendiert hat. Im Vergleich zu den größeren Stagepianos von Roland lassen sich diese Parameter zwar nicht verändern, sind also stets aktiv und hörbar, aber nicht editierbar, tragen so aber einen großen Teil zum guten Eindruck des Pianos bei.
Das kann das FP-10 auch sehr gut, die Sounds lassen sich sowohl einzeln als auch in einem Band- oder Ensemble-Kontext gut einsetzen. Dank der vier unterschiedlichen auf Rolands SuperNatural-Klangerzeugung beruhenden Presets hat Roland auch für etwas klangliche Abwechslung gesorgt.
Weiter geht es bei den zwei E-Pianos, wovon das erste Preset ein Rhodes nachbildet, das zweite ein FM-Piano. Auch diese beiden Sounds lassen sich sehr gut spielen und können überzeugen.
Orgeln (einmal Jazz, einmal Kirchenorgel), Streicher und der Rest der Sound-Palette überzeugen ebenfalls und zeugen von guter Qualität.
Die Tastatur des FP-10 lässt sich auf Wunsch splitten, so dass man zwei Sounds nebeneinander auf der Tastatur verteilen kann, auch Layer bzw. ein Twin-Modus, d. h. die Aufteilung in zwei gleiche Tastaturteile sind möglich. Dies ist beispielsweise in einer Lehrer-Schüler-Situation sinnvoll.
Weitere Funktionen des FP-10 Pianos
Zum temposynchronen Üben bietet das FP-10 ein Metronom. Über die Tastatur lässt es sich ein- und ausschalten sowie das Tempo in 1er oder 10er Schritten erhöhen bzw. erniedrigen. Allerdings hat man ohne sein Smartphone/Tablet und der passenden App keinerlei Möglichkeit, das exakte Tempo zu erkennen, d. h. entweder vom Ausgangstempo mitrechnen oder App nutzen.
Hinsichtlich der Effekte bietet Roland seine zwei klassischen Möglichkeiten der Klang- bzw. Raumbeeinflussung: Ambience und Brilliance verändern den Sound hinsichtlich Höhen und Tiefen bzw. lassen sich die Sounds des FP-10 mit dem Ambience-Effekt passend in den virtuellen Raum stellen.
Bluetooth und App
Wie eingangs bereits erwähnt, lässt sich das FP-10 über die Piano Partner 2 App von Roland steuern. Via Bluetooth wird die Verbindung hergestellt und neben der Steuerung des Pianos ermöglicht die App weitergehende Funktionen.
Hier einige Beispiele, was die App ermöglicht (Auszug von der Roland Website):
- Songs — Durchsuchen und spielen Sie Musik aus der internen Song-Bibliothek Ihres Roland Pianos
- DigiScore Lite — Lassen Sie sich Noten und Partituren zu den internen Songs anzeigen
- Rhythm — Entwickeln Sie Ihr Rhythmusgefühl dank intelligenten Begleitungen, die Ihrem Akkordspiel folgen
- Flash Card Games — Spielerische Herausforderungen, mit denen Sie Ihr Gehör trainieren und Ihre Notenlese-Fähigkeiten verbessern
- Fernsteuerung — Steuern Sie die Funktionen Ihres Roland Digital Pianos über Ihr Mobilgerät
- Recorder — Nehmen Sie Ihre täglichen Performances auf, um diese unmittelbar zu überprüfen
- Tagebuch — Halten Sie Ihre täglichen Aktivitäten fest und teilen Sie Ihre Statistiken auf Ihren Social Media-Kanälen, wie Twitter und Facebook
- Profile — Legen Sie mehrere Benutzerkonten an, um individuelle Tagebuchdaten auf einem Gerät zu speichern
Lautsprechersystem
Das interne Lautsprechersystems FP-10 besitzt eine Leistung von 2x 6 Watt. Die zwei Lautsprecher des Pianos sind nach unten abstrahlend an der Außenseite des FP-10 untergebracht. Hierdurch ergibt sich ein schöner räumlicher Klang mit ausgewogenem Klangbild. Wie so oft bei den kompakten mobilen Pianos fehlt es dem FP-10 aber etwas an Bassfundament. Dass dieser durchaus vorhanden ist, hört man, wenn man die Sounds des Pianos über Kopfhörer oder eine externe PA abhört. Über das FP-10 selbst kommt dies leider nicht ganz zur Geltung. Insgesamt fällt der Klang des Lautsprechersystem des E-Pianos aber zufriedenstellend aus.
Felix, vielen Dank für den Test, der wie gerufen kam!
Nimmst Du noch eine Gesamtbewertung mit Sternchen vor?
@earl75 Entschuldigung, so eben nachgetragen :-)